Sylter Lügen (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1994-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylter Lügen -  Ben Kryst Tomasson
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Möwen, Strand und eine tote Galeristin.

Als in einer Galerie auf Sylt ein gefälschter Chagall auftaucht, vermutet die Polizei, dass ein Fälscherring auf der Insel sein Unwesen treibt. Kari Blom soll undercover in der Kunsthandlung ermitteln. Doch die Hauptverdächtige, Galeristin Kerstin Fromme, wird kurz nach Karis Ankunft ermordet. Die Landarztwitwe Witta Claaßen, die selbst erst kürzlich ein Bild in der Galerie erstanden hat, mischt sich mit ihren Freundinnen in die Ermittlungen ein - ob Kari will oder nicht ...

Ein neuer Fall für die liebenswerte Undercover-Ermittlerin Kari Blom.



Ben Kryst Tomasson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Germanist, Pädagoge und promovierter Diplom-Psychologe. Er hat einige Jahre in der Bildungsforschung gearbeitet, ehe er sich als freier Autor selbstständig gemacht hat. Seine Leidenschaft gehört den Geschichten, die das Leben schreibt, den vielschichtigen Innenwelten der Menschen und dem rauen Land zwischen Nordsee und Ostsee. Wenn er nicht schreibt, verbringt er seine Zeit am liebsten mit einem guten Buch am Meer. Im Aufbau Taschenbuch sind bisher erschienen: »Sylter Affären«, »Sylter Intrigen«, »Sylter Blut« und »Sylter Gift«.

2.


Sechs Wochen später

Der Raum war dunkel. Die Wände um sie herum leuchteten in einem satten Blau, wie in den Tiefen des Ozeans. Die Informationstexte waren in weißer Schrift gestaltet. Finja studierte sie aufmerksam, während Jasper ein Fischskelett bestaunte, das in einer Plexiglassäule zu schweben schien.

Karolina Dahl und Jonas Voss standen Hand in Hand hinter Finja und lasen ebenfalls den Text, der sich mit dem Thema Ozeanzirkulation beschäftigte. Dann folgten sie Jonas’ Tochter zu den weiteren Schautafeln, die sich mit Überfischung, Meeresspiegelanstieg und Ozeanversauerung beschäftigten. Zwischendurch tauschten sie ein kleines Lächeln.

Es war Karis Idee gewesen, mit den Kindern ins Zoologische Museum in Kiel zu gehen, weil sich Finja nach wie vor sehr für alles interessierte, das mit Umwelt und Naturschutz zu tun hatte. Sie hatte gehofft, damit endlich einen Zugang zu dem Mädchen zu finden. Finja war mittlerweile sechzehn. Sie hatte akzeptiert, dass Jonas und Kari ein Paar waren und ihre Eltern nie wieder zusammenkommen würden, doch es fiel ihr immer noch schwer, sich damit abzufinden.

Tatsächlich schien Kari ins Schwarze getroffen zu haben. Obwohl sie seit fast zwei Stunden hier waren, hatte es noch keine einzige giftige Bemerkung von Finja gegeben, wie es sonst bei den wenigen gemeinsamen Aktivitäten häufig der Fall war. Stattdessen ging Jonas’ Tochter systematisch durch die Ausstellung, schweigend und mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck. Ihre einzige Regung bestand darin, dass sie gelegentlich ihre halblangen dunklen Haare zurückstrich.

Jasper hatte sich inzwischen von dem Fischskelett gelöst und kam mit schnellen Schritten auf Jonas und Kari zu. Für seine dreizehn Jahre war er immer noch jungenhaft und klein. Die Pubertät schien bei ihm mit einiger Verspätung einzusetzen, doch Kari wusste, dass Jonas froh darüber war. Jasper war fröhlich und unkompliziert, während Finja oft schwierig und viel zu ernst für ihr Alter war.

»Das ist cool hier«, erklärte Jasper. »Aber ich will noch in den Raum mit den Zähnen.«

Finja drehte sich zu ihnen um. Zu Karis Überraschung lächelte sie. »Ja, ich auch«, sagte sie und schaute Kari an. »Ich habe zuhause schon etwas darüber im Netz gelesen. Es ist eine Ausstellung, die auch für Blinde und Sehbehinderte konzipiert ist. Man darf alle Exponate anfassen.«

»Genau.« Jasper grinste. »Am besten macht man dafür die Augen zu. Dann ist es richtig schön gruselig. Da sollen nämlich auch ein paar echt extreme Tierzähne dabei sein, stand auf der Seite.«

Voss blinzelte ihm zu. »Na, dann.«

Finja und Jasper liefen los. Kari und Jonas folgten ihnen gemächlich.

