Helden der Schlacht (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-24447-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Helden der Schlacht -  Simon Scarrow
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Tod dem Verräter!
56 A. D.: Die römischen Legionen stehen an der Ostgrenze dem Partherreich gegenüber. Tribun Cato und Centurio Macro sind kampferprobt in zahllosen Schlachten. Doch die Spione der Parther beobachten jeden ihrer Schritte. Und auch aus den eigenen Reihen droht Gefahr: Ein Verräter ist unter ihnen. Es ist an Macro und Cato, ihn zu finden und zu richten - sonst könnte er nicht nur die Legion zu Fall bringen, sondern das gesamte römische Imperium.

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

KAPITEL 1


Herbst 56 n. Chr.

Da kommen sie«, murmelte Centurio Macro, während er den Blick zum anderen Ende des Übungsgeländes schweifen ließ, wo eine Staubwolke die Ankunft einer Kolonne von Soldaten ankündigte. Macro warf den Aniszweig weg, an dem er gekaut hatte, und spuckte einen breiigen Klumpen aus. Er drehte sich zu seinem Vorgesetzten um, der im Schatten einer Zeder saß und an den Stamm gelehnt döste. Tribun Cato war ein schlanker Mann Ende zwanzig. Sein dunkles Haar hatte er am Vortag kurz schneiden lassen, und mit seinen Bartstoppeln sah er aus wie ein Rekrut. Im Schlaf hätte sein Gesicht jugendlich gewirkt, wäre da nicht die auffällige Narbe gewesen, die sich von der Stirn über die rechte Wange zog. Trotz seiner jungen Jahre war er ein Veteran, der schon viele harte Feldzüge hinter sich hatte. Neben ihm lag sein Hund Cassius, ein großes, Furcht einflößendes Tier mit struppigem braunem Fell. Von einem Ohr war nur noch ein kleiner Rest übrig; den größeren Teil hatte er wahrscheinlich in einem Kampf verloren, bevor Cato ihn während eines Feldzugs in Armenien vor einem Jahr gefunden und behalten hatte. Cassius ließ seinen Kopf in Catos Schoß ruhen und wedelte ab und an zufrieden mit dem Schwanz.

Macro betrachtete Cato einen Moment lang schweigend. Er selbst diente schon doppelt so lange wie Cato in der römischen Armee, hatte jedoch feststellen müssen, dass Erfahrung nicht alles war. Ein guter Offizier brauchte auch Köpfchen. Und natürlich Muskeln, fügte er in Gedanken hinzu. Cato war vielleicht nicht der Kräftigste, doch das machte er mit seinem Mut und seiner Zähigkeit mehr als wett. Macro selbst war sich durchaus bewusst, dass seine Stärken hauptsächlich in Erfahrung und Muskelkraft bestanden. Lächelnd rief er sich in Erinnerung, wie er und Cato zu Freunden geworden waren. Ihr enges Verhältnis war auch darin begründet, dass sie einander so gut ergänzten. Was dem einen fehlte, besaß der andere im Übermaß. Das war ihnen in den vergangenen fünfzehn Jahren in vielen Schlachten zugutegekommen, die sie in allen Winkeln des Römischen Reichs gemeinsam geschlagen hatten, von den kalten Landstrichen am Rhein bis zu den heißen Wüstengebieten an der Ostgrenze des Imperiums. Die beiden Offiziere hatten eine herausragende Bilanz vorzuweisen, was sich an zahlreichen Narben ablesen ließ, die sie im Kampf für Rom erworben hatten.

In letzter Zeit fragte sich Macro jedoch immer öfter, wie lange er das Schicksal noch herausfordern sollte. Bisher war noch immer alles gut ausgegangen, doch irgendwann würde die Geduld der Schicksalsgöttinnen erschöpft sein. Ob er durch das Schwert, den Speer oder den Pfeil eines Feindes starb, vom Pferd fiel und sich das Genick brach oder irgendeiner Seuche erlag: Irgendwie schwante ihm, dass er nicht mehr allzu lange ungeschoren davonkommen würde. Noch mehr Angst als vor dem Tod hatte er vor einer schweren Verwundung, die ihn dazu verdammen würde, den Rest seiner Tage als hilfloser Krüppel zuzubringen.

