Mord in feiner Gesellschaft (eBook)

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2019 | 1. Auflage
dp Verlag
978-3-96087-802-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord in feiner Gesellschaft -  Rhys Bowen
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Ein toter Detektiv, eine neue Welt und mittendrin Molly Murphy in ihrem zweiten Fall
Der neue historische Cosy Krimi für mörderisch gute Unterhaltung

Auch nach ihrer Flucht nach New York scheint Molly Murphy nirgendwo richtig reinzupassen. Also beschließt sie kurzerhand die Assistentin des berüchtigten Privatdetektivs Paddy Riley zu werden. Doch als ihre Welt eines Morgens erneut durch einen Mord erschüttert wird, findet sich Molly plötzlich zwischen Schriftstellern, Schauspielern und Dichtern wieder, von denen jeder ein Mörder sein könnten. Sie ist entschlossen, den Fall aufzuklären und ahnt dabei nicht, in welcher Gefahr sie selbst schwebt ...

Erste Leserstimmen
'dieser Cosy Crime fasziniert besonders durch seine gelungene Atmosphäre'
'Ich habe Molly gern bei ihren Ermittlungen begleitet und war auch gespannt, wer hinter dem Mord steckt.'
'mit der Auflösung hätte ich so niemals gerechnet'
'Ich werde auf jeden Fall mehr von Molly Murphy lesen!'
'der Krimi ist auf flotte, amüsante Art geschrieben'

Weitere Titel dieser Reihe
Mord auf Ellis Island (ISBN: 9783960878018)



Rhys Bowen wurde in Bath, England, geboren, studierte an der London University, heiratete in eine Familie mit historischen königlichen Verbindungen und verbringt nun ihre Zeit im Norden von Californien und Arizona. Zunächst schrieb sie Kinderbücher, doch auf einer Reise in ihre malerische walisische Heimat fand sie die Inspiration für ihre Constable-Evans-Krimis. Diese Kriminalgeschichten sind mittlerweile Kult und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Eins


New York, 1901

„Ich soll was?“, fragte ich so laut, dass eine zierliche, junge Frau, die vor uns ging, entsetzt in unsere Richtung sah und ihr Riechsalz hervorholte. Ich brach in Gelächter aus. „Um Himmels willen, Daniel – kannst du dir mich als Gesellschaftsdame vorstellen?“ Dann sah ich in Captain Daniel Sullivans Gesicht hinauf. Er lächelte nicht.

Er sah mich verlegen und mit unsicherem Gesichtsausdruck an und deutete ein Schulterzucken an. „Ich habe lediglich an dich gedacht, Molly. Du brauchst eine Arbeit und deine bisherige Suche war nicht gerade erfolgreich.“

„Dann habe ich die perfekte Stelle eben noch nicht gefunden.“ Ich hob meine Röcke, um die Pfützen zu meiden, die sich um den herrschaftlich aussehenden Springbrunnen herum gebildet hatten. Obenauf stand eine schöne Bronzestatue des Engels über den Gewässern, aber in diesem Augenblick war die Szenerie alles andere als herrschaftlich. Unzählige kleine Jungen, einige von ihnen so nackt wie am Tag ihrer Geburt, kletterten hinein und heraus, standen unter dem Vorhang sprühenden Wassers, bis sie wieder vertrieben wurden, kreischten und schrien, während sie dem Schlagstock eines übereifrigen Polizisten auswichen. Es war Sonntagnachmittag und wir taten, was die meisten New Yorker an heißen Sommersonntagen taten – wir machten einen Spaziergang durch den Central Park. Ausnahmsweise war Daniels freier Tag tatsächlich einmal auf einen Sonntag gefallen und es hatte keine Vorkommnisse gegeben, die ihn dazu veranlasst hätten, nach einem entschuldigenden Küsschen auf die Wange zu verschwinden.

Es schien, als wären Küsschen auf die Wange alles, was ich dieser Tage von Captain Daniel Sullivan bekam. Ja, ich weiß, dass Küsschen auf die Wange – schicklich begleitet – alles sind, was anständige, junge Damen vor der Hochzeit erwarten sollten, aber jeder Anstand flog zum Fenster hinaus, wenn ich mit Daniel zusammen war. Und ich hatte gehofft, dass unsere Romanze mittlerweile zu etwas Gewichtigerem erblüht wäre, aber als jüngster Captain der New Yorker Polizei warf Daniel sich mit ganzem Herzen in die Arbeit. Ich hingegen hatte keine Arbeit, die mich beschäftigt hielt.

