Die Braut von Ashwood Hall (eBook)

Roman

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(Autor)

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2019 | 1. Auflage
288 Seiten
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-96215-344-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Braut von Ashwood Hall -  Sylvia Weill
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Victoria Woolverton wächst im 19. Jahrhundert als Mündel bei ihrem Onkel in Ashwood Hall auf. An ihrem 21. Geburtstag will der sie mit einem Mann verheiraten, den Victoria verabscheut. Sie weigert sich strikt. Ihre einzige Verbündete im Schloss ist ihre alte Tante Morvenna. Die Liebe zu ihrem kleinen Cousin Peter hält Victoria davon ab, Ashwood Hall zu verlassen. Doch langsam zieht sich ein tödliches Netz aus Lügen und Intrigen über ihr zusammen und sie erkennt es erst, als es fast schon zu spät ist.

2. Kapitel


Am nächsten Tag kränkelte Peter.

Das war nichts Ungewöhnliches. Peter war ein sehr sensibles, für alle Umwelteinflüsse anfälliges Kind, das schnell mit leichteren Krankheiten reagierte, wenn etwas nicht so war, wie er es kannte oder er Angstzustände bekam.

Als ich zu ihm ging, sagte mir Miss Evans gleich, dass er schon die ganze Zeit nach mir gerufen habe. Auch das war nichts Neues.

Wie er da so in seinem Bett lag, mit glänzenden Augen und leicht geröteten Wangen, floss mein Herz sofort wieder über vor lauter Liebe zu diesem kleinen verletzlichen Wesen.

„Mein Liebling, was ist mit dir? Hast du wieder Bauchschmerzen?“

Er nickte nur und deutete auf seinen Bauch.

Also schob ich die Decke beiseite und legte meine Hand auf seinen Bauch, wie ich es dann immer machte. Unruhig sah er mich an, und sein Blick flackerte. Ich wusste, dass er Angst hatte.

„Hast du schlecht geträumt, Darling? Willst du es mir erzählen?“

Er nickte heftig, also lächelte ich ihn aufmunternd an. Er brauchte ein paar Ansätze, aber dann kam es doch aus ihm herausgeplatzt.

„Ich habe wieder geträumt, dass du weggehst.“ Er sah mich mit großen, ängstlichen Augen an, wie ein kleines Rehkitz.

Mir gab es einen Stich in mein Herz.

Ich konnte einfach nicht anders: Ich hob den kleinen Jungen vorsichtig aus dem Bett und hielt ihn ganz fest in meinen Armen.

Er klammerte sich an mich und flüsterte immer wieder: „Du lässt mich doch nicht allein, oder?“

Ich hielt ihn so fest wie ich konnte, weil ich wusste, dass es ihn am schnellsten wieder beruhigte.

Immer wieder beteuerte ich ihm, dass ich ihn niemals allein lassen würde. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn am Abend zuvor hatte ich diese Möglichkeit in Erwägung gezogen. Ob er davon irgendwas gemerkt hatte? Es gab ja Menschen, die in der Lage waren, die Gedanken anderer zu erspüren. Ich gehörte nicht dazu, aber vielleicht mein kleiner Peter. Das würde ihm sein Leben sehr erschweren, und er würde schon mit seiner Feinfühligkeit genügend Probleme mit seiner Umwelt bekommen.

In diesem Moment war ich bereit, auf mein persönliches Glück zu verzichten, nur um Peter, solange ich konnte, die größeren Schwierigkeiten zu ersparen. Alles würde ich ihm nicht abnehmen können, aber allein, dass ich da war, bedeutete für ihn schon einen ungeheuren Halt. Den würde ich ihm niemals nehmen.

Also begrub ich meine Pläne mit Miss Nightingale. Mir war offensichtlich ein anderer Weg bestimmt. Vielleicht würde ich ja niemals eigene Kinder haben, nur um mich um dieses eine Kind zu kümmern. Ein Kind, das viel mehr mein Kind war als das von Tante Vita.

Zum Glück ließ sich Peter durch meine liebevolle Zuwendung immer schnell wieder beruhigen. Viel mehr brauchte er nicht.

