Das Dorf der toten Seelen (eBook)

Psychothriller

****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
448 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-944-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Dorf der toten Seelen - Camilla Sten
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Stranger Things meets Scandinavian Crime

Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor 60 Jahren verschwanden unter ungeklärten Umständen alle Bewohner von einem Tag auf den anderen. Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist. Mit ihrem Team bricht sie zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot. Wer ist außer ihnen noch in Silvertjärn? Was ist damals passiert? Und vor allem: Werden Sie diesen grausamen Ort lebend verlassen?

Das erste Buch von der Tochter der Bestsellerautorin Viveca Sten!



Camilla Sten wurde 1992 geboren und studiert an der Universität Uppsala Psychologie. Sie interessierte sich schon früh für Politik und schreibt Artikel über Feminismus, Rassismus und das aktuelle politische Klima für diverse schwedische Zeitungen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, der Bestsellerautorin Viveca Sten, schrieb sie bereits mehrere Bücher.

Heute

Ein knisterndes, durchdringendes Geräusch reißt mich aus dem Dämmerschlaf. Ich bin sofort hellwach.

Als ich mich auf dem Beifahrersitz aufrichte, sehe ich Tone das Radio ausschalten. Das Knistern hört augenblicklich auf. Nur noch das dumpfe Brummen des Motors ist zu hören. Im Wageninneren herrscht eine fast beklemmende Stille.

»Was war das denn eben?«, frage ich.

»Das Radio ist schon seit ein paar Kilometern gestört«, erwidert Tone. »Erst kam Classic-Rock, dann Schlagermusik, dann nur noch Rauschen.«

»Das ist bestimmt der Beginn der Todeszone«, witzele ich. Vor lauter Aufregung verspüre ich ein Kribbeln im Bauch. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. Es ist spät geworden.

»Ich habe immer noch Empfang, aber nur ganz schwach. Ich poste mal schnell ein Status-Update, bevor die Verbindung völlig abbricht.« Ich logge mich auf Instagram ein, mache einen Schnappschuss von der Straße, die in der goldenen Abendsonne vor uns liegt. »Hey, wie findest du diese Bildunterschrift? Wir haben unser Ziel fast erreicht! Nähern uns der Todeszone. Melden uns in fünf Tagen wieder, falls uns nicht die Geister holen …«

Tone verzieht das Gesicht. »Na ja. Ist vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, oder?«

»Sie werden es lieben«, sage ich, lade den Beitrag hoch und teile ihn auf Twitter und Facebook, bevor ich das Smartphone wieder in die Tasche zurückstecke. »Unsere Follower stehen doch total auf so was. Geister und Horrorfilme.«

»Unsere Follower – alle elf«, bemerkt Tone.

Ich verdrehe die Augen. Aber ihr spöttischer Kommentar versetzt mir einen kleinen Stich. Vermutlich, weil er der Wahrheit ziemlich nahekommt.

Tone sieht es nicht. Ihr Blick ist auf die Straße gerichtet – auf die leere, sich schnurgerade vor uns erstreckende Autobahn. Hoher, undurchdringlicher Kiefernwald umgibt uns, und zu unserer Linken geht blutrot die Sonne am Himmel unter.

»Wir müssten gleich die Ausfahrt erreichen«, sagt Tone.

»Soll ich dich mal am Steuer ablösen?«, frage ich. »Ich wollte nicht einschlafen. Keine Ahnung, wie mir das passieren konnte.«

Tone verzieht die Mundwinkel. »Wenn du bis um vier Uhr früh wach warst, um alles durchzugehen, ist das kein Wunder«, sagt sie, ohne auf mein Angebot einzugehen.

Ob das ein Vorwurf war? Ich bin mir nicht sicher. »Vielleicht nicht«, gebe ich ihr recht.

Trotzdem bin ich überrascht. Ich hätte erwartet, dass die fieberhafte Aufregung, die mich in den letzten Nächten wach gehalten hat, auch während der Autofahrt anhalten würde.

Ich werfe einen Blick in den Seitenspiegel und sehe unmittelbar hinter uns den anderen weißen Kastenwagen mit Emmy und dem Techniktypen. Max’ blauer Volvo ist der letzte in der kleinen Karawane.

Dieses Gefühl, das ich im Bauch verspüre … Ist es Aufregung oder vielleicht doch Beunruhigung?

