Vom Slumgirl zur Botschafterin
basic erfolgsmanagement (Verlag)
978-3-944987-27-9 (ISBN)
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Ihr Leben in der Schweiz ist von Ausgrenzung und Beschimpfungen geprägt. Sätze wie „mit diesem Neger fahre ich nicht in einem Aufzug“ kriegte sie schon von achtjährigen Kindern zu hören.
Erlebnisse dieser Art sind für die Autorin äußerst prägend. Doch sie sind es auch, die sie so stark und kämpferisch machen. Die Erkenntnis, immer auf sich alleine gestellt zu sein, erweckt in ihr den Wunsch früh wirtschaftlich unabhängig zu werden.
Schon in ihrer frühen Jugend kommt die Autorin im engeren Freundeskreis mit dem Thema Transgender in Berührung. Erlebt hautnah die Schwierigkeiten, denen Trans* Personen ausgesetzt sind. Seither liegt ihr dieses Thema sehr am Herzen und sie beschließt schon damals zu helfen.
Das außergewöhnlich begonnene Leben der Protagonistin verläuft auch später nicht ganz geradlinig.
Nach Ausbildungen in Marketing und Vertrieb geht sie mit 23 Jahren in die erste Selbstständigkeit und ist sehr bald wirtschaftlich sehr erfolgreich. Das hart verdiente Geld gibt sie gerne aus und genießt diesen Luxus in vollen Zügen.
Doch das Glück hält nicht für ewig: über den Konkurs eines wichtigen Kunden gerät sie selbst in die Schieflage und verliert mit einem Schlag alles:Geld, Vermögen, Haus, Auto und Familie.
Sabina Kocherhans driftet ab und gerät in sehr zwielichtige Gesellschaft. Spätestens an dieser Stelle haben es die Leser*innen eher mit einem Krimi, als einer Lebensgeschichte zu tun. Sehr spannend und mitreißend nimmt uns die Autorin mit in die Unterwelt von Marokko über Paris und wacht schließlich nach einer spektakulären Rettungsaktion in einem Spital in Basel auf.
Hier ist der Wendepunkt: Dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen, kehrt die Autorin zurück in ihre Kraft. Sie fängt nochmal ganz von vorne an…
Diese spannende Lebensgeschichte findet im Jahr 2019 einen vorläufigen Höhepunkt mit der Gründung der SK WelcomeHome die Transgenderstiftung. Damit setzt sich die Autorin für Trans* Personen, Trans* Kinder und deren Familien ein. Ihr Ziel ist es, das Thema in der Gesellschaft salonfähig zu machen und für eine breite Akzeptanz zu sorgen.
Sie geht den ungewöhnlichen Weg und erweitert ihre Biographie als „geborenes Slumgirl“ um interessante Lebensgeschichten von Trans* Personen und einen Ratgeber zum Thema.
Eine interessante Biographie, spannende Lebensgeschichten und der Ratgebern bilden eine harmonische und sinnvolle Symbiose.
