Der Glücksbringer (eBook)

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2019 | 1. Auflage
192 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-006-7 (ISBN)

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Der Glücksbringer - Lynne Wilding
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Drei Generationen, drei Schicksale und ein Schmuckstück, das sie für immer verbindet.

Als Goldschmied Liam Westaway 1901 eine wunderschöne Topasbrosche für seine große Liebe Corinne o´Mara entwirft, ahnt er nicht, wie dramatisch diese Brosche sein Leben verändern wird. Denn Liams Mutter, eine temperamentvolle Frau mit Zigeunerblut in ihren Adern, belegt die Brosche mit einem ganz besonderen Zauber: wer diese Brosche trägt, wird die wahre Liebe finden. Aber Corinnes Vater verhindert die geplante Liebesheirat, lässt William entführen und nach Australien deportieren. Notgedrungen baut sich William dort ein neues Leben auf - Corinne jedoch kann er nicht vergessen. Die Brosche verkauft er schließlich schweren Herzens und über die Jahrzehnte hinweg wird sie durch viele Familien und Generationen weitergegeben, bis sie eines Tages einer ganz besonderen Frau geschenkt wird: Liams Enkelin Linda ...



Lynne Wilding ist in Australien längst als die Königin der großen Australien-Sagas bekannt und erhielt viele Preise für ihre Romane. Lynne Wilding lebt mit ihrer Familie in Arncliff bei Sydney.

3


Die drei Männer drückten sich in den Schatten des Mietstalls. Es war erst kurz vor fünf am Nachmittag, trotzdem dunkelte es bereits. Es waren raue, wilde Gesellen, mit dicken Jacken, Mützen und Schals zum Schutz vor der winterlichen Kälte, ihre Füße steckten in kräftigen Arbeitsstiefeln. Zwei von ihnen umklammerten wuchtige Knüppel. Ihr Anführer, ein hoch gewachsener Typ mit schütterem, grau meliertem Haar, schlug fröstelnd den Kragen seiner Jacke hoch und blies sich in die Hände, um die Kälte zu verscheuchen.

»Wenn er nicht bald kommt, Jack, steige ich aus der Sache aus. Mir frieren so langsam die Eier ab«, grummelte der Kleinste von ihnen.

»Mann, halt die Klappe, Bobby. Immerhin haben wir die Kohle für unsere Arbeit schon im Voraus eingesackt.«

»Wenn ihr mich fragt, sitzt bei dem Earl ’ne Schraube locker«, wandte Hugh ein, der Dritte im Bunde.

»Pssst! Ich höre Schritte«, warnte Jack seine Kumpane. Er blinzelte angestrengt in die Dunkelheit und gewahrte die breitschultrige Silhouette eines Mannes, der in ihre Richtung kam. »Hey, Mann, Sie sind nicht zufällig Liam Westaway?«, rief er der schemenhaften Gestalt zu.

»Doch, der bin ich.«

Nachdem das geklärt war, bauten die Männer sich strategisch geschickt auf, ihre Körperhaltung angespannt, augenblicklich bereit, ihren unrühmlichen Auftrag zu erfüllen. Sie beobachteten, wie Liam näher kam.

»Ach, das trifft sich gut«, sagte Jack und setzte feixend hinzu: »Wir sollen Ihnen nämlich eine Nachricht beibringen.« Er nickte seinen Kumpeln zu. »Los, schnappt ihn euch.«

Mit einem oder auch zwei Gegnern hätte Liam es vermutlich spielend aufnehmen können, aber gegen drei hatte er keine Chance. Die wüste Schlägerei war nach nicht einmal fünf Minuten vorbei, und die drei Ganoven blickten schwer atmend auf den Mann, der hingestreckt auf dem Straßenpflaster lag. Sein Gesicht war eine einzige blutende Masse und bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Einer seiner Arme schien unnatürlich verdreht, da Jack ihm mit dem Holzknüppel den Knochen gespalten hatte.

