Die Ketzer des Wüstenplaneten (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
624 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-25828-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Ketzer des Wüstenplaneten -  Frank Herbert
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Unter Gottkaiser Leto II. wurde die Menschheit über die Galaxis verstreut. Nun kehrt sie aus der Diaspora zurück, und der Orden der Bene Gesserit sieht sich mit neuen Technologien und neuen Mächten konfrontiert. Da taucht aus der Wüste des Planeten Arrakis ein Mädchen auf, das mit geheimnisvollen Kräften über Shai-Hulud, den riesigen Sandwurm, gebieten kann ...

Frank Herberts »Wüstenplanet«-Romane, das erfolgreichste Science-Fiction-Epos aller Zeiten, in der neuen Übersetzung von Jakob Schmidt.

Frank Herbert (1920-1986) wurde in Tacoma, Washington, geboren. Nach einem Journalismus-Studium arbeitete er unter anderem als Kameramann, Radiomoderator, Dozent und Austerntaucher, bevor 1955 sein Debütroman »The Dragon in the Sea« zur Fortsetzung in einem Science-Fiction-Magazin veröffentlicht wurde. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schließlich Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Roman »Der Wüstenplanet«, der sowohl mit dem Hugo Award als auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Bis heute gilt »Der Wüstenplanet« zusammen mit den Nachfolgeromanen als einzigartige literarische Weltenschöpfung, die jede Generation von Leserinnen und Lesern neu für sich entdeckt.

Die meisten Disziplinen sind verborgene Disziplinen, geschaffen, nicht um zu befreien, sondern um zu beschränken. Frag nicht »Warum?«. Sei vorsichtig mit dem »Wie?«. Das »Warum?« führt unausweichlich in ein Paradox. Das »Wie?« sperrt dich in einem Universum aus Ursache und Wirkung ein. Beide Fragen stellen das Unendliche in Abrede.

– Die Apokryphen von Arrakis

»Taraza hat Sie darauf hingewiesen, dass wir bereits elf dieser Duncan-Idaho-Gholas verbraucht haben, nicht wahr? Das hier ist der zwölfte.«

Die alte Ehrwürdige Mutter Schwangyu ließ bei diesen Worten bewusst ihre Verbitterung durchklingen, während sie von der Brüstung im dritten Stock auf das Kind hinabsah, das allein auf dem Rasen im Innenhof spielte. Die grelle Mittagssonne des Planeten Gammu wurde von den weißen Außenmauern reflektiert, sodass es wirkte, als hätte man einen Scheinwerfer auf den jungen Ghola dort unten gerichtet.

Verbraucht, dachte die Ehrwürdige Mutter Lucilla. Sie gestattete sich ein kurzes Nicken. Wie kalt und unpersönlich Schwangyus Tonfall und Wortwahl doch waren. Wir haben unsere Vorräte erschöpft – schickt uns mehr!

Dem äußeren Anschein nach war der Junge auf dem Rasen etwa zwölf Standardjahre alt, aber bei einem Ghola, der seine Erinnerungen noch nicht zurückerlangt hatte, konnte der Schein trügen. In genau diesem Moment blickte der Ghola zu den beiden Ehrwürdigen Müttern auf. Er war von kräftiger Gestalt und sah sie unter seinem schwarzen Haarschopf mit einem direkten Blick durchdringend an. Zu seinen Füßen warf das gelbe Licht der Frühlingssonne einen kleinen Schatten. Seine Haut war gebräunt, doch als sein blauer Einteiler bei einer Bewegung verrutschte, erkannte man, wie blass seine linke Schulter war.

»Diese Gholas sind nicht nur teuer, sondern auch sehr gefährlich«, sagte Schwangyu. Ihre Stimme war völlig emotionslos, was ihr umso mehr Macht verlieh. Es war die Stimme einer Leitenden Ehrwürdigen Mutter, die das Wort an eine ihr untergebene Akoluthin richtete, und diese Stimme teilte Lucilla mit, dass Schwangyu zu jenen gehörte, die offen Einspruch gegen das Ghola-Projekt erhoben.

Taraza hatte Lucilla gewarnt: »Sie wird versuchen, dich auf ihre Seite zu ziehen.«

»Elf Fehlschläge sind genug«, sagte Schwangyu.

Lucilla warf einen Blick auf Schwangyus zerfurchtes Gesicht und dachte: Eines Tages bin auch ich alt und grau. Und vielleicht werde ich dann ebenfalls eine mächtige Position bei den Bene Gesserit bekleiden.

