Mord d'Azur (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
240 Seiten
Emons Verlag
978-3-96041-592-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord d'Azur -  Jörg Armbrüster
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Der perfekte Krimi für Südfrankreich-Fans. Am Opéra Plage, Nizzas ältestem Strand, wird ein bekannter Stierkämpfer tot aufgefunden - erstochen mit seinem eigenen Degen. Commandant Stéphane Matazzi von der Police nationale nimmt mit seinem Team die Arbeit auf. Wurde der Matador das Opfer radikaler Stierkampfgegner? Oder hat ihm ein Rivale den Todesstoß versetzt? Matazzi setzt alles aufs Spiel, um den aufsehenerregenden Mord aufzuklären. Riskiert er zu viel?

Jörg Armbrüster, Jahrgang 1972, ist Journalist für TV und Radio beim Südwestrundfunk. Er studierte Germanistik, Romanistik und Öffentliches Recht, absolvierte ein Volontariat beim NDR in Hamburg und arbeitet seitdem für Politik- und Kulturredaktionen in der ARD. Zudem hat er bereits etliche Reisereportagen über Frankreich produziert.

Jörg Armbrüster, Jahrgang 1972, ist Journalist für TV und Radio beim Südwestrundfunk. Er studierte Germanistik, Romanistik und Öffentliches Recht, absolvierte ein Volontariat beim NDR in Hamburg und arbeitet seitdem für Politik- und Kulturredaktionen in der ARD. Zudem hat er bereits etliche Reisereportagen über Frankreich produziert.

2


Aus den Lautsprechern des Dienstwagens, einer komfortablen Peugeot-Limousine mit getönten Scheiben, dudelte ein Chanson von Charles Aznavour: »Emmenez-moi aux pays des merveilles …«

Matazzi mochte das Lied. Gern hätte er wie sonst den Refrain laut mitgesungen. Dabei war er nicht immer tonsicher, weshalb ihn seine kleine Tochter Carlotta gern neckte. Aber im Moment hatte Matazzi überhaupt keine Lust zu singen. Trotz seiner vielen Dienstjahre bereitete es ihm immer noch Unbehagen, wenn er Todesnachrichten überbringen musste. So ganz würde er sich wohl nie daran gewöhnen.

Er lenkte den Wagen die sich windenden Straßen des Mont Boron hinauf. Wer hier wohnte, hatte es geschafft. Von der Straße aus konnte man in gepflegte Parkanlangen blicken, in denen jetzt im Frühsommer Rhododendren und Bougainvilleen üppig blühten. Im Hintergrund standen prächtige Villen.

In der Avenue Germaine parkte er den Wagen vor Castilles’ Haus. Hinter dem bronzenen Eingangsportal führte ein von Pinien und Platanen gesäumter Kiesweg zum Hauptgebäude. Die Morgensonne tauchte das helle Anwesen in ein bezauberndes goldfarbenes Licht.

Sébastien war auf dem ganzen Weg erstaunlich still gewesen. Nun platzte es aus ihm heraus.

»Merde, eine nette Hütte ist das. Bezahlt mit Stierblut. Regt dich diese Barbarei denn gar nicht auf?«

Matazzi schnallte sich ab. »Hör mal, Kleiner. Ich bin seit fast zwanzig Jahren bei der Polizei, seit fünfzehn Jahren mit Mordfällen beschäftigt. Ich interessiere mich nicht für Stierkampf, weil ich in meinem Beruf schon genug Blut sehen muss. Aber ich respektiere Traditionen – und das ist eine hier bei uns im Süden.«

»Wieso denn das?« Sébastien schaute ihn irritiert an. »Das ist doch eine spanische Tradition, oder etwa nicht?«

Matazzi hätte seinem heißspornigen Assistenten erklären können, dass im 18. Jahrhundert eben auch in Südfrankreich eine Tradition begründet wurde, Corridas zu veranstalten – seit Prinzessin Eugenie, eine Spanierin, dieses grausame Spiel im Midi eingeführt hatte. Aber er wollte keine Zeit mehr verlieren.

»Konzentrieren wir uns lieber auf unseren Fall. Lass uns klingeln.«

Leise murrend öffnete Sébastien die Wagentür. Am großen Portal drückte Matazzi den Klingelknopf, weit entfernt hörte er leise eine Glocke schlagen. Die Gegensprechanlage fing zu schnarren an, eine Frauenstimme ertönte.