„Willst du bis zum Lunch noch im Bett bleiben, kleiner Liebling? Miss Evans macht dir Tee, und dann sind deine Bauchschmerzen ganz schnell wieder weg. Vielleicht kannst du ja heute Mittag schon wieder etwas essen.“

Er nickte nur heftig, stimmte mir zu und sah sich direkt nach Miss Evans um. Also gab ich ihm noch einige Küsse auf sein kleines Gesicht und überließ ihn dann seiner Kinderfrau, die ihn auch sehr liebte.

Dadurch kam ich zu spät zum Frühstück. Alle waren schon versammelt, und sogar Tante Morvenna bedachte uns mit ihrer Anwesenheit. Als ich eintrat, war sie in eine heftige Diskussion mit Tante Vita verwickelt. Das wunderte mich überhaupt nicht, denn sobald die beiden Frauen aufeinandertrafen, flogen die Fetzen. Trotzdem sah Tante Vita auf, während ich mich auf meinen Platz setzte.

„Ah, Victoria. Jetzt mussten wir schon wieder auf dich warten. Ich weiß wirklich nicht, warum es so schwierig ist, pünktlich zu den Mahlzeiten zu erscheinen. Wo ist Peter?“

„Er hat Bauchschmerzen, und ich hielt es für das Beste, ihn im Bett zu lassen. Miss Evans kocht ihm Tee.“

Ein vernichtender Blick aus Tante Vitas Augen traf mich. „Ah, ja.“

Tante Morvenna hatte vor sich hin gegrinst und sich derweil ihrem Teller mit einer beachtlichen Menge Speck und Eiern gewidmet. Ein paar kleine Würstchen lagen auch noch dabei.

Ich bemerkte im Augenwinkel, dass ihr Mieder nicht richtig geschnürt war. Aber es hätte mich eher gewundert, wenn Krinoline und Mieder einmal am rechten Fleck gesessen hätten.

„Ich hörte, es soll einen Ball geben?“

Listig lächelnd sah sie ihre Schwägerin an.

Die giftete sofort zurück: „Hauptsache, du bekommst wieder alles mit, was nicht für deine Ohren bestimmt ist.“

„Aber, meine Gute. Ich liebe Bälle. Was haben mein Mann und ich früher für Bälle gegeben. Darüber spricht man in London noch heute. Ich werde mir ein neues Ballkleid anfertigen lassen. Vielleicht bordeauxrot? Henry, du wirst dann hoffentlich mit einer alten Frau wie mir tanzen?“

Onkel Henry murmelte etwas vor sich hin, so als hätte er gar nicht zugehört. Doch Tante Vita giftete noch immer.

„Mach doch, was du willst.“

„Das werde ich wie immer tun, meine Liebe.“ Tante Morvenna war noch nicht bereit, den Kampf zu beenden. „Wird denn Victoria auch ein neues Ballkleid bekommen?“

Tante Vita fuhr auf wie von der Tarantel gestochen.

„Wie kommst du denn darauf? Wieso sollte Victoria ein neues Ballkleid bekommen? Es ist Claires Ball, falls du das nicht mitbekommen haben solltest.“

Während die beiden stritten, legte Edric mir seine Hand auf den Arm. „Du wirst die Schönste der Nacht sein.“ Das sagte er so verliebt und zärtlich, dass mir doch ein wenig anders wurde. Hätte er nicht seine Behinderung, was wäre er für ein Mann gewesen? Er sah so gut aus, und wenn er denn auch noch ein guter Mann sein könnte, wie lang wäre da die Schlange von Frauen gewesen, die ihn gerne als Ehemann hätten? Hätte ich ebenfalls angestanden?

Edric!“

Beschämt zog er seine Hand wieder weg, flüsterte aber noch: „Niemand darf mit dir tanzen, nur ich.“

„Aber Victoria wird doch auf dem Ball auch anwesend sein“, nahm Tante Morvenna ihre Sticheleien wieder auf.