Er runzelte die Stirn angesichts seiner trüben Gedanken. Vor fünf Jahren wäre ihm so etwas noch nicht in den Sinn gekommen, doch heute fühlten sich seine Muskeln steif an, wenn er morgens aufstand, und nach einem langen Marsch schmerzten seine Knie. Noch schlimmer war, dass seine Beweglichkeit und seine Schnelligkeit deutlich nachgelassen hatten. Eigentlich nicht überraschend, dachte er sich. Immerhin hatte er über siebenundzwanzig Jahre in der Armee gedient. Er hätte längst aus dem Militärdienst ausscheiden und sich mit einer Prämie und dem kleinen Grundstück, das ihm zustand, ins Privatleben zurückziehen können. Dass er es noch nicht getan hatte, lag nur daran, dass er sich ein Leben außerhalb der Armee bisher nicht so richtig vorstellen konnte. Sie war sein Zuhause, Cato und die anderen waren seine Familie.

Doch nun gab es eine Frau in seinem Leben.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schweiften seine Gedanken zu Petronella. Sie war unerschrocken, keck und auf genau die Weise schön, wie Macro sie schätzte. Sie war gut gebaut, hatte ein rundes Gesicht und dunkle Augen. Ihre Zunge mochte manchmal scharf sein, doch ihr herzliches Lachen wärmte Macros Herz. Abgesehen von der Last der Jahre, die ihm zunehmend zu schaffen machte, lag es vor allem an Petronella, dass er in letzter Zeit immer öfter daran dachte, die Armee zu verlassen. Auch wenn ihm der Gedanke, seinen Abschied zu nehmen, Schuldgefühle bereitete. Es kam ihm vor, als würde er die Männer unter seinem Kommando verraten und – was noch schlimmer war – als würde er seinen Freund, Tribun Cato, im Stich lassen.

Er hätte wohl noch länger gegrübelt, doch dafür war jetzt keine Zeit. Die Pflicht rief.

Macro räusperte sich, als er zum dösenden Tribun trat. »Herr, die syrischen Jungs sind da.«

Cato schlug die Augen auf und blinzelte ins grelle Sonnenlicht jenseits der Zeder, in deren Schatten er saß. Der Hund hob den Kopf und blickte fragend zu ihm auf. Cato tätschelte ihm den Hals, stand auf und streckte sich. »Die haben sich aber Zeit gelassen. Sie hätten schon zu Mittag hier sein sollen. Vor mindestens einer Stunde.«

Die beiden Offiziere spähten über das ausgetrocknete Gelände hinweg. Die Hilfstruppen der Vierten Syrischen Kohorte marschierten auf dem Weg heran, der von der Stadt Tarsus zum Übungsgelände führte. Es war eine der Einheiten, aus denen General Corbulo die Armee zusammenstellte, die gegen Roms langjährigen Feind im Osten, das Partherreich, zu Felde ziehen sollte. Mehrere Hilfskohorten und zwei Legionen waren bereits in einem Lager bei Tarsus stationiert, insgesamt über zwanzigtausend Mann. Eigentlich eine beeindruckende Zahl, dachte Cato, wären die Soldaten besser ausgebildet und bewaffnet gewesen. Deshalb war nicht daran zu denken, den Feldzug vor dem nächsten Frühjahr zu beginnen. Bis dahin ließ Corbulo die Männer von den verantwortlichen Offizieren in Form bringen, während nach und nach Ausrüstung und Lebensmittelvorräte zur Versorgung der Truppen eintrafen.

Die Vierte Syrische Kohorte hatte die Anweisung, nach einem Zehnmeilenmarsch in der näheren Umgebung zum Übungsgelände zu kommen und einen Angriff auf eine Verteidigungsanlage durchzuspielen, die Catos Männer hier errichtet hatten. Die Soldaten der Zweiten Prätorianerkohorte kamen bereits aus dem Schatten hervor, um ihre Positionen entlang des Befestigungswalls einzunehmen, der hinter den Palisaden aufgeschichtet worden war. Draußen verlief ein Graben, der die Verteidigungsanlagen vervollständigte.

