Der Bluthund (eBook)

Ein Jack-Reacher-Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
448 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-25524-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bluthund - Lee Child
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Platz 2 der Krimibestenliste im August 2020 - »Jack Reacher [...] ist nun mal einer der auffälligsten und interessantesten Krimihelden der letzten Jahrzehnte« Frankfurter Allgemeine
Der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher entdeckt zufällig bei einem Pfandleiher einen Abschlussring der Militärakademie West Point. Warum trennt sich jemand von einer so hart errungenen Trophäe? Einem Impuls folgend beschließt er, die ursprüngliche Besitzerin aufzuspüren und ihr diese Auszeichnung zurückzubringen. Doch der Ring ging bereits durch viele Hände, und plötzlich befindet sich Reacher im Netz einer kriminellen Organisation mit Verbindungen in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Ein Preis wird auf seinen Kopf ausgesetzt, Killer heften sich an seine Fersen. Es gibt eben Leute, mit denen man sich nicht anlegen sollte - zum Beispiel mit Jack Reacher!

Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann zwanzig Jahre lang beim Fernsehen. 1995 kehrte er der TV-Welt und England den Rücken, zog in die USA und landete bereits mit seinem ersten Jack-Reacher-Thriller einen internationalen Bestseller. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Anthony Award, dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur.

3


Die Stadt war verhältnismäßig klein. Jenseits ihrer traurigen Seite lag eine, die vielleicht in fünf Jahren traurig sein würde. Vielleicht später. Vielleicht in zehn Jahren. Noch gab es Hoffnung. Hier waren einige, aber nicht allzu viele Geschäfte mit Brettern verschalt. Die meisten Läden machten noch Geschäfte – in behaglich ländlicher Geruhsamkeit. Auf den Straßen waren große Pick-ups langsam unterwegs. Es gab eine Billardhalle. Die Straßenbeleuchtung war spärlich, was bei einsetzender Dunkelheit auffiel. Irgendwie ließ die Architektur erkennen, dass hier Milchwirtschaft vorherrschte. Manche Geschäftshäuser hätten Scheunen sein können. In allen steckte dieselbe DNA.

In einem mit Schindeln verkleideten Holzhaus gab es eine Bar mit einem unbefestigten Parkplatz voller Unkraut, auf dem ordentlich aufgereiht sieben Harley-Davidsons standen. Vermutlich keine Hell’s Angels, sondern irgendeine der zahlreichen Parallelorganisationen. Die Biker waren so gespalten wie Baptisten: alle gleich, aber unterschiedlich. Speziell diese Typen hatten offenbar eine Vorliebe für Chrom und schwarze Lederfransen. Sie fuhren fast liegend zurückgelehnt – mit gespreizten Beinen und weit nach vorn gestreckten Füßen. Vielleicht war das kühler. Vermutlich brauchten sie etwas Kühlung. Sie trugen schwere Lederwesten, lange Hosen und Stiefel. Alles aus schwarzem Leder. Auch im Spätsommer verdammt heiß.

Die Bikes waren in dunklen Farbtönen glänzend lackiert: vier mit orangeroten Flammen, drei mit silbern umrahmten Runen. Die Bar sah ziemlich heruntergekommen aus; an ihrer Fassade fehlte eine Menge Schindeln. In einem der Fenster stand ein Klimagerät, das auf Hochtouren arbeitete und Kondenswasser auf den Gehsteig tropfen ließ. Ein Streifenwagen rollte mit auf dem Asphalt zischenden Reifen langsam vorbei. County Police. Vermutlich hatte der Uniformierte im ersten Teil seiner Wache mit einer Radarpistole auf dem Highway etwas für den Stadtsäckel getan. Jetzt zeigte er Flagge auf den Nebenstraßen der Kleinstädte, für die er zuständig war, und achtete auf Problemzonen. Der Cop am Steuer schaute zu Reacher. Der Kerl hatte keine Ähnlichkeit mit dem Pfandleiher. Er wirkte hellwach. Sein Gesicht war schmal, sein Blick aufgeweckt. Er saß steif aufgerichtet am Steuer und hatte sich erst kürzlich beim Friseur einen »Whitewall«, zugelegt, einen an den Seiten sehr kurzen Bürstenhaarschnitt. Vielleicht erst einen Tag alt. Höchstens zwei.

