Lang taucht ab (eBook)

Mord am Ammersee

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
288 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1983-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lang taucht ab - Thea Fischer
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Mord am wunderschönen Ammersee.

Als Petra Rosenberger für eine Reportage auf dem Ammersee unterwegs ist, entdeckt sie unter Wasser einen Schopf Haare - die zu einer Leiche gehören. Es handelt sich um den frisch gewählten jungen Landrat Moritz Lang, der seit der rauschenden Wahlnacht vermisst wird. Petra Rosenberger will sich nicht schon wieder in Mordermittlungen hineinziehen lassen. Aber dann geraten ihre Mutter und ihre Freundin Birgit ins Visier der Polizei. Widerwillig forscht Petra nun doch in der Vergangenheit des jungen Landrats - und stößt auf dunkle Geheimnisse ... 

Ein Krimi voller skurriler Figuren, Intrigen und bayrischem Charme.



Thea Fischer ist das Pseudonym einer Journalistin, die für verschiedene Lokalredaktionen schreibt. Sie wurde in Augsburg geboren und ist in Oberbayern aufgewachsen. Heute lebt sie mit ihrer Familie am Ammersee. Im Aufbau Taschenbuch ist bisher ihr Kriminalroman »Bürgermeister Hirsch geht baden« erschienen.

Kapitel 1


Uferbereich Ammersee-West – im Frühjahr

Ich hasse Weihnachten! Moritz Lang betrachtet die unter Wasser stark aufgequollenen Christbäume. Sie sind stehende Gerippe, die unterhalb der Wasserlinie statt saftig grüner Nadeln einen wabernden schleimigen Algenbewuchs hängen haben. Über Wasser leuchten die stachligen Verästelungen in Weiß wie ein modernes Kunstwerk. Wie Lametta hängen grün-gelb schimmernde Algen an den Baumgerippen. Sie schaukeln sanft im Rhythmus der Wellen hin und her. Genau wie der leblose Körper von Moritz Lang. Er wird sanft im Wasser gewiegt. Die Elemente haben Moritz Lang übel mitgespielt.

Das eiskalte Wasser drückte ihn in die dunkle Tiefe, zog an ihm, schleuderte ihn herum, und schließlich ging es mit der tiefen Unterströmung des Ammersees auf eine weite Strecke wie auf einer Achterbahn, die zur Geisterbahn mutierte.

Unheimliche, wie aus der Steinzeit stammende Lebewesen gibt es im See. Besonders gefürchtet hat sich Moritz vor zwei Welsen, die mit ihren weit abstehenden Barteln sehr nahe an ihn herangeschwommen waren. Die beiden Fische waren fast zwei Meter lang und hatten eine glatte, schleimige und schuppenlose Haut, die Moritz genau betrachten konnte, so nah wie die beiden ihm gekommen waren. Die zwei Seeungeheuer, offenbar ein Pärchen, rochen an ihm, dabei sah er nur wenige Zentimeter von seinem linken Auge entfernt einen riesigen Schlund, der fast die ganze Breite des großen Kopfes einnahm. Auch einem Lager voller Aale kam er gefährlich nahe. Wie eklig! Mein schöner Body ist kein Tierfutter!

Zufrieden sieht er an sich herunter: Die knapp sitzende Jeans und das eng anliegende Hemd verbergen einen schlanken jungen Körper. Und überhaupt: Mit so schleimigen Fischen kann er gar nichts anfangen.

Noch sehr gut erinnert er sich an einen stolzen Fischer aus Fischau, dem letztes Jahr ein stattlicher Wels ins Netz ging. Einen harten Kampf hat der Wagner Sepperl, der selbst zu den wettergegerbten Urgesteinen von Fischau gehört, mit dem Tier ausgefochten, das fast so schwer gewesen war wie er selbst und auf jeden Fall größer. Beim Pressetermin mit dem stolzen Fischer, der die Trophäe präsentierte, konnte Moritz seinen Würgereiz nur schwer unterdrücken. Das als besonderes Highlight angepriesene Fischessen des erlegten Raubfisches bei einem der renommierten Seegastronomen sagte er mit einer Ausrede ab und verzichtete damit auf die Gelegenheit, Wahlkampf zu machen. Aber es hat ja auch so gereicht, denkt Moritz und schmunzelt vor sich hin. Landrat von Landsthal! Wer hätte das gedacht? Den Sesselfurzern, Kleinkrämern und Korinthenkackern an der Uni hat er es richtig gezeigt.

