Manhattan Fire (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1985-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Manhattan Fire - Robert Pobi
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Ein gefährlicher Sniper in New York - und ein ehemaliger Cop und Astrophysiker als sein Widersacher. Hart, packend, ungewöhnlich!

Während eines Blizzards wird in New York ein FBI-Mann in seinem SUV erschossen - von einem offensichtlich äußerst fähigen Scharfschützen. Das FBI steht vor einem Rätsel - und wendet sich an den ehemaligen Polizisten Lucas Page, der nun als Professor an der Universität lehrt und Experte für Ballistik ist. Page weigert sich zunächst zu helfen - bis er erfährt, wer der Tote ist: sein ehemaliger Partner. Wer könnte einen Grund gehabt haben, ihn zu töten?

Page findet heraus, von wo geschossen worden ist, doch als er wieder aus den Ermittlungen aussteigen will, geschieht ein zweiter Mord - auf dieselbe Art und Weise und erneut ist ein Polizist das Opfer ...

'Eine großartige Geschichte, ein toller Schauplatz - und die Charaktere sind herausragend.' Lee Child.



Robert Pobi war Antiquitätenhändler, bis er sich entschied, freier Autor zu sein. Er lebt in einem kleinen Haus in den Bergen - ohne Telefon und Internet. Wenn er eine E-Mail scheiben will, fährt er in eine Kleinstadt acht Meilen entfernt.

6


ZWEIUNDVIERZIGSTE STRASSE
ECKE PARK AVENUE

Lucas stand mit den Vektor-Ausdrucken in der Hand auf der Zweiundvierzigsten im Schatten des Park-Avenue-Viadukt. Sie waren laminiert und in einer dünnen Heftmappe geordnet, die das Logo des Bureaus trug. All das hatte bereits feinsäuberlich auf ihn gewartet, als Kehoes SUV vor dem großen Blue-Bird-Kommandofahrzeug hielt, das an dem Tatort parkte. Nur waren sie vollkommen nutzlos.

Die Zweiundvierzigste war in beiden Richtungen gesperrt, und die Park Avenue war drei Blocks weiter südlich abgeriegelt worden. Dadurch herrschte ein Verkehrsstau wie sonst nur im Juli. Die Straße war von NYPD-Streifenwagen und FBI-SUVs verstopft, die Blinklichter spiegelten sich im Schnee, im Beton und im Glas und verliehen der ganzen Show einen unterweltlichen Discoeffekt.

Es fror, und der Wind fegte zwischen den Gebäuden hindurch, die Park Avenue hoch und trieb Schneetromben vor sich her, die zu jedem anderen Zeitpunkt wunderschön gewesen wären. Den Asphalt überzog eine schmutzige gefrorene Kruste, die knirschte wie Kartoffelchips, und Lucas hatte Schwierigkeiten, auf dem unebenen Boden sein Gleichgewicht zu halten. Sein Knöchel versteifte sich immer bei niedrigen Temperaturen. Die Prothese selbst war zum größten Teil aus Aluminium, aber die Gelenke bestanden aus rostfreiem Stahl. Ein anderer Teil der anderen Technik war aus Titan oder Carbonfasern gefertigt, und jede Legierung zog sich bei Kälte unterschiedlich stark zusammen, was seine Mobilität beeinträchtigte. Um das zu kompensieren, hüpfte er etwas auf seinem gesunden Bein, wodurch sein Gang eine sehr eigentümliche Signatur annahm.

Als sie am Tatort eintrafen, erkundigte sich Lucas nach der Hierarchie, und Kehoe deutete auf das breite Kreuz einer Gestalt in der Nähe des Zeltes der Spurensicherung. Lucas erkannte die unverkennbare Figur von Grover Graves. Der Mann und er hatten sich nie verstanden. Es war eine dieser Abneigungen, die auf eine sich gegenseitig abstoßende Chemie zurückzuführen war. Alles Händeschütteln und Lächeln und selbst die besten Absichten konnten diese Abneigung nicht überwinden. Graves war auch die einzige ihm bekannte Ausnahme von Kehoes Regel, nur die besten Leute einzusetzen. Dass der Mann einen Fall von solcher Bedeutung leitete, fühlte sich nicht nach einer Entscheidung Kehoes an.

