Dorian Hunter 33 - Horror-Serie (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9020-9 (ISBN)
MBRET
Dorian Hunter sah auf seine Uhr und sah aus dem Fenster neben seinem Sitz. Die Maschine war von einem Augenblick zum andern in einer dichten Nebelwand verschwunden.
»Meine Damen und Herren, wir landen in wenigen Minuten auf dem Flughafen Wien-Schwechat ...«
Kurz darauf setzte das Flugzeug auf der Piste auf, rollte aus und kam schließlich zum Stillstand. Die dichte Nebelsuppe hüllte alles ein.
Das ist nicht Wien-Schwechat!, durchfuhr es Dorian.
Da tauchten auf einmal Gestalten im Nebel auf, die sich ungelenk dem Flugzeug näherten. Es waren Untote, wandelnde Leichname!
1. Kapitel
Plötzlich war draußen die Sonne weg; nichts war mehr von den weißen Wattebauschwolken unter dem Flugzeug zu sehen. Die DC 9 war von einem Augenblick zum andern in einer dichten Nebelwand verschwunden.
Das ist ja wie in London, dachte Dorian. Er wunderte sich etwas, dass der Pilot die Nebelwand nicht angekündigt hatte, sagte sich dann aber, dass die Österreicher solche kleinen Unliebsamkeiten wohl nicht so ernst nahmen. Schließlich merkten die Passagiere früh genug, dass Nebel war, oder?
Die Ansage über den Bordlautsprecher riss ihn aus seinen Gedanken. »Meine Damen und Herren, wir landen in wenigen Minuten auf dem Flughafen Wien-Schwechat …«
Die Ansage wurde in Englisch, aber mit unverkennbarem Wiener Akzent wiederholt. Der Nebel wurde nicht erwähnt. Dorian machte sich deshalb auch keine Sorgen. Er drückte seine Zigarette aus und schnallte sich an. Der dicke Geschäftsmann neben ihm erwachte. Er blubberte ein paarmal, hustete und fragte: »Schon da?«
Dorian nickte. Der Dicke legte den Sicherheitsgurt um den umfangreichen Leib. Die hübschere der beiden Stewardessen kontrollierte, ob sich alle Passagiere richtig angeschnallt hatten. Dorian hatte während des Zweistunden-Fluges einige Worte mit ihr gesprochen. Die Stewardess hieß Elise. Sie hatte rotbraunes Haar, ein apartes Gesicht mit hohen Wangenknochen und eine gutgeformte, kurvenreiche Figur. Sie war nicht mager, aber auch nicht kräftig.
Dorian fand, dass sie einiges hatte, woran ein Mann sich festhalten konnte. Er lächelte, als die Stewardess zu ihm kam, aber sie reagierte nicht. Ihre Augen waren seltsam leer, als schwebte ein rauchiger Schleier über der Iris und der Pupille.
Noch immer schöpfte Dorian keinen Verdacht. Er glaubte, die Stewardess sei mit ihren Gedanken woanders.
Das Flugzeug setzte auf der Piste auf und raste über die Landebahn. Dorian schaute aus dem kleinen Sichtfenster. Die Maschine rollte aus und kam zum Stillstand. Die Passagiere machten sich zum Aussteigen fertig. Dorian zog eine gefütterte Wildlederjacke über und ergriff seinen Handkoffer. Die Stewardess tauchte neben ihm auf. Wieder bemerkte Dorian den leeren Ausdruck in ihren Augen.
Jetzt begann er sich Gedanken zu machen. Wusste die Schwarze Familie etwa von seinem Kommen? War bereits auf dem Flughafen Wien-Schwechat eine Falle für ihn vorbereitet?
Durch die Fenster war nichts zu sehen. Die dichte Nebelsuppe hüllte alles ein. Dorian zögerte und beobachtete genau die hübsche Stewardess. Der Ausstieg wurde geöffnet. Wie immer drängten Ungeduldige nach vorn, als gäbe es einen Preis für den, der als Erster aus dem Flugzeug stieg.
