G. F. Unger Sonder-Edition 180 (eBook)

Wannagan muss kämpfen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9104-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 180 - G. F. Unger
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Der Maverick-Jäger Chet Wannagan ist ein Mann aus hundertachtzig Pfund Knochen, Sehnen und Muskeln. Er besitzt die Kraft eines Grizzlys und die Gewandtheit eines Pumas. Aber Chet Wannagan ist ein friedfertiger Mensch - von den abendlichen Saloon-Raufereien einmal abgesehen. Das wird anders, als es einigen Leuten in Silver Hit einfällt, die Maverickjäger als Viehdiebe abzustempeln, und als Wannagans halbwüchsiger Sohn in der Stadt auftaucht und den Vater aus der Ausnüchterungszelle des Jails holt. Der Rat von Freunden ist richtig: Wannagan muss kämpfen!

Chet Wannagans Abend beginnt wie all die anderen Abende auch in Silver Hit, wenn er nicht gerade auf seinem gefleckten Pferd durch die Hügel streift, um ein paar Mavericks zu jagen.

Er isst in Lily Carpenters Speisehaus und lächelt blitzend, als Lily zu ihm an den Tisch kommt und sich niederlässt.

»Du wirst jede Nacht schöner, Lily«, sagt er. »Wenn ich ein seriöser Mann wäre, würde ich zuerst mein Glück bei dir versuchen. Warum – zum Teufel! – hast du noch nicht den richtigen Hombre gefunden?«

Sie betrachtet ihn unter langen Wimpern hervor nachdenklich, und sie ist eine dunkelhaarige und blauäugige Frau. Sie ist auf eine rassige und etwas wilde Art schön. Bevor sie dieses Speisehaus eröffnete, reiste sie mit einem Zirkus durch die Welt. Und wahrscheinlich war sie damals die einzige Frau auf der Welt, welche in einem großen Gitterkäfig Löwen und Tiger vorführte, sie Kunststücke machen und durch einen Reifen springen ließ.

Einst nannte man sie Tiger-Lily, und damals war sie knapp zwanzig Jahre alt.

Sie betrachtet Chet Wannagan eine ganze Weile. Dann schüttelt sie den Kopf, so als wollte sie damit zu verstehen geben, dass sie heute zu ihrem beiderseitigen üblichen Wortgeplänkel keine Lust hätte. Sie wird nun sichtlich ernst.

»Pass auf, Chet Wannagan«, sagte sie herbe, »und mache deine Ohren weit auf. Die Rancher hatten eine Zusammenkunft. Sie fassten Beschlüsse. Ab sofort wird nicht nur jeder Maverickjäger wie ein Viehdieb behandelt und an den nächsten Ast gehängt. Ab sofort gehen die Rancher auch gegen jeden freien Reiter vor. Dazu gehörst du, Chet Wannagan. Sie werden dich aus dem Lande jagen, sobald du außerhalb der Stadt spazieren reiten solltest – dich und all die anderen Jungens. Hast du das richtig verstanden?«

Sie fragt es mit einem bitteren Ernst, und es mutet fast so an, als wollte sie keinem erwachsenen Manne, sondern einem unreifen wilden Jungen den Ernst der Situation klarmachen.

Aber Chet Wannagan lächelte blitzend.

Er sagte: »Ach, Blauauge, es wird alles nicht so heiß gegessen. Es wird da schon noch ein paar Unterschiede geben, denke ich. Besonders was mich betrifft. Mache dir nur keine Sorgen um mich.«

Sie betrachtet ihn nur fast mitleidig.

»Du könntest ein großer Bursche hier sein in unserem Lande«, sagte sie dann. »Der größte Bursche vielleicht von allen. Du könntest das. Doch es ist dir egal. Du verschwendest dich. Du bist ein Narr. Du hast kein Ziel. Und jede Nacht in dieser Stadt betrinkst du dich.«

»Richtig«, nickt er. »Auch heute wieder, sobald ich beim Spiel genug gewonnen habe, dass es reicht für einen richtigen Rausch. Aber was geht dich mein Leben an?«

Sie erhebt sich stumm, zögert noch einen Moment.