Da stieß Onkel Henry seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ihr entschuldigt mich.“

Die beiden Frauen beachteten ihn gar nicht. Kalt erwiderte Tante Vita: „Morvenna, ich verstehe dich wirklich nicht. Natürlich wird sie anwesend sein. Sie muss ja Peter begleiten, wenn er kurz zusehen will, wie getanzt wird.“

„Ich dachte mir schon so etwas.“

„Was hast du dir gedacht?“

„Dass Victoria wieder das Aschenputtel geben muss.“

Ich mochte es überhaupt nicht, wenn ich zum Gegenstand der Streitereien zwischen den beiden Kampfhennen wurde. Aber leider war das nicht das erste Mal. Tante Morvenna brachte es immer wieder geschickt fertig, mich so ins Spiel zu bringen, dass Tante Vita fast explodierte. Das amüsierte mich zwar insgeheim, aber ich wusste auch, dass ich es wieder würde ausbaden müssen. Deshalb widmete ich mich meinem Essen und versuchte, unbeteiligt zu wirken, so wie es Claire und Edric auch taten, die beide einen großen Respekt vor Tante Morvenna hatten, auch wenn sie sie normalerweise als exzentrische alte Frau abtaten. Ich machte diesen Fehler nicht.

„Und warum sollte ich sie deiner Meinung nach mit einem teuren Abendkleid ausstaffieren? Damit sie damit für eine Viertelstunde mit Peter am Rand steht und zusieht?“

„So hatte ich es mir nicht gedacht.“ Jetzt schien Tante Morvenna den Spaß am Klingenkreuzen mit ihrer Schwägerin zu verlieren. Sie legte die Serviette neben ihren Teller und stand mühsam auf. „Wenn du ihr kein Ballkleid besorgst, werde ich das tun.“

Mit offenem Mund starrten sie zwei Frauen am Tisch an. Tante Vita und ich.

„Schließlich ist Victoria ein Mitglied der Familie.“ Damit rauschte sie hinaus.

Tante Vita sah zu mir. „Ich muss schon sagen, Victoria. Wir haben dich reinen Herzens und selbstlos hier aufgenommen, und jetzt gibt es wegen dir ständig Streit.“ Sie stieß ihren Stuhl polternd zurück und verließ ebenfalls den Raum.

Das nutzte Claire natürlich sofort aus.

„Oh prima, Vicky. Du bekommst auch ein Abendkleid. Da können wir zusammen zur Schneiderin gehen und die Anproben machen. Das wird ein Spaß. Die jungen Männer werden natürlich alle nur mit mir tanzen wollen, aber vielleicht findet sich ja der eine oder andere ältere Herr, der mit dir mal einen Walzer tanzt.“

„Sei still“, rief Edric aus. „Ich habe doch gesagt, dass sie nur mit mir tanzen wird. Ist das klar?“

Claire überging das einfach. „Reg dich nicht so auf, sonst bekommst du noch einen Anfall.“

Daraufhin nahm Edric seine beiden Hände und presste sie auf seine Ohren. „Ich habe solche Kopfschmerzen und mir ist übel.“

Claire und ich sahen uns nur an, beide wussten wir, dass er einen Anfall bekommen hatte.

„Ich gehe“, sagte ich und lief los, um Mr Fullerton zu holen, der Abhilfe schaffen würde. Nur er konnte Edric in diesem Zustand beruhigen.

Als ich mit Claire dann später allein war, ging es weiterhin nur um ihr Kleid und wie gut ihr zukünftiger Ehemann aussehen würde. Selbstverständlich würde sie ihn auf dem Ball kennenlernen, und er wie auch alle anderen jungen Männer, die zu dem Ball eingeladen waren, würden sich sofort bis über beide Ohren in sie verlieben.

„Was mache ich denn nur, wenn ich mich nicht entscheiden kann, wen ich heiraten soll? Du hast es gut, für dich sucht Papa einen Ehemann aus. Da musst du gar nichts machen. Aber so eine Schönheit wie ich hat es da bei Weitem schwerer.“

Ich sagte dazu nichts, weil sie es auch gar nicht erwartete.

In meinem Zimmer ging mir die Ankündigung von Tante Morvenna...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2019
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Arrangierte Ehe • ebook Neuerscheinung • ebook romance Spannung • Familie • Familiengeheimnis • Familienroman • Geheimnis • Intrigen • Kindle Neuerscheinung • Liebe • Lügen • Roman 19. Jahrhundert • Schloss • spannender Liebesroman • spannender Roman • starke Gefühle • tödliches Netz • Verbündete
ISBN-10 3-96215-344-6 / 3962153446
ISBN-13 978-3-96215-344-1 / 9783962153441
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