»Was machen wir, wenn wir hier fertig sind?«, fragte Jonas. »Eine leckere Pizza im Heinrich VIII? Oder lieber einen Burger mit Süßkartoffelfritten bei diesem Briten? Wie hieß der noch?«

»John.« Kari spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Normalerweise bevorzugte sie leichte Kost, aber die Gerichte im John’s Burgers waren einfach zu lecker. Finja allerdings würde mit der Wahl des Lokals nicht einverstanden sein. Sie ernährte sich seit einiger Zeit vegetarisch, den Tieren sowie ihrer Figur zuliebe, auch wenn letzteres absolut nicht nötig war.

»Lass uns lieber ins El Sombrero gehen«, schlug sie deshalb vor. »Da findet Finja auch etwas.«

Jonas legte ihr einen Arm um die Schultern. »Du hast recht. Ich vergesse es tatsächlich immer wieder. Aber ich werde Finja sagen, dass du daran gedacht hast.«

»Lass es lieber.« Kari blieb stehen, drehte sich zu ihm und nahm seine beiden Hände in ihre. »Es wird nicht leichter, wenn du ständig versuchst, Finja klarzumachen, wie gut sie es mit mir als Mutterersatz getroffen hat.«

»Aber es ist wahr.« Jonas’ braune Augen schauten sie warm an. Das war dieser Blick, in den sie sich spätestens bei ihrer ersten richtigen Verabredung verliebt hatte, damals, am Roten Kliff …

Ehe sie weiter in ihren Erinnerungen und in Jonas’ Augen versinken konnte, klingelte ihr Smartphone. Sie zog es aus der Tasche und hörte zu, was der Anrufer zu sagen hatte.

»Tut mir leid«, wandte sie sich an Jonas, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Wir müssen unseren Ausflug abbrechen.«

»Kriminalrat Lund?«, fragte ihr Freund, der diese Störungen mittlerweile kannte.

»Ja.« Kari hob bedauernd die Schultern. Normalerweise erfasste sie ein Prickeln, wenn ihr Chef verkündete, dass er einen neuen Auftrag für sie hatte, insbesondere, wenn er so geheimnisvoll tat wie gerade eben am Telefon. Aber in diesem Moment hätte sie einiges dafür gegeben, auch den Rest des Tages mit Jonas’ Kindern im Zoologischen Museum verbringen und anschließend mit ihnen essen gehen zu können.

Voss ließ sie los. »Ist schon okay. Wir amüsieren uns eben allein weiter. Vielleicht kannst du ja später wieder dazukommen, wenn wir zum Mexikaner gehen.«

Kari hüstelte. »Die Sache ist die: Ole will nicht nur mich sehen. Er hat darum gebeten, dass wir beide zu ihm ins LKA kommen.«

»Ach so?« Voss schaute ratlos den Gang entlang, auf dem Jasper gerade mit deutlich mehr Tempo als in einem Museum üblich auf sie zusauste. Finja folgte langsamer in entsprechendem Abstand.

»Wo bleibt ihr denn? Wollt ihr die coolen Zähne nicht sehen?«, fragte der Junge.

Voss fuhr ihm durch die Locken. »Doch, würden wir gerne. Aber Kari hat gerade einen Anruf von ihrem Chef bekommen. Er will mit uns sprechen. Jetzt.«

Jaspers blaue Augen leuchteten. »Ein neuer Fall?«, fragte er und strahlte Kari an. »Ermittelst du wieder undercover auf Sylt?«

Kari musste über seine Begeisterung lachen. Für Jasper war ihr Beruf ein einziges großes, faszinierendes Abenteuer, weitaus spannender als die Untersuchungen seines Vaters. Finja dagegen hatte sich noch nie dazu geäußert. Kari konnte nur mutmaßen, dass sie ihren Job eher zwielichtig fand.