Nachdem sich Lucas und Graves quer über die Straße zugenickt hatten, verriet Kehoe Ersterem, dass Hartke die letzten Jahre unter Graves gearbeitet hatte. Dieses Detail überraschte Lucas. Hartke hatte Dummheit genauso gehasst wie Lucas, und Lucas konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann Befehle von Graves entgegennahm, ganz gleich in welcher Lage. Aber es war eine mögliche Erklärung, warum Kehoe Graves diese Ermittlungen leiten ließ. Damit zwang er ihn, Verantwortung für seine eigenen Leute zu übernehmen.

Wenigstens musste Lucas nicht mit Graves zusammenarbeiten. Ebenso wenig wie mit Kehoe. Er war nur hier, um seinem alten Partner Tribut zu zollen. Hartke war vieles gewesen, und das meiste davon war alles andere als nett, aber er war auch so etwas wie ein Freund gewesen. Also schuldete Lucas ihm etwas. Deshalb war er hier. Deshalb stand er hier auf der Straße und wartete, dass er in seine Rolle schlüpfen konnte.

Die beiden Agenten, die Kehoe ihm an die Seite gestellt hatte, hielten sich zurück und drückten sich in der Nähe der Hausecke herum. Sie betrachteten ihn mit dem vorprogrammierten Desinteresse ihrer Spezies. Der eine von ihnen war ein typischer Bureau-Typ, der aussah, als hätte man ihn direkt von der Central-Casting-Agentur verpflichtet – leicht zu vergessen und nichtssagend. Die andere war eine junge Schwarze, die sich mit der bedächtigen, überlegten Gelassenheit eines harten Typen bewegte. Sie waren beide unauffällig und professionell und kamen ihm nicht in die Quere.

Nachdem Lucas ein paar Sekunden lang die Topografie in sich aufgenommen hatte, fiel ihm auf, dass er hinter eine Laterne getreten war. Das bedeutete, sein Betriebssystem updatete sich automatisch. Es war verblüffend, wie schnell diese Art von Denken zu einem Instinkt wurde – und noch erstaunlicher war, wie lange sie an einem hängen blieb, auch wenn sie nicht mehr notwendig war. Wie ein Phantomglied. Nach den Krankenhäusern, den Operationen, der Rehabilitation und den Alpträumen hatte er fast ein ganzes Jahr gebraucht, um sich wieder in eine Menschenmenge mischen zu können. Es hatte Zeit gekostet, aber allmählich hatte sich die Furcht in den Äther verflüchtigt. Bis jetzt.

Aber ein bisschen Vorsicht hier draußen war nicht nur klug, sondern sie war von essenzieller Bedeutung. Relativ gesehen gab es nichts Schlimmeres, als einen Mann mit einem Gewehr in einer Stadt aus Fenstern zu jagen.

»Scheiße«, flüsterte er in gedämpfter Kirchenlautstärke und trat auf die Kreuzung.

Das Opfer, sein früherer Partner und einziger Freund, saß immer noch in seinem Wagen. Das Fahrzeug war von einem Tatortzelt abgesperrt worden, aber Kehoe hatte ihn durch die Absperrung geführt. Lucas würde niemals vergessen, wie Hartke aussah. Wenn man jemandem die Schädeldecke wegschoss, setzte man eine Blutfontäne frei, die mit einem Druck von anderthalb Pfund pro Quadratzentimeter etwa acht Liter Blut aus dem Körper pumpte. In einem kleinen, geschlossenen Raum wie einem Fahrzeug verursachte das schlechte Träume, die einen sein Leben lang nicht mehr losließen. Und davon hatte Lucas bereits eine ziemlich umfassende Sammlung.

Er hatte sich seit mehr als drei Jahren nicht mehr mit Hartke getroffen, aber sie hatten sich Weihnachtskarten geschrieben und gelegentlich Mails geschickt, alles ausgeschmückt mit der Androhung von Besuchen, die nur sehr selten in die Tat umgesetzt wurden. Lucas konnte es dem Mann nicht verübeln. Was ihm, Lucas, passiert war, war einfach eine zu deutliche Mahnung daran, wie verdammt schief die Dinge in seinem Beruf laufen konnten. Und Polizisten, vor allem solche der alten Schule wie Hartke, waren notorisch abergläubisch. Selbst wenn er es niemals zugegeben hätte, musste sich irgendein Teil seines Reptilienhirns Sorgen gemacht haben, dass Lucas’ Pech rückwirkend ansteckend sein könnte. Also hatte Lucas ihm sein Verhalten nie angekreidet.

