Feuer und Schwert - Die Napoleon-Saga 1804 - 1809 (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
816 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-23648-9 (ISBN)

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Feuer und Schwert - Die Napoleon-Saga 1804 - 1809 -  Simon Scarrow
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1804. Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, trachtet danach, Europa zu unterwerfen. Nach der Niederlage in der Schlacht von Trafalgar erringt er bei Austerlitz einen glorreichen Sieg gegen die Russen und Österreicher. Er zwingt den spanischen König zur Abdankung und verhilft seinem Bruder auf den Thron. Doch ein erbitterter Feind steht ihm weiterhin im Weg. Arthur Wellesley führt die Britischen Truppen auf dem Kontinent an. Er befreit Portugal aus der französischen Herrschaft und führt das Heer in Spanien von Sieg zu Sieg. Bei jenen, die sich der napoleonischen Herrschaft nur widerwillig unterworfen haben, keimt die Hoffnung, dass der Vormarsch der Franzosen gestoppt werden kann: Freiheit liegt in der Luft ...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

13


Napoleon


Sobald die Vorbereitungen zur Freilassung einiger der bei Ulm gemachten Gefangenen abgeschlossen waren und der Rest in Lager in Bayern und Frankreich geschickt worden war, marschierte die Grande Armée gegen die von Kutusow geführte russische Armee. Für den Rest des Oktobers und bis in den November hinein stapften die Soldaten in Richtung Wien und trieben den Feind vor sich her. Das Wetter verschlechterte sich zusehends, da der Herbst dem Winter Platz machte.

An manchen Tagen gab es heitere Abschnitte, und leuchtend weiße Schäfchenwolken ballten sich an einem klaren blauen Himmel. Dann wieder zogen dichte Wolkenbänke auf, eiskalte Regengüsse durchnässten die Männer bis auf die Haut und verwandelten die Straßen in rutschige und klebrige Sümpfe. Abends sank die Temperatur rasch, und die Männer drängten sich um die Lagerfeuer, versuchten ihre Kleidung zu trocknen und ihren schlotternden Körpern über das Essen, das sie am Nachmittag erbeuten konnten, etwas Wärme zuzuführen. Wer Glück hatte – hauptsächlich Veteranen, die alle Kniffe kannten –, fand irgendwo einen Unterschlupf, der Rest machte es sich unter freiem Himmel so bequem wie möglich. Oft gab es Frost, und wenn die Männer morgens aufwachten, waren ihre Habseligkeiten von einer Schicht winziger Eiskristalle überzogen, die in der Morgendämmerung bläulich glänzten. Nach einer raschen Mahlzeit bildeten die Männer ihre Formationen und stampften mit den Füßen auf, um sich warm zu halten, und wenn dann der Befehl kam, rückten sie weiter auf den Feind vor.

Während seine Kutsche mit dem langen Wagenzug des Hauptquartiers und dem berittenen Stab vorwärtsruckelte, blickte Napoleon durch das beschlagene Fenster und murmelte zu Berthier: »Dieser Schlamm könnte noch unser Verderben sein.«

Berthier hatte gedöst, weshalb er nun blinzelte und sich umsah. »Verzeihung, Sire, was sagten Sie?«

»Dieser Schlamm bremst unseren Vormarsch.«

»Er behindert den Feind ebenso sehr wie uns, Sire.«

»Das ist richtig«, räumte Napoleon ein. »Aber die Zeit arbeitet eher gegen uns als gegen den Feind. Wir müssen den Krieg rasch und entscheidend beenden. Sie müssen nur lange genug durchhalten, um dem Rest Europas zu demonstrieren, dass Frankreich – ich – in Schach gehalten werden kann.«

Berthier nickte. »Das ist die Gefahr, Sire. Aber Sie haben so schnell gehandelt, wie Sie konnten.« Er hielt inne, um über die Lage der kaiserlichen Truppen nachzudenken. »Solange Murat die Russen weiter zurückdrängt, werden sie keine Möglichkeit haben, ihre Kräfte mit den Österreichern zu vereinen.«

Napoleon lächelte matt. »Ich kann nicht behaupten, dass ich den Gedanken, von einem Hitzkopf wie Murat abzuhängen, besonders tröstlich finde.«

Berthier schwieg dazu. Nicht nur stand Murat im Rang höher als er, er war außerdem mit Napoleons Schwester verheiratet, und jede Kritik an dem impulsiven Kavalleriekommandeur würde wahrscheinlich als Kritik an der kaiserlichen Familie aufgefasst werden. Berthier wusste, dass er nützlich für Napoleon war, aber seine Position war nicht so sicher, dass er Marschall Murat zu kritisieren wagte. Er blieb also stumm und wartete darauf, dass Napoleon fortfuhr.