Das intensive Licht färbt meinen weißen Pulli rot und lässt Tones Silhouette scharf hervortreten. Mit ihrer auffallend geraden Patriziernase und der markanten Kieferpartie hat sie wirklich ein beneidenswert schönes Profil. Ich habe sie noch nie geschminkt gesehen. Und ich selbst – bin ich vielleicht übertrieben eitel? Ich habe mir mein straßenköterbraunes Haar platinblond färben lassen – obwohl es mich neunhundert Kronen gekostet hat, die ich gar nicht hatte, und obwohl ich auf dem Bildmaterial, das wir in den kommenden fünf Tagen aufnehmen werden, noch nicht einmal zu sehen sein werde.

Ich habe es für mich getan. Um meine Nerven zu beruhigen. Und weil wir auch noch Fotos für unser Instagram-Profil und die Facebook-Seite, für Twitter und den Blog machen müssen. Um unsere wenigen Follower und Sponsoren bei der Stange zu halten. Dazu gehören eben auch ein paar Bilder von der Crew.

Ich habe einen schlechten Geschmack im Mund. Mein Blick fällt auf Tones Getränk im Becherhalter.

»Was ist das da?«, frage ich.

»Cola. Zero. Kannst du gerne haben, wenn du willst«, erwidert Tone.

Ich trinke gierig, war wohl durstiger, als ich dachte. Aber sonderlich erfrischend ist die abgestandene Cola nicht.

»Da!«, ruft Tone plötzlich und drosselt das Tempo.

Die alte Ausfahrt existiert nicht im GPS, das hatten wir schon bei der Planung der Route bemerkt. Wir mussten uns auf altes Kartenmaterial aus den Vierziger- und Fünfzigerjahren stützen, haben es gründlich mit den alten Karten aus dem Archiv der Verkehrsbehörde abgeglichen und uns den Verlauf der stillgelegten Bahntrasse angesehen, als der Zug noch zweimal pro Woche in Silvertjärn hielt. Max ist gut im Kartenlesen und hat uns versichert, dass die Straße hier liegen sollte. Ich war mir da aber ganz und gar nicht so sicher. Das bin ich erst jetzt, als Tone sich im Schneckentempo der kleinen Ausfahrt nähert, die einst die einzige befahrbare Straße zum Dorf darstellte.

Nachdem wir abgebogen sind, bremst Tone ab und stellt den Motor aus.

Ich bin erstaunt. »Was ist los? Warum hältst du an?«

Tones Gesicht ist noch blasser als sonst, ihre Lippen zusammengepresst, die Sommersprossen zeichnen sich deutlich auf ihrer hellen Haut ab. Ihre Hände umklammern das Lenkrad.

»Tone?«, frage ich noch einmal etwas leiser.

»Ich hätte nie gedacht, dass ich das wirklich einmal zu sehen bekäme, das ist alles«, erwidert sie tonlos.

Ich lege meine Hand auf ihren Arm. Die Muskeln unter ihrem Shirt sind hart vor Anspannung.

»Soll ich lieber fahren?«, frage ich.

Die anderen haben inzwischen auch angehalten.

Tone lässt das Lenkrad los und lehnt sich auf dem Sitz zurück.

»Vielleicht ist das besser«, sagt sie, ohne mich anzusehen, und steigt aus.

Ich folge ihrem Beispiel. Die eisig kalte Luft draußen trifft mich wie ein Schock und durchdringt sofort meinen Pulli.

Als ich auf dem Fahrersitz Platz nehme, hat Tone schon ihren Sicherheitsgurt angelegt. Ich warte darauf, dass sie irgendetwas sagt, aber sie schweigt. Also gebe ich vorsichtig Gas, und wir fahren die halb zugewucherte Straße entlang.

Die Bäume bilden ein Dach über dem Weg, der Wald scheint uns zu verschlucken. Andachtsvolle Stille breitet sich zwischen uns aus. Tones plötzlich im Halbdunkel erklingende Stimme lässt mich zusammenfahren.

»Es ist sowieso besser, wenn du in den Ort hineinfährst. Es ist dein Projekt. Du wolltest hierher, oder?«

Ich frage mich verunsichert, wie sie das wohl meint, während ich mich gleichzeitig darauf konzentriere, den schwerfälligen Kastenwagen über Steine und knorrige Wurzeln zu manövrieren.

»Ja, schon«, erwidere ich.

