VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis (eBook)

Thriller – SPIEGEL Bestseller-Autorin

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
448 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25032-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis - Claire Douglas
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Bestsellerautorin Claire Douglas hält ihre Leserinnen bis zur letzten Minute in Atem. Toxische Freundschaften und ein atmosphärisches Setting garantieren spannende Unterhaltung.
Sie hat dein Leben schon einmal zerstört ...

Kirsty und Selena waren einst beste Freundinnen. Bis zu jenem Tag, der alles veränderte. Jahre später eröffnet Kirsty eine Pension in ihrer Heimatstadt in Wales. Und ausgerechnet ihr erster Gast ist der Mensch, den sie nie wieder sehen wollte: Selena. Was will sie von Kirsty? Und warum werden plötzlich verwelkte Blumen vor der Pension niedergelegt? Noch bevor sie Selena zur Rede stellen kann, wird diese ermordet. Und Kirsty weiß, dass die Wahrheit von damals nun endlich ans Licht kommen muss ...

Claire Douglas arbeitete 15 Jahre lang als Journalistin, bevor sich ihr Kindheitstraum, Schriftstellerin zu werden, erfüllte. Ihre packenden Thriller Missing, Beste Freundin und Schönes Mädchen waren in England und Deutschland ein riesiger Erfolg und machten sie zur gefeierten Bestsellerautorin. Mit Liebste Tochter schaffte sie es zuletzt bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Claire Douglas lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in Bath, England.

1
August 2017 – zwei Monate zuvor


Die Mädchen hinten im Auto sind ungewöhnlich ruhig. Im Rückspiegel kann ich sehen, wie sie durch die Windschutzscheibe schauen, während sich draußen die Landschaft allmählich vor ihnen entfaltet – die zugebauten Vorstädte mit ihren graffitibeschmierten Hochhäusern und dem Wirrwarr aus Straßen in sanfte Hügel übergehen und sich in Täler und Berge verwandeln. Amelia blickt finster drein, als hege sie Mordgelüste mir und ihrem Vater gegenüber, dafür, dass wir es gewagt haben, sie von ihren Freunden zu trennen. Evie dagegen wirkt heiter, geradezu aufgeräumt, aufmerksam registriert sie die englisch-walisischen Straßenschilder. Meine Sechsjährige hatte schon immer eine lebhafte Fantasie. Sie wird das Ganze hier als Abenteuer betrachten, versuchen, das Magische darin aufzuspüren. Sie glaubt an Feen, den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Sie sieht Tiergestalten in den Wolken, vierblättrige Kleeblätter dort, wo keine sind, ein Gesicht im Mond.

Amelia, fünf Jahre älter, ist da schon skeptischer. Ihre Sensibilität äußert sich auf andere Weise. Sobald man einen Raum betreten hat, spürt sie, in welcher Stimmung man sich befindet, und sie wird sich dementsprechend verhalten. Zumindest war es früher so. Jetzt, da die Hormonschübe eingesetzt haben, ist das seltener der Fall. Sie ist nicht mehr so erpicht darauf, es allen recht zu machen. Adrian und ich haben zwar versucht zu verbergen, wie sehr uns die letzten achtzehn Monate zugesetzt haben, doch sie hat einen schärferen Blick als Evie. Der Stress, unter dem wir standen, wird ihr nicht entgangen sein. Trotzdem kann sie nicht wirklich verstehen, warum wir beschlossen haben, London den Rücken zu kehren. Und in den vergangenen Wochen gab es durchaus Momente, in denen es mir genauso ging.

Wir hatten nicht vor, nach Wales zurückzuziehen. Jedenfalls nicht jetzt. Ein Gästehaus in den Brecon Beacons zu kaufen, war ein lang gehegtes, fernes Ziel von mir gewesen. Ein Tagtraum, dem ich nachhängen konnte, während ich mich in meinem perspektivlosen Job im Marketingbereich abrackerte oder im Mutterschaftsurlaub befand, umgeben von Windelbergen und Feuchttüchern. Mit den Brecons verband ich nur die besten Erinnerungen: an Picknicks im Vorgebirge und Familienausflüge, bei denen sich mein Bruder Nathan und ich im Auto kabbelten, während mein Vater uns gutmütig zurechtwies. An selbst gemachte Eiersandwiches und Schwarztee mit Milch aus dem Flachmann. An Frisbees. An diese herrlichen Hügel und Berge, die sich endlos dahinzuziehen schienen. Als Kind erinnerten sie mich immer an die Zeichnungen in den Wimmelbüchern – sie waren so perfekt. Es schienen Welten zwischen dieser Landschaft und Cardiff zu liegen, wo wir damals lebten.

