Totengedenken (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
640 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-23779-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Totengedenken - Stuart MacBride
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Kinder verschwinden und der falsche Tote liegt in einem Grab - um die Wahrheit zu finden, ermittelt DI Logan McRae in den eigenen Reihen.
DI Logan McRae, der aktuell bei der Internen Ermittlung von Police Scotland arbeitet, wird zu einem tödlichen Verkehrsunfall gerufen. Der Fahrer weist eine Stichwunde in der Brust auf, und es stellt sich heraus, dass es sich um den Ex-Kollegen DI Duncan Bell handelt, dessen verkohlte Leiche man vor zwei Jahren gefunden hatte. Warum hatte Bell damals seinen Selbstmord vorgetäuscht? Wer hat ihm nun ein Messer in die Brust gerammt? Und wozu hatte er Schaufel und Hacke in seinem Kofferraum? Die Antwort könnte mit einer Serie von Kindesentführungen zu tun haben, die Schottland in Atem halten. Denn Bells letzter Fall vor seinem Verschwinden war die Entführung des kleinen Aiden MacAuley und der Mord an dessen Vater ...
Der 11. Fall für DI Logan McRae von Schottlands gefeiertem Nr.-1-Bestsellerautor.
»Eine Glanzleistung! Temporeich und messerscharf.« Guardian

Bereits »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, Stuart MacBrides erster Roman um den Ermittler Logan McRae, wurde als bestes Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet. Seither sind die brillanten Spannungsromane des Schotten aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.

2


In der Kantine herrschte gähnende Leere. Nur Baked-Tattie-Ted fuhrwerkte in seinem grün-braunen Wams an der Fritteuse herum, während Logan sich eine Dose Irn-Bru aus der Kühlvitrine holte.

Logan klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter und kramte in der Hosentasche nach Kleingeld. »Was gefunden?«

Vom anderen Ende kam das Rascheln von Papier und das Quietschen von Karton, gefolgt von Rennies Stimme. Er hörte sich ein wenig abwesend an. »Nichts, null, nada, Fehlanzeige. Jedenfalls nichts, wo es um riesige Geldsummen ginge, die verschwunden sind.«

Zwei Fünfziger, ein Zehner und ein paar Pennys. Sie klimperten in Logans hohler Hand, als er auf die Theke zuging. »Es ist natürlich nicht gesagt, dass es um einen alten Fall geht. Vielleicht war ja sein Privatleben der Grund dafür, dass er seine Zelte abgebrochen hat und untergetaucht ist.«

Ein Stöhnen. »Bitte erzähl mir nicht, dass ich mich völlig umsonst durch diesen Krempel hier quäle!«

Die Tür zur Kantine wurde aufgestoßen, und eine Frau stolzierte herein, die direkt aus der Kosmetikabteilung von Debenhams entlaufen schien. Jane McGrath: eleganter Hosenanzug, perfekt gestylte Frisur, eine Aktenmappe unter dem Arm, Handy am Ohr und ein Lächeln auf den Lippen. »Das stimmt, ja … Absolut.«

Sie winkte Logan zu, ehe sie sich ein Cheese-and-Pickle-Sandwich und eine Cola holte, und dazu noch eine Tüte Salt-and-Vinegar-Chips, die sie sich unter den Arm klemmte. »Genau … M-hm … Ja, ich weiß, es ist furchtbar. Wirklich furchtbar.« Sie hielt sich das Handy an die Brust, und ihr Lächeln wurde zu einem fiesen Grinsen, als sie Logan ansah und lautlos mit den Lippen formte: »Ist das nicht super?« Dann wieder ins Telefon: »Es ist ein Wunder, dass sie keine schwereren Verletzungen davongetragen haben. Ich muss Ihnen ja nicht erzählen, wie viele Polizisten jedes Jahr in Ausübung ihrer Pflicht verletzt werden … Ja … Ja, das stimmt.«

Rennie jammerte ihm ins Ohr: »Chef? Bist du noch dran? Ich sagte: Erzähl mir bitte nicht …«

»Red keinen Unsinn, Simon – es ist nicht umsonst, wenn du tatsächlich etwas findest. Und schick mir doch mal eine Liste von DI Bells Sidekicks aufs Handy.«

»Sekunde …« Wieder Papierrascheln. »Okay, mal sehen … Da haben wir’s. Die Letzte war eine Detective Sergeant Rose Savage. Na, wenn das kein geiler Name für eine Polizistin ist, wie? Klingt wie ’ne Figur aus ’nem Thriller. Detective Sergeant Rose Savage!«