Hugh zog einen Gegenstand aus seiner Jackentasche. Eine scharfe Messerklinge blitzte im Dämmerlicht auf, das aus dem Mietstall fiel. »Los, kommt, wir bringen ihn um die Ecke, okay?«

»Nein«, explodierte Jack. »Das war nicht abgemacht. Wir sollen ihn nach Dublin bringen und dort auf ein Schiff verfrachten. Ich weiß zufällig, dass die Marie Antoinette morgen Nacht mit der Flut die Segel setzt.«

»Auuu Scheiße, Dublin ist verdammt weit weg«, blökte Bobby und spuckte missfällig auf die Straße. »Reine Zeitverschwendung.«

Jack grinste verschlagen. »Aber es bringt uns ein paar zusätzliche Mäuse ein, Jungs. Unser Auftraggeber will nämlich nicht, dass er stirbt. Nur so als Hinweis: Er soll das hier mitnehmen.« Er zog ein in Stoff gehülltes Päckchen aus seiner Jackentasche und wickelte es aus. Die Topasbrosche blitzte im schwachen Lichtschein auf.

»Mann, eh, her mit dem Klunker.«

Hugh schnappte danach, doch Jack stieß ihn zurück, woraufhin er rücklings taumelnd zu Boden ging. »Hände weg, Sportsfreund. Die ist für Liam.«

»Und wozu?«, erkundigte sich Bobby und kratzte sich die rauen Bartstoppeln.

»Die Brosche ist eine Warnung für den Burschen da. Damit er kapiert, dass er sich nie wieder in Kilbricken blicken lassen soll. Und wenn doch, lässt der Earl ihn eiskalt abmurksen.« Jack half Hugh auf. »Los, weg hier, wir haben eine lange Nacht vor uns, und ich will noch vor Mondaufgang auf der Straße sein.« Er starrte sekundenlang auf den bewusstlosen Liam. »Hast du an den Äther gedacht?« Die Frage galt Bobby, der zustimmend nickte. »Gut. Wir müssen ihn ruhigstellen, bis er an Bord ist.« Er schob Hugh in Richtung der Stalltüren. »Hol den Karren. Und ein bisschen dalli.«

 

Rosemary schrak abrupt aus dem Schlaf auf und blinzelte benommen in dem stockfinsteren Zimmer umher. Sobald sie sich aufsetzte, hatte sie eine ahnungsvolle, ungreifbare Vision vor Augen. Irgendetwas stimmte da nicht: Das fühlte sie intuitiv.

Mit einem wärmenden Umhang und Hausschuhen bekleidet, stocherte sie in der Kaminasche herum und legte Holzscheite nach, um das Feuer in ihrem Schlafzimmer wieder anzufachen. Frühmorgendliches Dämmerlicht sickerte in fahlen Streifen durch die Fensterblenden. Sie hatte auf Liams Rückkehr gewartet – darüber war sie eingeschlafen. Sie lief in sein kleines Schlafgemach, das kaum größer war als ein Alkoven. Gespannt, wie sein Gespräch mit O’Mara verlaufen war. Doch er hatte sein Bett nicht angerührt.

»Liam!«

Keine Reaktion. Er war nicht im Haus. Er war auch nicht in seiner Werkstatt. Das ahnungsvolle Gefühl in ihrer Magengrube beschwerte sie zunehmend. Ihr Sohn, wo war ihr Sohn? Sie kleidete sich eilends an und hastete zu den Mietställen, wo sie lediglich erfuhr, dass Liam sich am Abend keinen Einspänner geliehen hatte. Laut Aussage der Stallknechte war er gar nicht dort gewesen.

»Macht mir rasch einen Wagen fertig, Leute!« Sie entschied, selber nach Bonham Hall zu fahren und den Earl, wenn nötig, aus dem Bett zu holen. Während sie den Einspänner über die menschenleere Landstraße lenkte, kämpfte sie dagegen an, nicht immer gleich schwarzzusehen. Sie kannte diese tiefe Depression, in die sie noch stets gefallen war, wenn sie jemanden, der ihr sehr nahestand, in Gefahr wähnte. Ihrem einzigen Sohn, ihrem geliebten Jungen war bestimmt etwas zugestoßen, und ob O’Mara dabei seine Finger im Spiel hatte, würde sie bald feststellen. O ja, ihre dunklen Augen verengten sich zu Schlitzen. Und dann gnade ihm Gott.

 

Im Laufe seines Lebens hatte Patrick O’Mara die Kunst der Verstellung perfektioniert und wusste sich geschickt aus heiklen Situationen herauszulavieren. Folglich lieferte er Corinne und Rosemary Westaway, die ihn mit bedrückten Mienen fixierten, eine wahrhaft bühnenreife Darbietung.