Zum Glück haben die beiden Waller vorhin von ihm abgelassen, offenbar passte er doch nicht in ihr Beuteschema. Jetzt ist Moritz aus den Tiefen des Sees wieder aufgestiegen, angelandet im flachen Wasser einer Ammerseebucht vor Fischau. Wie lange er unter Wasser verbracht hat und wie weit er von seinem Lieblingsbootshaus weggetragen wurde, kann er nicht recht einschätzen. Unter Wasser ging ihm jedes Zeit- und Raumgefühl verloren. In diesem nassen Grab will ich nicht bleiben! Verdammt, warum holt mich niemand raus? Moritz schickt erst seine Flüche und dann für alle Fälle noch seine Wünsche an alle höheren Mächte.

Hier in der flachen Bucht ist es auch nicht viel besser als in der Tiefe. Kleine Fische umkreisen ihn, aber wenigstens sind die Aale hier noch nicht auf ihn aufmerksam geworden. Die Plastikverpackung eines Sandwichs wird immer wieder gegen seinen Arm gespült, daneben schwimmt eine alte Kinder-Badelatsche. Seine rotbraunen Locken haben sich in den Spitzen der Weihnachtsbäume verfangen, die in alten betongefüllten Töpfen stehen. Der Sinn dieses Christbaum-Recyclings ist ihm noch immer nicht ganz klar. Und jetzt hängt er in dieser grotesken Weihnachtsunterwasserwelt fest. Sozusagen als Topping. Moritz Lang schnauft durch. Leise gluckst das Wasser an seinem Ohr, als wollte der See seine letzten Lebensgeister aufwecken. Außer einer einzelnen roten Christbaumkugel, die im Wasserbad langsam verblassen wird, sieht Moritz Lang wenig. Immerhin ist das Wasser in der Bucht heller. Jetzt müssen die Suchmannschaften ihn doch endlich finden.

Moritz Lang wehrt sich gegen den Gedanken, dass er tot ist. Er, das smarte Politikwunderkind, kann nicht tot sein! Auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere, als frisch gewählter neuer Landrat von Landsthal, muss er doch seine neue Macht genießen dürfen. Ich bin auch viel zu jung, um schon zu sterben, denkt Moritz. Gut, James Dean hätte ich überlebt, aber an Jesus Christ Superstar bin ich noch nicht herangekommen. Die Besten zuerst! Unter dem Aspekt könnte er sich einreihen, er, der stahlendende Stern der lokalen Politik, der Hoffnungsträger des Oberlandes … Bei seiner Eloquenz wäre sogar sein Fernziel Bundespräsident möglich. Herr über Landsthal!

Landsthal ist ein schmucker Voralpenlandkreis mit einer Kreisstadt, die mit einer entzückenden historischen Altstadt punkten kann, allerlei Kulturschätze aufweist und bis zum, vom Alpenpanorama flankierten, Ammersee reicht. Zum Landkreis gehört auch das Dorf Otterschwing. Moritz’ Wahlsieg ist ein Schritt auf der für ihn vorgesehenen Karriereleiter. Schon als kleines Kind saß er gebannt vor dem Fernseher, wenn die Mächtigen der Politik ihre Treffen abhielten. Genau studierte er die Männer in ihren dunklen Anzügen. Gut, es gibt schon lange eine Kanzlerin in Deutschland, aber sie muss ja auch die politische Schwerstarbeit machen und ständig die Egos derer, die an ihrem Stuhl sägen, im Zaum halten. In seinen kindlichen Tagträumen sah Moritz sich auf dem roten Teppich schreiten, und vorne stand wahlweise die Queen, der Papst oder ein hipper Präsident, je nachdem, wer gerade den besten Marktwert hatte. Das war schon immer sein Ziel, und jetzt soll schon Schluss sein? Wenigstens würden seine Gene weiterleben, dafür hat er noch sorgen können.

