Das Gesicht des Bösen (eBook)

Ein neuer Fall für Tempe Brennan

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
448 Seiten
Karl Blessing Verlag
978-3-641-19556-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Gesicht des Bösen - Kathy Reichs
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In der drückenden Hitze von Charlotte, North Carolina, erholt sich die forensische Anthropologin Tempe Brennan von einer OP und kämpft mit Migräneanfällen und Albträumen. Da erhält sie eine Reihe von rätselhaften Nachrichten, Fotos von einer Leiche ohne Gesicht und Hände. Wer ist dieser Tote, und warum schickt man ausgerechnet ihr diese Bilder? Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, muss Tempe den vorgeschriebenen Dienstweg verlassen - ihre neue Vorgesetzte hegt einen tiefen Groll gegen sie und will sie um jeden Preis von dem Fall fernhalten.

Tempe kommt der erstaunlichen Wahrheit allmählich näher - auch dank modernster forensischer Methoden. Doch je mehr sie aufdeckt, desto düsterer und bedrohlicher erscheint das Bild...

  • Die Wahrheit stirbt im Dunkeln. Wie weit gehst du, um sie zu retten? Ein neuer Fall für Forensikerin Tempe Brennan.
  • »Einer der absolut besten Thriller des Jahres! Sowohl Tempe Brennan als auch Kathy Reichs sind in Höchstform.« (Jeffery Deaver)
  • Wer ist der Tote ohne Gesicht auf den Fotos, die ein Unbekannter an Tempe Brennan schickt? Die Forensikerin muss alles geben, um diesen Fall zu lösen.
  • »Mit ?Das Gesicht des Bösen? stellt Kathy Reichs ein verblüffendes Maß an Schreibgeschick zur Schau. Ein packendes Buch von einer meiner Lieblingsautorinnen.« (Karin Slaughter)


Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.

1


Freitag, 22. Juni

Jeder reagiert anders auf Druck. Manche Menschen sind geschmeidig, lassen sich verformen. Andere sind spröde, können nicht nachgeben. Physiker sprechen von Stressbelastungskurven. Eines ist sicher: Wenn die Last zu groß ist oder zu schnell aufgeladen wird, kann jeder zerbrechen.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich erreichte meine Belastungsgrenze im Sommer nach dem Mord an meinem Chef. Ich – das Magmagestein der Emotionen. Und ich rede nicht nur von den Albträumen.

Um ehrlich zu sein, Larabees Tod war nicht der unmittelbare oder einzige Auslöser. Da war auch noch Andrew Ryan, mein langjähriger Geliebter und Polizistenkollege bei Mordermittlungen in Quebec. Ich hatte seinem Drängen nachgegeben und war einverstanden gewesen, sowohl am Montrealer wie am Charlotter Ende unserer geografisch komplexen Beziehung mit ihm zusammenzuziehen. Da war Katys Entsendung nach Afghanistan. Mamas Krebserkrankung. Petes Nachricht über Boyd. Meine Diagnose, dann die Operation. Die Migräneanfälle. Ein ganzer Haufen Stressfaktoren scheuerte an meiner Belastungskurve.

Rückblickend muss ich zugeben, dass ich aus der Umlaufbahn geriet. Vielleicht war ich auf eigene Faust drauflosmarschiert, weil ich unsteuerbare Kräfte eben doch steuern wollte. Dem Älterwerden den Finger zeigen wollte, oder dem rebellierenden Blutgefäß, das in meinem Hirn zu wüten drohte. Vielleicht war es ein Schrei nach Ryans Aufmerksamkeit. Ein unbewusster Versuch, ihn zu verjagen? Oder vielleicht war es einfach nur die verdammte Hitze in Carolina.

Wer weiß? Ich hielt tapfer stand, bis der Mann ohne Gesicht mir den Rest gab. Seine Überreste und die anschließende Ermittlung rissen ein schwarzes Loch in meine gemütliche, kleine Welt.

Meine Mutter bemerkte die Veränderungen, lange bevor die rätselhafte Leiche auftauchte. Die Zerstreutheit, die Erregbarkeit, die Unbeherrschtheit. Sie schob das alles auf das Aneurysma. Vom Augenblick seiner Entdeckung war Mama überzeugt, dass das winzige Gerinnsel platzen und mein eigenes Blut mich umbringen würde. Ich machte mich über ihre Kritik an meinem Verhalten lustig, obwohl ich wusste, dass sie recht hatte. Ich ignorierte E-Mails und Anrufe. Ich lehnte Einladungen ab und zog mir stattdessen einen alten Hollywood-Schinken nach dem anderen rein. Verdammt, Der Stadtneurotiker, meinen Lieblingsfilm, hatte ich mir allen Ernstes vier Mal angeschaut.

