Der Aufstieg der Lorimers (eBook)

Triumph und Fall
eBook Download: EPUB
2019 | 2. Auflage
367 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1867-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Aufstieg der Lorimers -  Anne Melville
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Der fulminante Auftakt der großen, dramatischen Bestseller-Saga um das Schicksal der englischen Handelsfamilie Lorimer.

England zu Zeiten Queen Victorias: Das Haus Lorimer ist auf dem Gipfel seiner Macht. Das Oberhaupt John Junius Lorimer führt seine Bank ebenso wie seine Familie mit eiserner Hand. Doch hinter der Fassade lauern Geheimnisse, die deren Stand und Glanz gefährden. John Junius hochmütige Frau Georgiana sowie seine ungleichen Kinder Ralph, William und Margaret sind nur Schachfiguren im Kampf um das Überleben der Handelsdynastie. Während William sich fügt und Ralph mit den Sünden seiner Ahnen hadert, rebelliert vor allem Margaret. Leidenschaftlich kämpft sie um ihre Unabhängigkeit, für die Erfüllung ihrer Wünsche und um ihre Liebe. Sie löst sich aus dem Schatten des mächtigen, alles bestimmenden Vaters, und beginnt gegen die viktorianischen Konventionen, die Vorurteile der Familie und einer ganzen Epoche, ein Medizinstudium in London ...

Die Lorimer-Saga, die Geschichte einer Handelsfamilie, geht weiter mit Band 2 - 'Das Erbe der Lorimers'; und Band 3 - 'Schicksalsjahre der Lorimers'.



Anne Melville, geboren 1926 in Harrow, war ein Pseudonym der britischen Schriftstellerin Margaret Potter. Sie studierte Geschichte in Oxford und war Autorin zahlreicher Romane, Kinderbücher und Kurzgeschichten. Sie arbeitete unter anderem einige Jahre als Lehrerin in Ägypten sowie als Herausgeberin einer Kinderzeitschrift. Privat war sie mit dem Schriftsteller und Historiker Jeremy Potter verheiratet. Sie verstarb 1998 nach kurzer Krankheit.

 

 

PROLOG
Die Vorfahren


 

 

 

 

 

 

 

Eines stürmischen Tags im Jahr 1677 stach ein rothaariger junger Kapitän namens Brinsley Lorimer von Bristol aus in See. Die Reise ging zur Westküste Afrikas, nach Guinea, wo er seine Handelsware gegen eine Ladung gesunder Sklaven eintauschen wollte. Die Menschenfracht würde zwar nicht vollzählig jenseits des Atlantik ankommen, aber auch wenn er alle diejenigen verkaufte, die lebendig auf Jamaika landeten, könnte er mit einer ansehnlichen Ladung Zucker, Rum und Indigo nach Bristol zurückkehren. Blieb das Glück ihm weiterhin hold, so würde er in jedem Hafen seinen Profit machen. Nicht von ungefähr hatte diese Route den Namen »Das goldene Dreieck« erhalten.

Brinsley Lorimer war ein Aventurierkaufmann im wahrsten Sinn des Wortes, obwohl er nicht unter Kontrakt fuhr. Der Segler, den er befehligte, war sein Eigentum, und sein Wagemut musste nicht nur den Elementen trotzen. Brinsley forderte den Zorn der Londoner Kaufleute heraus, die das Monopol für den Handel mit der Sklavenküste beanspruchten und auf einen königlichen Freibrief pochen konnten. Captain Lorimer ließ einen Berg Schulden an Land zurück, was ihn indes nicht weiter bedrückte, denn er hatte keine Angehörigen, die zur Bezahlung herangezogen werden konnten. Wenn sein Schiff, die Star of Bristow, untergehen sollte, so würden mit dem Kapitän auch dessen Schulden für immer auf dem Meeresgrund ruhen.

Aber die Star of Bristow ging nicht unter, und Brinsley Lorimer konnte am Ende der Reise mit dem erzielten Gewinn seine Gläubiger auszahlen und sich ein zweites Schiff kaufen. Ehe er aufs neue ausfuhr, nahm er sich eine Frau, zeugte einen Sohn und gab den Bau eines Guinea-Seglers in Auftrag, der länger und größer werden sollte als irgendein Schiff, das jemals aus dem großen Hafen Bristol vom Stapel gelaufen war. Aus Brinsleys Unternehmungen gingen im Lauf der Jahre eine bedeutende Schifffahrtsgesellschaft und eine wohlhabende Kaufmannsfamilie hervor. Die Lorimer-Linie – im doppelten Sinn des Wortes – war gegründet.

