Der Klang des Herzens (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
464 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-51061-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Klang des Herzens -  Jojo Moyes
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Eine wunderbare Wiederentdeckung von Bestsellerautorin Jojo Moyes - über den Mut zum Leben und die Macht der Liebe. Die Konzertgeigerin Isabel Delancey hat ihr erfülltes Leben immer für selbstverständlich genommen. Doch als ihr Mann plötzlich stirbt und sie mit einem Schuldenberg zurücklässt, sind sie und ihre beiden Kinder gezwungen, ihr komfortables Haus in London zu verkaufen und aufs Land zu ziehen. Das Anwesen, das Isabel überraschend von einem Großonkel geerbt hat, ist eine Ruine und schnell sind auch ihre letzten Ersparnisse aufgebraucht. In ihrer Verzweiflung nimmt Isabel gern die Hilfe ihres Nachbarn Matt an, ohne zu ahnen, dass dieser seine ganz eigenen Interessen verfolgt. Während um sie herum alles zusammenzubrechen droht, muss Isabel lernen, dem Klang ihres Herzens wieder zu vertrauen. Denn man kann sich gegen das Glück entscheiden. Oder dafür. Jojo Moyes schreibt so emotional, so berührend wie kaum eine andere Autorin. Jeder ihrer bisherigen Romane war ein Nr. 1-Bestseller.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London. Gertrud Wittich hat auf dem Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München Englisch mit Zweitsprache Spanisch studiert. Sie liebt Bücher, die Oper, die Musik der Seventies und ausgedehnte Spaziergänge im Englischen Garten - wenn sie nicht in ihrer Schwabinger Dachwohnung, mit Blick ins Grüne, an Übersetzungen feilt.

Kapitel 1


Laura McCarthy zog die Hintertür zu, trat vorsichtig über den schlafenden Hund, der zufrieden auf den Kies sabberte, und durchquerte mit forschen Schritten den Garten. Das Tablett auf einem Arm balancierend, öffnete sie das Gartentürchen, schlüpfte geschickt hindurch und ging in das Wäldchen. Sie erreichte die Senke, durch die der kleine Bach floss, der um diese Jahreszeit aber – es war Spätsommer – fast kein Wasser mehr führte.

Mit zwei langen Schritten überquerte sie den Graben, über den ihr Mann Matt letztes Jahr Bretter gelegt hatte. Bald würde das regnerische Wetter einsetzen und die Bretter schlüpfrig und gefährlich machen. Letztes Jahr wäre sie mehrmals beinahe ausgerutscht, und einmal war ihr das Tablett entglitten und ins Wasser gefallen – ein Fest für die Bachbewohner. Sie erreichte die andere Seite, die feuchte Erde blieb zäh an ihren Schuhsohlen kleben, und sie trat aus dem Wäldchen auf die Lichtung hinaus, die von der Abendsonne in ein weiches, pollenglitzerndes Licht getaucht wurde. Als sie die Abdeckhaube auf dem Teller zurechtrückte, entwich ein fruchtiger Duft nach Tomaten. Sie beschleunigte ihre Schritte.

Das alte Haus war nicht immer so verfallen gewesen, hatte so grimmig, fast abweisend gewirkt. Matts Vater hatte ihm Geschichten von Jagdgesellschaften erzählt, von lauen Sommerabenden mit Musik unter weißen Markisen. Von eleganten Paaren, die auf der niedrigen Gartenmauer saßen und Punsch tranken. Matt konnte sich noch an eine Zeit erinnern, in der prächtige Pferde in den Ställen gehalten wurden, manche davon ausschließlich für Wochenendbesucher. Am Ufer des Sees gab es ein Bootshaus für jene, die gerne ruderten. Früher hatte er ihr diese Geschichten oft erzählt, vielleicht auch, um seine im Vergleich zu ihr ziemlich bescheidene Herkunft wettzumachen; gleichsam als Vorgeschmack auf ihre gemeinsame Zukunft, die dem Leben, das sie aufgegeben hatte, ebenbürtig sein würde.

Sie liebte diese Geschichten und wusste ganz genau, wie das Haus aussehen würde, wenn man ihr freie Hand ließe. Es gab kein Zimmer, das sie nicht in ihrer Phantasie bereits eingerichtet hatte: Vorhänge, Teppiche, Möbel.

Vor der Seitentür blieb sie stehen und tastete intuitiv in ihrer Hosentasche nach dem Schlüssel. Früher war das Haus immer abgesperrt gewesen, doch das war schon lange nicht mehr nötig. Jeder in der Gegend wusste, dass es dort nichts mehr zu holen gab. Das Haus verfiel, schien in sich zusammenzusinken, der Anstrich blätterte ab wie Schuppen. Im Erdgeschoss waren mehrere Fensterscheiben zerbrochen und mit Brettern vernagelt worden.

