Kriegerblut - König der Wikinger (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-21323-7 (ISBN)

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Kriegerblut - König der Wikinger -  Jan Ove Ekeberg
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Die Reiter des Teufels
Norwegen im Jahre 1030. Nachdem König Olav in der Schlacht von Stiklestad gefallen ist, flieht sein Halbbruder Harald nach Nowgorod. Er begibt sich in die Dienste des russischen Fürsten Jaroslaw und führt dessen Truppen zum Sieg gegen die Wenden. Doch Harald hungert nach Macht und Reichtum. Er nimmt Kurs auf die Kaiserstadt Konstantinopel. Unterwegs trifft er in den weiten Steppen auf das Reitervolk der Khasaren - die Reiter des Teufels. Mithilfe der Häuptlingstochter Kitai wird Harald selbst zu einem dieser Reiter.

Jan Ove Ekeberg lebt und arbeitet in Norwegen als Autor, Journalist und Nachrichtensprecher. Schon seit früher Jugend fasziniert ihn die Welt der Wikinger. Für seine Romane um die historische Figur von Harald dem Harten hat Ekeberg jahrelang recherchiert. In Norwegen wird seine Trilogie »Der König der Wikinger« von Publikum und Presse gefeiert.

1


Harald zog den dicken Pelzfäustling aus, fuhr sich mit den Fingern durch den Bart und befreite ihn von Eisklumpen.

Der Winter ging dem Ende zu. Unter den großen Fichten war der Schnee bereits geschmolzen. Draußen, in der offenen Landschaft, wo der Schnee mannshoch gelegen hatte, eroberte die Sonne immer mehr Gelände zurück. Doch jetzt, in den letzten Stunden vor Anbruch des Tages, war es noch immer so, als übe der Winter die unbeschränkte Herrschaft aus. Die beißende Nachtkälte hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Harald rieb sich mit der warmen Hand die Wangen.

Er blickte den Hügel hinunter. Der war von Buschwerk und Bäumen befreit worden. Das Tal lag offen vor ihm. Noch war es zu dunkel, um jeden Stumpf und jeden Stein erkennen zu können. Der kleine Bach, der im Tal floss, war von der nächtlichen Dunkelheit ebenfalls noch verborgen. Doch Harald wusste, wie es dort unten aussah. Auf der Anhöhe, auf der gegenüberliegenden Seite des schmalen Tals, standen alte, knorrige Fichten. Von dort würden sie kommen. Im Schutz der Bäume, mit erhobenen Schilden. Dann würden die Wenden ihren Sturmlauf den Hügel zu ihnen hinauf beginnen. Sobald sich die Sonne über den Hügelkamm erhob.

Sie würden kommen, die Männer, die jetzt zu ihren Göttern beteten, die Axtblätter küssten und sich auf den Kampf vorbereiteten.

Von seinem Standort aus konnte Harald den schwachen Schein der Feuer sehen, an denen sich die Wenden wärmten. Sie hatten Wasser aus dem Bach geholt, der jetzt eisfrei war, hatten ihren Durst gelöscht und das Fleisch frisch erlegter Tiere gekocht. Dann hatten sie das dampfende Fleisch brüderlich geteilt, den Sud aus Holzkellen getrunken und einander erzählt, welch große Krieger sie waren und wie viele Gegner sie in der Schlacht töten wollten.

Harald wusste es genau. So bereiteten Männer sich auf einen Kampf vor. Sie selbst taten es auf die gleiche Weise.

Die Wenden glaubten an den Sieg. Ein Wochenmarsch trennte sie von Holmgard. Trugen sie in dieser Schlacht den Sieg davon, würde ihnen die Fürstenstadt offen stehen. Dort warteten Wärme, Nahrung, Bier und Wein. Auch Frauen.

Das Eis knirschte, als Harald sich umwandte. Er stieg von dem Erdwall herunter, den sie als Schanze gegen den Angriff errichtet hatten.

Sie hatten Bäume gefällt und Buschwerk und Äste angezündet, bevor sie ihre Stellungen errichteten. Alles, um sicherzustellen, dass sich der Feind nicht unbemerkt an sie heranschlich. Die oberste Erdschicht war weich geworden, nachdem sie alles Brennbare angezündet hatten, der Wall war aus feuchter Erde und Baumstämmen erbaut.