Sabina Kocherhans Geboren 1980 in Sri Lanka und aufgewachsen bei ihren Adoptiveltern in Basel. Ausbildungen in Marketing und Vertrieb in einem internationalen Großhandel und einer großen Versicherung Auslandsaufenthalte in USA und Sprachenstudium in Englisch, Französisch und Italienisch Erste Firmengründung 2003 und der große Crash 2006, bei dem sie alles verloren hat: Firma, Reputation, Vermögen und ihre Familie. Als Kämpfernatur hat sie sich mit einem unglaublichen Mut und Einsatz zurückgekämpft in ein erfolgreiches Leben. Nach einer intensiven Coachingausbildung hat sie das erfolgreiche Format der „Kundenverblüfferin“ geschaffen. 2019 hat sie die SK WelcomeHome die Transgenderstiftung ins Leben gerufen und ist deren Präsidentin. Der Grund dafür liegt In ihrem privaten Umfeld, in dem sie das Thema Transgender hautnah erlebt hat. Seither weiß sie um die Schwierigkeiten, mit denen trans* Personen und trans* Kinder und deren Familien kämpfen. Mit ihrer Stiftung setzt sie sich für die gesellschaftliche Akzeptanz des Themas Transgender ein. https://www.sabinakocherhans.com/ https://erfolgsbuchreihe.com/ https://sk-welcomehome-stiftung.com/ Weitere Bücher FEUER FÜR DEINEN ERFOLGISBN 978-3-944987-39-2 13 verblüffende Wege zum ErfolgISBN 978-3-944987-37-8
Dana Diezemann, Jahrgang 1967,verheiratet Expertin für Kameras Mein beruflicher Werdegang ist kompliziert und unkonventionell. Erst aus der Schulzeit heraus in die Selbstständigkeit. Ohne Ausbildung. Ohne Studium. Dann nach einem kompletten Konkurs in eine Festanstellung. Über 20 Jahre in verschiedenen Firmen erfolgreich gewesen. Und durch das Coming-Out schlussendlich den Jobverlust erfahren und heute kämpfend wieder in der Selbstständigkeit. Mein Lebensmotto: Klingt ein bisschen platt, ist jedoch genau so gemeint! „Lebe dein Leben und sei du selbst – egal was die Nachbarn sagen.“ www.diezemann.info
Kim-Oliver Traumüller Jahrgang 1971 1 Tochter gelernter Zimmermann Jahrelang als Logistikfachmann europaweit unterwegs seit 2019 endlich angekommen Als Stiftungsmitglied der SK WelcomeHome die Transgenderstiftung verantworte ich das Backoffice der Stiftung. Mein Lebensmotto: „Leben und leben lassen.“
Tessa Ganserer, Jahrgang 1977, verheiratet, 2 Kinder Ihren beruflichen Werdegang hat Tessa Ganserer als Försterin begonnen. Seit 2013 ist sie Mitglied des Bayerischen Landtags. „Ich will leben, wie ich leben will. Und will lieben, wen ich lieben will. Ich will Ich sein, anders kann ich nicht sein.“ Ton Steine Scherben www.tessa-ganserer.de
Hanni Reinhardt , geb. 31. August 1964. Danach kamen 1969 und 1979 noch meine beiden Brüder zur Welt. Wir sind in einem patriarchischen Familienbetrieb aufgewachsen. Mein Vater führte eine Autowerkstatt in dritter Generation. Nach 10 Jahren Schulzeit und einer Ausbildung wurde ich 1988 Vater meines einzigen Kindes, Samuel. Heute lebe ich in einer eingetragenen Partnerschaft (in der Schweiz dürfen gleichgeschlechtliche Paare nicht heiraten). Meine Frau hat auch eine transidente Vergangenheit und denselben Jahrgang wie ich. Heute bin ich Hausfrau und betreibe als Hobby eine Zweiradwerkstatt. Hauptsächlich restauriere und repariere ich Oldtimer-Mofas. Mein Lebensmotto ist: „Lache in die Welt und die Welt lacht zurück.“
Julia Monro, Jahrgang 1981 IT-Softwareentwicklung, Zusätzlich Laborausbildung und Studium der Theologie Arbeit mit trans* Kindern und Schulworkshops Mein Lebensmotto: „Gott gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Reinhold Niebuhr www.transkids.de
Julana Gleisenberg Ein transgender Mädchen