»Ich weiß es noch nicht«, antwortete sie Jasper. »Mein Chef hat mir nichts verraten. Er hat nur gesagt, dass es um einen exorbitanten Schmu geht.«

»Ex-was?«

»Das bedeutet: außerordentlich. Gewaltig. Enorm«, belehrte ihn Finja, die mittlerweile bei ihnen angelangt war. Dann schaute sie Kari finster an. »Was heißt das für uns? Müssen wir nach Hause?«

»Wir können doch auch allein hierbleiben, wenn ihr arbeiten müsst«, schlug Jasper vor. »Falls ihr nicht mit uns zurückfahren könnt, rufen wir Opa Redlef an. Der holt uns bestimmt ab.«

Kari sah, wie es in Jonas arbeitete. Er wusste, dass er oft kein guter Vater war, ständig zerrissen zwischen Beruf und Privatleben. Seinem eigenen Vater gelang es weitaus besser, diese Dinge unter einen Hut zu bringen, obwohl er mit seinem Fischgeschäft und dem Kutter ebenfalls genug zu tun hatte. Und das wurmte Jonas. Ändern konnte er es indessen nicht.

»Ja, warum nicht?«, sagte er schließlich. »So machen wir es.«

Jasper strahlte, und auch Finjas Miene hellte sich wieder auf.

»Dann bis später«, verabschiedete sich Jasper, und die beiden eilten davon zu dem Ausstellungsraum mit den Tierzähnen, ehe es sich ihr Vater womöglich anders überlegte.

Voss seufzte und hob die Arme. »Ich hoffe, Ole Lund hat einen guten Grund für sein Ansinnen.«

Kari, die sich ärgerte, dass dieser ausnahmsweise harmonische Familienausflug so jäh unterbrochen worden war, nickte grimmig. »Das will ich ihm allerdings geraten haben.«

* * *

Marijke Meenken stellte ihren silbernen Golf Plus vor Witta Claaßens Villa in Kampen ab. Sie hatte ihn gekauft, nachdem der altersschwache Golf, den sie im letzten Jahr als Ersatz für ihren Beetle angeschafft hatte, zunehmend Macken entwickelt hatte. Bequeme Sitze, mehr Beinfreiheit im hinteren Fußraum und der etwas höhere Einstieg kamen ihren Bedürfnissen und denen ihrer Häkelschwestern entgegen. Sie waren schließlich alle nicht mehr die Jüngsten.

Alma Grieger, die in Wittas Abwesenheit den Beifahrerplatz besetzt hatte, strich andächtig über das Polster, ehe sie ausstieg.

»Wunderbar, dein neuer Wagen«, sagte sie. »Man sitzt wie auf einer Wolke.«

Grethe Aldag, die aus dem Rückraum kletterte, brummte zustimmend.

»Und man klemmt sich endlich nicht mehr die Beine ein. Aber billig war der nicht, oder?«

Marijke lächelte. »Ich hatte da noch eine Kapitalanlage, die gerade fällig geworden ist. Eigentlich wollte ich das Geld aufsparen, damit ich mir ein paar Extras leisten kann, wenn ich mal ein Pflegefall bin. Aber ich habe mir überlegt, ich sorge besser dafür, dass ich es gar nicht erst werde. Solange man in Bewegung bleibt, wird man nicht alt.«

Die Klempnerwitwe stimmte ihr zu, war mit ihren Gedanken aber offenbar schon woanders.

»Wisst ihr, warum Witta uns eingeladen hat?«, erkundigte sie sich. »Ist doch sonst nicht ihre Art. Kostet schließlich Geld, selbst wenn sie nur Kaffee und Leitungswasser auftischt.«

Alma Grieger schüttelte den Kopf. Der Wind, wie so oft auf der Insel stürmisch, fuhr der Bäckerwitwe durch die orangerot gefärbten Haare.

»Ich habe sie gefragt«, erklärte sie. »Aber sie hat nur gesagt: Das werdet ihr dann schon sehen.«

Marijke, die Witta schon seit der gemeinsamen Grundschulzeit kannte, lächelte.

»Sie hat sich irgendetwas angeschafft,...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2020
Reihe/Serie Kari Blom ermittelt undercover
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ben Kryst Tomasson • Dünen • Ermittlerin • Eva Almstädt • Gisa Pauly • Insel • Kari Blom • Kari Blom ermittelt • Katharina Peters • Klaus-Peter Wolf • Kriminalfall • Kriminalroman • Küste • Meer • Nordsee • Nordseeinsel • Nordsee Krimi • Nordseeküste • Regionalkrimi • Schleswig-Holstein • Sommer • Spannung • Strand • Sylt • Sylt Krimi • undercover • verdeckte Ermittlerin • Verdeckte Ermittlung • weibliche Ermittlerin • Westerland
ISBN-10 3-8412-1994-2 / 3841219942
ISBN-13 978-3-8412-1994-7 / 9783841219947
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