Es war nicht so, als hätte ich es nicht versucht. Nach meiner einigermaßen dramatischen Ankunft in New York hatte ich nach etwas Passendem gesucht. Die Heiligen im Himmel werden bezeugen, dass ich mit ganzem Herzen bei der Sache war. Ich hätte nichts gegen eine Stelle als Gouvernante gehabt, tatsächlich hätte ich das gut gemacht. Aber ich brauchte nicht lange um herauszufinden, dass ein irisches Mädchen, das gerade vom Schiff herunter war und keine Referenzen hatte – oder zumindest keine, die sich bestätigen ließen (ich hatte einige sehr überzeugende Fälschungen gemacht) – nicht angestellt werden würde, um die Kinder einer anständigen Familie zu unterrichten. Als Kindermädchen vielleicht, aber ich glaubte nicht, dass ich es auch nur eine Woche als Bedienstete aushalten würde.

Danach hatte ich mich in jeder Arbeit versucht, die ich finden konnte, abgesehen vom Fischausnehmen auf dem Fulton-Street-Fischmarkt. Bis zu den Ellenbogen in Fischinnereien zu stehen kam nicht in Frage.

„Du musst zugeben, dass es einige spektakuläre Katastrophen gegeben hat“, gab Daniel meinen Gedanken eine Stimme und ließ mich darüber nachdenken, ob er meine Gedanken lesen konnte.

„Ich würde nicht von Katastrophen sprechen.“

Vom See, der hinter dem Springbrunnen lag und auf dem einige Boote fuhren, wehte eine Brise herüber, die einen feinen Schleier aus Wassertropfen in unsere Richtung trug. Das kühle Prickeln fühlte sich auf meiner heißen Haut wundervoll an und ich war versucht, einen Moment dort stehen zu bleiben, bis Daniel mich beiseite zog. „Molly – du wirst nass bis auf die Haut.“

„Aber es fühlt sich himmlisch an.“

„Es mag sich himmlisch anfühlen“, sagte er und blickte mit diesen beängstigenden blauen Augen auf mich herab. „Aber das ist ein sehr feiner Nesselstoff, den du trägst, meine Liebe. Wir wollen doch nicht, dass andere Männer dich begaffen, nicht wahr?“ Er führte mich mit Nachdruck von der Springbrunnenterrasse weg und am Ufer des Sees entlang. Ich hielt inne und sah sehnsüchtig zu den Ruderbooten hinüber. Ein Pärchen glitt vorüber, das Gesicht der Frau verdeckt von einem verschwenderisch dekadenten Sonnenschirm – Rüschen, Spitzenborte und Froufrou –, während sie gelangweilt eine Hand ins Wasser hielt. Ihr Liebhaber, der männlich und mit hochgekrempelten Ärmeln ruderte, sah nicht so aus, als habe er viel Spaß. Entwürdigende Rinnsale aus Schweiß strömten unter seinem Strohhut hervor und liefen über sein puterrotes Gesicht.

„Du würdest nicht von Katastrophen sprechen?“, wiederholte Daniel und kicherte, während er mich wegführte. „Die Hemdblusen-Fabrik?“

„Dann habe ich mir halt eine Nadel durch den Daumen gejagt. Das hätte jedem passieren können.“ Ich warf meinen Kopf herum, sodass mein Strohhut beinahe ins Wasser fiel.

„Und wer hat all die Ärmel linksherum angenäht?“ Seine blauen Augen funkelten.

„Deswegen bin ich nicht gefeuert worden, und das weißt du. Es lag daran, dass ich mich gegen diesen Unmenschen eines Vorarbeiters behauptete und mir nichts von ihm bieten ließ. All diese unfairen Regeln – sobald man niest, wird einem der Lohn gekürzt. Ich wusste von Anfang an, dass ich meinen Mund nicht lange würde halten können.“

„Dann war da noch das Café“, rief Daniel mir in Erinnerung.

Ich lächelte ihn verlegen an. „Ja, ich schätze, das geht als spektakuläre Katastrophe durch.“

Wir hatten den wie hingetupften Schatten einiger Kastanien erreicht, die sich entlang des Weges ausbreiteten, der jetzt nicht mehr am Ufer entlangführte. Augenblicklich fühlte es sich an, als würden wir ein Becken mit kühlem Wasser betreten. „Ah, das ist besser“, sagte Daniel. „Sieh mal, unter dem Baum dort steht eine Bank. Lass uns eine Weile sitzen.“

Mir fiel auf, dass Daniel die Hitze mehr zu verspüren schien als ich. Sein Gesicht war so rot wie das des jungen Mannes im Ruderboot und seine wilden, schwarzen Locken klebten ihm unter seinem Strohhut an der Stirn. Selbstverständlich sind Männer an Tagen wie diesen im Nachteil, weil sie Jacken tragen müssen, während Frauen in Nesselstoffen kühl bleiben können. Aber er war ein geborener New Yorker. Ich hatte geglaubt, dass er sich schon in seiner Kindheit an diese Hitze gewöhnt hätte. Ich hingegen kam von der wilden Westküste Irlands, wo ein paar sonnige Tage hintereinander bereits als Hitzewelle galten, und wir hatten den kalten Atlantik zu unseren Füßen, wann immer wir uns abkühlen wollten.