Dipl.-Ing. (FH) Petra Weitzel, Jahrgang 1959, verheiratet IT-Professional Vorsitzende der dgti e.V. seit 2017 Mein Lebensmotto: „Nur mit Vergangenheit gibt es eine Zukunft.“ www.tur2017.de www.transinfrankfurt.de www.dgti.org/didgti/dgtispendenkonto
Mona Griesbeck, Jahrgang 1973,Mutter von zwei erwachsenen Töchtern Handelsfachwirtin Geschäftsführerin der c+w careandwork GmbH Mein Lebensmotto: „Werde was Du bist! Denn es gibt zwei wichtige Tage in Deinem Leben: der Tag an dem Du geboren wurdest und der Tag, an dem Du verstehst, warum.“ Frei nach Mark Twain www.care-and-work.com
Michael Martens, Jahrgang 1992, Berater bei Fairlanguage Michael Martens ist Gründer des Startups Fairlanguage. Er berät Unternehmen und den öffentlichen Sektor rund um die Themen Sichtbarkeit von Frauen und weiteren Geschlechtern sowie gendergerechte Kommunikation. Zudem ist er bei Fairlanguage verantwortlich für die digitale Produktentwicklung und Business Development. Vor Fairlanguage hat Michael u.a. in Beratungs- und Leitungspositionen digitale Transformations-Projekte umgesetzt. Er ist besonders gut darin, die Anforderungen von Nutzer*innen, dem Business und der Technologie unter einen Hut zu bringen. Michael, im Norden geboren, ist immer schnell beim Du und als digitaler Nomade oft im Zug zwischen Berlin, Hamburg und Kiel zu treffen. Mein Lebensmotto: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.“ Erich Kästner www.fairlanguage.com/author/michael/
Dr. med. Dr. phil. Klaus von Ploetz Nach der Waldorfschule Studium der Medizin, Philosophie (Schüler von Ernst Bloch), Politik, Geschichte. Zwei Promotionen über Michel Foucault und Ludwig Feuerbach. Gaststudent an der Kunsthochschule Stuttgart in Glasklasse bei Prof. Hans Gottfried v. Stockhausen und Professor Johannes Hewel. Facharztausbildung in Neurologie und Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie in psychotherapeutischer Medizin. Psychotherapeutische Ausbildung in Transaktionsanalyse, systemischer Familientherapie und Psychoanalyse. Mitarbeit in der Freeclinic Heidelberg, Hafenarbeiter in New Orleans, Arzt bei den Flying Doctors South Australia in Adelaide, Oberarzt in der Psychosomatischen Klinik Bad Herrenalb, Chefarzt in der Fachklinik am Kyffhäuser, 2008 Chefarzt der Klinik Bad Herrenalb. Seit 2017 Chefarzt der Gezeitenhaus Klinik Schloß Wendgräben. www.gezeitenhaus/schloss-wendgraeben4.html
Dipl.-Psych. Eva Heimke, Jahrgang 1982, Diplom-Psychologin Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxisniederlassung mit kassenärztlichem Versorgungsauftrag Mein Lebensmotto: „Keine Angst vor Gefühlen. Alles kann, nichts muss.“ www.psychotherapie-heimke.de
Dipl. Päd. univ. Eva – Maria Popp, zusätzlich Studium der Psychologie, Kommunikation, Theologie Jahrgang 1958 Autorin zahlreicher Sachbücher 1998 Aufbau der Beratungsfirma basic erfolgsmanagement Unternehmensberaterin www.evamaria-popp.de 2005 Gründung des Verlags Basic erfolgsmanagement www.basic-erfolgsmanagement.de Seit 2019 mit einem eigenen Beraterportrait im Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Eva-Maria_Popp über viele Jahre Kolumnistin für die NEUE POST mit 2,6 Mill. Leserinnen pro Monat Chefredakteurin „WIA - Wohlfühlen im Alter“ Als Expertin sehr präsent in Printmedien, Funk und Fernsehen Eigene Bücher : VON HIER BIS ZUR UNENDLICHKEIGTISBN 978-3-944987-03-3 Ja, ich schaff´ das!ISBN 978-3-941527-27-0 Pflege und Beruf unter einem HutISBN978-3-941805-41-5 Demenz, ist das ein Tier wie KrebsISBN 978-3-8080-0755-6 Frauenwege zum ErfolgISBN 978-3-944987-19-4 KAISER FÜR KINDER – Franz Joseph IISBN 978-3-944987-05-7 KAISERIN FÜR KINDER – Maria TheresiaISBN 978-3-944987-08-8 Tim trauert um seinen FreundISBN 978-3-9810774-2-1 Urs und das Eisschollenhaus ISBN 978-3-981286-63-2 Coautorin: VOM SLUMGIRL ZUR BOTSCHAFTERINISBN 978-3-944987-27-9 13 VERBLÜFFENDE WEGE ZUM ERFOLGISBN 978-3-944987-37-8 FEUER FÜR DEINEN ERFOLGISBN 978-3-944987-39-2 Das macht SINNISBN 978-3-944987-28-6 DINA WACKERISBN 978-3-944987-29-3 Das Scheidungs - Entscheidungs BuchISBN 978-3-941527-04-1 STIMMT! 