»Ja, ich bin ein krummer Hund«, murmelt er. »Ich tauge nichts und renne immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand. Du bist ein prächtiges Mädchen, Lily. Aber es hat keinen Zweck, mich ändern zu wollen.«

Da geht sie wortlos in die Küche zurück, wo zwei Chinaköche arbeiten.

Chet Wannagan aber schlingt nun sein Essen herunter. Nun hat er es eilig, hinauszukommen.

Wie jeden Abend geht er in Pablo Uvaldes Spielhalle, findet dort auch eine Pokerrunde und legt seine goldene Uhr auf den Tisch.

»Ich spiele bis Mitternacht«, sagte er. »Wer leiht mir auf diese Uhr zwanzig Dollar?«

Einer der anderen Spieler – ein Minen-Vorarbeiter – nimmt die Uhr, betrachtet sie und nickt.

»Gemacht«, sagt er. »Wenn sie bis Mitternacht nicht eingelöst wird, gehört sie mir. Aber keine Minute später darf sie eingelöst werden.«

Er schiebt das Geld hinüber zu Chet Wannagan.

Und dann beginnt das Spiel.

Als es Mitternacht ist, löst Chet Wannagan die Uhr ein und behält noch siebenundfünfzig Dollar übrig. Davon gibt er eine Runde aus, zahlt im Salon nebenan zehn Dollar Schulden und trifft dort den Mietstallbesitzer, dem er fünf Dollar schuldig ist, die er sofort zahlt. Er kauft sich eine Zigarre und macht sich mit dem Rest des Geldes auf den Weg zu China-Marys Etablissement. Eine rote Laterne, die dort vor dem Eingang hängt, weist ihm in der dunklen Gasse den Weg.

Die Mädchen begrüßen ihn bald schon mit Freudenschreien. Dies tun sie gewiss nicht nur wegen der vierzig Dollar in seiner Tasche. Gewiss, vierzig Dollar sind zwei volle Cowboy-Monatslöhne – aber sie mögen Chet Wannagan.

Die Nacht wird für Chet Wannagan recht amüsant – bis – nun, bis etwa drei Uhr morgens.

Dann kommt nämlich Stapp Shaccer, der Weideboss der Shamroy Ranch, mit drei seiner Reiter in das Etablissement, um vor dem Heimritt noch eine Freude zu genießen.

Es ist ein unglückliches Zusammentreffen, denn die Shamroy-Reiter sind betrunken genug, um zu verlangen, dass Rinder- und Pferdediebe zu verschwinden hätten.

Dabei sehen sie Chet Wannagan an.

Und der macht sich frei von zwei Mädchen. Auch er ist schon betrunken genug, um die Shamroy-Reiter Stinker zu nennen. Und weil er sich freigemacht hat und aufgestanden ist, will er sich nun nicht mit ein paar Worten begnügen. Er kann sich zwar kaum noch auf den Beinen halten, doch er greift die vier Shamroy-Reiter an und trifft den Vormann Stapp Shaccer gleich mit dem ersten Schwinger auf die Nase. Und dann geht es richtig los.

Denn Chet Wannagan ist ein Mann aus neunzig Kilo Knochen, Sehnen und Muskeln, so schnell wie ein Wildkater und erfahren in Saloonkämpfen.

Es wird schlimm.

Diesmal erwacht er nicht in einem billigen Zimmer oder im Stroh des Mietstalles. Es dauerte jedoch eine ganze Weile, bis er begreift, dass er sich in einer Zelle befindet.

Von der Pritsche aus kann er durch die Gitterstäbe und die offene Tür des Zellenraumes ins Office sehen.

Sheriff Al Cane sitzt dort am Schreibtisch und ist dabei, seine alte Tabakpfeife zu säubern; es ist ein altes Ding mit einem halbverbrannten Kopf, dem es auf die Dauer nicht bekam, immer wieder mit brennenden Zweigen aus einem Campfeuer angezündet zu werden.

»He, Cane!« Chet Wannagans Stimme klingt misstönig.

Der alte grauhaarige Sheriff kommt nach einer Weile.

Er bringt ihm eine Blechtasse voll Kaffee mit und reicht sie ihm durch die Gitterstäbe.