»Wir müssen den Feind weiter Richtung Wien zurücktreiben«, sagte Napoleon entschlossen. »Wenn wir ihre Hauptstadt bedrohen, werden sie sich gezwungen sehen, kehrtzumachen und gegen uns zu kämpfen.«

»Und wenn sie es nicht tun, Sire?«

Napoleon dachte einen Augenblick darüber nach. Nach herkömmlicher Auffassung würden die Österreicher den Fall ihrer Hauptstadt als das Ende des Kriegs ansehen. Deshalb würden sie kämpfen, mussten sie kämpfen, um Wien zu verteidigen. Und zu diesem Zweck würden sie aufhören müssen, sich zurückzuziehen, und sich der Grande Armée stellen. Die Frage war nur, wie sich die Russen verhielten. Kutusow konnte beschließen, an der Seite der Österreicher zu kämpfen, oder sich weiter zurückfallen lassen, um auf Verstärkung zu warten, ehe er Napoleon entgegentrat. Solange Murat ihn weiter von Wien und der Donau forttrieb, hatte Napoleon freie Hand, die getrennten Verbündeten einen nach dem andern zu vernichten. Er wandte sich wieder Berthier zu.

»Die Österreicher werden kämpfen. Sie sind zu stolz, um ihre Hauptstadt aufzugeben, und zu dumm, um etwas anderes zu tun.«

Berthier zog kurz die Augenbrauen in die Höhe. »Sie haben sicher recht, Sire.«

Jemand klopfte an die Tür der kaiserlichen Kutsche, und Berthier ließ das Fenster herab. Ein Husar ritt neben ihnen her, sein durchnässter Uniformrock glänzte im Regen. Er beugte sich zum Fenster hinunter und überreichte Berthier ein versiegeltes Schreiben.

»Nachricht aus Paris, Monsieur. Als dringend gekennzeichnet.«

Berthier nahm die Botschaft mit einem Kopfnicken in Empfang und schob das Fenster wieder nach oben, während der Husar nicht ohne Mühe sein Pferd im Schlamm wendete und sich entfernte. Berthier brach das Siegel auf und hielt Napoleon das Blatt hin, doch der schüttelte nur müde den Kopf.

»Lesen Sie es.«

»Ja, Sire.« Berthier entfaltete die Nachricht und überflog sie eilig, dann las er sie langsam noch einmal, zunehmend erschrocken und besorgt wegen der Reaktion des Kaisers auf die Neuigkeit.

»Nun?«, fragte Napoleon leise, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Was wollen die Dummköpfe daheim in Paris jetzt wieder von mir?«

Berthier räusperte sich nervös. »Es hat eine Seeschlacht gegeben, Sire. Admiral Villeneuve und seine Flotte sind vor der Küste Spaniens auf die britische Marine getroffen.«

Napoleon riss die Augen auf und setzte sich gerade. »Ah! Endlich hat er sich von seinem Arsch erhoben und etwas unternommen. Wie ging es aus?«

»Sire, anscheinend wurde er besiegt.«

»Besiegt?« Napoleon lachte höhnisch. »Kann ich mir vorstellen. Er hat befohlen, die Flucht zu ergreifen, sobald das erste Schiff einen Mast verloren hatte. Der Mann ist so feige wie unfähig.«

»Nein, Sire. Diesmal offenbar nicht. Er stand seinen Mann und hat gekämpft.«

»Und?«

»Er wurde geschlagen, Sire.«

»Geschlagen? Wie schwer?«

Berthier warf einen abermaligen Blick auf die Nachricht aus Paris, dann antwortete er: »Wie es scheint, haben wir mehr als zwanzig Kriegsschiffe verloren, sie wurden versenkt oder erbeutet. Der Rest wurde zerstreut, als sie den Kampf abbrachen.«