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHTISBN 978-3-944987-15-6 Chefsache Diversity ManagementISBN 978-3-658-12656-8 Chefsache ZukunftISBN 978-3-658-26559-5 www.basic-erfolgsmanagement.de www.evamaria-popp.de https://de.wikipedia.org/wiki/Eva-Maria_Popp
Kapitel Sabina Kocherhans EINMAL COLOMBO-BASEL ODER „MIT DEM NEGER FAHRE ICH NICHT!“ Geboren wurde ich am 21. August 1980 in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka. Wer meine leibliche Mutter ist, habe ich über die Adoptionsurkunde erfahren, aber ich habe sie nie kennengelernt. Bis jetzt. Meine Adoptiveltern waren 34 Jahre und 35 Jahre alt. Meine Mutter übte den seltenen Beruf einer Régleuse (spezielle Sparte in der Uhrmacherei) aus. Ich glaube, das ist ein Beruf, den es nur in der Schweiz, dem Land der Uhren gibt. Mein Vater war Fotograf bei der Polizei. Da meine Eltern keine eigenen Kinder bekommen konnten, haben sie begonnen, über ein Adoptionsverfahren nachzudenken. Nach reiflicher Überlegung und vielen Informationsgesprächen ist der Entschluss getroffen worden und die Entscheidung gefallen, ein Kind zu adoptieren. Das war für meine Eltern sicher kein leichter Weg, aber sie haben sich dafür entschieden. Da sie in der Schweiz mit ihrem Vorhaben nicht recht weitergekommen sind, haben sie sich auf den Weg ins weit entfernte Sri Lanka gemacht, auf der Suche nach ihrem Liebling. Wenn ich aus heutiger Sicht darüber nachdenke, war das sehr, sehr mutig und auch ungewöhnlich, da meine Eltern eher konservativ ein¬gestellt waren. So war es wohl mein Schicksal und auch das meiner Eltern, dass wir uns in einem Kinderheim mitten in den Slums von Colombo gefunden haben. Ich war ein schwaches, zerbrechliches und sehr zartes Kind. So haben mir meine Eltern später von unserer ersten und schicksalhaften Begegnung erzählt. Ich habe wohl mit meiner zarten Konstitution das Mitleid meines Vaters erregt und seinen Blick auf mich gelenkt. Er trat an mein Bettchen und hat mich herausgehoben. Da passierte, was passieren musste: ich habe ihn angepinkelt. Das war wohl die schicksalhafteste und folgenreichste Tat meines Lebens. Mit dieser Aktion habe ich das Herz meines Vaters endgültig erweicht und ER hat mich gewählt. Für ihn war klar: Dieses Mädchen oder keines! Ich war damals todkrank und es war keineswegs klar, ob sie mich durchbringen würden. Doch in diesen Anfängen meines Lebens zeigte sich zum ersten Mal mein Durchsetzungsvermögen, das mich noch öfter in meinem späteren Leben retten sollte. Meine Mutter war mit der Wahl meines Vaters einverstanden. So haben meine Eltern alles dafür getan, dass ich überleben konnte. Sie haben mich hochgepäppelt, gehegt und gepflegt. Mit zehn Tagen war ich dann endlich so weit stabil, dass meine Eltern die Rückreise antreten konnten. Seither habe ich Sri Lanka nie mehr wieder besucht. Ich denke immer wieder einmal darüber nach, doch irgendetwas hat mich bislang davon abgehalten. Allerdings glaube ich, dass ich bald so weit bin, die Reise zu meinen Wurzeln anzutreten. Das Schreiben dieses Buches trägt sicher dazu bei. So nahm mein Leben in der Schweiz seinen Lauf. Meine Eltern waren sehr unterschiedlich. Meine Mutter entpuppte sich als sehr dominant, ich habe wenig mütterliche