Nebelschwaden wehten herein – Nebelschwaden und Stimmen. Bewaffnete stürmten die Gangway hoch und drängten sich ins Flugzeug. Sie trugen braune Uniformen und Pelzmützen, fuchtelten mit ihren Kalaschnikow-Sturmgewehren herum und stießen die Passagiere mit den Gewehrkolben zurück. Ihre Sprache verstand Dorian Hunter nicht. Sie waren ziemlich aufgeregt.
Ein Offizier mit Kragenspiegeln trat vor.
»Goddam, what you are doing here in Albania?«, schrie er mit schauderhaftem Akzent den entnervten Flugkapitän an.
Dorian war völlig entgeistert. Noch eben hatte er wie alle anderen geglaubt, in Wien-Schwechat zu sein, und jetzt behaupteten plötzlich albanische Soldaten, sie seien unerlaubt auf albanischem Gebiet gelandet. Wie konnte das sein? Zwischen Österreich und Albanien lagen beinahe tausend Kilometer. Die Zeit stimmte. Sie hätten in Wien-Schwechat sein müssen. Oder war Wien von den Albaniern in den letzten zwei Stunden erobert worden?
Die Stewardess zog Dorian am Jackenärmel.
»Kommen Sie mit«, wisperte sie. »Es ist eine Falle für Sie. Wir müssen durch den Notausstieg fliehen.«
Dorian folgte der Stewardess. Er schaute über die Schulter zurück und sah, wie der albanische Offizier dem österreichischen Flugkapitän eine Pistole auf die Brust setzte.
Die zweite Stewardess half der andern, den hinteren Ausstieg zu öffnen. Dorian sah in einen Nebel, den man mit dem Messer hätte schneiden können. Die Stewardess hielt sich an der Bodenkante des Ausstiegs fest. Ihre Beine baumelten frei in der Luft. Sie ließ sich den letzten halben Meter fallen und winkte Dorian zu.
»So kommen Sie doch! Sonst sind Sie verloren.«
Dorian zögerte. Hier war Schwarze Magie im Spiel. Jemand hatte ihn nach Albanien gelotst, aus Gründen, die er noch nicht kannte, aber sicher nicht, um ihm Wohltaten zu erweisen.
Der albanische Offizier sah ihn, schrie etwas auf Albanisch und zielte mit der Pistole auf Dorian. Das gab den Ausschlag. Der Dämonenkiller sprang aus dem Flugzeug. Der Albanier schoss. Die Kugel schlug irgendwo im Heck der Maschine ein.
Dorian landete auf dem Betonboden. Er hielt seinen Handkoffer fest. Elise, die Stewardess, nahm ihn an der Hand und zog ihn weg.
»Schnell! Folgen Sie mir! Ich will Sie retten.«
Vorn an der Gangway wurden Befehle gebrüllt. Dorian konnte wegen des dichten Nebels nichts sehen. Zum ersten Mal ging ihm auf, dass dieser Nebel wahrscheinlich keinen natürlichen Ursprung hatte. Schüsse krachten, Kugeln fetzten durch den Nebel. Alle Geräusche klangen seltsam gedämpft.
Dorian folgte der Stewardess. Eine Kugel durchschlug seinen Handkoffer. Beinahe wäre er ihm aus der Hand gerissen worden. Eine Trillerpfeife schrillte. Irgendwo bellten Hunde.
Dorian und Elise kamen an einen hohen Drahtzaun.
»Nicht berühren!«, warnte die Stewardess. »Elektrisch geladen.«
Das Flughafengelände war eingezäunt. Dorian fragte sich, wie sie von hier entkommen sollten. Hunde, ein elektrisch geladener Stacheldrahtzaun – war das etwa ein Militärflugplatz?
Elise zog Dorian am Zaun entlang. An einer Stelle war ein großes Stück herausgeschnitten worden. Sie schlüpften durch die Lücke und rannten weiter. Es war bitterkalt, aber es lag kein Schnee.
Dorian hielt immer noch Elises Hand. Sie zog ihn mit sich. Plötzlich blieb er stehen, packte Elise an den Schultern und drehte sie zu sich herum, dass sie ihn ansehen musste.
»Ich gehe keinen Schritt mehr weiter, wenn ich nicht endlich erfahre, was hier eigentlich los ist und wo es hingeht«, sagte er entschlossen. »Ich bin kein Hammel, der zur Schlachtbank rennt.«
Elise sah ihn völlig verwirrt an. Es war, als würde ein Schleier von ihren Augen weggezogen. Sie schüttelte den Kopf. Jetzt erst begann sie in ihrer dünnen, blauen Stewardessuniform zu frieren.