Von den nächtlichen Heimsuchungen erzählte ich Mama nichts. Verquere Montagen voller dunkler Gestalten und unbestimmter Gefahren. Oder frustrierende Arbeiten, die ich nicht abschließen konnte. Ängste? Hormone? Die Kopfwehtabletten, die ich nehmen musste? Die Wurzel meiner Gereiztheit war unwichtig. Ich schlief nur wenig, war dauernd unruhig und erschöpft.

Man musste nicht Freud sein, um zu erkennen, dass ich in schlechter Verfassung war.

Da lag ich also, hellwach um Mitternacht, und versuchte, mich nach einem Traum über einen Sturm, ein paar Schlangen und Larabee zu beruhigen. Der alte Sigmund hätte dazu sicher etwas zu sagen gehabt.

Ich versuchte es mit tiefer Atmung. Dann mit einer Entspannungsübung, die bei den Zehen anfing.

Keine Chance.

Die Nerven zum Zerreißen gespannt, stand ich auf und ging zum Fenster. Zwei Etagen unter mir lag der Grund um mein Stadthaus herum dunkel und still da, nur ab und zu bewegte sich schlaff ein Blatt in einem gelegentlichen, halbherzigen Windstoß. Ich wollte mich schon wieder abwenden, als ich aus dem Augenwinkel heraus das Flackern einer Bewegung neben der Kiefer im vorderen Garten meines Nachbarn bemerkte.

Ich starrte hin und meinte, eine Silhouette zu erkennen. Stämmig. Männlich?

Auf dem Grund von Sharon Hall um Mitternacht?

Mit schneller schlagendem Herzen kniff ich kurz die Augen zusammen.

Die Silhouette war mit den Schatten verschmolzen.

War da überhaupt jemand gewesen?

Neugierig geworden, zog ich alte Shorts aus der Wäsche, schlüpfte in meine Nikes und ging nach unten. Ich hatte nicht vor, den Kerl zur Rede zu stellen, falls es ihn überhaupt gab, ich wollte nur herausfinden, warum er zu dieser Uhrzeit um mein Haus herumschlich.

In der Küche schaltete ich die Alarmanlage aus und trat durch die Hintertür auf meine Terrasse. Das Wetter war mehr als Dixie-warm, die Luft heiß und stickig, das Laub so schlaff und entmutigt, wie es von oben ausgesehen hatte. Da ich keinen Herumtreiber sah, umkreiste ich das Haus. Niemand. Ich ging einen der Pfade entlang, die das Gelände durchkreuzten.

Es hatte geregnet, als ich um zehn meine Mikrowellenpizza gegessen hatte, und die Feuchtigkeit hing noch immer schwer in der Luft. Pfützen glänzten schwarz auf dem Kies und wurden gelb, als mein verschwommener Schatten und ich unter höllisch heimeligen, von der Feuchtigkeit verzerrten Kutschenlaternen hindurchgingen.

Der winzige Teich war ein schwarzes Loch, fransig, wo das Wasser den Rand berührte. Trübe Schatten glitten über die Oberfläche, still, sich ihrer heiklen Lage bewusst. Die Hausbesitzervereinigung führt einen endlosen, oft kreativen Kampf gegen sie, doch wie die Abschreckungsmaßnahmen auch aussehen mögen, diese Gänse kommen immer wieder zurück.

Ich kam an einer Lego-Form vorbei, von der ich wusste, dass es ein kleiner Pavillon war, als ich jemanden hörte, nein, eher spürte. Ich blieb stehen. Spähte ins Dunkel.

Ein Mann stand in dem Schattenfleck im Inneren des Pavillons. Der Kopf war gesenkt, das Gesicht nicht zu sehen. Von mittlerer Größe und Statur. Sonst konnte ich kaum etwas erkennen. Bis auf zwei Dinge.

Erstens, ich kannte ihn nicht. Er war kein Anwohner, und ich hatte ihn auch noch nie als Besucher gesehen.

Zweitens trug der Mann, trotz der erdrückenden Hitze, einen Trenchcoat. Als er einen Arm hob, vielleicht um auf die Uhr zu schauen, leuchtete der Stoff in der Dunkelheit hell auf.

Ich schaute nervös über die Schulter.

Scheiße. Warum hatte ich mein Handy nicht dabei? Ganz einfach. Es hatte keinen Saft. Mal wieder.

