Dorian Hunter 35 - Horror-Serie (eBook)

Der schwarze Hengst

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9096-4 (ISBN)

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Dorian Hunter 35 - Horror-Serie - Neal Davenport
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DER SCHWARZE HENGST

Der Tierarzt durchtrennte die Nabelschnur, und einer der Helfer beugte sich über das neugeborene Vollblutpferd und griff nach der schillernden Haut, die das Fohlen umhüllte.
Krachend zerriss die Haut, und die kräftigen Beine und der Leib des Tieres waren zu sehen. Dann zerbarst knirschend die Haut über dem Kopf.
Arnod stieß einen Entsetzensschrei aus. Der Arzt und seine Helfer wichen von Grauen geschüttelt zurück. Das Fohlen bewegte sich langsam und versuchte aufzustehen, eine ganz normale Reaktion.
»Was ist das?«, fragte jemand mit versagender Stimme.
Das Fohlen stand auf und bewegte den abscheulich hässlichen Tigerkopf mit den rotglühenden Augen. Es riss weit das Maul auf, das Raubtierzähne zeigte. Arnod war wie gelähmt. Etwas Ähnliches hatte er nie zuvor gesehen.
Ein Fohlen mit einem Tigerkopf!
Das konnte es einfach nicht geben!

2. Kapitel

Ich warf die beiden Koffer auf das Bett. Donald Chapman hockte auf einem Kopfkissen und grinste. »Ihr habt euch verdammt lange Zeit gelassen. Ich habe mich ziemlich gelangweilt.«

»Das wird sich bald ändern«, meinte Coco, »wenn unser Freund Marvin Cohen eintrifft.«

Don verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Marvin Cohens oft unverständlicher Ärger richtete sich häufig auf Chapman, doch auch Phillip und vor allem Miss Pickford waren vor seinen Beleidigungen nicht sicher.

Ich steckte mir eben eine Player’s an, als ein seltsames Knirschen zu hören war. Ich fuhr herum und riss eine gnostische Gemme aus der Rocktasche.

Auf einem der Koffer lag ein Schlüsselbund, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Schlüssel bogen sich, als wären sie Würmer.

»Das sind meine Schlüssel«, stellte Coco fest. »Toth hat sie mir abgenommen.«

Die Schlüssel krochen wie ein Tausendfüßler über die Koffer und fielen völlig zerbogen und unbrauchbar zu Boden.

»Ein seltsamer Scherz«, brummte ich ungehalten.

Für einen Augenblick war das Zimmer in ein grelles Licht getaucht, und ich schloss geblendet die Augen. Als ich sie Augen wieder aufschlug, herrschte ein geisterhaftes Flimmern. Durch eines der geschlossenen Fenster flog ein österreichischer Pass herein und raste auf Coco zu, die mit beiden Händen einen Gegenzauber anwandte.

Der Pass blieb in der Luft hängen, dann klappte ihn eine unsichtbare Hand auf. Eine Seite wurde umgeblättert. Neugierig trat ich einen Schritt näher. Ich hob die Gemme hoch, doch die erhoffte Wirkung blieb aus. Auf der dritten Seite war Cocos Bild aufgeklebt. Es sah völlig normal aus. Doch plötzlich änderte sich das Foto. Es erwachte zum Leben. Cocos Augen bewegten sich ängstlich. Ihr Mund öffnete sich, und wir hörten einen durchdringenden Schrei. Knöcherne Hände schlossen sich um Cocos Hals.

Fasziniert blickte ich das Bild an.

Das Gesicht verzerrte sich, und deutlich war ein Röcheln zu hören, das aus dem Pass drang. Cocos Augen schienen aus den Höhlen zu treten. Dann sah ihr Gesicht auf dem Foto wieder natürlich aus. Der Pass fiel zu Boden, und ich bückte mich und hob ihn auf. Ich schlug die Seite drei auf und hielt unwillkürlich den Atem an. Coco warf einen Blick auf das Foto und wurde bleich. Deutlich waren auf dem Farbbild die Würgemale an ihrem Hals zu erkennen.

»Wer steckt hinter diesem faulen Zauber?«

Sie fasste sich wieder. »Keine Ahnung. Wir müssen das Zimmer mit Dämonenbannern absichern.«

Ich hatte in einem kleinen Geschäft einige magische Gegenstände gekauft, die uns vielleicht schützen konnten.