Er blickte die Straße hinauf und holte tief Luft, bevor er das Wetter, die blitzenden Blinklichter, die Armee aus Männern in Blau, den riesigen Weihnachtsschmuck und das Zelt der Spurensicherung mit seinem toten Partner aus seinen Gedanken verbannte.

Hatte er es noch drauf? Schließlich konnte er nach allem, was alle sagten, die Dinge, die er angeblich bewerkstelligen konnte, eigentlich nicht wirklich tun. Jedenfalls nicht mit einem menschlichen Gehirn.

Es gab nur einen Weg, es herauszufinden. Er schloss die Augen und wartete darauf, dass es anfing.

Er dachte an das, was er in dem Zelt gesehen hatte. Er dachte an das zerschmetterte Autofenster, an das zerfetzte Gehirn seines Freundes. Er dachte an die Aufnahmen der Dashcam, die Kehoe ihm gezeigt hatte, und an den Vier-Sekunden-Rahmen für die heranpfeifende Kugel. Er dachte daran, wer er war und warum er eingewilligt hatte, hierher zu kommen.

Dann öffnete er die Augen, und die Welt rutschte in den Kontext.

Sofort.

Automatisch.

Die Straße wurde auf eine Art und Weise lebendig, wie er es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Es fühlte sich an, als wäre er in die Halluzination eines anderen getreten.

Die Welt war plötzlich auf eine komplizierte Geometrie reduziert.

Die kleineren Komponenten der Stadt nahmen Werte an. Die Ziegelsteine und Steinblöcke wurden Maßeinheiten. Diese Maßeinheiten verbanden sich zu größeren Flächen, den Fenstern, Türen und Laternenpfählen, die ihrerseits ihre eigene numerische Bedeutung aufwiesen. Und zwar jede relativ zu allen anderen. Plötzlich war alles eins, und die Stadt wurde eine Matrix aus miteinander verbundenen Ziffern, ein Mosaik aus Zahlen, das sich bis zum Horizont erstreckte.

Lucas stand auf der Kreuzung, hob die Arme und drehte sich langsam um seine Achse. Er absorbierte die City in einem numerischen Panorama, das durch seinen Kopf pulsierte, tanzte und blitzte. Er nahm die Zahlen um sich herum auf, fütterte die Daten in einer Reihe von instinktiven Algorithmen, die selbst er nicht ganz verstand. Es war ein unmittelbarer Prozess, angetrieben von einem Automatismus, den er nicht erklären konnte. Es war, als befände er sich im Zentrum eines Strudels, und die Reihen mit den Codes, die die Landschaft wie ein Teppich überzogen, wirbelten so schnell um ihn herum, dass man sie nicht auf eine bewusste Art absorbieren konnte.

Als er eine ganze Umdrehung beendet hatte, konnte er die Gebäude oder Bürgersteige oder Streifenwagen oder Blitzlichter nicht mehr sehen. Er vergaß die Polizeiwagen, die die Straße säumten, und die Frauen und Männer in Blau, die über den schneebedeckten Bürgersteig marschierten. Alles, was er sah, alles, womit er sich in Beziehung setzen konnte, waren die Zahlen.

Überall.

Sie repräsentierten alles.

Und dann …

War es vorbei.

Er blinzelte, und der ganze Zirkus fuhr herunter. Alles, die Zahlen, die Geometrie, die Entfernungen. Übrig blieb nur eine eisige Winterszenerie mit zu vielen Streifenwagen und nicht genug Verkehr.

Lucas blickte die Park Avenue entlang, und sein Verstand verband die einzelnen Komponenten miteinander. Er hörte das Hupen des umgeleiteten Verkehrs nicht mehr, ebenso wenig...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2020
Reihe/Serie Ein Dr. Lucas Page Thriller
Ein Dr. Lucas Page Thriller
Übersetzer Wolfgang Thon
Sprache deutsch
Original-Titel City of Windows
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • action • Actionthriller • American Sniper • amerikanischer Thrillerr • Astrophysik • Ballistik • CSI • Don Winslow • FBI • Forensik • New York City • Scharfschütze • Thriller
ISBN-10 3-8412-1985-3 / 3841219853
ISBN-13 978-3-8412-1985-5 / 9783841219855
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