Jerry Cotton 3264 (eBook)

Rätsel um eine Leiche

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9082-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3264 - Jerry Cotton
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Bei Grabungen im New Yorker Straßennetz wurde eine männliche Leiche gefunden. Es handelte sich um einen vor dreißig Jahren verschwundenen Politiker, von dem man geglaubt hatte, dass er sich nach Bekanntwerden eines Skandals abgesetzt hätte. Im Mittelpunkt des Skandals hatte seine damalige Geliebte gestanden, die wiederum war inzwischen die Frau eines einflussreichen Medienmoguls. Die Ermittlungen in der New Yorker High Society gestalteten sich für Phil und mich ungemütlich. Erst recht, als herauskam, dass der Tote gar nicht der verschwundene Politiker war, sondern sein ehemaliger Bodyguard, den niemand vermisst hatte ...

Als ich am späten Vormittag im Büro ankam, reichte mir Phil ein Memo. Das Memo besagte nur, dass vor zwei Tagen bei Bauarbeiten in der Chambers Street am City Hall Park eine stark verweste männliche Leiche gefunden worden war. Die Gerichtsmedizin schätzte aufgrund des Zustandes der verbliebenen Knochen, dass der Mann vor fünfundzwanzig bis dreißig Jahren gestorben war.

Praktischerweise hatte neben dem Toten eine Brieftasche mit einem halben Dutzend Ausweisen und Kreditkarten gelegen. Der Ausweis war – ebenso wie die Kreditkarten –schon stark verwittert, aber eine der Kreditkartennummern war noch lesbar gewesen und hatte einer Person zugeordnet werden können, die tatsächlich vor dreißig Jahren als vermisst gemeldet worden war.

Es handelte sich um einen damals ebenso jungen wie erfolgreichen Lokalpolitiker namens Brian Shoemaker aus Cleveland, Ohio, der, kurz nachdem er zum Bürgermeister in seiner Heimatstadt gewählt worden war, über Nacht spurlos verschwand. Beiliegende Fotos zeigten einen jungen, sportlichen Mann mit blonden Haaren, dichten Augenbrauen über hellblauen Augen und einem auffallend starkem Unterkiefer, der auf Durchsetzungsfähigkeit schließen ließ.

Es waren keine Spuren von Gewalt an dem Skelett zu finden gewesen, und auch in der näheren Umgebung hatten sich keine Spuren eines Verbrechens finden lassen. Zum ungefähren Todeszeitpunkt Shoemakers hatte es umfangreiche Straßenarbeiten an der Chambers Street gegeben, sodass es durchaus möglich war, dass der Mann einfach nachts die Absperrungen ignoriert, in eine der Gruben gefallen, gestorben und am nächsten Morgen zugeschüttet worden war.

Natürlich war sein Verschwinden in Cleveland bemerkt worden, und es hatte eine Vermisstenanzeige gegeben – aber auch damals schon keine Hinweise auf ein Verbrechen.

Trotzdem sollten wir uns einmal mit seiner Witwe unterhalten, um ihr mitzuteilen, dass ihr Ehemann gefunden worden war, und herauszufinden, ob vielleicht doch Ermittlungsbedarf bestand.

»Die Dame lebt mit ihrem neuen Ehemann in Detroit«, sagte Phil. »Und falls du fragen willst: Nein, sie hat ihn nicht kurz nach dem Verschwinden ihres ersten Mannes kennengelernt. Erst fünf Jahre später, als sie von Cleveland nach Detroit gezogen ist. Er ist dort ein erfolgreicher Medienmogul, besitzt mehrere Fernsehsender.«

Ich sah auf meine Uhr. »Wir sollten Helen bitten, uns einen Flug nach Detroit zu buchen. Mit etwas Glück sind wir gegen Abend wieder hier.«

Phil schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

»Das Spiel, du hast recht!« Er sprang auf und griff nach seiner Jacke. »Ich hätte fast vergessen, dass wir um fünfzehn Dollar gewettet haben. Ich will es live sehen, wie die 49ners deine Giants aus dem Stadion jagen.«

Ich kommentierte Phils Bemerkung nicht. Auch wenn ich kein ausgemachter Footballfan war, dass die San Francisco 49ners gegen unsere New Yorker Giants gewinnen würden, hielt ich für unwahrscheinlich. Und die fünfzehn Dollar, die ich gewinnen würde, würden sowieso für ein Sixpack Bier und ein paar Sandwiches draufgehen.

