Ozzy (eBook)

Die Autobiografie
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2020 | 1. Auflage
480 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26482-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ozzy -  Ozzy Osbourne
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Der legendäre »Prince of Darkness« erzählt alles
Der King of Heavy Metal hat es geschafft: Seine Memoiren erscheinen noch zu Lebzeiten. Und sie begeistern alle: die Fans seiner wegweisenden Band Black Sabbath und die Millionen Zuschauer der Kult-TVSerie »Die Osbournes«. Trotz seiner berühmtberüchtigten Alkohol-&-Drogen-Eskapaden verfügt Ozzy über ein erstaunliches Erinnerungsvermögen und erzählt in bester Monty-Python-Manier von seiner Kindheit, seinem Traum vom Rockstarleben, dem Schock des Berühmtseins und den vielen ungesunden Nebenwirkungen.

Ozzy Osbourne wurde 1948 in Aston, Birmingham geboren. Mit Black Sabbath und als Solokünstler hat er über 100 Millionen Platten verkauft. Seine TV-Serie 'Die Osbournes' war das erfolgreichste MTV-Format aller Zeiten. Er hat fünf Kinder und lebt mit seiner Frau Sharon in Kalifornien und Buckinghamshire.

2


Ozzy Zig braucht ’nen Gig


Klopf – klopf.

Ich steckte den Kopf durch die Vorhänge am Wohnzimmerfenster und sah einen großnasigen Kerl mit langem Haar und Schnauzbart auf der Treppe stehen. Er erinnerte stark an eine Kreuzung aus Guy Fawkes und Jesus von Nazareth. Und war das etwa eine …?

Wahrhaftig, der Typ trug eine Samthose!

»JOHN! Mach die Tür auf!«

Meine Mutter hätte den halben Friedhof von Aston aufwecken können, so laut brüllte sie. Seit ich aus dem Knast raus war, saß sie mir unentwegt im Nacken. Alle zwei Sekunden hieß es: »John, tu dies. John, tu das.« Aber ich wollte die Tür nicht einfach so öffnen. Ich musste erst einmal einen klaren Kopf kriegen und meine Nerven unter Kontrolle bringen. Der Kerl wirkte, als meinte er es ernst.

Das hier war vielleicht wichtig.

Klopf–klopf.

»JOHN OSBOURNE! MACH DIE VERDAMMTE …!«

»Ich geh ja schon!«, schrie ich zurück und stapfte durch den Flur. Ich zog den Riegel zurück und öffnete die Tür. »Bist du … ›Ozzy Zig‹?«, fragte Guy Fawkes in einem schweren Birmingham-Akzent.

»Wer will das wissen?«, fragte ich zurück und verschränkte die Arme.

»Terry Butler«, sagte er. »Ich habe deine Anzeige gelesen.«

Ich hatte gehofft, dass er genau das sagen würde. Ich wartete seit langem auf diesen Augenblick. Ich hatte davon geträumt. Und auf dem Klo Selbstgespräche darüber geführt. In meiner Fantasie hatte ich mir ausgemalt, wie eines Tages Zeitungsartikel über meine Anzeige im Fenster des Musikladens Ringway Music erscheinen würden, über diesen kuriosen Wendepunkt im Leben des ehemaligen Autohupenstimmers John Michael Osbourne. »Sagen Sie, Mr. Osbourne«, fragte in meinen Tagträumen Robin Day von der BBC, »wäre es Ihnen damals in Aston je in den Sinn gekommen, dass Sie durch einen Zettel am Schaufenster eines Musikladens zum fünften Mitglied der Beatles werden und dass Ihre Schwester Iris Paul McCartney heiraten könnte?« Und ich antwortete: »Nicht in einer Million Jahren, Robin, nicht in einer Million Jahren.«

Es war eine großartige Anzeige. »Ozzy Zig needs gig« hatte ich geschrieben, und darunter: »Erfahrener Frontmann mit eigener PA-Anlage.« Ich hatte die Adresse angegeben, unter der ich zwischen sechs und neun Uhr abends an Wochentagen zu finden war. Solange ich nicht drüben im Pub herumhing und versuchte, ein Gläschen zu schnorren. Oder auf der Eislaufbahn Silver Blades. Oder sonst irgendwo.

Wir hatten damals kein Telefon.