Chet Wannagan nimmt sie, trinkt und sagt dann: »Kaffee kochen kannst du bestimmt nicht, Al Cane. Ich wette, du hast aus Versehen deine Fußlappen mit im gleichen Kessel gekocht.«

»Mir schmeckt mein Kaffee«, brummt Al Cane.

Sie blicken durch die Gitterstäbe grimmig einander an.

»Warum sitze ich in der Zelle?«

»Weil du kein Geld mehr hattest, um den angerichteten Schaden bezahlen zu können. Lily Carpenter hätte dich ausgelöst. Doch ich dachte mir, dass dir dies nicht besonders lieb wäre. Oder?«

»Du hast richtig gedacht«, brummt Chet Wannagan.

»Was muss ich zahlen?«

»Rund zweihundert Dollar.«

»He!«

»Der große Spiegel ging zum Teufel. Dann das Bild mit der nackten Frau auf dem Stier. Und dann hast du dich an den Kristall-Leuchter gehängt, um den Jungens die Füße vor den Bauch treten zu können. Dass dich der herunterfallende Leuchter nicht erschlagen hat, ist ein Wunder. Und die Zeugen sagen auch, dass du den Kampf begonnen hast. Stapp Shaccer musste zum Doc, der ihm das Nasenbein wieder richtete und mit einem breiten Pflaster schiente. Chet, es wird ein böses Ende mit dir nehmen, denke ich.«

»Das denke ich auch. Aber wenn ich hier in der Zelle sitze, kann ich zweihundert Dollar nicht verdienen. Lass mich raus. Auf Ehrenwort, Al Cane. Aber lass mich raus.«

Der alte Sheriff lehnt in der Tür, die vom Office in den Zellenraum führt. Von den drei Gitterzellen ist nur diese eine belegt. Al Cane ist kaum mehr als mittelgroß, doch er wirkt noch sehr drahtig und zäh. Er ist immer noch ein beachtlicher Mann und lässt bei seinem Anblick an einen alten Jagdfalken denken, dem die Erfahrung ein vollwertiger Ersatz für die verlorene Jugend wurde und immer noch ist.

»Wenn ich dich rauslasse«, sagte er, »gehst du gewiss wieder auf Maverickjagd. Denn nur mit einer kleinen Herde Mavericks kannst du so schnell das Geld beschaffen. Aber wenn …«

»Ich habe eine Ranch und ein immer noch eingetragenes Brandzeichen«, unterbricht ihn Chet Wannagan. »Ich kann Mavericks jagen wie jeder Rancher. Ich bin kein Streuner auf dieser Weide. Oder?«

»Wenn sie dich mit Mavericks erwischen, hängen sie dich wegen Viehdiebstahl auf«, murmelt der Sheriff. »Auf dich und einige andere Jungens haben sie es jetzt abgesehen. Ich kann nicht überall sein und euch beschützen. Ich weiß nicht mal, ob ich es tun würde, könnte ich es.«

»Warum nicht?«

Chet Wannagans Frage kommt verächtlich.

Da tritt der alte Sheriff ganz dicht an die Gitterstäbe heran, fasst zwei von ihnen und sagt langsam: »Diese Stadt ist meine letzte. Ich bekomme nirgendwo mehr einen Job als Sheriff. Aber ich könnte hier noch ein paar Jahre Sheriff sein, wenn ich mit den Ranchern keinen Streit habe. Ich kann hier jeden Monat zwanzig Dollar sparen. Zwanzig Dollar! Später werde ich von zwanzig Dollar im Monat leben müssen. Verstehst du, mein Junge? Je länger ich hier sparen kann, umso mehr Monate kommen zusammen. Warum soll ich mich also mit der Rancher-Vereinigung anlegen, wenn sie einen Rinderdieb hängen?«

Er tritt wieder zurück.

»Wenn du mir dein Wort gibst, dass du dein Geld nicht durch Rinder- und Pferdediebstahl in diesem Lande beschaffen willst, lass ich dich auf Ehrenwort frei....

Erscheint lt. Verlag 7.1.2020
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-9104-2 / 3732591042
ISBN-13 978-3-7325-9104-6 / 9783732591046
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