Jane legte Sandwich, Cola und Chips auf den Tresen. »Ich rede mal mit dem Krankenhaus, aber ich bin ziemlich sicher, dass ein zehnminütiges Interview drin ist: ›Tapfere Bobbys erleiden Knochenbrüche bei Jagd nach feigem Verbrecher!‹ … Ja, das habe ich mir auch gedacht … Okay … Okay. Danke. Wiederhören.« Sie legte auf, ließ den Kopf in den Nacken fallen und blickte strahlend zur Decke auf. »Ha!«

»Finde raus, wo Sergeant Savage jetzt arbeitet, und schick mir die Info.«

»Alles klar

Logan steckte sein Handy ein, während Jane einen kleinen Freudentanz aufs Parkett legte.

»Rate mal, wer gerade dafür gesorgt hat, dass dieser Mist über unsere angebliche Inkompetenz nicht auf der Titelseite erscheint! Na los, da kommst du nie drauf, wetten?«

Logan runzelte die Stirn. »Das Krankenhaus?«

»Zwei Uniformierte haben gestern einen Einbrecher gejagt. Er düst durch ein paar Gärten und klettert dann über einen Schuppen. Die zwei hinterher, und RUMMS! – brechen beide glatt durchs Dach.«

»Puh … Das hat bestimmt wehgetan.«

»Ein gebrochener Arm, ein gebrochenes Bein. Glück gehabt.«

»Allerdings. Besonders wenn man an die ganzen spitzen und scharfen Gegenstände denkt, die die Leute so in Schuppen aufbewahren. Gartenscheren, Äxte, Forken, Rechen, Hippen …«

»Was?« Sie zog das Kinn ein und schürzte die Oberlippe. »Nein, ich meine: Es ist ein Glück, dass sie sich die Verletzungen im Einsatz zugezogen haben. Die Zeitungen lieben Geschichten über verletzte Polizisten.« Und dann gab es noch mal eine kleine Tanzeinlage.

Logan bezahlte sein Irn-Bru. »Du hast dich ganz schön verändert, seit du in der Pressestelle arbeitest, weißt du das?«

»Und mit etwas Glück haben sie auch ein paar fette Blutergüsse. Das macht sich immer super in Großaufnahme auf der Titelseite.«

Sie drehte sich um und tänzelte hinaus.

Logan schüttelte den Kopf. »Werden hier eigentlich nur noch Verrückte eingestellt? Was ist so verkehrt an einem ganz normalen …«

Sein Handy unterbrach ihn mit einem Ping.

Eine SMS von »IDIOT RENNIE«:

Sgt ROSE SAVAGE!!! (heldin der verbrechnsbekmpfg) = revir mastrick. Zz im Dnst. Soll ich s. kommen lsn??

So viel zum Thema Verrückte … Logan tippte eine Antwort.

Nein, ich fahr selbst hin. Wenn sie nicht vorgewarnt wird, müssen wir nicht befürchten, dass sie uns abhaut. Und hör auf, SMS zu schreiben wie ein Schulmädchen aus den 90ern – du hast ein Smartphone, du Idiot!

Der North Anderson Drive glitt an den Autofenstern vorbei. Zur Rechten ragten Hochhäuser auf, die Fassaden vom Regen dunkel verfärbt. Zwei erschöpft wirkende Gestalten schlurften durch die Pfützen und zerrten einen bedröppelten Spaniel an einer Rollleine hinter sich her.

»… verstärkte Polizeipräsenz an diesem Wochenende in Edinburgh, wo aus Anlass der WTO-Ministerkonferenz zahlreiche Demonstranten erwartet werden …«

An der nächsten Kreuzung bog er links ab, vorbei an winzigen orange-braunen Cottages und Reihenhäusern mit bei-

gefarbenem Rauputz.

»… die Gegend weiträumig zu umfahren, da bis Dienstag mit einem erheblichen Verkehrschaos zu rechnen ist. Nun zu den Nachrichten aus der Region. Der Aberdeen Examiner peilt nächste Woche einen Guinness-Weltrekord an, wenn die Zeitung das größte Stovies-Wettessen aller Zeiten veranstaltet …«

Drei junge Mädchen lungerten auf einer kleinen Rasenfläche herum. Im Schutz der Bäume ließen sie etwas kreisen, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Joint handelte. Sie zogen abwechselnd, hielten den Rauch in der Lunge und schnitten Grimassen.