Ein paar Minuten später läutete das Telefon. Es war die Rezeption.

»Ein Marvin Cohen möchte Sie sprechen, Mr. Hunter.«

»Er soll heraufkommen.«

Ich öffnete die Zimmertür und hielt eine der gnostischen Gemmen in der Hand. Der Aufzug hielt, und Marvin Cohen trat heraus. Seine braunen Augen funkelten mich böse an, und sein schwarzes Haar war verklebt und zerrauft. Er verzog den Mund zu einem freudlosen Grinsen, als er auf mich zuschritt.

»Du siehst alles andere als erholt aus, Hunter«, grunzte er und musterte mich. »Hast wohl ein paar Kilo abgenommen, was?«

Er schlüpfte aus seinem zerdrückten Mantel, stapfte an mir vorbei ins Zimmer und streifte Don mit einem kurzen Blick. »Der verdammte Gartenzwerg lebt also noch immer.«

Der Puppenmann reagierte nicht, er war von Cohen weitaus bösere Späße gewohnt.

»Und Coco ist schön wie immer«, sagte Cohen zynisch und ließ sich einfach auf einen Stuhl fallen. »Ein wenig bleich siehst du aus, Mädchen. Was soll das seltsame Halstuch? Hat dich ein Vampir angeknabbert?«

»Du wirst dich nie ändern«, meinte sie.

Als ich mich bei ihm für die Bemühungen bedankte, schnaufte er nur verächtlich. »Sag schon – was war in Albanien los?«

Ich gab ihm einen Bericht, während Coco Getränke beim Zimmerservice bestellte.

»Schade, dass ich nicht dabei war«, brummte er, als ich meine Erzählungen beendet hatte. »Aber in London warten ja schon neue Probleme auf uns.«

»Don hat mir schon davon erzählt.«

»Der Geldhahn ist abgedreht. Victor Shapiro, dieses Superarschloch, ist nun für unsere Abteilung zuständig. Du kennst ihn ja selbst, Hunter. Er hat für Dämonenbekämpfung nichts übrig. Unsere finanzielle Lage ist alles andere als rosig, man kann sie ruhig als katastrophal bezeichnen.«

»Victor Shapiro«, knurrte ich angewidert. »Ich werde ihn nicht in Ruhe lassen, das verspreche ich dir.«

»Ich fürchte, da wirst du dir deine Zähne ausbeißen, Hunter. Unsere Abteilung wird sicherlich aufgelöst, der Secret Service will von uns nichts wissen. Wir müssen Trevor Sullivan finden.«

»Hast du eine Ahnung, wo er stecken könnte?«

Cohen schüttelte den Kopf. »Shapiro schweigt sich aus. Ich werde langsam aufbrechen, um neun Uhr geht meine Maschine nach London.«

Ehrlich gesagt war ich erleichtert, als ich Marvin Cohen ins Taxi steigen sah, das ihn zum Flughafen Wien-Schwechat bringen sollte. Er trug Don Chapman in einem Spezialkoffer bei sich. Als erste Hilfe hatte ich den beiden von Cocos Geld zwanzigtausend Schilling gegeben. Marvin war ein tüchtiger Mitarbeiter, aber für meinen Geschmack zu brutal.

Coco hängte sich bei mir ein. »Jetzt gönnen wir uns ein paar schöne Stunden, Rian.« Sie hatte sich in einen schwarzen Hosenanzug gekleidet. Darüber trug sie einen dünnen Rollkragenpullover, der ihre Würgemale bedeckte. Es war endlos lange her, dass sie mich Rian genannt hatte. »Keine Angst, es wird schon alles gut werden«, meinte sie, als wir die schummrige Hotelbar betraten.

Auf den Hockern saßen ein halbes Dutzend junger Frauen und Männer, die schon ziemlich angesäuselt waren und sich lautstark unterhielten. Ich bestellte zwei Campari. Einer der Männer, er konnte nicht viel älter als fünfundzwanzig sein, hob den Kopf und stierte Coco an. Sein brünettes Haar war schulterlang, und sein Gesicht wirkte feminin.