Zweihundert Jahre später war John Junius Lorimer das Oberhaupt der Familie. In der dazwischen liegenden Zeit wurden dem Hause Lorimer sowohl Söhne wie Töchter geboren, die allesamt nichts anderes waren oder sein wollten als Glieder einer Kette. Die Linie setzte sich ununterbrochen vom Vater auf den ältesten Sohn fort, und im Lauf der Generationen bildete sich ein festes Muster heraus. Die Lorimer-Väter waren Autokraten, die geborenen Herren über Schiffe und Kontore – die Lorimer-Söhne suchten ein eigenes Vermögen zu erwerben, während sie darauf warteten, ihr Erbe anzutreten.

Brinsleys Sohn, William Lorimer, fuhr nicht zur See wie sein Vater, setzte indessen die Handelsgeschäfte fort, kam zu Wohlstand und investierte seine Gewinne in den Bau von immer mehr Schiffen. Williams Sohn John rüstete noch vor seinem dreißigsten Jahr auf eigene Kosten ein Kaperschiff aus und brachte mit patriotischem Eifer eine spanische Galeone auf, die ihre dreißigtausend Pfund wert war. Mit dem Prisengeld errichtete John in der Nähe der Docks von Bristol eine Zucker-Raffinerie, die noch zu Lebzeiten seines Vaters William mit jedem schneeweißen Zuckerhut, den sie produzierte, das Familienvermögen um einiges mehrte.

Keiner dieser frühen Lorimers gab viel Geld für seinen persönlichen Komfort aus. Ob sie in einer engen Kajüte hin- und hergeschleudert wurden oder sich lange Stunden hindurch im schlecht beleuchteten Kontor mit Zahlen herumschlugen, immer waren sie viel zu sehr mit dem Erwerb eines Vermögens beschäftigt, als dass sie Zeit gefunden hätten, es zu genießen. Erst Johns ältester Sohn Samuel verwendete im Jahr 1785 einen Teil seiner beträchtlichen Erbschaft zum Kauf eines prachtvollen Grundstücks hoch über den Engen des Avon in der eleganten Wohngegend Clifton. Dort ließ er einen stolzen Besitz errichten und nannte ihn nach seinem Urgroßvater Brinsley House. Obwohl Samuels Frau fast immer einen kleinen schwarzen Jungen in schmucker Livree um sich hatte, der allerlei kleine Dienste für sie erledigte und sie mit seinem possierlichen Gebaren amüsierte, wurde das Wort »Sklave« in den Prachtgemächern von Brinsley House niemals ausgesprochen.

Während Samuel Lorimer sich der Aufgabe widmete, ein angesehener Bürger zu werden, nahm sein jüngerer Bruder Matthew, der das Draufgängertum seiner Vorfahren nebst deren rotem Haarschopf geerbt hatte, das einzige Schiff, aus dem sein Anteil an der väterlichen Hinterlassenschaft bestand, und wurde dessen Kapitän. Mit der Rose of Redcliff kreuzte er auf den Sieben Meeren und hielt nach Abenteuern Ausschau, nach Profiten in neuen Häfen und mit neuen Frachten. Während Samuel sein Vermögen aus dem Schiffsbau und den Handelsgeschäften in sorgsam geführten Büchern immer weiter wachsen sah, häuften sich bei Matthew die auf abenteuerlichen Seefahrten erbeuteten Goldstücke zu einem Betrag, der die in der Stadt umherlaufenden Gerüchte von seinem sagenhaften Reichtum nicht Lügen strafte.

Die Route des »Goldenen Dreiecks« war für Matthew uninteressant, da sie zum Operationsgebiet seines Bruders gehörte, und so wurde er vierzig, ehe er zum ersten Mal den Fuß auf Jamaika setzte. Das balsamische Klima und die Ungezwungenheit des Lebens taten es ihm sogleich an, und er ergriff freudig die Gelegenheit, sich für immer von Bruder Samuels scheinheiliger Wohlanständigkeit abzusetzen. Er kaufte sich im üppigen Hügelland von Jamaika ein billiges Stück unbebauten Grunds und eine Anzahl Sklaven, die ihn rodeten und bepflanzten, dann entwarf er selber ein Wohnhaus, das es mit dem Besitz in Clifton würde aufnehmen können. Sobald der Bau begonnen war, belud er die Rose of Redcliff mit Tabak und segelte heim nach Bristol, um die Ware zu Geld zu machen und seine Ersparnisse zu kassieren. Als er wieder aus seinem Heimathafen auslief, bestand nur der geringere Teil der Ladung aus Handelsware: Der größere bestand aus dem Mobiliar, das für den Wohnsitz eines Gentleman unerlässlich war. Matthew hatte Vorsorge getroffen, dass seine Schränke mit feinstem Linnen und seine Anrichte mit schwerem Silber wohl versehen wären, indes versäumte er, sich ein Eheweib mitzunehmen. Dennoch sollte er auf Jamaika kein Einsiedlerdasein führen; nie kehrte er nach England zurück.