»Mrs. Westaway, ich versichere Ihnen, ich habe nichts mit Liams… äh… Verschwinden zu tun«, betonte der Earl nachdrücklich. Sein Blick glitt von Rosemary zu seiner Tochter. »Es macht mich tief betroffen, dass du mir so etwas zutraust!«

»Ich weiß nur, dass mein Sohn verschwunden ist und dass er Sie gegen Abend aufsuchen wollte.«

»Corinne, geh und frag bei sämtlichen Dienern und bei der Köchin nach, ob Liam gestern am frühen Abend hier gewesen ist. Wir müssen darüber Klarheit gewinnen. Und informiere Constable Dowd.« Unter Rosemarys stechendem Blick stapfte der Adlige nervös über das geflieste Bodenmosaik in der Eingangshalle. »Eine schlimme Geschichte, wahrlich, eine schlimme Geschichte.«

»Mein Sohn wollte Sie aufsuchen und um die Hand Ihrer Tochter anhalten, Mylord.« Rosemary verschluckte sich fast an dem Adelstitel. O’Mara war bestens informiert. Dieser Halunke wusste genau, was mit ihrem Sohn passiert war. Das las sie aus seinen hektischen Blicken und den zusammengekniffenen Lippen, gleichsam als könnte er sich verplappern.

»Also wirklich! Ich hatte ja keine Ahnung!« Patrick stellte sich überrascht. »Meine Tochter und… Liam.« Er nötigte sich ein amüsiertes Schmunzeln ab. »Die Vorstellung ist einfach grotesk.«

»So, so«, ihre dunklen Augen bohrten sich in seine, »demnach hätten Sie Nein gesagt, wenn Sie ihn getroffen hätten?«

»Das hätte ich in der Tat, ja. Aber«, seine Augen wurden schmal, »ich habe ihn nicht getroffen, weil er nicht hier war.«

»Vater.« Corinne war zurückgekehrt und hatte den letzten Teil ihres Gesprächs aufgeschnappt. »Ich liebe Liam. Ich möchte ihn heiraten. Er ist ein sehr netter junger Mann und…«

»Da bin ich mir sogar sicher, Corinne. Ich bezweifle auch nicht, dass dieser Liam Westaway ein begabter Goldschmied und ein tüchtiger Händler ist. Trotzdem ist eine solche Partie, nun ja, indiskutabel für eine Dame deines Standes. Das leuchtet dir doch sicher ein, oder?«

Corinne warf widerspenstig ihre Lockenmähne zurück und reckte trotzig ihr Kinn. »Nie im Leben, das könnte dir so passen, Vater! Ich liebe ihn und möchte mit ihm zusammen sein.«

Patrick verzog grimmig die Mundwinkel und wechselte hastig das Thema. »Was sagt denn unsere Dienerschaft? War er hier?«

Corinne schüttelte den Kopf. »Nein, niemand hat Liam gesehen«, meinte sie mehr an Rosemary gewandt.

»Da haben Sie’s«, plusterte der Earl sich auf. »Hab ich Ihnen das nicht gleich gesagt, Mistress Westaway?«

Rosemary murmelte irgendetwas auf Gälisch, das die O’Maras natürlich nicht verstanden. Sie konnte sich an fünf Fingern einer Hand abzählen, dass der Graf kein Unschuldslamm war. Sie beschloss, Nachforschungen anzustellen, einerlei, wie lange es dauern mochte. Irgendwann würde sie ihren Sohn aufspüren und herausfinden, was der Earl mit ihm angestellt hatte. Und von diesem Tag an würde Bonham Hall und seinen Bewohnern der Spaß vergehen. Der Landsitz sollte allmählich verfallen, das Adelsgeschlecht ausgelöscht werden, beschwor...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2019
Reihe/Serie Große Liebe, rotes Land
Große Liebe, rotes Land
Große Liebe, rotes Land
Übersetzer Beate Darius
Sprache deutsch
Original-Titel The Topasz Brooch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Amulett • Anna Jacobs • Barbara Wood • Elizabeth Haran • enttäuschte Liebe • Familiengeheimnis • Große Liebe • Harmony Verna • Irische Küste • Irland • Lucinda Riley • Sarah Lark • Schicksal • Ulrike Renk
ISBN-10 3-96797-006-X / 396797006X
ISBN-13 978-3-96797-006-7 / 9783967970067
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