Die perfekte Schwester (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
376 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1964-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die perfekte Schwester - Alafair Burke
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Hüte dich - besonders vor deiner eigenen Schwester.

Chloe ist scheinbar eine Gewinnerin. Als Verlegerin eines erfolgreichen Magazins hat sie durch ihre Kampagne Themtoo Berühmtheit erlangt. Mit dem Anwalt Adam hat sie einen attraktiven Ehemann und mit Ethan einen vielversprechenden Sohn. Doch als Adam in ihrem Haus ermordet wird, bricht ihre Welt zusammen. Nicht nur, weil herauskommt, dass Ethan in Wahrheit der Sohn ihrer Schwester ist; Nicky taucht auch persönlich auf, um noch mehr Chaos in Chloes Leben zu bringen. Und dann wird zu allem Überfluss Ethan verhaftet: Er soll seinen Vater aus Hass getötet haben ...

'Unwiderstehlich! Ein Thriller über Familienbande, die harte Business-Welt und die Wirkung von sozialen Medien.' New York Journal of Books.



Alafair Burke studierte Psychologie am Reed College in Portland/Oregon und machte einen Abschluss an der Stanford Law School. Danach war sie lange für die Staatsanwaltschaft in Portland tätig. Sie ist die Tochter von James Lee Burke und lebt mit ihrem Ehemann in New York. Im Aufbau Taschenbuch ist bisher ihr Thriller 'The Wife' erschienen. Kathrin Bielfeldt ist Texterin und Übersetzerin und spricht fünf Sprachen. Sie hat unter anderem Romane von Elisabeth Elo, Pete Dexter und James Sallis ins Deutsche übertragen.

Vierzehn Jahre zuvor


Ich stand in einem perlenbesetzten Kleid von Versace (geliehen) und zwölf Zentimeter hohen Stilettos (nie mehr getragen) auf den Stufen des Metropolitan Museum of Art – und fiel damit meiner eigenen Schwester in den Rücken.

Damals hätte ich nie eine persönliche Einladung erhalten oder wäre auch nur in der Lage gewesen, mir eine Eintrittskarte zur Met Gala zu leisten, doch ich war Gast meiner Chefin, Catherine Lancaster, Chefredakteurin der Zeitschrift City Magazin. Sie war noch nicht einmal meine direkte Vorgesetzte. Sie war die Chefin meiner Chefin, doch aus irgendwelchen Gründen hatte sie mich persönlich eingeladen.

Na ja, nicht direkt persönlich. Ihre Assistentin kam bei mir vorbei, bei meiner Bürozelle, um mir die Nachricht zu überbringen, was gut war, denn meine spontane Antwort darauf war Gelächter. Schon damals war die sogenannte Party des Jahres der reinste Paparazzi-Porno, ein promitriefendes Modespektakel. Die Vorstellung, dass ausgerechnet ich – der frisch dazugekommene Bücherwurm der Schreibtruppe – mit Rockstars, Oscar-Preisträgern und Supermodels verkehren sollte, war absurd. Also lachte ich.

Die Assistentin gab sich gar keine Mühe, ihre Missbilligung inklusive der verdrehten Augen zu verbergen, und ich versicherte ihr, es sei eine Ehre für mich, die Einladung anzunehmen. Dann, nachdem ich aus dem Archiv Fotos der letztjährigen Veranstaltung aufgerufen hatte, bettelte ich meine Freundin Kate an, die für Cosmo arbeitete, für mich ein passendes Kleid herauszuschmuggeln, das ich mir ausborgen konnte. Durch Schein zum Sein, so sagt man doch.

Als sie mir den Kleidersack reichte, grinste sie. »Versace. Und es hat Taschen!«

Catherine bot sogar an, mich von ihrem Fahrer abholen zu lassen. Wäre sie ein Mann, hätte ich mir Gedanken gemacht, auf was ich mich da eingelassen hatte. Stattdessen fühlte ich mich wie Cinderella auf dem Weg zum großen Ball. Weil meine Chefin aber eine Frau war, vertraute ich ihr.