»Bonnschourr, qui äh là?«

Matazzi genügten diese vier Worte, um den russischen Akzent zu erkennen. Er mochte ihn nicht so sehr, zu oft hörte man diesen Zungenschlag mittlerweile in Nizza.

»Excusez-nous, Madame«, sprach er in den Lautsprecher, »wir sind von der Police nationale in Nizza. Mein Name ist Commandant Matazzi. Mein Kollege Lieutenant Dallio und ich würden gern mit Madame Castilles sprechen. Sind Sie das?«

Er hörte Überraschung in der Stimme. »Nein, ich bin die Hausangestellte. Haben Sie einen Ausweis?«

Matazzi zog sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und hielt seinen Dienstausweis vor das dunkle Kamerafroschauge. Kurz darauf surrte die Tür.

Als sie bei der großen Eingangstür angelangt waren, öffnete eine Frau Ende fünfzig. Sie war klein und drahtig, mit kunstvoll aufgetürmtem silbrig dunklem Haar.

»Madame Castilles erwartet Sie bereits.«

Die russische Hausdame führte die beiden Männer von der großzügigen Eingangshalle an einem breiten Treppenaufgang vorbei in den Salon. Matazzi fiel ein schwarzer Stierkopf ins Auge, der direkt über der Salontür angebracht war. Er schien den Besucher anzustarren. Matazzi wandte sich ab, und sie folgten der Hausdame in den weitläufigen Raum.

Auch hier fanden sich zahlreiche Stierkampfbilder, darunter die berühmte Lithografie von Picasso: ein Torero mit hochgereckten Armen und mit rosettenverzierten Spießen in den Händen, der sich einem Stier entgegenwirft. An den Wänden hingen auch viele großformatige Fotografien: Castilles in der Arena, Castilles mit zwei blutigen Stierohren in beiden Händen bei der Ehrenrunde in der Arena, Castilles auf den Schultern seines Teams. Matazzi warf einen Seitenblick auf Sébastien, der mit säuerlichem Gesicht neben ihm herlief.

Am anderen Ende des Salons erhob sich eine Frau aus einer cremefarbenen Sitzgruppe und kam ihnen entgegen. Es musste Madame Castilles sein. Matazzi schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie trug ein rotes, eng anliegendes Kleid, das pechschwarze Haar hatte sie streng nach hinten geknotet. Ihre dunklen Augen waren mit Kajal umrandet, ein dezentes Rouge auf Wangen und Lippen rundete das Bild der mediterranen Schönheit ab. Sébastien neben ihm straffte sich merklich.

Eine Frau, die genau weiß, wie sie auf Männer wirkt, dachte Matazzi.

Madame Castilles eröffnete das Gespräch mit einem wohldosierten Lächeln.

»Bonjour, Isabella Castilles, was kann ich für Sie tun?« Sie rollte hörbar das R. Matazzi tippte auf Italienerin. »Ist Louis wieder mal zu schnell gefahren? Ich sage ihm immer, Ferrari zu fahren heißt nicht, mit hundertachtzig über die Corniche zu rasen.«

Matazzi wehrte ab. »Nein, nein, Madame. Wir sind keine Verkehrspolizisten. Wir kümmern uns um andere Verbrechen. Ihr Mann Louis«, er atmete einmal tief durch und bemühte sich um einen angemessenen Gesichtsausdruck, »wurde heute Morgen tot aufgefunden, am Opéra Plage.« Wie er solche Momente hasste.

Isabella Castilles’ dunkle Augen bohrten sich einen Moment lang in die von Matazzi. Dann weiteten sie sich, und Madame Castilles brach mit einem kurzen Aufschrei zusammen. Sofort waren Matazzi und Sébastien bei ihr, griffen ihr unter die Arme und richteten sie halbwegs auf.

Sie begann zu wimmern. »Ma perchè? Mein Louis? Wie ist das passiert?«

»Wir wissen es noch nicht«, sagte Sébastien. »Alles, was wir wissen, ist, dass ihm ein Degen …«

»… dass er mit einem Degen getötet wurde.« Es schien Matazzi im Moment nicht angebracht, Isabella Castilles mit der ganzen grausamen Wahrheit zu konfrontieren. Die Gelegenheit dürfte sich auch später noch ergeben.

»Ein Degen? Madonna mia, warum ein Degen? Wer tut so etwas?« Sie schluchzte in sich hinein.