Fragen Sie nicht, wo das »Zig« in »Ozzy Zig« herstammte. Es kam mir einfach eines Tages in den Sinn. Seit ich aus dem Knast heraus war, dachte ich ständig darüber nach, wie ich mich als Sänger vermarkten konnte. Die Chancen standen vielleicht eins zu einer Million, und selbst das war möglicherweise zu optimistisch, aber ich war zu allem bereit, was mich vor Harrys Schicksal und vor der goldenen Uhr bewahren konnte. Außerdem hatten Bands wie Move, Traffic und Moody Blues bewiesen, dass man nicht aus Liverpool sein musste, um Erfolg zu haben. Es war die Rede davon, dass der »Brumbeat« den »Merseybeat« ablösen könnte – was auch immer das bedeuten mochte.

Ich will nicht behaupten, dass ich mich an jedes Wort des Gesprächs mit dem schrägen Vogel in Samthose erinnern kann, aber ich bin ziemlich sicher, dass es etwa so verlief:

»Du hast also einen Gig für mich, Terence.«

»Die Jungs nennen mich Geezer.2«

»Geezer?«

»Genau.«

»Du verarschst mich.«

»Nein.«

»So wie in ›Dieser stinkende alte Geezer hat sich gerade in die Hose gekackt‹?«

»Das klingt sehr lustig aus dem Mund eines Mannes, der sich ›Ozzy Zig‹ nennt. Und was ist mit diesem Flaum auf deinem Kopf, Mann? Du siehst aus, als wärst du unter einen Rasenmäher geraten. So kannst du dich jedenfalls nicht auf eine Bühne wagen.«

Da hatte er nicht ganz Unrecht. In einer Mod-Phase hatte ich mir den Schädel rasiert, war dann aber doch lieber wieder Rocker geworden, weshalb ich die Haare natürlich wieder wachsen lassen musste. Um ehrlich zu sein, war mir die Sache einigermaßen peinlich, weshalb ich Geezer nicht dankbar dafür war, dass er darauf zu sprechen kam. Ich wollte ihn schon freundlich auf den monströsen Zinken zwischen seinen Augen hinweisen, aber ich entschloss mich, auf diese Bemerkung zu verzichten, und sagte stattdessen nur: »Also, hast du jetzt einen Auftritt für mich oder nicht?«

»Hast du von Rare Breed gehört?«

»Aber sicher doch. Ihr seid die mit dem Stroboskoplicht und dem Hippie-Typen mit den Bongos oder so ähnlich.«

»Das sind wir. Wir haben nur gerade unseren Sänger verloren.«

»Ach so?«

»In deiner Anzeige steht, dass du eine eigene PA-Anlage hast«, sagte Geezer. Der Mann verstand es, auf den Punkt zu kommen.

»Das ist richtig.«

»Hast du schon in irgendwelchen Bands gesungen?«

»Scheiße, ja.«

»Dann hast du den Job.«

 

So lernte ich Geezer kennen.

Oder zumindest glaube ich das. Ich war ein unwirsches Arschloch in jenen Tagen. So wird man, wenn einem alles auf die Nerven geht. Ich war sehr unruhig: Viele Dinge, über die ich mir früher nie Gedanken gemacht hatte, begannen nun an mir zu nagen. Etwa die Tatsache, dass ich immer noch bei meinen Eltern in der Lodge Road 14 wohnte. Oder dass ich immer noch kein Geld hatte. Oder dass ich immer noch nicht in einer Band war.

Auch der süßliche Hippie-Scheiß, der die ganze Zeit im Radio lief, ging mir auf die Nerven, und zwar gewaltig. All diese Wichser von den Oberschulen in ihren Polohemden liefen in die Läden und kauften Songs wie »San Francisco (Be Sure to Wear Some Flowers in Your Hair)«. Blumen im Haar?! Das durfte doch nicht wahr sein.

Sie fingen sogar an, diesen Mist in den Pubs von Aston zu spielen. Da hockte man ganz friedlich und ahnungslos mit seinem Bier, seinen Kippen und seinem hartgekochten Ei in einer Kneipe mit gelben Wänden und schlurfte alle fünf Minuten zum Pissoir, und die Gäste waren allesamt Wracks und krepierten fröhlich vor sich hin, weil sie eine Asbestvergiftung hatten oder den ganzen Tag irgendeinen anderen giftigen Scheiß einatmeten – und dann brach plötzlich dieser Hippie-Mist über einen herein, und sie sangen etwas von »netten Menschen«, die zu Love-ins nach Haight-Ashbury pilgerten. Wo auch immer dieses beschissene Haight-Ashbury sein mochte.