Liebe gespürt. Mein Vater hingegen war sehr, sehr liebevoll. Wir hatten eine gute Beziehung zueinander. Sein Tod 2002 hat eine große Lücke in meiner Seele hinterlassen. Ein Beispiel für die Härte meiner Mutter ist eine besonders einschneidende Situation in meinem Leben. Meine Eltern waren sehr gut befreundet mit einem Ehepaar, die einen halbwüchsigen Sohn hatten. Dieser hat mich mehrmals missbraucht, als ich ungefähr sieben bis neun Jahre alt war. Meine Mutter wusste davon. Statt sich schützend vor mich zu stellen, war es jedoch ihre größte Sorge, dass irgendwer von dieser Schandtat erfahren könnte. „Du darfst das nie erzählen. Niemand darf davon erfahren.“ Mit diesen harten Worten beendete sie dieses Thema zwischen uns. Das war eine mehr als deutliche Botschaft. Es ging ihr nicht um meinen Schutz und um mein Erleben. Nein, es ging um den Schein und darum, diesen aufrechtzuerhalten. Dieses Erlebnis hat mir deutlich gezeigt, dass ich in meinem Leben weitgehend alleine und nur auf mich gestellt sein würde. Wenn ich heute zurückblicke, dann kann ich sagen, dass ich alles bekommen habe, an Bildung, Kulturtechniken, Sport und Unterhaltung. Ich habe Skifahren gelernt, Eislaufen und Schwimmen. Ich wurde unterwiesen, wie man sich benimmt, wie man sich in öffentlichen Bereichen und bei gesellschaftlichen Anlässen verhält. Meine Eltern legten Wert auf ein gepflegtes Äußeres und auf eine vorwiegend elegante Umgebung. Schon in den achtziger Jahren, als eine Kreuzfahrt noch kein Massenphänomen, sondern eine extrem luxuriöse Angelegenheit war, gehörte meine Familie zur Spezies der begeisterten Kreuzfahrer. Bereits im Alter von sieben Jahren stand ich im Zuge einer dieser Kreuzfahrten auf der Bühne, begleitet von einer philippinischen Band. Schon damals habe ich mich sehr wohlgefühlt auf der großen Bühne. Sicherlich waren all diese Erfahrungen wichtig und richtig. Ich habe viel gelernt, wovon ich heute noch profitiere. Doch war all diese tadellose Erziehung ein wirklicher Ausgleich für entgangene Liebe? Habe ich jemals echte Liebe und wirkliche Anerkennung erhalten? Ich weiß es nicht. Von meinem Vater schon, von meiner Mutter nicht. Aus heutiger Sicht glaube ich, dass die Kühle meiner Mutter sicherlich mit ihrer eigenen Erziehung vonseiten ihrer Mutter zu tun hat. Diese Frau wurde bei uns Großmutter Elsa genannt. Sie war sehr streng und hatte ein Wesen wie ein Feldwebel, salopp gesagt, wie ein Drachen, sehr dominant. Großvater Walti war ein grundgütiger Mensch, Musiker und Bergsteiger, lebensgütig und sehr lebenslustig. Er ist an Krebs gestorben, als ich erst 9 Jahre alt war. Ich glaube, er hat sehr gelitten unter seiner Frau. Es gab ein uneheliches Kind von ihm, einen Sohn. Dieser Mann durfte nicht einmal an der Beerdigung seines Vaters teilnehmen. Meine Mutter wusste nichts davon. Dieses Faktum wurde immer unter dem Deckel gehalten. Ich frage mich, ob das der Hintergrund ist, warum meine Mutter eher kühl war und mir wenig Liebe zeigen konnte. Dass sie mich irgendwie geliebt hat, das glaube ich schon. Gespürt habe ich es in meiner Kindheit jedoch sehr selten. Tatsache ist, ich war immer anders. Ich wollte als Kind nicht gerne mit den anderen Kindern spielen. Ich habe immer mein eigenes Ding durchgezogen. Schließlich wurde ich sehr oft gehänselt und von den anderen Kindern ausgegrenzt. Wir haben in einem Hochhaus gelebt, ein grauenvoller Bau. Die anderen Kinder haben mich stets wegen meiner Hautfarbe ausgelacht. Ich war sehr groß und sehr dürr. Die Kinder haben mir immer „Neger“ hinterhergerufen. Einmal wurde ich sogar in einen Fahrradkeller eingesperrt. Ich habe