»Sieh mal einer an«, sagte er mit lauter Stimme, »diese schwarzhaarige Puppe kenne ich doch.«

Coco tat, als würde sie ihn nicht bemerken.

»Das ist doch die Schwester von Lydia Zamis!«

Nun blickte Coco ihn an.

»Hallo, Süße. Lange nicht mehr gesehen, was?«

»Ich kann mich nicht erinnern, Sie schon einmal getroffen zu haben«, sagte sie kühl.

Der Kerl glitt vom Hocker und kam wankend auf Coco zu. Mich beachtete er nicht. Ich ballte meine rechte Hand, um dem Burschen eine zu verpassen, überlegte es mir aber anders. Dieser besoffene Armleuchter sollte uns nicht den Abend verderben.

»Wir haben uns auf einer Party bei den Lexas kennengelernt«, lallte er mit schwerer Zunge. »Dort ging es hoch her. Deine Schwester war eine tolle Biene. Tut mir leid, dass sie tot ist.«

Coco nickte schwach.

»Ich bin Elmar Langer, kannst du dich denn nicht erinnern?«

»Nur undeutlich. Bei den Lexas habe ich alle möglichen Leute kennengelernt.«

»Wir fliegen diese Nacht noch nach Nizza. In der Maschine sind noch ein paar Plätze frei. Willst du nicht mitfliegen? Du kannst deinen grimmig dreinblickenden Freund mit dem Schnauzbart mitnehmen.«

»Wir haben anderes vor, Elmar.«

»Du kannst es dir noch überlegen. Das Flugzeug gehört Günter Zeman. An ihn kannst du dich doch erinnern?«

Coco nickte.

Elmar tätschelte flüchtig ihre Schulter, dann grinste er mich blöde an und kehrte zu seinen Freunden zurück.

Wir tranken unsere Gläser aus und gingen ins angeschlossene Restaurant.

»Ich kann mich an diesen Elmar Langer nicht erinnern«, sagte Coco, als wir Platz nahmen und uns ein Kellner die Speisekarten reichte.

»Lexas«, sagte ich nachdenklich. »Das ist doch eine Wiener Dämonensippe?«

Coco nickte. »Möglich, dass ich Elmar dort irgendwann kennengelernt habe. Manchmal habe ich das Gefühl, mein Gedächtnis spielt mir einen Streich.«

»Günter Zeman ist mir bekannt. Ich habe ihn ein paarmal in London getroffen. Ein dämlicher Playboy, der vor ein paar Jahren ein gewaltiges Vermögen von seiner Mutter geerbt hat, das er nun zu verprassen versucht. Im Augenblick ist er mit einer bekannten Schauspielerin zusammen, deren beste Tage vorüber sind. Er hat auch einen Rennstall, aber von Pferden versteht er nicht viel.«

»Woher weißt du das?«

»Vor ein paar Jahren schrieb ich für eine englische Zeitschrift eine Serie über bekannte Persönlichkeiten im Galoppsport. Die meisten sind mit Leib und Seele dabei, sie lieben ihre Pferde. Dieser Zeman ist da ganz anders. Sein Sachwissen ist minimal. Aber sprechen wir über andere Dinge.«

Wir bestellten, und langsam änderte sich unsere Stimmung. Das Essen war hervorragend, und mir schmeckte sogar der Wein. Unsere Laune besserte sich von Minute zu Minute. Der stimmungsvolle Speisesaal, die Kerzen auf den Tischen, der unauffällige, hervorragende Service, dies alles rief in mir eine glückliche Stimmung hervor.

Ich genoss Cocos Nähe, die ich so lange vermisst hatte. Wir schoben alle trüben Gedanken zur Seite und dachten nicht mehr an Dämonen und die Schwarze Familie und die Gefahren, die uns sicherlich erwarteten. Nur der Augenblick existierte.

Ich bestellte noch eine Flasche Wein, und wir sahen uns im Kerzenschein wie ein jung verliebtes Paar an. Mein Verlangen nach Coco wurde übermächtig, und aus ihren Bewegungen und Blicken schloss ich, dass es ihr nicht anders...

Erscheint lt. Verlag 28.12.2019
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9096-8 / 3732590968
ISBN-13 978-3-7325-9096-4 / 9783732590964
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