»Noch haben wir keine Spur vom Täter. Aber glauben Sie mir, wir werden eine bekommen. Schon bald. Unsere Spurensicherung dreht jeden Stein am Tatort um. Außerdem bin ich sicher, dass sich Zeugen der Tat finden werden.«

Madame Castilles’ Augen blitzten. »Finden Sie das Schwein! Ich will, dass er seine verdiente Strafe bekommt.«

»Sicher, wir tun, was wir können. Sagen Sie, Madame, haben Sie womöglich eine Ahnung, wer das getan hat?«

Isabella Castilles’ zuckte kraftlos mit den Schultern. »Nein, aber vielleicht waren es ja diese verrückten Tierfreunde, diese Fanatiker von der Anti-Corrida-Bewegung. Vor ein paar Wochen standen sie vor unserem Haus, haben ›Corrida – Torture!‹ geschrien, fast eine Stunde lang. Und sie haben Parolen auf die Gartenmauer geschmiert. ›Castilles – coup de mort‹, Todesstoß.« Sie stockte. »Damals haben wir das nicht ernst genommen. O dio mio, vielleicht war das ja eine Drohung! Louis hat die Polizei gerufen, und die hat dem Spuk ein Ende gemacht. Warten Sie, vor allem eine ältere Frau ist mir dabei aufgefallen, eine echte Sirene. Sie hat die Gruppe angeführt und schrie immer am lautesten.«

»Kennen Sie ihren Namen?«, fragte Sébastien.

»No, ich kann nicht mehr klar denken … aber Moment, die Gruppe nennt sich ›Alliance contre la Corrida‹.«

»Maman?« Eine noch verschlafene Jungenstimme war zu hören. »Was wollen die Männer von uns?«

Matazzi drehte sich um. Im Türrahmen stand ein kleiner Junge von etwa fünf Jahren und schaute sie fragend an.

»Keine Sorge, mon petit«, antwortete Matazzi und versuchte, möglichst vertrauenswürdig zu klingen, »wir wollen nur mit deiner Mutter sprechen. Wir sind von der Polizei.«

»Und warum habt ihr keine Uniformen?« Das verwuschelte schwarze Haar des Jungen war noch ungekämmt, offenbar war er gerade aufgestanden. Er kam auf die Gruppe zu.

»Nicht alle Polizisten tragen Uniform«, erwiderte Sébastien lächelnd.

Madame Castilles nahm ihren Jungen in den Arm. »Die Herren wollen nur mit mir reden, Luca. Geh ruhig nach oben, ich komme gleich nach.«

Matazzi räusperte sich. »Also, Madame Castilles, vielen Dank. Sie benötigen nun sicher Zeit für sich und Ihren Sohn. Aber bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung, wir brauchen Sie für die Ermittlungen. Und wir müssen Sie bitten, Ihren Mann zu identifizieren.«

Madame Castilles nickte nur kurz. Sie wirkte schlagartig erschöpft. Matazzi beneidete sie nicht um das, was ihr bevorstand. Wenn er seiner Tochter Carlotta erklären müsste, dass Marie … Er verscheuchte den Gedanken schnell.

Sie ließen sich noch Castilles’ Laptop aushändigen und verabschiedeten sich.

Matazzi war froh, als die Hausdame die Tür hinter ihnen schloss. Schweigend gingen sie zum Auto.

»Was hältst du von ihr?«, fragte Sébastien neugierig.

»Sie ist sicher Italienerin, eine stolze Italienerin aus dem Süden, vermute ich. Sie wirkte schwer getroffen, aber hatte sich schnell wieder im Griff. Eine starke Frau.«

»Und eine heiße nana«, ergänzte Sébastien grinsend.

Matazzi musste lächeln. Manchmal merkte man seinem Assistenten doch an, dass er erst Anfang dreißig war. Ein Mann Mitte vierzig hätte es sicher anders formuliert.

Aber Sébastien hatte durchaus...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2020
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Atmosphärisch • Cote d'Azur • Frankreich • Grasse • Kriminalroman • Kulinarisch • Mord • Nizza • Organisierte Kriminalität • Politik • Promenade des Anglais • Sonne • Soziothematik • Spannung • Stierkampf • Südfrankreich • Südfrankreich Flair • Tiere • Tod • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-96041-592-3 / 3960415923
ISBN-13 978-3-96041-592-3 / 9783960415923
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