Wir schauten schnell bei Helen vorbei, und sie setzte sich sofort ans Telefon, um uns Hin- und Rückflüge zu buchen. Dann fuhren wir mit meinem Jaguar zum LaGuardia Airport und gönnten uns noch einen Kaffee, bevor wir die Maschine bestiegen und abhoben.

Zwei Stunden später landeten wir in Detroit, wo schon ein Mietwagen auf uns wartete, und keine dreißig Minuten später sahen wir auf einem Berg etwas außerhalb von Detroit die beeindruckende Villa der Sawyers über einem kleinen Wald aufragen.

Die Villa war die einzige auf dem Berg, die gewundene Zufahrt den Sawyers vorbehalten. Das Ganze sah mehr wie eine Burg als wie ein Wohnhaus aus.

Zur Seite des Waldes hin, durch den eine Abzweigung der Straße führte, hatten sich die Sawyers in den Hang hinein einen voll verglasten Pool bauen lassen, eines von diesen modernen Dingern, die einem auch unter Wasser einen grandiosen Blick auf die Landschaft unter einem boten.

Selbst von hier unten, wo wir uns befanden, konnte man sehen, wie sich eine Gestalt im Pool bewegte. Offensichtlich schwamm dort gerade jemand und genoss dabei die Aussicht.

Wir fuhren die Zufahrt hoch und standen einige Minuten später vor der Villa von Raiden Sawyer, dem zweiten Ehemann der ehemaligen Mrs. Shoemaker.

Es öffnete uns ein Mann im Anzug, Mitte fünfzig, mit Halbglatze und heruntergezogenen Mundwinkeln. Offensichtlich handelte es sich um den Butler.

»Sie wünschen?«, fragte er, sichtlich desinteressiert, während er Phil und mich musterte.

»Wir wünschen Mrs. Sawyer zu sprechen«, sagte ich.

»Mrs. Sawyer hat keine Zeit«, erwiderte er.

Ich zückte meinen Ausweis. Widerwillig gab er dem Druck meines Fußes nach und ließ uns eintreten.

»Ich werde Bescheid geben, dass Sie in der Lobby warten«, sagte er. Dann ließ er uns stehen und verschwand durch eine Tür.

Wir sahen uns kurz um und setzten uns dann auf ein Sofa von der Farbe einer Aubergine, direkt neben einer fast zehn Fuß hohen Palme, unter der die Statue eines griechischen Diskuswerfers mit fehlendem linken Arm stand. Ein kleines, goldenes Schild auf dem Sockel der Statue mit einer Jahreszahl darauf, die deutlich vor der Geburt Christi lag, deutete dezent an, dass die Statue echt war – wie wahrscheinlich alles, was den Besuchern der Lobby den Reichtum der Bewohner vor Augen führen sollte. Angefangen bei dem Beistelltisch aus Bleikristall und dem Boden aus italienischem Marmor bis hin zu den Bildern an der Wand, die die Bedeutung der antiken Statue durch ihre Modernität noch unterstrichen.

Phil pfiff leise durch die Zähne. »Anscheinend lässt sich mit Fernsehen immer noch eine Menge Geld verdienen.«

Ich wollte eben etwas Bestätigendes sagen, als zwei Hunde, so groß wie Teetassen, durch die Tür, durch die der Butler verschwunden war, gewackelt kamen und uns so leise ankläfften, dass man sich unweigerlich fragte, ob man nicht ein Hörgerät brauchte. Den Hunden folgte eine Frau im Bademantel mit Leopardenmuster und einem Handtuch um den Kopf.

»Rembrandt. Beethoven. Aus«, zischte die Frau und schob die Hunde mit einem Fuß beiseite.

Die beiden Tierchen drehten sich um und verschwanden hinter einer der Palmen.