Nach Wales zu ziehen und ein Gästehaus zu eröffnen, war ein Plan für die ferne Zukunft gewesen. Wenn beide Mädchen an der Uni und wir Ende vierzig oder Anfang fünfzig wären und genug hätten von unserem beengten Reihenhäuschen und dem hektischen Großstadtleben. Doch dann, plötzlich, wurde die Vorstellung von frischer Luft und Frieden verlockender, ja, dringlicher. Ein gemächlicherer Lebensrhythmus, ein ruhiges Fleckchen für Adrian zum Schreiben – was er schon immer hatte tun wollen – und ein sicheres Zuhause für die Mädchen, weitab der Zerstreuungen und Versuchungen Londons.

In der Ferne sehe ich unter der Wolkendecke den glitzernden Sonnenschein, der uns willkommen heißt. Ich greife nach Adrians Hand und drücke sie. Er erwidert die Geste, und ich werfe kurz einen Blick in seine Richtung. Er sieht glücklich und entspannt aus. Er hat sich einen Bart stehen lassen, auch sein Haar ist jetzt länger und streift den Kragen seines blauen Poloshirts. Von seiner geschäftigen Großstadtpersönlichkeit ist nichts mehr übrig. In dem Moment, als er seinen Job an den Nagel hängte, entledigte er sich auch seiner schicken Anzüge und seines glatt rasierten Äußeren. Aber das sind bei Weitem nicht alle Veränderungen. Der alte Adrian würde jetzt versuchen, Amelia Begeisterung zu entlocken. Er würde am Radio herumfummeln, bei Absolute 90s mitsingen oder mit Evie »Ich sehe was, was du nicht siehst« spielen und die Augen verdrehen, wenn sie so tat, als würde sie ein Einhorn oder eine Elfe sehen. Stattdessen blickt er starr auf die Straße vor uns, und das Radio bleibt aus. Er ist auf seine ganz eigene Weise ruhig und zufrieden. Nur eben … anders.

Doch wenigstens ist er da.

Ich möchte, dass er mir versichert, dass wir mit dem Umzug die richtige Entscheidung getroffen haben. Dass Amelia mich nicht bis in alle Ewigkeit hassen wird. Dass alles sich zum Besten fügen wird.

Ein flaues Gefühl macht sich in meiner Magengrube breit. In all meinen Fantasien darüber, ein eigenes Geschäft an meinem Lieblingsort aufzubauen, hätte ich mir nie im Leben vorstellen können, dass ich es gemeinsam mit meiner Mutter würde tun müssen.

»Kirsty?« Adrians Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Wann soll eigentlich Carol eintreffen?« Es ist, als habe er in meinen Kopf hineingeschaut. Früher – vor der Sache – haben wir oft darüber gescherzt. Darüber, dass wir immer zu wissen schienen, was den anderen gerade beschäftigte.

»Ähm, nächsten Monat, glaube ich.« Ich schalte einen Gang runter, als wir in den Nationalpark einbiegen, und der SUV rumpelt über das im Boden eingelassene Viehgitter. Ich bemerke, wie Evie sich gleich aufrechter hinsetzt, und ich weiß, dass sie hofft, Grüppchen von Ponys am Straßenrand zu sehen, so wie bei unserem letzten Besuch.

»Nächsten Monat?«, wiederholt er ungläubig.

»Sie meinte irgend so was, dass sie abwarten wolle, bis das Haus wohnlicher ist.«

»Also bis die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind.« Er lacht, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen.

»Sie hat mit meinem Vater zig Häuser renoviert, bevor er starb.«

»Ja. Vor über zwanzig Jahren.«

»Ihr handwerkliches Können ist um einiges besser als meines.« Es wurmt mich, dass er sie einfach so schlechtmacht. Ich darf über sie sagen, was ich will – er nicht. Trotz all ihrer Fehler gehört meine Mutter zu den fähigsten, praktischsten Menschen, die ich kenne.