Dicht gedrängt standen Männer hinter dem Wall. Es waren die Tapfersten von ihnen, die sich zuerst in den Kampf stürzen würden. Sie hielten ihre Speere bereit und hatten die Schilde auf dem Rücken befestigt. Alle trugen eine Axt am Gürtel.

Wenn die Wenden die Talsohle erreichten und den Angriff begännen, würden diese Männer auf den Wall stürmen und sich den Reihen der rachedurstigen Wenden entgegenstellen. Die Männer wussten, dass es für viele von ihnen der letzte Sonnenaufgang sein würde.

Und dennoch wurde Harald von lächelnden Gesichtern und Scherzen begrüßt: Warum war es so schwierig, einen Wenden zu töten? Weil sie so dumm waren, dass sie es nicht einmal begriffen, wenn sie starben. Gelächter erschallte, auch wenn alle die Scherze schon viele Male zuvor gehört hatten. Der Krieg währte seit zwei Jahren. Sie hatten Städte an der Weichsel niedergebrannt, dem großen Fluss, der das Land der Wenden in zwei Teile teilte. Sie hatten getötet, die Ernte vernichtet und das Vieh geschlachtet. Als sie sich zurückgezogen hatten, waren die Felder übersät gewesen mit toten Frauen und Kindern.

Jetzt standen die Wenden tief in ihrem Land, Rus, und sie waren nur schlecht auf diese Begegnung vorbereitet.

Harald ging weiter den Hügel hinauf, dort standen die Bogenschützen. Einige hatten bereits ihre Pfeile aus dem Köcher genommen und in den Schnee gelegt, damit sie rasch nach ihnen greifen konnten. Die Schützen würden ihre zwanzig Pfeile nach bestem Ermessen einsetzen, denn wenn die Wenden erst die vordere Schanze erreicht hätten, müssten auch die Bogenschützen mit Speer und Axt kämpfen.

Schon bald würden sich alle im Kampf befinden. Mann gegen Mann.

Auf dem Hügelkamm standen die Wurfmaschinen. Es gab nur zwei davon. Mehr hatten sie nicht herbeischaffen können. Aber sie hatten Körbe aus junger Birke geflochten, sie mit Steinen gefüllt, und einen Schutzring um die Männer postiert, die die Wurfmaschinen bedienen sollten. Innerhalb des Rings lagen mit Steinen gefüllte Ledersäcke bereit. Nach und nach würden sie in die Körbe geleert werden. Bei richtiger Anwendung würden die Russen mit den Maschinen große Breschen in die Linien der Wenden treiben können.

Als Harald die Wurfmaschinen erreicht hatte, wandte er sich erneut um. Jenseits der Talsohle standen majestätische Bäume. Sie sahen aus wie alte, kampferprobte Krieger vor der Schlacht, hocherhobenen Hauptes, den Blick auf den Feind gerichtet.

Noch gab es keine Bewegung zwischen den Bäumen. Dafür sah man jetzt einen ersten schwachen Lichtschimmer über dem Hügelkamm. Bald würde ein neuer Tag anbrechen. Ein neuer Kriegstag.

Harald ging weiter hinauf, zum Kommandoplatz.

Eiliv Ragnvaldsson, der Mann, der sie durch die Schlacht führen sollte, lächelte, als Harald in den Lichtschein des Feuers trat.

»Heute ist die Hölle leer«, sagte er und rieb sich die Hände. »Alle Teufel sind jetzt da unten im Tal.« Er lachte lauthals.

»Fürst Jaroslaw?«, fragte Harald.

Eiliv warf einen Blick hinter sich, und Harald verstand, dass der Fürst beim großen Zelt war.

»Der Alte ist gerade gegangen. Er war es leid, auf dich zu warten, und sagte, dass wir kommen sollten, sobald du zurück seist«, sagte Eiliv.

»Jetzt? Wollen wir jetzt unsere Stellungen verlassen?« Harald sah ihn erstaunt an.

Eiliv nickte: »Jetzt.«

Harald ging zum Fürstenzelt. Er hörte, dass Eiliv ihm folgte.

»Was hast du drüben gesehen?«, fragte der Erste Hauptmann.

»Wenig. Es ist noch zu dunkel«, erwiderte Harald.