Daniel holte sein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. „Das ist besser“, sagte er. „Ich schwöre, jeder Sommer ist heißer als der vorherige. Das sind diese neuen Wolkenkratzer. Sie halten die kühlenden Brisen vom East River und vom Hudson auf.“

„Es ist wirklich ziemlich heiß.“ Ich fächelte mir mit dem Fächer Luft zu, den ich mir in der vergangenen Woche bei einem Straßenhändler gekauft hatte. Es war ein hübsches, kleines Ding aus China, aus Papier gemacht und mit dem Bild einer Pagode und einer wilden Bergszenerie dekoriert. „Hier, du siehst aus, als könntest du ihn mehr gebrauchen als ich.“ Ich wandte mich um und fächelte auch Daniel Luft zu. Er packte lachend mein Handgelenk. „Hör auf damit. Als Nächstes bietest du mir noch dein Riechsalz an.“

„Ich habe noch nie in meinem Leben Riechsalz besessen und habe auch nicht vor, das zu ändern“, sagte ich. „Ohnmacht ist was für Idioten.“

„Das mag ich an dir, Molly Murphy.“ Daniel blickte mich eine lange Zeit an, auf eine Weise, die mein Inneres in Wallung brachte. Seine Finger hielten noch immer mein Handgelenk. „Deinen Geist. Das und natürlich deine schlanke, kleine Taille, diese großen, grünen Augen und deine bezaubernde, kleine Nase.“ Er berührte sie spielerisch. Dann verschwand das Lächeln, der sehnsüchtige Gesichtsausdruck aber blieb. „Ach, Molly. Ich wünschte nur ...“ Er ließ den Rest des Satzes in der feuchten Luft hängen und ich fragte mich, was genau er sich wünschte. Er war jung und gesund, mit großartigen Karriereaussichten – und einer Zukunft, die eine Frau miteinschließen sollte. Aber ich würde ihn diesbezüglich nicht unter Druck setzen. Wer wusste schon, wie der Verstand von Männern funktionierte? Er konnte auf eine Gehaltserhöhung warten oder auf ein Haus sparen, ehe er mir einen Heiratsantrag machte – wenn er tatsächlich vorhatte, mir einen Heiratsantrag zu machen. Einmal in meinem Leben schwieg ich ausnahmsweise.

„Ich bin selbst recht zufrieden“, sagte ich unbekümmert. „Ich habe ein großes Zimmer für mich allein, einen hübschen Mann, der mich von Zeit zu Zeit besuchen kommt und ich lebe in einer großen Stadt, so wie ich es mir immer erträumt habe.“

Daniel ließ den Blick sinken und saß einen Moment schweigend da, die Augen auf die Hände in seinem Schoß gerichtet.

„Es gibt keine Eile, Daniel, für nichts“, sagte ich. „Wenn ich nur eine respektable Arbeit finden würde, bei der ich nicht missbraucht oder überfordert werde ...“

„Habe ich die Stelle als Gesellschaftsdame nicht erwähnt?“

Ich tätschelte seine Hand. „Daniel – kannst du dich mir als Gesellschaftsdame für eine alte Lady vorstellen? Gesellschaftsdamen sind jämmerliche, unterdrückte Kreaturen, die zusammenzucken, wenn man sie anspricht, und die ihre Tage damit verbringen, Strickwolle zu halten und Katzen zu kämmen. Ich habe mich als Bedienstete versucht, erinnerst du dich? Ich bin nicht dazu geboren, demütig zu sein. Und du weißt...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2019
Reihe/Serie Molly Murphy ermittelt
Molly Murphy ermittelt-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adelsfamilie • agatha raisin • Alexander • AME • Annis Bell • a question of inheritance • britische schlösser • brody's • c bibliothek • cherringham • cosy krimi großbritannien kindle • die brücken von london • dr gassen • dryas • ebook sophie bonnet • eine unerhörte tat • emely bleeker kindle • England • fhan london • finlay london • Francés • francês • frances frances • französisch rotwein • herrenclubs • hoffmann wein • holmes fan • Ir-isch-e-r-land • Kate • kate christie • kate england • kate shackleton • klassisch-Who-done-it • kochbuch hoffmann • Krimi aus England • krimi in kindle • Krimi Kochen • Krimi-nal-roman-fall • la chateau • London Krimi • marley 1 • Matthew Costello & Neil Richards • Miss Silver und die falsche Zeugin • Mord mit Aussicht • Mort • mortes • morts • Mydworth – Bei Ankunft Mord: Ein Fall für Lord und Lady Mortimer • Nell Sweeney und die Spur des Todes • neuer kindle • New York • Patricia Wentworth • P.B. Ryan • repute • rodd • shackletons • Spannung-s-roman • Tatort Münster • the art of murder • thriller hoffmann • Tod-es-mord-fall-tat-ort-opfer-ermittlung-en-kommissar • US-A-merika-n-er-in-isch • weber xxl • wool kindle
ISBN-10 3-96087-802-8 / 3960878028
ISBN-13 978-3-96087-802-5 / 9783960878025
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