Schwangyu war eine kleine Frau, deren Gesicht von ihrem langen Dienst an der Schwesternschaft gezeichnet war. Aus den Recherchen für ihre Mission wusste Lucilla, dass sich unter Schwangyus schwarzer Robe eine dürre Gestalt verbarg, die abgesehen von ihren Ankleiderinnen und der Männer, mit denen man sie gepaart hatte, praktisch niemand je zu Gesicht bekommen hatte. Schwangyu hatte einen breiten Mund, und ihre Unterlippe wurde von den Falten eingefasst, die fächerartig in ein vorspringendes Kinn ausliefen. Ihre schroffe, wortkarge Art wurde von Uneingeweihten nicht selten als ein Zeichen von Verärgerung interpretiert. Die Befehlshaberin der Gammu-Festung lebte zurückgezogener als die meisten anderen Ehrwürdigen Mütter.

Einmal mehr wünschte sich Lucilla, alles über das Ghola-Projekt zu wissen, was es zu wissen gab, aber was das betraf, hatte Taraza eine klare Linie gezogen: »Wir können Schwangyu nicht vertrauen, wenn es um die Sicherheit des Gholas geht.«

Jetzt sagte Schwangyu: »Wir glauben, dass die Tleilaxu selbst die meisten der bisherigen elf getötet haben. Allein das sollte uns zu denken geben.«

Lucilla übernahm Schwangyus nahezu emotionslose Wartehaltung und brachte damit zum Ausdruck: Ich bin vielleicht viel jünger als Sie, Schwangyu, aber auch ich bin eine vollwertige Ehrwürdige Mutter. Sie spürte Schwangyus auf sie gerichteten Blick.

Schwangyu hatte Holoaufnahmen von Lucilla gesehen, aber in Fleisch und Blut wirkte die Frau weitaus befremdlicher. Zweifellos war sie eine hervorragend ausgebildete Prägerin. Ihre ganz und gar blauen Augen, die nicht durch Linsen korrigiert wurden, verliehen ihrem Blick einen stechenden Ausdruck, der zu ihrem langen, ovalen Gesicht passte. Wenn, wie jetzt, die Kapuze ihrer schwarzen Aba-Robe zurückgeschlagen war, sah man ihr braunes Haar, das ihr, von einer Spange zusammengehalten, bis auf den Rücken fiel. Und nicht einmal die strengste Robe von allen hätte ihre vollen Brüste verbergen können. Lucilla stammte aus einer für ihren mütterlichen Charakter berühmten genetischen Linie und hatte der Schwesternschaft schon drei Kinder geboren, zwei vom gleichen Erzeuger. Ja – sie war eine braunhaarige Verführerin mit vollen Brüsten und mütterlicher Disposition.

»Sie reden nicht viel«, sagte Schwangyu. »Das sagt mir, dass Taraza Sie vor mir gewarnt hat.«

»Gibt es Grund zu der Annahme, dass dieser zwölfte Ghola von Meuchelmördern umgebracht werden soll?«, fragte Lucilla.

»Sie haben es bereits versucht.«

Merkwürdig, wie einem bei dem Gedanken an Schwangyu das Wort »Ketzerei« in den Sinn kommt, dachte Lucilla. Aber konnte es unter den Ehrwürdigen Müttern Ketzerei geben? Im Zusammenhang mit den Bene Gesserit wirkte die religiöse Konnotation des Wortes völlig fehl am Platz. Waren ketzerische Anwandlungen bei Menschen, die sämtlichen Fragen der Religion mit einer grundsätzlich manipulativen Haltung begegneten, nicht ausgeschlossen?

Lucilla wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Ghola unter ihnen zu, der gerade auf dem Rasen ein Rad nach dem anderen schlug, einmal im Kreis herum. Dann sah er erneut zu den beiden Ehrwürdigen Müttern hoch.

»Was für eine hübsche Vorstellung!«, zischte Schwangyu. Ihre alte Stimme hatte einen grausamen Unterton.

Lucilla warf Schwangyu einen kurzen Blick zu. Ketzerei. Abweichlertum war nicht das richtige Wort. Auch Gegnerschaft umfasste nicht alles, was sie bei der älteren Frau wahrnahm. Es war etwas, das die Bene Gesserit vernichten konnte. Aber ein Aufstand gegen Taraza, die Ehrwürdige Mutter Oberin? Undenkbar! Mütter Oberinnen waren Monarchen nachempfunden. Hatte sich Taraza beraten lassen und dann ihre Entscheidung getroffen, waren die Schwestern zum Gehorsam verpflichtet.