Reacher blieb stehen und verfolgte, wie das Cop Car davonfuhr. In der Ferne war ein Motorrad zu hören, das näher kam, lauter und lauter wurde. Dann bog eine achte Harley um die Ecke, so langsam, wie es die Schwerkraft zuließ, eine große schwere Maschine, brabbelnd und patschend, ihr Fahrer mit weit vorgestreckten Füßen fast auf dem Rücken liegend. Er legte sich in die Kurve, wurde auf dem Kies langsamer. Über seinem schwarzen T-Shirt trug er eine schwarze Lederweste. Er parkte als Letzter in der Reihe. Im Leerlauf klang sein Bike wie ein Schmiedehammer auf einem Amboss. Dann stellte er den Motor ab und kippte die Maschine auf den Seitenständer. Nun herrschte wieder Ruhe.

Reacher sagte: »Ich suche Jimmy Rat.«

Der Blick des Kerls richtete sich auf eine der geparkten Harleys. Eine unwillkürliche Reaktion. Aber er sagte: »Kenn ich nicht«, und marschierte, steif und o-beinig, zum Eingang der Bar. Er war birnenförmig, ungefähr vierzig. Knapp einen Meter achtzig groß und füllig. Sein blasser Teint glänzte, als hätte er ihn mit Motoröl eingerieben. Er zog die Tür auf und verschwand in der Bar.

Reacher blieb, wo er war. Bei dem Bike, das der Neuankömmling angeschaut hatte, handelte es sich um eines der drei mit silbern umrandeten Runen. Es war so riesig wie die anderen, aber Lenker und Fußstützen lagen etwas näher an der Fahrerposition als bei den Übrigen. Ungefähr eine Handbreit näher als die des Neuankömmlings. Also war Jimmy Rat vermutlich kaum einen Meter fünfundsiebzig groß. Vielleicht hager, wie sein Spitzname suggerierte. Vermutlich mit einem Messer oder einer Pistole bewaffnet. Vielleicht bösartig.

Reacher ging zum Eingang der Bar. Er zog die Tür auf und trat ein. Drinnen war es dunkel und heiß, und es roch nach verschüttetem Bier. In dem rechteckigen Raum gab es links eine mit Kupfer beschlagene lange Theke, rechts Tische und Stühle. Hinter einem Durchgang in der Rückwand lag ein kurzer Korridor. Toiletten und ein Münztelefon und der Notausgang. Vier Fenster. Insgesamt sechs potenzielle Ausgänge. Die zählte ein Exmilitärpolizist als Erstes.

Die acht Biker hockten unter einem Fenster an zwei zusammengeschobenen Vierertischen eng beieinander. Sie tranken Bier aus großen, schweren Gläsern, die mit Feuchtigkeit beschlagen waren. Der neue Typ – birnenförmig auf einem Stuhl – hatte sich mit dem randvollen Glas in der Hand in die Runde gezwängt. Sechs der anderen fielen in dieselbe Kategorie, was Größe, Figur und Kleidung betraf. Einer sah schlimmer aus. Wenig über einen Meter siebzig groß, hager, mit schmalem Gesicht und unstetem Blick.

Reacher trat an die Bar und bestellte Kaffee.

»Hab keinen«, sagte der Barkeeper. »Sorry.«

»Ist das dort drüben Jimmy Rat? Der kleine Kerl?«

»Wenn Sie Streit mit ihm haben, gehen Sie mit ihm raus, okay?«

Der Barkeeper verschwand. Reacher wartete. Einer der Biker leerte sein Glas, stand auf und ging zu den Toiletten. Reacher durchquerte den Raum und setzte sich auf den freien Stuhl. Das Holz war unangenehm warm. Der achte Mann stellte die Verbindung her. Er starrte Reacher an, dann sah er zu Jimmy Rat hinüber.

Der sagte: »Dies ist eine Privatparty, Kumpel. Dich hat keiner eingeladen.«

Reacher sagte: »Ich brauche ein paar Informationen.«

»Worüber?«

»Spenden für wohltätige Zwecke.«

Jimmy Rat machte ein verständnisloses Gesicht. Dann fiel ihm ein, wovon die Rede war. Er schaute zur Tür, vor der irgendwo das Leihhaus lag, dessen Besitzer ihm versichert hatte, alles sei strikt legal. Er sagte: »Verpiss dich, Kumpel.«

Reacher legte seine linke Faust auf den Tisch. So groß wie ein Hühnchen aus dem Supermarkt. Lange dicke Finger mit Knöcheln in Walnussgröße. Alte Narben, die sich weiß von seiner Sommerbräune abhoben. Er sagte: »Mir ist’s egal, mit welcher Betrugsmasche Sie arbeiten. Oder von wem Sie stehlen. Oder wessen Hehler Sie sind. Das alles interessiert mich nicht. Ich will nur wissen, woher Sie diesen Ring hatten.«

Er öffnete die Faust. Auf der Handfläche lag der Ring, West Point 2005. Goldene Filigranarbeit, schwarzer Stein. Auffällig kleine Größe. Jimmy Rat schwieg, aber sein Blick ließ Reacher vermuten, dass er den Ring wiedererkannte.