Ein flackender Lichtschein war zwischen den Bäumen zu sehen. Zwischen zwei Steinen lag ein glühender Stamm. Im Widerschein der Glut stand ein vom Alter gebeugter, hagerer Mann, über den Schultern das Fell eines Braunbären. Im Laufe der Jahre waren große Büschel davon abgefallen, einige im Kampf, doch die meisten aufgrund des Alters. Jaroslaw trug den Pelz in jedem Kampf, auch an warmen Sommertagen. Er sagte, er trage den schlimmsten aller Feinde über den Schultern, damit die weniger schlimmen Feinde sehen konnten, mit wem sie es zu tun bekamen.

Eiliv beschleunigte seine Schritte und trat vor Harald in den Lichtschein. Jaroslaw lächelte und streckte die Arme aus. »Mein Erster Hauptmann Eiliv Ragnvaldsson und mein Zweiter Hauptmann Harald Sigurdsson«, sagte er.

Die Männer, die sich bei ihm befanden, scharrten sich enger um den Fürsten. Jaroslaws Berater, Oleg, betrachtete Harald und Eiliv wie zwei räudige Hunde.

»Was macht ihr hier? Die Wenden können jeden Moment angreifen.« Er schüttelte empört den Kopf. »Ich habe mehr als einmal zum Fürsten gesagt, dass es Irrsinn ist, die Landwehr von zwei Knaben anführen zu lassen.«

Harald lächelte. Knaben? Er zählte zwanzig Winter und Eiliv sogar dreißig. Aber er sagte nichts, und Eiliv schwieg ebenfalls.

Jaroslaw stützte sich auf einen Mann, der ihm den Becher hielt. Er wandte sich zu seinem alten Freund und Berater um. »Sie sind hier, weil ich sie darum gebeten habe, Oleg«, sagte er. »Ich wollte sie sehen, bevor die Schlacht beginnt. Du weißt, dass sie wie Söhne für mich sind, und sollten die Wenden unsere Stellungen durchbrechen, sehen wir einander vielleicht zum letzten Mal.« Er legte eine Hand auf Olegs Schulter und sagte: »So kann es auch uns beiden ergehen.«

Mit nun milderer Stimme erwiderte Oleg: »Wenn die, die deine Söhne sind, Wladimir und Isjaslaw, ein Reich erben sollen, können deine Befehlshaber nicht hier herumstehen und sich am Feuer wärmen.«

Jaroslaw überhörte die Bemerkung und sah Harald an.

»Du warst vorn an der Schanze …«

Harald nickte. »Sie haben sich zum Angriff versammelt«, sagte er. »Oleg hat recht. Eiliv und ich sollten zurückgehen.«

Jaroslaw schloss die Augen. Er faltete die Hände und sagte laut: »Gott sei mit euch. Gott sei mit uns allen. Gott halte seine Hand über Rus.«

Den göttlichen Segen konnten sie gebrauchen, ging es Harald durch den Kopf. Es war ein großes Heer, das auf sie zukam. Als er sprach, versuchte er, seine Stimme zuversichtlich klingen zu lassen: »Wir werden auch heute siegen, so wie immer, wenn du uns führst. Wir haben gute Stellungen errichtet, und der Feind hat einen steilen Hang zu überwinden, bevor er die Waffen gegen uns richten kann. Wir können viele töten, bevor die Schlacht überhaupt beginnt.«

Eiliv räusperte sich und ließ wie immer ein Lächeln hinter seinen Worten hervorscheinen: »Wir haben gute Männer, und weitere Männer können sich uns anschließen, bevor die Schlacht entschieden ist«, sagte er. »Keiner verfügt über so gute Krieger wie du. Norwegische und schwedische Waräger und deine eigenen mutigen Russen. Wir alle sind bereit für dich zu sterben, für unseren Fürsten.«

Jaroslaw blickte sie an. »Es wäre besser, wenn meine Männer für ihren Fürsten überleben würden. Sagt ihnen: Überlebt für euren Fürsten. Sagt: Jaroslaw...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2021
Reihe/Serie Die König-der-Wikinger-Trilogie
Übersetzer Andreas Brunstermann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Den siste Vikingkongen - Djevelens rytter
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • eBooks • Fürst Jaroslaw I. • Harald der Harte • Historische Romane • Historischer Roman • Khasaren • kleine geschenke für frauen • König • Konstantinopel • Norwegen • Nowgorod • Schlacht bei Stiklestad • Schweden • Vikings • Wikinger
ISBN-10 3-641-21323-1 / 3641213231
ISBN-13 978-3-641-21323-7 / 9783641213237
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