»Super. Worauf wartet sie dann?« Er lacht wieder. »Sag ihr, dass sie herkommen soll, und zwar fix! Wir werden alle Hilfe brauchen, die wir kriegen können.«

Hat sie nicht schon genug getan?, möchte ich fragen, aber ich verkneife es mir. Ich gebe mir Mühe, keinen Groll zu hegen, weil wir gezwungen waren, unsere Ersparnisse anzugreifen, nachdem Adrian seinen Job aufgegeben hatte. Es war nicht seine Schuld. Außerdem war es ein netter Zug von Mum, sich uns anzuschließen. Nur mit ihrem Geld konnten wir das Haus kaufen und den Kredit für die Sanierungsarbeiten stemmen. Eine Geschäftsbeziehung mit ihr einzugehen, wäre zwar nicht meine erste Wahl gewesen, aber nun, da wir es getan haben, müssen wir auch dafür sorgen, dass es läuft.

Das Alte Pfarrhaus haben wir zum ersten Mal vor sechs Monaten gesehen.

Wir hatten einen Familienurlaub in Brecon verbracht und waren durch diese Berge gefahren, die ich schon als Kind so bewundert hatte. Adrian saß zusammengesunken auf dem Beifahrersitz, immer noch traumatisiert von all dem, was passiert war, als wäre er ein Kriegsveteran oder Überlebender einer Katastrophe. Wir waren im Umgang miteinander äußerst behutsam, wie Liebende, die viele Jahre voneinander getrennt gewesen waren und sich erst wieder kennenlernen mussten. Der Nebel war dicht wie Trockeneis, er schmiegte sich sanft an die Hügel und legte sich um die Berge in der Ferne. Das Land, durch das sich die Straße im Zickzackkurs zog, breitete sich in einer Fülle unterschiedlicher Grüntöne vor uns aus. Weit und breit gab es keine Menschenseele.

Und dann, als wir den Rand eines kleinen Dorfes namens Hywelphilly erreichten, sahen wir es: ein frei stehendes, viktorianisches Haus mit symmetrischer Fassade, beinahe gotisch anmutend mit seinen spitzen Giebeln und den üppig verzierten Bogenfenstern. Ein Stück von der Straße zurückversetzt, gleich neben einer schönen alten Kirche gelegen und eingerahmt von den Bergen in der Ferne, hatte es ein Zu verkaufen-Schild in der Einfahrt stehen. Die Ziegel fielen bereits vom Dach, die Farbe blätterte ab, und einige der Fenster waren mit Brettern vernagelt, doch selbst da schon konnte ich seine Schönheit erkennen. Mit ein bisschen liebevoller Zuwendung, so dachte ich, ließe sich etwas Herrliches daraus machen.

Um besser sehen zu können, parkte ich auf dem Bürgersteig, wobei ich das rostige Eisentor versperrte. Durch die Risse im Asphalt spross Unkraut, und eines der Fenster wurde beinahe vollständig von einer gewaltigen Eiche verdeckt. Adrian musste in eine ähnliche Richtung gedacht haben, denn als er sich zu mir umdrehte, strahlten seine Augen. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wirkte er begeistert.

Wir vereinbarten einen Besichtigungstermin für den nächsten Tag, und als wir dem Immobilienmakler zu viert durch das bröckelnde Gemäuer des vernachlässigten Hauses folgten, knisterte die Luft zwischen uns vor Spannung.

»Es ist ein bisschen gruselig«, befand Evie, als wir auf dem verschlissenen Teppich im Flur stehen blieben. Sie starrte zur Decke empor, als erwarte sie jeden Moment, dass ein Geist vom Dachboden herabsteigen könnte.

»Außerdem riecht es komisch«, fügte Amelia hinzu.

Doch ich war überzeugt, dass es genau das war, was wir brauchten. Ein Projekt. Ein Richtungswechsel für Adrian. Eine Ablenkung. Für uns alle.

Jetzt stehen wir in der Einfahrt und blicken zum Haus...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2020
Übersetzer Ivana Marinović
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel DO NOT DISTURB
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bed&Breakfast • Bestseller aus England • eBooks • England / Großbritannien • Familiengeheimnisse • Frau in Gefahr • Geheimnis aus der Vergangenheit • Megan Miranda • Missing • Mord • Pension • Psychologischer Spannungsroman • psychologische Spannung • Psychothriller • Still Alive • Thriller • ungeklärter Mord • Wales
ISBN-10 3-641-25032-3 / 3641250323
ISBN-13 978-3-641-25032-4 / 9783641250324
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