Reacher sagte: »West Point heißt offiziell United States Military Academy. Die beiden ersten Worte enthalten schon einen Hinweis. Dies ist ein Fall fürs FBI

»Sie sind ein Cop?«

»Nein, aber ich habe einen Quarter fürs Telefon.«

Der fehlende Mann kam von der Toilette zurück. Er blieb hinter Reachers Stuhl stehen, breitete übertrieben perplex die Arme aus, als wollte er fragen: Was, zum Teufel, geht hier vor? Wer ist dieser Kerl? Reacher behielt weiter Jimmy Rat im Auge und achtete zugleich auf das Fenster neben sich, in dem schemenhaft zu sehen war, was sich hinter seiner Schulter abspielte.

Jimmy Rat sagte: »Dieser Stuhl gehört jemandem.«

»Yeah, mir«, entgegnete Reacher.

»Sie haben noch fünf Sekunden.«

»Ich bleibe, bis Sie meine Frage beantwortet haben.«

»Glauben Sie, dass Sie heute eine Glückssträhne haben?«

»Ich brauche keine.«

Reacher legte seine rechte Hand auf den Tisch. Sie war etwas größer als die linke. Bei Rechtshändern ganz normal. Sie wies ein paar Narben mehr auf, darunter eine v-förmige weiße Narbe, die wie ein Schlangenbiss aussah, aber von einem Nagel stammte.

Jimmy Rat zuckte mit den Schultern, als wäre alles keine große Sache.

Er sagte: »Ich bin Teil der Lieferkette. Ich bekomme Zeug von anderen, die es von anderen Leuten bekommen. Diesen Ring hat jemand gespendet oder verkauft oder verpfändet und nicht wieder eingelöst. Mehr weiß ich echt nicht!«

»Von welchen anderen Leuten haben Sie ihn bekommen?«

Jimmy Rat sagte nichts. Reacher behielt das Fenster mit dem linken Auge im Blick. Mit dem rechten sah er Jimmy Rat nicken. Das Spiegelbild in der Scheibe zeigte, dass der Typ hinter ihm zu einem gewaltigen Rundschlag ausholte. Offenbar wollte er Reacher am Ohr treffen. Damit er vielleicht vom Stuhl kippte. Oder jedenfalls weichgeklopft war.

Das funktionierte nicht.

Reacher entschied sich für die einfachste Lösung. Er duckte sich, sodass der Schlag über ihm ins Leere ging. Dann schoss er hoch, drehte sich halb um und benutzte seinen Schwung dazu, dem Kerl seinen Ellbogen in die Niere zu rammen, die durch seine Drehbewegung in diesem Augenblick an der richtigen Stelle erschien. Ein guter, solider Treffer. Der Kerl klappte blitzschnell zusammen. Reacher ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken und saß da, als wäre nicht das Geringste passiert.

Jimmy Rat starrte ihn an.

Der Barkeeper rief: »Raus mit euch, Kumpel! Wie ich’s gesagt hab.«

Das klang, als meinte er es ernst.

Jimmy Rat sagte: »Jetzt kriegst du echt Ärger.«

Auch das klang, als meinte er es ernst.

Um diese Zeit würde Chang fürs Abendessen einkaufen. Vielleicht in einem kleinen Lebensmittelgeschäft in ihrer Nähe. Einfache, gesunde Sachen. Sie war bestimmt müde.

Ein schlechter Tag....

Erscheint lt. Verlag 27.7.2020
Reihe/Serie Die-Jack-Reacher-Romane
Die-Jack-Reacher-Romane
Übersetzer Wulf Bergner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Midnight Line (22 Reacher)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte action • Alan Ritchson • Amazon Prime Video • eBooks • Jack Reacher • Jason Bourne • Krimi • Krimibestenliste • Kriminalromane • Krimis • New-York-Times-Bestseller • Platz 2 der Krimibestenliste • Spiegelbestsellerautor • Streaming Serie • Thriller • Thriller-Buch • TV Serie • TV-Serie • U.S. Army • Valentinstag Geschenk für ihn • Veteran • West Point • Wisconsin
ISBN-10 3-641-25524-4 / 3641255244
ISBN-13 978-3-641-25524-4 / 9783641255244
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