Napoleon holte tief Luft und blickte mit finsterer Miene auf seine Stiefel, die auf der Bank gegenüber lagen. Als er sprach, tat er es in einem so bitteren Ton, wie Berthier ihn noch nie von ihm gehört hatte. »Der Teufel soll diesen Feigling Villeneuve in den tiefsten Schlund der Hölle holen. Jetzt werden wir auf See nie mehr gegen die Briten gewinnen.« Er hielt inne und fuhr dann mit leiser Stimme fort. »Meine Invasionspläne sind damit erledigt. Wir müssen einen anderen Weg finden, die Briten zu schlagen. Wenn wir sie auf dem Schlachtfeld nicht besiegen können, müssen wir ihre Wirtschaft abwürgen.« Seine Augen funkelten grausam. »Wir müssen sie ruinieren, und wenn ihnen das Geld ausgeht und ihr Volk hungert, werden sie um Frieden betteln, bevor sie selbst eine Revolution am Hals haben.«

Während die Kutsche über den schlammigen Weg ratterte und rutschte, herrschte eine Weile Schweigen, dann fragte Berthier. »Was machen wir jetzt, Sire?«

»Jetzt?« Napoleon nickte in die Richtung, in die sie fuhren. »Jetzt richten wir all unser Denken darauf, unsere österreichischen und russischen Freunde so vollständig und rücksichtslos wie möglich zu vernichten.«

An diesem Abend herrschte eine gedrückte Atmosphäre im Lager, nachdem sich die Nachricht von Villeneuves Niederlage in der Armee herumgesprochen hatte. Napoleon konnte nicht umhin, es zu bemerken, als er durch die Zeltreihen schritt, und er versuchte, die Moral der Männer zu heben, indem er bei verschiedenen Feuerstellen stehen blieb, um mit ihnen zu reden. Die Temperatur war noch weiter gefallen, und ab und an rieselte ein wenig Schnee aus dem dunklen Himmel. Die üblichen Begrüßungen klangen gedämpfter, und Napoleon nahm wahr, dass die Gespräche verstummten, sobald die Männer bemerkten, dass er sich näherte. Seine düstere Stimmung wegen der Niederlage wurde durch den jüngsten Bericht Murats noch verschlimmert.

Der Kavalleriekommandeur hatte seine Begeisterung kaum zügeln können, als er Napoleon schrieb, dass die Straße nach Wien offen sei. Murat hatte seinem Korps befohlen, auf die österreichische Hauptstadt vorzurücken. In der Folge war Kutusow nicht länger verfolgt worden, und den weiteren Berichten zufolge hatten die Russen die Donau überquert und flohen entlang dem Nordufer. Nun würden sie Zeit haben, sich zu sammeln und sich näher an ihre österreichischen Verbündeten heranzuarbeiten, um ihre Kräfte zu vereinigen und Napoleon unter annähernd gleichen Bedingungen entgegenzutreten.

Es blieb nichts übrig, als den politischen Vorteil aus der Einnahme der feindlichen Hauptstadt einzuheimsen. Das würde Österreich in den Augen der übrigen europäischen Mächte zumindest demütigen, sodass sie es sich zweimal überlegten, ob sie sich Napoleon in den Weg stellen sollten. Der Kaiser runzelte die Stirn, als er an die bevorstehende Auseinandersetzung mit Murat dachte, der ins Hauptquartier einbestellt worden war, um ihm persönlich zu berichten. Wie jeder gute Kavalleriekommandeur war Murat furchtlos im Angriff und entschlossen in der Verteidigung, aber seinesgleichen litt gern an viel zu viel Stolz, Hochmut und Impulsivität. Bei Murat waren diese...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2020
Reihe/Serie Die Napoleon-Saga
Übersetzer Fred Kinzel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Fire and Sword
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Arthur Wellesley • Bestseller-Autor • Duke von Wellington • eBooks • Historische Romane • Historische Schlachten • Napoleon Bonaparte • Napoleonische Kriege • Revolution • Schlacht bei Austerlitz • Schlacht bei Trafalgar
ISBN-10 3-641-23648-7 / 3641236487
ISBN-13 978-3-641-23648-9 / 9783641236489
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