Am Ufer des Sees tut sich was. In der Ferne hört Moritz Lang das Bellen zweier Hunde. Und ein schwaches Rufen, das verzerrt nach seinem Namen klingt. Wenn er sich anstrengt, kann er vielleicht auf sich aufmerksam machen. Das ist die Josie, glaubt er zwischen dem ganzen Geglucker an seinem Ohr zu hören. Die Josie, die hätte die Eine sein können. Eine wilde Großstädterin, der er nicht viel vormachen kann. Sie sind sich in gewisser Weise ähnlich, nur dass Josie erstaunlicherweise von einem Biobauernhof träumt, den sie auf dem alten Hof ihres Opas, dem Altbürgermeister Johann Schmidt, in Otterschwing aufziehen will. Leider ist Josie schon durch ihren Punk-Look nicht für ein Leben als Landratsgattin geeignet. Obwohl, vielleicht hätte man auch die Taschentuch-Story mit Josies totem Vater Adi, der vor ihrer Geburt unter mysteriösen Umständen verschwunden war, ausschlachten können. Aber Moritz will lieber auf Nummer sicher gehen. Er hat andere Politikerkarrieren genau verfolgt und mitbekommen, dass die Wahl der Gattin für den politischen Erfolg sehr entscheidend werden kann.

Aber so ganz hat er von der Josie nicht lassen können. Sie verstehen sich auf einer tieferen Ebene wortlos, trinken auf dem Bankerl am Hof von Johann Schmidt Bier aus der Flasche, und wenn Josie ihn einlädt zu bleiben, dann bleibt er. Dass die Josie jetzt so nah ist, wundert Moritz nicht. Hier bin ich! Vielleicht ist das nervöse Hundetier, das sie in einem Anfall von »Wir müssen kurz die Welt retten« aus einem rumänischen Tierheim geholt hat und das so gerne bei ihr im Bett liegt, nun endlich zu etwas nütze. Moritz entschuldigt sich im Geiste bei der Hündin, da er sich in aller Heimlichkeit nicht immer ganz korrekt verhalten hat. Such, Caro, such!

Josie steht am Ufer und redet auf ihre braune Mischlingshündin Caro ein. In der Bucht ist irgendetwas, das spürt sie, und Caro soll im Wasser suchen. Doch Caro ist wasserscheu, sie jault laut und schaut Josie mitleidheischend an.

Josie beschließt, selbst ins Wasser zu waten, und zieht die Schuhe und Strümpfe aus. Aber schon nach kurzer Zeit sind ihre Füße in dem noch kalten Wasser des Ammersees zu Eisklumpen gefroren, und auf den Steinen ist es sehr rutschig. »Das hat keinen Sinn!«, sagt sie zu ihrer Hündin.

Caro bellt bestätigend. Jetzt kommen noch weitere Spaziergängerinnen heran.

»Servus Josie«, sagt Marlene Hirsch und stupst ihre Tochter Franziska an.

»Hallo«, drückt diese raus.

»Willst du kneipen?«, fragt Marlene und schaut auf die bloßen Füße von Josie. An ihrer linken Wade ist deutlich ein kleines Tattoo zu sehen. Josie will nicht vor der Franzi zugeben, dass sie den Moritz sucht und irgendwie von der kleinen Bucht angezogen wurde.

»Ich wollt nur schauen, ob man bald baden gehen kann«, sagt sie zur Marlene. »Aber das Wasser ist noch zu kalt«.

»Ja mei, des werd scho, is ja grad erst Anfang Mai«, sagt Marlene. »Aber die Stand-up-Paddler sind schon seit ein paar Wochen auf dem See unterwegs.«

Franziska hält das Geplauder nicht mehr aus und wendet sich an Josie. »Weißt schon was wegen dem Moritz?«

»Nein, ich hab nichts gehört«, sagt Josie, wendet sich ab und beginnt sich die Strümpfe wieder anzuziehen. »Und ihr?«

Diesmal antwortet Marlene mit einem resignierten Kopfschütteln. »Ich versteh net, warum der Moritz abgetaucht ist. Viel Zeit hat er nimmer, im Landratsamt sind alle schon ganz narrisch. Der neue Kreistag wartet, und Moritz muss doch die Amtsgeschäfte übernehmen.«

Die Franzi sagt: »Am Handy...

Erscheint lt. Verlag 20.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Alpenvorland • Ammersee • Bayern • Bayern Krimi • Fünfseenland • Intrigen • Jörg Graser • Jörg Maurer • Kriminalroman • Lokalkolorit • Maria Dries • München • Redakteurin • Regionalkrimi • Rta Falk • Sommer • Sommerbuch • Sommerurlaub • Spannung • Urlaub • Urlaubskrimi • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-8412-1983-7 / 3841219837
ISBN-13 978-3-8412-1983-1 / 9783841219831
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