Logan bremste ab und ließ das Beifahrerfenster herunter, um den Mädels zuzuwinken. »Na, na, na, was wird das denn?«

»Nix wie weg!«

Sie sprinteten in drei verschiedene Richtungen davon, während ihre selbst gedrehte »Zigarette« im hohen Bogen ins nasse Gras fiel.

Logan grinste und fuhr die Scheibe wieder hoch.

Sollte noch einer behaupten, dass bürgernahe Polizeiarbeit Zeitverschwendung sei.

»… und leider sieht es so aus, als ob uns der Regen die nächsten Tage erhalten bleibt. Das Tiefdruckgebiet, das vom Atlantik aufzieht …«

Er bog in die nächste Seitenstraße ein, vorbei an einem weiteren Block winziger Reihenhäuser, und rechts ab in die Arnage Drive – gerade rechtzeitig, um einen der flüchtigen Teenager hinter einer anderen grau-beigen Häuserreihe hervorschießen zu sehen. Sie bremste schlitternd mitten auf der Straße ab, stand einen Moment lang mit offenem Mund da und machte dann kehrt, um in die Richtung davonzurennen, aus der sie gekommen war, mit fliegenden Armen und Beinen wie eine Olympia-Sprinterin.

Ach ja, Teenager – wurde doch nie langweilig mit den kleinen Scheißern.

Er bog auf den Parkplatz hinter dem kleinen Einkaufszentrum ein, der eher für Lieferwagen und Lkw gedacht war als für Kunden. Die Vorderseite war ja ganz okay, aber die Rückseite war im unteren Teil eine triste Fläche aus Backstein und vergitterten Fenstern und im oberen Teil graues PVC mit klobigen Klimaanlagen-Elementen. Das Ganze hatte den Charme eines Hühneraugenpflasters.

Ein paar Kombis waren kreuz und quer zwischen den Müllcontainern abgestellt, aber Logan parkte neben dem einsamen Streifenwagen und stieg aus.

Der Regen prasselte auf den Schirm seiner Mütze, als er zur Hintertür des Reviers eilte. Er schloss auf und trat ein.

Die Wände des Flurs waren verschrammt, ein Haufen Öffnungswerkzeuge lag unter einem Whiteboard, auf dem man sich für die Streifenwagen eintragen musste, daneben ein Zettel mit dem Hinweis, dass ein gewisser Grimy Gordon nicht ins Revier gelassen werden sollte, weil er das letzte Mal in Sergeant Nortons Schuhe gekotzt hatte.

»Hallo?«

Keine Antwort, nur ein Telefon klingelte irgendwo in den Eingeweiden des Gebäudes.

Der Empfang war nicht besetzt, ein »GESCHLOSSEN«-Schild hing an der Tür. Niemand im Umkleideraum, niemand im Wachbüro.

Logan beschloss, es sich erst mal ein bisschen gemütlich zu machen.

Der Pausenraum des Reviers war nüchtern und anstaltsmäßig, und die Genesungskarten an der Pinnwand, unter denen die offiziellen Bekanntmachungen und Motivationsposter fast verschwanden, trugen auch nicht gerade dazu bei, die deprimierende Stimmung zu heben. Ein Fenster hätte die Düsternis ein wenig aufhellen können, aber stattdessen war die einzige Lichtquelle eine von diesen Energiesparlampen, die entfernt an eine radioaktive Brezel erinnerten. Die kleine Küchenecke war mit einem verbeulten Minikühlschrank, einer fettbespritzten Mikrowelle und einem ramponierten Wasserkocher bestückt.

Logan warf seinen Teebeutel in den Mülleimer und rührte einen Schuss halbfette Milch aus einem Karton hinein, auf dem ein Post-it mit der...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2020
Reihe/Serie Detective Sergeant Logan McRae
Detective Sergeant Logan McRae
Übersetzer Andreas Jäger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Blood Road
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aberdeen • Autounfall • eBooks • interne Ermittlungen • Krimi • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinungen 2020 • Krimis • Krimi Schottland • Krimis und Thriller • Logan McRae • Mord • Polizeiarbeit • Roberta Steel • Schottland • Thriller
ISBN-10 3-641-23779-3 / 3641237793
ISBN-13 978-3-641-23779-0 / 9783641237790
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99