Und wen kümmerte es überhaupt, was die Leute in San Francisco trieben? Die einzigen Blumen, die man in Aston zu Gesicht bekam, waren die, die sie einem ins Loch runterwarfen, wenn man mit 53 Jahren abgekratzt war, weil man sich kaputt geschuftet hatte.

Ich hasste diese übergeschnappten Hippie-Songs.

Ich hasste sie sehr.

Einmal lief gerade so ein Song, als im Pub eine wilde Keilerei ausbrach. Ich erinnere mich noch, wie mich so ein Kerl in den Schwitzkasten nahm und versuchte, mir zum Klang des Kumbaya-Gesäusels samt Glockenspiel, zu dem ein Idiot mit sanftem Stimmchen von »seltsamen Vibrationen« sang, die Zähne einzuschlagen. Der Bursche, der damit beschäftigt war, mich zu töten, zerrte mich auf die Straße hinaus und bearbeitete mein Gesicht derart emsig, dass mir das Auge zuschwoll und das Blut aus der Nase sprudelte. Ich schlug zurück, um den Scheißkerl loszuwerden, und um uns bildete sich ein Kreis von Leuten, die fröhlich trällerten: »Mach ihn fertig, mach ihn fertig!« Und dann … KRRRRACH!

Als sich ein Teil meines Bewusstseins zurückmeldete, lag ich in einem Haufen von zerbrochenem Glas. Schöne große Fleischstücke waren aus meinen Armen und Beinen gerissen, meine Jeans und mein Pulli hingen in Fetzen, Leute schrien, überall war Blut. Offenbar hatten wir beide das Gleichgewicht verloren und waren rückwärts durch die Schaufensterscheibe eines Ladens gekracht. Die Schmerzen waren unerträglich. Dann bemerkte ich den abgetrennten Kopf neben mir und machte mir fast in die Hose. Zum Glück war das arme Schwein, das geköpft worden war, nur eine der Schaufensterpuppen. Ich hörte Sirenen, und dann wurde es wieder schwarz.

Den Großteil der Nacht verbrachte ich im Krankenhaus, wo sie mich wieder zusammennähten. Die splitternde Scheibe hatte mir ein halbes Tattoo wegrasiert, und die Ärzte verrieten mir, dass ich die Narben am Kopf für den Rest meines Lebens behalten durfte. Das würde allerdings kein Problem sein, solange ich keine Glatze bekam. Als ich am nächsten Tag im Bus nach Hause fuhr, summte ich die Melodie von »San Francisco« und überlegte mir, dass ich einen Anti-Hippie-Song schreiben sollte. Ich hatte sogar schon einen Titel dafür: »Aston (Be Sure to Wear Some Glass in Your Face)«.

Das Komische ist, dass ich eigentlich nie ein großer Kämpfer war. Ich wollte lieber ein lebendiger Feigling als ein toter Held sein. Aber aus irgendeinem Grund geriet ich in meinen jungen Jahren in jeden Tumult. Vermutlich sah ich einfach so aus, als sehnte ich mich nach einem Schlag ins Gesicht. Meinen letzten großen Kampf hatte ich in einem Pub draußen bei Digbeth. Ich habe keine Ahnung, wie die Sache begann, aber ich erinnere mich an fliegende Gläser und Aschenbecher und Stühle. Ich war schlecht gelaunt, und als ein Kerl rückwärts in mich hineinkrachte, verhalf ich ihm zu dem nötigen Schwung für den Rückflug. Er rappelte sich auf, lief leuchtend rot an und sagte: »Das hättest du besser nicht getan, Sonnenscheinchen.«

»Was denn?«, fragte ich ganz unschuldig.

»Lass die Spielchen.«

»Na, wie wäre es dann damit?«, sagte ich und holte aus, um ihm einen Kinnhaken zu...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2020
Co-Autor Chris Ayres
Übersetzer Ute Mihr
Zusatzinfo mit 4 x 8 Seiten Farbbildteil
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel I am Ozzy
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Alkohol • Autobiografie • Biografie • Biographien • BlackSabbath • Drogen • eBooks • England • Eskapaden • Großbritannien • HeavyMetal • Kult • Kunst • Memoiren • Musik • Musikgeschichte • Osbournes • PrinceofDarkness • Sänger
ISBN-10 3-641-26482-0 / 3641264820
ISBN-13 978-3-641-26482-6 / 9783641264826
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