verzweifelt gerufen und geschrien. Keiner hat mir geholfen. Ich war sehr verängstigt und habe seither ständig unangenehme Gefühle im Dunkeln. In ganz früher Kindheit sollte ich sogar entführt werden. Dieses schreckliche Geschehen kenne ich nicht aus eigener Erinnerung, sondern erfuhr ich aus Erzählungen. Ich sollte aus der Dachkammer, in der mein Baby-Bett stand, entführt werden. Das Dachfenster wurde eingeschlagen und man wollte mich dort offensichtlich herausholen. Ein anderes Erlebnis hatte ich mit einer Fa¬milie, die aus dem Aufzug stieg, weil deren Kind lauthals verkündete: „Mit dem Neger fahre ich nicht!“ …………………… Kapitel TESSA GANSERER Tessa Ganserer kommt als Mitglied des bayerischen Landtags eine Vorreiterrolle zu, wenn es um die gesellschaftliche Akzeptanz von trans* Menschen geht. Sie beschreibt aus persönlicher Sicht und in der Nachschau, wie sie ihren Weg der Identitätsfindung erlebt hat und was ihr an der Optimierung gesetzlicher Rahmenbedingungen wichtig erscheint, um diesen Weg für andere zu erleichtern. Das Statement einer starken Frau, die gelernt hat, mit Widerständen zu leben. ICH BIN EINE FRAU – UND JETZT WISSEN ES ALLE! Nach meinem Hauptschulabschluss, einer Ausbildung zur Forstwirtin und einem anschließendem Studium der Wald- und Forstwirtschaft bin ich seit 1998 bei den Grünen politisch aktiv. In der Öffentlichkeit bin ich inzwischen bekannt als erste trans* Person in einem deutschen Parlament. Dass meine geschlechtliche Zuordnung bei meiner Geburt nicht richtig war, war in mir schon lange präsent. In meiner Kindheit und Jugend war ich allerdings weit davon entfernt, meine Weiblichkeit anerkennen zu können. Rückblickend kann ich mir mein damaliges geschlechtliches Erleben gut erklären. Ich habe lange mit mir selber gerungen, bis ich mir selbst mein Frau-Sein eingestehen konnte und ich mich so akzeptiert habe, wie ich bin. Lange habe ich mich nicht getraut, den nächsten Schritt, als Frau in die Öffentlichkeit zu gehen und auch in der Politik zu der Frau zu stehen, die ich nun einmal bin. All die Sorgen und Ängste, aber vor allem die Einsamkeit, mit niemanden darüber reden zu können, haben mich viel Energie gekostet, bis ich am Ende meiner Kräfte war. Letztendlich blieb mir nichts anderes übrig, als das bisschen Mut, den ich hatte, zusammenzunehmen und endlich als die Frau zu leben, die ich bin. Mein Umfeld hat sehr verständnisvoll und mit Zustimmung reagiert. Das hat mir viel bedeutet! Auch innerhalb meiner Fraktion habe ich ausnahmslos Zustimmung erfahren. Auf Facebook und Twitter erlebe ich seit meinem Coming-out konstant Beleidigungen und Anfeindungen. Ich bin mir natürlich darüber bewusst, was mein öffentliches Coming-out bedeutet. Ich wünsche mir auch, dass ich mit meiner Person ein dauerhaftes Signal in Richtung Akzeptanz von sexueller für andere zu durchbrechen. und geschlechtlicher Vielfalt senden kann. Und zwar einerseits für diejenigen, die abseits der heteronormativen Ordnung stehen und andererseits an die Menschen, die dem eher ablehnend gegenüberstehen. Allerdings bringt mich all der Hass, der mir auf Twitter & Co entgegenschlägt, regelmäßig an meine persönlichen Grenzen. Ich werde vermutlich nie verstehen, warum manche Menschen so viel Zeit und Energie investieren, ihre Abneigung gegenüber Vielfalt kundzutun. Allerdings verfüge ich dabei über einen Hintergrund und ein Umfeld, das es mir sicher leichter ermöglicht, damit umzugehen. Wenn ich daran denke, wie es all den trans* Menschen geht, die nicht auf ein stabiles Netzwerk zurückgreifen können, die grundle¬gende Existenzfragen in ihrem Leben zu bearbeiten