Mein Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Vor ihrem Stadthaus in der Upper East Side setzte sie sich zu mir in den Fonds und erzählte mir, sie habe mich eingeladen, weil sie von einem Artikel beeindruckt gewesen sei, den ich über Take-Back-the-Night-Events an Colleges geschrieben hatte. Er handelte von zwei Kinderstars – berühmte Zwillinge –, die ihre Karriere an der NYU begonnen hatten. Doch als ich herausfand, dass eine der Schwestern aktiv an der Organisation des jährlichen Events für die Opfer sexuellen Missbrauchs an der NYU beteiligt war, hatte ich die Idee bei City Woman eingebracht.

Catherine sagte, ich hätte ein »gutes Bauchgefühl«, und zu lernen, darauf zu vertrauen, sei der beste Rat, den sie mir geben könne. Die Zeiten würden sich ändern. »Die Leute glauben, wir sehen uns Sex and the City wegen der Klamotten und der Orgasmus-Scherze an, aber tatsächlich ist es Feminismus getarnt als Tragikomödie. Eine neue Welle zeichnet sich ab. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor die Dämme brechen und Frauen wie du diejenigen sein werden, die Artikel schreiben.«

Noch viel besser als Cinderella – sie bekam an dem Abend nur einen Prinzen, ich aber eine Karriere.

Bei unserer Ankunft erregte nicht einmal Catherine die Aufmerksamkeit der Presse, die am Eingang Fotos schoss. Doch im Innern rief jemand: »Oh, Catherine, perfektes Timing. Komm mit ins Bild.«

Als sie mich für die offiziellen Veranstaltungsfotos allein zurückließ und vor das Logo-Banner trat, warf sie mir ihre Handtasche zu und sagte: »Danke, besorgen Sie mir was von der Bar?« Die Tasche war eine paillettenbesetzte Clutch auf der ein Venus-Symbol prangte, das auf dem Zeitschriftentitel der City Woman anstelle des O stand. Es war ein cleveres Accessoire für den Anlass, aber ich erlaubte mir einen Anflug von Stolz, dass in den Taschen meines Kleides genug Platz für Lippenstift, Bargeld und das Firmenhandy war. Handtasche überflüssig.

Ich ging also zur Bar, wo mir dann dämmerte, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, was Catherine trinken wollte. Im Nachklang ihrer Erwähnung von Sex and the City vorhin im Wagen bestellte ich zwei Cosmopolitan, klemmte mir ihre Clutch unter die Achsel und kämpfte mich durch die Menge zurück zur Fotowand. Als sie sich schließlich von der Fotosession loseiste, hatte ich meinen Drink bereits getrunken und war kurz davor, mit ihrem weiterzumachen. Als sie zu mir trat, griff sie sich zwar den Drink, jedoch nicht ihre Handtasche.

»Catherine …« Ich hob die paillettenbesetzte Handtasche.

Sie umarmte gerade einen Modedesigner.

»Brauchen Sie nicht Ihre …«

Dann war der Bürgermeister an der Reihe.

Es endete damit, dass ich den gesamten Abend mit der blöden Tasche hinter ihr herdackelte und mich nur entfernte, um weitere Drinks zu holen, die mit fortschreitender Zeit immer exotischer wurden. Falls sie es mitbekam, erwähnte sie es zumindest mit keiner Silbe – und Catherine Lancaster würde garantiert den Mund aufmachen, wenn ihr etwas nicht passte.

Wenn ich heute meine Assistenten so behandeln würde, hätte ich Sorge, dass sie es twittern oder die Story ohne Nennung von Namen auf der Klatschseite der New York Times unterbringen würden. In den frühen Nullerjahren hielt es eine angehende Journalistin wie ich jedoch für ein Privileg, die Drecksarbeit für jene zu erledigen, die sich einen Platz ganz oben im Impressum verdient hatten. Und so war ich also die auserwählte, stille Taschenträgerin.

Das erste Mal klingelte mein Handy in der Tasche des teuren Designerkleides, als das Abendessen serviert wurde. Meine Eltern. Ich ignorierte den Anruf. In meiner Einfältigkeit dachte ich, sie würden aus Stolz anrufen, weil ihre Tochter an einem so noblen Fest teilnahm. Sie hatten natürlich noch nie davon gehört, aber als ich die Einladung erhalten hatte, hatte ich ihnen geschildert, wie ungewöhnlich es für jemanden auf meinem Level war, daran teilnehmen zu dürfen. Als sie fünf Minuten später wieder anriefen und dann eine Stunde später noch einmal, wusste ich, dass es eindeutig nicht um mich ging.