Schön. Warum hatte ich nicht wenigstens das Terrassenlicht eingeschaltet? Sollte ich heimgehen und die 311 anrufen, um einen Herumtreiber zu melden? Oder die 911?

Ich drehte mich um. Der Pavillon war leer. Ich schaute den Pfad in beiden Richtungen entlang. Nach links, nach rechts. Der Mann war nicht da.

Aus dem Dunst wurde wieder Regen. Apathische Tropfen suchten Halt auf meinem Gesicht und den Haaren. Zeit, wieder reinzugehen.

Plötzlich sah ich jenseits der runden Einfahrt ein graues Flackern. Erst da, dann verschwunden.

Adrenalin schoss mir durch den Körper. Hatte es Trenchcoat auf mich abgesehen? Kundschaftete er Sharon Hall aus? Wenn nicht, was tat er dann hier im Regen mitten in der Nacht? Und warum so verstohlen?

Oder war mein Argwohn etwa nur ein Produkt der Paranoia, noch ein Geschenk meiner überstrapazierten Stressbelastungskurve? So oder so, ich war froh, dass ich das Pfefferspray von der letzten Joggingrunde noch in der Tasche meiner Shorts hatte.

Unerwünschte Bilder von Larabees letzten Augenblicken blitzten mir in den Kopf. Die grau-grüne Blässe seiner Haut. Das teilnahmslose Piepsen der Monitore, die ihre blutleeren Spitzen und Täler aufzeichneten. Die kreischende Stille, als das Piepsen aufhörte. Später, in einem Verhörzimmer, das nach Schweiß und Angst roch, die lümmelnde Gleichgültigkeit des hirnamputierten Junkies, der meinem Chef die Geschosse in den Bauch gejagt hatte.

Stopp!

Hatte ich das laut gerufen? Oder nur in meinem Kopf?

Meine Schritte wurden schneller, knirschten weich in der Stille.

Eine ganze Minute, dann eine Gestalt im Trenchcoat, weit oben, wo der Pfad in einen Anwohnerparkplatz mündete. Der Mann hatte mir den Rücken zugewandt und bewegte sich mit einem merkwürdig pendelnden Gang.

Plötzlich kamen von überall her Geräusche angeschossen. Das Rascheln von Blättern. Das Knirschen von Ästen. Brechende Zweige. Nächtliche Kreaturen? Trenchcoats durchgeknallte Kumpels auf der Suche nach mehr Meth?

Ich hatte keine Wertgegenstände bei mir – kein Geld, keine Uhr. Würde sie das wütend machen?

Oder waren die Geräusche nur eine Erfindung meiner überreizten Nerven?

Ich tastete nach dem Spray an meiner rechten Hüfte. Spürte die Dose. Pink und fies. Ein Molekül der Summe, die ich dafür hingelegt hatte, ging an die Brustkrebsforschung.

Kurze Unentschlossenheit.

Sollte ich mich nach Hause trollen? Den Pfad weitergehen und den Mann beobachten? Ihn auf dem Parkplatz zur Rede stellen? Dort standen Straßenleuchten, die zwar überfordert waren, aber ihr Bestes gaben.

Ich wurde langsamer. Trenchcoat war nur noch zehn Meter vor mir.

Genau in diesem Augenblick beschloss mein Hirn, ein Blockbuster-Szenario abzuspulen.

Wenn ich dem Mann zu nahe kam, würde er ein Messer ziehen und versuchen, mir die Kehle aufzuschlitzen.

Jesus Christus!

Warum ließ ich mir von diesem Kerl eine solche Angst einjagen? Bei der Arbeit ist mir schon Schlimmeres begegnet als ein Kerl, der sich anzieht wie Bogie in Casablanca. Kriminelle Biker, die die Köpfe und Hände ihrer ermordeten Rivalen mit Kettensägen abtrennen. Macho-Arschlöcher, die ihre verängstigten Ex-Frauen verfolgen und erdrosseln. Betrunkene Schläger, die ihre zappeligen Babys gegen die Wand knallen. Dieses Pack bringt mich nicht davon ab, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ganz im Gegenteil. Es inspiriert mich zu noch härterer Arbeit.

Warum dann das...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2020
Reihe/Serie Die Tempe-Brennan-Romane
Die Tempe-Brennan-Romane
Übersetzer Klaus Berr
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Conspiracy of Bones
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anthropologin • Bones - Die Knochenjägerin • Charlotte • eBooks • Forensikerin • Kanada • Montreal • North Carolina • Thriller • Thriller Bestseller
ISBN-10 3-641-19556-X / 364119556X
ISBN-13 978-3-641-19556-4 / 9783641195564
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