»Es ist nicht die Zeit, um neue Probleme zu schaffen«, sagte Schwangyu.

Es war klar, was sie damit meinte. Die Menschen aus der Zerstreuung kamen zurück, und die Absichten einiger dieser Verlorenen stellten eine Bedrohung für die Schwesternschaft dar. Die Geehrten Matres! Wie sehr diese Bezeichnung doch nach »Ehrwürdige Mütter« klang.

Lucilla wagte einen Ausfall, um mehr in Erfahrung zu bringen. »Sie meinen, wir sollten uns ganz auf das Problem dieser Geehrten Matres aus der Zerstreuung konzentrieren?«

»Konzentrieren? Ha! Sie verfügen weder über unsere Kräfte noch über gesunden Menschenverstand. Und sie haben die Melange nicht gemeistert! Das ist es, was sie von uns wollen, unser Wissen über das Gewürz.«

Lucilla nickte. »Das mag sein.« Unumwunden zustimmen wollte sie Schwangyus Aussage angesichts der dürftigen Beweislage jedoch nicht.

»Mutter Oberin Taraza ist von allen guten Geistern verlassen, wenn sie jetzt ihre Zeit mit diesem Ghola-Unsinn verschwendet.«

Lucilla schwieg. Das Ghola-Projekt hatte bei den Schwestern einen alten Nerv getroffen. Die Möglichkeit, so entfernt sie auch sein mochte, einen neuen Kwisatz Haderach zu erschaffen, rief Wut und Angst in ihren Reihen hervor. Mit den wurmgebundenen Überresten des Tyrannen herumzuspielen! Das war extrem gefährlich.

»Wir sollten diesen Ghola niemals nach Rakis bringen«, sagte Schwangyu. »Lassen wir schlafende Würmer ruhen.«

Erneut wandte Lucilla ihre Aufmerksamkeit dem Ghola-Kind zu. Der Junge hatte der Brüstung, auf der die beiden Ehrwürdigen Mütter standen, den Rücken zugekehrt, doch etwas an seiner Haltung verriet, dass er wusste, worüber sie redeten, und dass er ihre Reaktion abwartete.

»Ihnen ist bestimmt klar, dass man Sie zu früh hierher gerufen hat«, sagte Schwangyu. »Er ist noch zu jung.«

»Ja. Ich habe noch nie von einer tiefen Prägung bei jemand so jungem gehört.« Lucilla gestattete sich einen selbstironischen Unterton, von dem sie wusste, dass ihn Schwangyu falsch deuten würde. Die Verwaltung der Fortpflanzung und aller Notwendigkeiten, die damit zusammenhingen, war die ultimative Spezialität der Bene Gesserit. Setze die Liebe für deine Zwecke ein, aber meide sie für dich persönlich – das war es, was Schwangyu jetzt dachte. Aus ihren Analysen kannte die Schwesternschaft die Wurzeln der Liebe. Sie hatte sie schon früh erforscht, es aber nie gewagt, sie denen, auf die sich ihr Einfluss erstreckte, wegzuzüchten. Man musste die Liebe als Tatsache hinnehmen, sich aber vor ihr schützen, so lautete die Regel. Man musste wissen, dass sie tief im menschlichen Erbgut verankert war, ein Sicherheitsnetz für den Fortbestand der Spezies. Man setzte sie ein, wenn es nötig war, prägte ausgewählte Individuen (manchmal wechselseitig) für die Zwecke der Schwesternschaft und wusste, dass diese Individuen mächtige Bande knüpfen würden, die dem normalen Bewusstsein nicht ohne Weiteres zugänglich waren. Anderen fielen solche Bande vielleicht auf, sodass sie ihre Auswirkungen mitverfolgen konnten, aber die miteinander verbundenen Individuen selbst tanzten zu einer ihnen unbewussten Musik.

»Ich wollte damit nicht sagen, dass es ein Fehler wäre, ihn zu prägen«, sagte Schwangyu, die Lucillas...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2023
Reihe/Serie Der Wüstenplanet - neu übersetzt
Übersetzer Jakob Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Heretics of Dune
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2023 • Arrakis • Bestseller • Denis Villeneuve • Der Wüstenplanet • diezukunft.de • Dune • eBooks • Ferne Zukunft • fremde Galaxien • Fremde Welten • Fremen • Neuerscheinung • Science-Fiction-Klassiker • Verfilmung
ISBN-10 3-641-25828-6 / 3641258286
ISBN-13 978-3-641-25828-3 / 9783641258283
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