Ich hatte zwei Optionen: Ich konnte aufstehen und gehen, während Catherine am Tisch der City Woman Hof hielt, oder ich ließ alles auf die Mailbox auflaufen. Möglicherweise war irgendwas mit Mom oder Dad, doch mein Bauch sagte mir, dass es wahrscheinlich eher mit Nicky zu tun hatte. Es ging immer um meine Schwester. Ich blieb, wo ich war.

Als während des Nachtischs ein weiterer Anruf einging, warf ich heimlich einen Blick auf meinen kleinen Nokia-Bildschirm. Diesmal kam der Anruf von Nickys Festnetzanschluss. Jepp, wie schon vermutet ging es einmal mehr um Nickys Dramen, perfekt abgepasst auf eine der besten Chancen, meine Karriere als Journalistin anzuschieben, seit ich nach New York City gekommen war. Diesmal schaltete ich das Handy aus, bevor ich es zurück in die Tasche steckte.

Als Catherine sich vom Tisch erhob, warf sie mir einen kurzen Blick zu, den ich als Einladung interpretierte, ihr zu folgen. Als sie, im Anschluss an eine ungewöhnlich lange Rauchpause vor dem Zelt, zur Damentoilette verschwand, schaltete ich schließlich mein Handy wieder ein und hörte die eingegangenen Nachrichten ab. Dreimal Mom: »Ruf mich zurück«, einmal sofort aufgelegt und dann: »Mist, sie geht immer noch nicht ran.«

Blieb nur noch der letzte Anruf – der von Nicky. Das sah ihr ähnlich, ausgerechnet an diesem Abend zusammenzubrechen.

Doch als ich den Anrufbeantworter abhörte, war es nicht Nickys Stimme. Es war ihr Mann Adam.

Nicht zum ersten Mal wandte sich Adam wegen meiner Schwester an mich, doch diesmal war es anders. So emotional hatte ich ihn noch nie gehört: Wut gemischt mit Erschöpfung und Angst. Die eigentliche Nachricht war kurz. »Ruf mich zurück, wenn du kannst, okay? Es ist wichtig.« Er hinterließ die Nummer seines beruflichen Handys. Ich wiederholte sie mehrere Male und wählte sie dann.

Er meldete sich beim zweiten Klingeln und spulte sofort die Fakten herunter wie ein Anwalt, so gar nicht wie ein Ehemann. Nicky war in der Cleveland Clinic. Während er redete – und ich umgeben war von hochkarätigen Stars und Promis –, stellte ich mir meine Schwester vor. Das lange honigbraune Haar, das an ihren Schulterblättern klebte, die vom Poolwasser völlig durchnässte Kleidung, die an ihrem schmalen Körper hing. Und das Baby – ich nannte ihn damals immer noch das Baby –, das Chlorwasser aus seinen winzigen Lungen würgte.

»Ich stehe das nicht mehr mit ihr durch, Chloe. Jetzt nicht mehr, mit dem Baby. Sie hätte ihm wirklich schaden können. Wäre ich nicht zufällig rausgegangen …«

Ich wollte schon protestieren und sagen, dass Nicky ihrem Sohn niemals etwas antun würde, doch im Grunde hatte ich überhaupt keine Ahnung, ob das stimmte. Nicky würde nie vorsätzlich jemandem schaden, doch sie hatte so eine Art, alle in ihrem Orbit zu verletzen. Das war schon immer so.

»Sag’s einfach, Adam. Warum rufst du an?«

»Ich brauche deine Hilfe.«

Wie oft hatte ich schon gedacht, dass Adam erheblich mehr mit mir gemeinsam hatte als mit seiner Frau? Wie oft hatte ich meinen Mund gehalten, weil ich die einzige noch halbwegs funktionierende Beziehung meiner Schwester nicht sabotieren wollte? Hier waren wir also, fünfhundert Meilen voneinander entfernt, nur durch das Telefon verbunden, doch es war völlig klar, auf wessen Seite ich stand. Adam brauchte mich.

...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2020
Übersetzer Kathrin Bielfeldt
Sprache deutsch
Original-Titel The Better Sister
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adoptivsohn • Ehedrama • Familienbande • Gewalt gegen Frauen • James Lee Burke • Mary Higgins Clarke • New York City • Schwesterndrama • Thriller
ISBN-10 3-8412-1964-0 / 3841219640
ISBN-13 978-3-8412-1964-0 / 9783841219640
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