haben, dann besorgt mich das sehr – trans* zu sein ist echt nicht einfach. Aber ich will kein Mitleid, wir wollen kein Mitleid, wir wollen einfach unsere Menschenwürde behalten dürfen. Wir wollen die gleichen Rechte und würden uns wünschen, dass wir die nicht immer über den Rechtsweg einfordern müssen………….. Kapitel JULANA Ein Mädchen findet sich selbst und outet sich. ENDLICH. Das Wichtigste für Julana in diesem Augenblick war die uneingeschränkte Unterstützung ihrer Familie. ENDLICH BIN ICH FREI UND KANN SO SEIN, WIE ICH BIN Hallo, ich bin Julana, neun Jahre alt und ein transgender* Mädchen. Meine Hobbys: Ich bin gerne Pfadfinderin, spiele Gitarre und Tennis, auch zocke ich ganz gerne mal, wenn meine Eltern es erlauben. Ich war neun Jahre in einer Welt gefangen, die für mich nicht gut war. Bis ich eines Abends einen Bericht im Fernseher sah von einem Mädchen, das gesagt hat, sie sei jetzt ein Junge. Das hat in meinem Herzen etwas bewegt. Endlich wusste ich, was bei mir nicht passt, ich war kein Junge! NEIN! Ich bin ein Mädchen und das sagt mir mein Herz. Noch in derselben Minute, in der ich das begriffen habe, habe ich es meinem Papa gesagt, der sich diesen Bericht ansah. Mein Papa war im ersten Moment etwas verwirrt, dann sagte er zu mir: „Wenn du dich so fühlst, dann bist du ab sofort ein Mädchen. Aber wir müssen mit Mama darüber reden und wir müssen besprechen, wie wir das den anderen Menschen sagen, da es nicht alle verstehen werden.“ Wir haben dann noch den ganzen Abend miteinander gesprochen, und ich habe eigentlich das Versprechen gegeben, dass ich es erst-mal niemanden außerhalb unserer Familie erzählen werde. Doch am nächsten Tag in der Schule konnte ich nicht mehr anders, als allen meinen Klassenkameraden mitzuteilen, wer ich wirklich bin. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Aber es war nicht immer einfach. Teilweise war ich sehr traurig, weil mich viele Leute unter Druck gesetzt haben, mir einreden wollten, dass ich mir das nur einbilde – Gott sei Dank hält meine Familie zu mir. Meine Eltern halfen mir, gingen mit mir zum Kinderarzt, um alle Schritte einzuleiten, damit ich über eine längere Zeit hinweg nach der Gesetzgebung auch rechtlich ein Mädchen sein kann. Ja, und dann kam der besondere Sonntagvormittag, an dem ich mit Sabina Kocherhans telefoniert habe. Sabina hat unserer Familie von ihrem Projekt berichtet, der SK WelcomeHome die Transgenderstiftung. Da war für mich eines klar: Ich möchte allen Menschen und vor allem den Kindern sagen, dass sie sich nicht verstecken müssen, sondern auf ihr Herz hören sollen. Traut euch, euch zu outen! Ich, Julana als Kinderbotschafterin, und Sabina Kocherhans werden euch mit dieser Stiftung dabei unterstützen…..
Erscheinungsdatum | 30.11.2019 |
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Co-Autor | Dana Diezemann, Kim-Oliver Traumüller, Tessa Ganserer, Hanni Reinhardt, Julia Monro, Julana Gleisenberg, Petra Weitzel, Mona Griesbeck, Michael Martens, Klaus Dr. med. Dr. phil. von Ploetz, Eva Dipl.-Psych. Heimke |
Vorwort | Marcos Bruguera, Eva-Maria Dipl. Päd. univ. Popp |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Literatur ► Essays / Feuilleton | |
Schlagworte | Botschafterin • Care&work • Deutsche Gesellschaft für Transsexualität • Fairlanguage • Gesundheit • Gezeitenhaus • Kundenverblüfferin • Politik • Psychologie • Sabina Kocherhans • SK WelcomeHome • Slumgirl • Stiftung • Transgender • Transgenderstiftung |
ISBN-10 | 3-944987-27-6 / 3944987276 |
ISBN-13 | 978-3-944987-27-9 / 9783944987279 |
Zustand | Neuware |
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