In Bristol rackerte sich mittlerweile Samuel Lorimer in ein frühes Grab, sodass sein Sohn Alexander–Brinsley Lorimers Urgroßenkel – bereits in jungen Jahren die Verpflichtungen des Familienoberhaupts übernehmen musste. Unter dem Einfluss einer frommen Mutter gab Alexander den Sklavenhandel auf, noch ehe dieser zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts gesetzlich verboten wurde. Alexander führte den direkten Handel mit Westindien weiter, erschloss aber gleichzeitig neue Routen nach Australien und Kanada und um das Kap Hörn zur Westküste Amerikas. Die Risiken der langen Reise waren groß, aber die Gewinne noch größer.

Als Matthew Lorimer auf Jamaika starb, stellte sich heraus, dass seine sämtlichen Nachfahren aufgrund ihrer Hautfarbe nicht erbfähig waren. So gingen die Zuckerplantage und die dazugehörigen Arbeiter an den Neffen Alexander: gebunden an den Letzten Willen des Verstorbenen, dass für drei Frauen und die zehn Kinder, die sie ihm geboren hatten, Zeit ihres Lebens gesorgt werden sollte. Alexanders hohe moralische Grundsätze erlaubten ihm nicht, dieser Bitte zu willfahren, indessen erfreute er sich einige Jahre lang der Einkünfte aus dem ererbten Besitz. Nach der Sklavenbefreiung unterstellte er die Pflanzung, die er nie selber besucht hatte, der Aufsicht eines Verwalters, der sie langsam verkommen ließ und dessen Berichte über die mangelnde Rentabilität in immer längeren Abständen eintrafen und, als sie völlig aufhörten, nicht vermisst wurden.

Dank der Entschädigung, die 1833 den Plantagenbesitzern für die freigelassenen Sklaven bewilligt wurde, konnte Alexander eine Bank gründen – eine Bank, die stolz den Namen der Familie trug: Lorimer’s Bank. Als Firmensitz wählte er eine erstklassige Lage in der Corn Street, dem Handelszentrum von Bristol. Dort, direkt gegenüber der Börse, ließ er einen Palast aus Marmor und Mahagoni errichten. Die Friese, Giebel und Säulen der glänzendgelben Fassade stellten fast den Parthenon in den Schatten.

Während Alexander in diesem Mammonstempel regierte, wartete sein Sohn John Junius – Brinsley Lorimers Urururenkel – darauf, sich als würdiger Wahrer des Lorimerschen Prestiges, als erfolgreicher Unternehmer und guter Rechner beweisen zu können. Wie alle ältesten Lorimer-Söhne vor ihm suchte er sich ein Betätigungsfeld für seinen Tatendrang, bis sein Erbe fällig sein würde.

Es war die Zeit, als die Kohle den Namen »schwarzes Gold« erhielt, und John Junius verschrieb sich folgerichtig der Sache des industriellen Fortschritts. Er überredete seinen Vater, für die Fahrt nach Australien neue Segelschiffe aus Eisen bauen zu lassen; er förderte die Führung einer Eisenbahnlinie nach Bristol und den Bau eines Riesendampfers, der Great Western, in den Werften der Stadt. Ein genialer Ingenieur wie Isambard Kingdom Brunel konnte aus Eisen und Stahl fast alles schaffen. Der junge John Junius betrachtete es als nationale Pflicht, dafür zu sorgen,...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2019
Reihe/Serie Die Geschichte einer Handelsfamilie
Übersetzer Hedda Soellner, Rolf Soellner
Sprache deutsch
Original-Titel The Lorimer Line
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Melville • Ärztin • Banker • Corinna Bomann • Emanzipation • England • Familiengeschichte • Familiensaga • Geheimnisse • Handelsdynastie • Handelskontor • Jalna • Jeffrey Archer • Konventionen • Lorimer • Lorimer Familie • Lorimer Saga • Mazo de la Roche • Missionar • Queen Victoria • Reederei • Starke Frau • Studium • Ulrike Renk • Viktorianisches Zeitalter • Whiteoak
ISBN-10 3-8412-1867-9 / 3841218679
ISBN-13 978-3-8412-1867-4 / 9783841218674
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