Aus dem Nebel tauchten Gestalten auf. Von allen Seiten kamen sie. Sie hatten die Stewardess und den Dämonenkiller umringt.
Elise schlug die Hände vor den Mund. »Aber … Was? Wo? Wo sind wir? Wie komme ich hierher?«
»Das wüsste ich selber gern«, sagte Dorian.
Die Gestalten kamen näher. Sie tauchten aus dem Nebel auf und wurden zu klar und deutlich erkennbaren Wesen. Aber zu was für Wesen! Es waren Untote, wandelnde Leichname. Sie trugen Lumpen, moderne Uniformfetzen oder Zivil. Ihre Gesichter waren grünlich oder fahl.
Dorian hörte merkwürdige Geräusche. Zunächst konnte er nicht erkennen, was er da hörte, aber dann identifizierte er das Geräusch eines Lastwagenmotors und das Blöken von Schafen. Gleich darauf sah er auch Umrisse des Lastwagens aus dem Nebel auftauchen. Es schien, dass die Schafe sich auf der Ladefläche des Lastwagens befanden.
Die Untoten rührten sich nicht. Sie standen lauernd und abwartend da. Es waren mehr als zwanzig.
Dorian öffnete seinen Handkoffer. Er wühlte in der schmutzigen Wäsche und holte den Opferdolch hervor, den der Demiurg, der Oberpriester der Manichäer in Istanbul, ihm geschenkt hatte. Es war ein Dolch mit einem reichverzierten Griff aus Gold und Leder und einer dreißig Zentimeter langen gekrümmten Klinge. Die Schneide des Dolches befand sich innen. Die Klinge trug eine Inschrift in uigurischer Sprache: Tod den Untoten, in deren Adern fremdes Blut fließt.
Wie auf ein geheimes Signal griffen die Untoten an. Der Dämonenkiller ließ sie herankommen. Im Gesicht der Stewardess spiegelten sich Angst und Grauen.
Dorian trat einem hochgewachsenen Untoten vor die Brust, dass er zurückflog. Ein anderer näherte sich ihm mit vorgestreckten Händen von der Seite. Dorian schlug mit dem Dolch zu, und der Kopf des Untoten hüpfte von den Schultern. Ein dritter Untoter packte Dorian von hinten am Kragen. Der Dämonenkiller schlug ihm den Arm kurz unterhalb des Ellbogengelenks ab. Der Untote gab keinen Laut von sich; kein Blut floss aus der Wunde.
Elise wurde ebenfalls von den Untoten gepackt. Sie war vor Schreck wie gelähmt und wehrte sich nicht.
Dorian kämpfte weiter. Er schlug mit dem Dolch und bohrte die gebogene Klinge in die Körper der untoten Angreifer. Sein Keuchen und das monotone Blöken der Schafe waren die einzigen Laute.
Drei Untote konnte Dorian noch enthaupten, viele andere verstümmeln oder verwunden, dann hatten sie ihn. Dorian wurde von kalten, stinkenden Leibern niedergerungen. Knochenhände entwanden ihm den Dolch. Er glaubte, seine letzte Stunde sei gekommen, aber die Untoten töteten ihn nicht. Sie verhinderten nicht einmal, dass Dorian ein paar Worte mit Elise wechselte.
»Da haben Sie mich schön in die Falle gelockt«, sagte er.
»Ich Sie in die Falle gelockt? Ich weiß doch überhaupt nicht, was eigentlich los ist. Bin ich denn verrückt geworden?«
Dorians Zorn verrauchte. Er hätte ihr gern etwas Tröstliches gesagt, wusste aber nicht, was. Die Stewardess hatte sich im Bann dämonischer Mächte befunden, dessen war...
Erscheint lt. Verlag | 3.12.2019 |
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Reihe/Serie | Dorian Hunter - Horror-Serie |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond |
ISBN-10 | 3-7325-9020-8 / 3732590208 |
ISBN-13 | 978-3-7325-9020-9 / 9783732590209 |
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