Cato beobachtete die Männer einen Moment lang – ein Anblick, der ihn einmal mehr mit Stolz erfüllte. Diese Soldaten mit ihren Kettenhemden über der weißen Tunika waren zweifellos die Elitetruppe in General Corbulos Armee. Sie hatten sich in harten Einsätzen in Hispanien und zuletzt in Armenien bewährt. Beim Gedanken an den letzten Feldzug wurde Catos Stolz von Bitterkeit verdrängt, als er sich daran erinnerte, wie viele Männer er bei dem Versuch verloren hatte, einen Günstling Roms auf den armenischen Thron zu bringen. Mit dreihundert Überlebenden war Cato aus der Schlacht heimgekehrt – nachdem er mit fast doppelt so vielen aus den Kasernen am Stadtrand von Rom aufgebrochen und nach Osten gezogen war, um Corbulo zu unterstützen. Als sie schließlich in die Hauptstadt zurückkehrten, hatten sie den Familien der Gefallenen die traurigen Nachrichten zu überbringen und zudem frische Kräfte für die Kohorte zu finden.

Cato hoffte, dass die Ausbildung der neuen Prätorianer schneller vonstattengehen würde als der militärische Schliff der Einheiten aus den östlichen Provinzen des Reichs. Diese hatten allzu lange als Garnisonstruppen gedient. Ihre Aufgaben hatten sich darauf beschränkt, für Ordnung unter den Einheimischen zu sorgen und die Steuereinziehung zu überwachen. Nur wenige von ihnen hatten jemals an einer Schlacht teilgenommen. Dementsprechend fehlte es ihnen an den körperlichen Voraussetzungen und der Kampferfahrung, wie sie von einem Soldaten im Dienste Roms erwartet wurden. Corbulo hatte die vergangenen Monate dafür aufgewendet, seine Armee zusammenzustellen und auf den bevorstehenden Angriff auf das Partherreich vorzubereiten. Viele seiner Männer waren schlecht ausgerüstet und in keiner Weise für eine Schlacht gewappnet. Die syrischen Hilfstruppen, die hier auf die Prätorianer zumarschierten, waren ein typisches Beispiel für den beklagenswerten Zustand der Soldaten unter General Corbulos Kommando.

Der Hund stupste Catos Hand mit der Schnauze an, dann richtete er sich auf und setzte ihm seine langen Vorderbeine auf die Brust, um Cato das Gesicht abzulecken.

»Cassius, sitz!« Cato schob das kräftige Tier von sich. »Sitz!«

Augenblicklich ließ sich der Hund vor Cato nieder und wedelte mit dem Schwanz.

»Wenigstens der ist gut ausgebildet«, bemerkte Macro. »Ich frage mich, ob wir mit einem Rudel Hunde nicht mehr ausrichten würden als mit diesen Lahmärschen.«

Der Offizier, der an der Spitze der syrischen Marschkolonne ritt, stieß ein lautes Kommando aus und hob den Arm, worauf die Soldaten nach und nach zum Stehen kamen. Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, ließen einige ihre Speere und Schilde sinken, um vornübergebeugt Atem zu schöpfen. Der befehlshabende Offizier wendete sein Pferd, ritt zur Kolonne zurück und wies seine Untergebenen wild gestikulierend zurecht.

Macro schüttelte den Kopf und spuckte zur Seite aus. »Gut, dass wir für die heutigen Übungen keinen Hinterhalt vorgesehen haben, was?«

Cato nickte. Er konnte sich gut vorstellen, welches Chaos ein Hinterhalt unter diesen Hilfssoldaten auslösen würde. »Sag unseren Männern, sie...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2020
Reihe/Serie Rom-Serie
Übersetzer Norbert Jakober
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Traitors of Rome
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Altes Rom • Centurio • das Römische Reich • eBooks • Historische Romane • Historische Schlachten • kleine geschenke für frauen • Legion • Legionäre • Macro und Cato • Parther • Spiegel-Bestseller-Autor • Tribun
ISBN-10 3-641-24447-1 / 3641244471
ISBN-13 978-3-641-24447-7 / 9783641244477
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