Ein Glück nur, dass wir beim Mieten der Autos eine Versicherung dazu gebucht haben. Für dieses Terrain sind die Fahrzeuge wirklich nicht gemacht. Aber wir brauchten Kleinlastwagen wie diese, um unsere Ausrüstung transportieren zu können. Und geländetauglichere Fahrzeuge wären in der Tagesmiete so teuer gewesen, dass sie unser Budget um ein Vielfaches gesprengt hätten.

Schweigend setzen wir die Fahrt fort. Während die Minuten verrinnen und wir immer tiefer in den Wald hineinfahren, kommt mir der Gedanke, wie abgeschieden diese kleine Ansiedlung doch gewesen sein muss. Meine Großmutter hatte mir erzählt, dass kaum jemand aus dem Ort ein Auto besessen hatte. Wollte man die Zivilisation erreichen, musste man auf den Zug warten oder war gezwungen, zu Fuß zu gehen. Wie lange musste das gedauert haben, wenn wir mit dem Auto schon so lange dorthin brauchen? Dieses Dorf musste wirklich eine Welt für sich gewesen sein.

Wir passieren einen kleinen Weg, der sich in den Wald hineinschlängelt. Zuerst bin ich mir unsicher, ob wir vielleicht lieber dort entlang sollen, doch dann wird mir klar, dass es sich dabei um den Weg zum Stollen handeln muss. Ich fahre weiter geradeaus, im Kriechtempo über herabgefallene Zweige und Äste. Der Kastenwagen ächzt und stöhnt, kämpft sich aber vorwärts.

Als ich mich gerade besorgt frage, ob wir uns doch geirrt haben – ob dies doch nur ein Waldweg ist, ein Wanderweg, und wir immer tiefer in den Wald geraten, bis wir mitsamt unseren Autos, unserer Ausrüstung, unseren irrwitzigen Ideen und Ambitionen stecken bleiben, lichtet sich auf einmal das Dickicht um uns herum.

»Da!«, flüstere ich, mehr zu mir selbst als zu Tone.

Ich trete leicht aufs Gas und spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt.

Dann lassen wir den Wald hinter uns und stehen an einem leichten Abhang. Und da liegt die Ansiedlung vor uns, in einem Tal.

Über den Häusern im Osten des Dorfes erhebt sich die Kirche; eine stolze, hohe Turmspitze, gekrönt von einem grazilen Kreuz, das unbegreiflich rein im Licht der Abendsonne glitzert. Die kleinen Häuschen wirken mit ihren verfallenen Fassaden wie bloße Silhouetten. Der Fluss schlängelt sich durch den Ort und mündet in den Waldsee, der dem Dorf seinen Namen verliehen hat und womöglich einst silberfarben war – Silvertjärn, der »Silbersee«. Heute aber liegt das Gewässer schwarz und blank da, als verberge es ein uraltes Geheimnis. Im Bericht der Grubengesellschaft stand, dass sie den See nicht untersucht hätten und auch keine Angaben darüber machen könnten, wie tief er sei. Womöglich erstreckt er sich bis ganz hinunter auf Grundwasserniveau – bodenlos tief.

Aus einem Impuls heraus löse ich meinen Sicherheitsgurt, steige aus und lasse meinen Blick über das Dorf schweifen. Es ist ganz still. Nur das dumpfe, ewige Brummen des Motors und die leisen Seufzer, die der Wind über den Dächern der...

Erscheint lt. Verlag 5.5.2020
Übersetzer Nina Hoyer
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Staden
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20 • action thriller • Aufklärung • Baby • Dorf • Ebook Thriller • Geheimnis • Geisterstadt • gute Thriller • krimi und thriller • Leiche • Mord • Nervenkitzel • Psychothriller • Psychothriller bücher • Romy Hausmann • spannend • spannend erzählt • Spuk • Steinigung • sten • Stille • Stranger Things • Thriller • thriller 2020 • thriller buch bestseller • thriller deutsch • thriller ebook • Thriller Krimi • thriller neu • Thriller Neuerscheinungen • Thriller Neuerscheinungen 2020 • thriller taschenbücher • Tot • Tragödie • Vergangenheit • Verlassen • verschwunden • Viveca Sten
ISBN-10 3-95967-944-0 / 3959679440
ISBN-13 978-3-95967-944-2 / 9783959679442
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