«Ich bin es, Mr. Pottisworth … Laura.»

Sie wartete, bis von oben ein zustimmendes Grunzen erklang. Es war ratsam, den Alten zu warnen, bevor man eintrat. Laura hatte es einmal vergessen, und da hatte er mit einer Schrotflinte auf sie geschossen – die Kugeln steckten noch immer im Türrahmen. Aber zum Glück war der Alte schon immer ein mieser Schütze gewesen, wie Matt damals bemerkt hatte.

«Ich bringe Ihnen Ihr Abendessen.»

Ein weiteres Grunzen, und Laura konnte es wagen, die knarrende Holztreppe zu erklimmen.

Sie war gut in Form und daher kaum außer Atem, als sie über die steilen Treppen den zweiten Stock erreicht hatte. Dennoch blieb sie eine Sekunde vor dem Schlafzimmer stehen. Ein resignierter Seufzer entfuhr ihr, bevor sie den Türknauf drehte.

Obwohl das Fenster halb offen stand, schlug ihr sogleich der säuerliche Gestank von altem, ungewaschenem Mann entgegen, vermischt mit dem staubigen Geruch schmutziger Polstermöbel, von Kampfer und altem Bohnerwachs. Neben dem Bett lehnte eine alte Flinte, und auf einem kleinen Tischchen stand der Fernseher, den sie ihm vor zwei Jahren gekauft hatten. Aber weder Alter noch Vernachlässigung konnten die einstige Eleganz dieses großen Raums verbergen, die Art, wie sich der blaue Himmel hinter dem hohen Erkerfenster abzeichnete. Dem Besucher wurde allerdings nie viel Zeit gelassen, die ästhetischen Qualitäten des Zimmers zu genießen.

«Sie sind spät dran», murrte die Gestalt in dem alten Mahagonibett.

«Nur ein bisschen», antwortete sie betont munter. Sie stellte das Tablett auf den Nachttisch und richtete sich auf. «Es ging nicht eher. Ich hatte meine Mutter am Telefon.»

«Was wollte sie denn? Konnten Sie ihr nicht sagen, dass ich hier liege und verhungere

Lauras Lächeln geriet kaum aus dem Gleichgewicht. «Ob Sie es glauben oder nicht, Mr. Pottisworth, es gibt noch andere Gesprächsthemen in meinem Leben als Sie und Ihr Befinden.»

«Matt, darauf wette ich. Was hat er jetzt schon wieder angestellt? Ihre Mutter hat Ihnen sicher Vorwürfe gemacht, weil er nicht gut genug für Sie ist, stimmt’s?»

Laura widmete sich dem Tablett. Dass ihre Haltung dabei ein wenig steifer war als zuvor, entging Mr. Pottisworth. «Ich bin seit achtzehn Jahren verheiratet», erklärte sie bestimmt, «da ist die Wahl meines Ehemannes wohl kaum das Topthema.»

Ein lautes Schnauben. «Was gibt es denn zu essen? Es ist sicher kalt geworden.»

«Hähnchenkasserolle mit Folienkartoffel. Und es ist keineswegs kalt geworden. Es war abgedeckt.»

«Ich wette, es ist kalt. Das Mittagessen war kalt.»

«Zum Mittagessen gab es Salat.»

Ein mit Altersflecken gesprenkelter und mit spärlichem grauem Haar bewachsener Schädel tauchte unter der Tagesdecke auf. Halb unter faltigen Lidern verborgene Augen richteten sich misstrauisch auf sie. «Müssen Sie so ’ne enge Hose anziehen? Wollen wohl zeigen, was Sie zu bieten haben, was?»

«Das ist eine Jeans. Die trägt man so.»

«Sie wollen mich aufheizen, das ist es! Sie wollen mir vor Lust die Sinne vernebeln, damit Sie mich auf heimtückisch-weibische Art töten können! Schwarze Witwen, so nennt man euch Frauenzimmer. Ich weiß Bescheid.»

Sie beachtete ihn nicht. «Ich habe Ihnen etwas braune Soße mitgebracht. Möchten Sie sie auf die Kartoffel haben oder lieber am Tellerrand?»

«Ich kann Ihre Tutteln sehen.»

«Oder möchten Sie lieber geriebenen Käse?»

«Durch Ihr Oberteil. Kann sie deutlich sehen, da, Ihre Tutteln. Wollen mich wohl verführen, was?»