Wir standen auf und reichten der Frau die Hand.

»Mrs. Avery Sawyer?«, fragte ich zur Sicherheit.

Sie nickte und bedeutete uns, dass wir uns wieder setzen sollten, während sie uns gegenüber Platz nahm.

»Wir kommen aus New York«, erklärte ich und sah mein Gegenüber aufmerksam an.

Mrs. Sawyer war Mitte fünfzig, machte aber einen jüngeren Eindruck. Sie sah intelligent aus, mit einer Spur Melancholie im Blick, und unter dem Bademantel zeichnete sich ein durch Sport und gesunde Lebensweise geformter Körper ab.

»Ich möchte Sie nicht erschrecken«, fuhr ich fort. »Aber wir haben bei Straßenarbeiten am City Hall Park in New York eine männliche Leiche gefunden, die wir vorläufig als Ihren vermissten Ehemann Brian Shoemaker identifizieren konnten. Sie haben ihn vor dreißig Jahren in Cleveland als vermisst gemeldet. Es scheint nun, dass er damals bei uns in New York zu Tode gekommen ist.«

Ich beobachtete ihre Reaktion. Sie riss erschrocken die Augen auf, dann schüttelte sie den Kopf und öffnete den Mund, als wollte sie uns etwas sagen.

Wir kannten das schon. Die meisten Menschen, die mit dem Tod eines nahestehenden Menschen konfrontiert wurden, reagierten zunächst mit Unglauben und dem Versuch, uns zu erklären, dass wir uns irren mussten.

Noch schwieriger war es in Fällen wie diesem, in denen sie sich erst Jahre oder gar Jahrzehnte nach dem dauernden Fortbleiben des geliebten Menschen plötzlich mit der schlimmen Nachricht konfrontiert sahen. Zu dem Schmerz gesellte sich dann noch die wieder aufbrechende Erinnerung an einen schon verarbeiteten Verlust.

»Aber das ist ja …«, flüsterte sie.

Noch bevor sie ausreden konnte, ertönte eine Stimme hinter uns.

»Was ist los, Schatz? Was wollen diese Männer von dir?«

Ich drehte mich um. Ein Mann in ungefähr demselben Alter wie Mrs. Sawyer betrat den Raum. Ihr neuer Ehemann, wie ich vermutete. Er war muskulös, hatte wache, hellgraue Augen, kurze, schwarze Haare und schmale, ebenmäßige Gesichtszüge.

»Was ist hier los?«, wiederholte Mr. Sawyer, nun schon in deutlich schärferem Ton, und kam um das Sofa herum zu seiner Frau.

»Brian«, sagte sie. »Sie haben ihn gefunden.«

Sawyer zuckte kurz zurück, wurde blass und sah uns erschrocken an, während er einen Arm um seine Frau legte.

»Baby«, sagte er mit erstickter Stimme. »Das musste ja so kommen. Beruhige dich. Irgendwann musste er ja wieder auftauchen.«

Dann wandte er sich wieder uns zu.

»Und, Officers?«, fragte er mit gepresster Stimme. »Wo haben Sie Brian Shoemaker aufgefunden?«

Wir wiederholten kurz, was wir Mrs. Sawyer schon gesagt hatten, und berichtigten Sawyer dahingehend, dass wir nicht vom örtlichen Police Department, sondern vom FBI kamen. Dann setzten wir die Befragung fort.

»Ihre Vermisstenanzeige wurde vom Police Department in Cleveland aufgenommen. Hatten Sie damals schon Hinweise darauf, dass Ihr Mann sich in New York aufhalten könnte?«

Mrs. Sawyer sah hoch zu ihrem Mann, dann schüttelte sie den Kopf.

»Nein. Er war ganz in Cleveland zu Hause«, sagte sie. »Er ist dort geboren worden und eigentlich nie weggekommen. Er hat Architektur studiert und sich von Anfang an für die Stadtentwicklung...

Erscheint lt. Verlag 7.1.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7325-9082-8 / 3732590828
ISBN-13 978-3-7325-9082-7 / 9783732590827
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