«Mr. Pottisworth, wenn Sie nicht sofort damit aufhören, werde ich Ihnen in Zukunft kein Essen mehr bringen. Also hören Sie auf, meine … meine Tutteln anzustarren.»

«Dann sollten Sie eben nicht so ein durchsichtiges Teil anziehen. Zu meiner Zeit hat eine anständige Frau noch ein Unterhemd angehabt. Ein gutes Unterhemd aus Baumwolle.» Er schob sich etwas höher, und seine krummen Finger zuckten bei der Erinnerung. «Man konnte sie trotzdem ganz gut abgriffeln.»

Laura McCarthy zählte bis zehn. Mit dem Rücken zum Bett warf sie einen verstohlenen Blick auf ihr T-Shirt. War der Stoff wirklich durchscheinend? Letzte Woche hatte er sich noch bei ihr darüber beschwert, wie schlecht es um seine Augen stand.

«Sie haben mir Ihren Jungen mit meinem Mittagessen geschickt. Kriegt kaum den Mund auf.»

Der alte Mann begann zu essen. Es hörte sich an, als würde man ein verstopftes Rohr reinigen.

«Teenager sind nun mal so, Mr. Pottisworth. Sie reden nicht viel.»

«Unhöflich nenn ich das. Sie sollten ihm das sagen.»

«Sicher.» Sie ging im Zimmer umher und sammelte Gläser und Tassen ein, die sie auf das leere Tablett stellte.

«Es ist hier tagsüber so einsam. Ich hatte seit dem Mittagessen nur Byron zu Besuch. Und der will immer nur über Hecken und Hasen und so ein Zeug reden.»

«Ich habe Ihnen doch schon gesagt, Sie könnten jemanden vom Sozialdienst kommen lassen. Die würden hier ein bisschen Ordnung machen. Und Sie hätten Unterhaltung. Jeden Tag, wenn Sie wollen.»

«Sozialdienst!» Er schnitt eine Grimasse. Über sein Kinn rann ein dünnes Rinnsal Soße. «Fehlt mir grade noch, dass die ihre Nasen in meine Angelegenheiten stecken.»

«Wie Sie wollen.»

«Sie haben ja keine Ahnung, wie schwer es ist, wenn man ganz allein ist …»

Lauras Gedanken schweiften ab. Diese Litanei kannte sie auswendig: Keiner verstand, wie schwer es war, wenn man keinen Menschen auf der Welt mehr hatte, wenn man gebrechlich und bettlägerig und auf die Hilfe von Fremden angewiesen war … Sie hatte viele Varianten dieses Klagelieds gehört.

«… ein armer alter Mann wie ich, hab nur noch Sie und Matt. Niemanden, dem ich mein Hab und Gut vererben könnte … Sie haben ja keine Ahnung, wie weh es tut, so allein zu sein», beendete er seine Litanei in fast weinerlichem Ton.

Laura ließ sich erweichen. «Sie sind nicht allein, das hab ich Ihnen doch schon gesagt. Nicht, solange Sie uns als Nachbarn haben.»

«Ich werde Ihnen meine Dankbarkeit schon zeigen, wenn ich nicht mehr bin. Das wissen Sie doch, oder? Diese Möbel da, in der Scheune, die gehören dann Ihnen.»

«So sollten Sie nicht reden, Mr. Pottisworth.»

«Und das ist nicht alles, dazu steh ich! Ich weiß, was Sie all die Jahre für mich getan haben …» Er warf einen Seitenblick aufs Tablett. «Ist das mein Milchreis?»

«Nein, das ist ein Apfelcrumble, aber der ist sehr gut.»

Der alte Mann legte Messer und Gabel beiseite. «Aber es ist doch Dienstag!»

«Ich habe Ihnen nun mal Apfelcrumble gemacht. Der Milchreis ist mir leider ausgegangen, und ich hatte keine Zeit, zum Supermarkt zu fahren.»

«Ich mag keinen Apfelcrumble.»

«Natürlich mögen Sie den.»

«Ich wette, Sie haben die Äpfel aus meinem Garten geklaut.»

Laura holte tief Luft.

«Ich wette, Sie sind nicht halb so nett,...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2020
Übersetzer Gertrud Wittich
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Belletristik • Bestseller • bücher für frauen • Eine Handvoll Worte • Ein ganzes halbes Jahr • Familienroman • Frauenromane • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane Bestseller • Liebesromane deutsch • liebesromane für erwachsene • Night Music deutsch • romane bestseller frauen • Romane für Frauen • romantischer Liebesroman • Roman Urlaub • Spiegel Bestseller-Autorin • Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
ISBN-10 3-644-51061-X / 364451061X
ISBN-13 978-3-644-51061-6 / 9783644510616
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