Kretischer Abgrund (eBook)

Der zweite Fall für Michalis Charisteas
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491096-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kretischer Abgrund -  Nikos Milonás
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Ein heißer Sommer auf Kreta und Kommissar Michalis Charisteas ist einem kaltblütigen Mörder auf der Spur - der zweite Band der Kreta-Krimiserie von Nikos Milonás Es ist der heißeste August seit langem. Selbst für uns Kreter, denkt Kommissar Michalis Charisteas mit einem mitleidigen Blick auf seine deutsche Freundin Hannah, die das erste Mal im Hochsommer in der Hafenstadt Chania zu Besuch ist. Bis er selbst bei 40 Grad im Schatten ermitteln muss. In der bekannten Samaria-Schlucht wurde eine junge Frau ermordet aufgefunden. Ein Eifersuchtsdrama, wie es scheint, und schnell ist ein Verdächtiger ohne Alibi verhaftet. Zu schnell für Michalis' Geschmack. Doch spätestens als es einen weiteren Toten gibt, dieses Mal im beschaulichen Paleochora, wird klar, dass sich auf der Insel etwas ganz anderes in tödlicher Gewalt entlädt. Der zweite Fall für Kommissar Michalis Charisteas.

Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. »München 7«).

Nikos Milonás alias Frank D. Müller hat sich bereits im Alter von 17 Jahren bei seiner ersten Kreta-Reise in die Mittelmeerinsel verliebt. Aus einem kühlen norddeutschen Sommer kommend, war er überwältigt, als er vom Schiff aus die Küste sehen konnte und der intensive Duft von wildem Thymian übers Meer zu ihm herüberwehte. Seither verbringt er so viel Zeit wie möglich auf Kreta und hat Land und Leute fest ins Herz geschlossen. In seinem deutschen Leben wohnt der gebürtige Hamburger in München, arbeitet als Regieassistent und Dokumentarfilmer und ist (Co-)Autor diverser TV-Sendungen (u.a. »München 7«).

Spannender Plot, gute Dialoge und griechisches Ferien-Feeling - perfekt!

2


Das Meer war spiegelglatt. Nur hin und wieder hoben Wellen den Bug des kleinen offenen Motorboots etwas aus dem Wasser. Immerhin ging hier draußen ein leichter Wind, und die Luft war nicht mehr so unerträglich heiß wie an Land. Den Leuchtturm am Ende der Hafenmole von Chania konnte man im gleißenden Sommerlicht kaum noch erkennen. Das Blau des Himmels war jetzt im August einem fast unwirklichen Weiß gewichen.

Michalis sog die salzige, nach Algen, Muscheln und Fisch duftende Luft ein, schob die Sonnenbrille hoch und blickte auf die Uhr. Kurz nach elf. Gegen zwei, hatte Hannah gesagt, wollte sie fertig sein, und dann würde er sie abholen. Bis um zwei Uhr waren sie mit dem Boot auf jeden Fall zurück. Und es war gut, seine Familie bis dahin nicht sehen zu müssen.

»Da drüben! Das sind sie!« Pandelis riss Michalis aus seinen Gedanken. »Die treiben tatsächlich auf Agii Theódori zu.«

Pandelis saß, mit seinem dunkelblauen Hemd und seinem sonnengegerbten, trotz der vielen Falten jugendlich wirkenden Gesicht, an der Ruderpinne des Außenbordmotors und hatte das kleine Fischerboot lange vor Michalis entdeckt. Michalis kniff die Augen zusammen, schob die Sonnenbrille wieder runter und entdeckte, was Pandelis meinte. Im Gegenlicht trieb vor der unbewohnten Felseninsel Agii Theódori ein blau-weißes Boot mit einfacher Kajüte.

Am Steuer dieses kleinen Fischerboots, der Livada, stand Theocharis, der Vater von Pandelis. Er hatte seinen Sohn vor einer knappen Stunde angerufen, weil er manövrierunfähig auf die kleine Insel zutrieb: Eine Meeresschildkröte, eine caretta, hatte sich in seinem Netz verfangen, und da Theocharis die Schildkröte nicht verletzen und auch sein Netz nicht verlieren wollte, war er einen Bogen gefahren und hatte gehofft, das Tier könnte sich selbst befreien, sobald das Netz nicht mehr gestrafft war. Doch die Meeresschildkröte hing ebenso fest wie das Netz, das bei dem Manöver in die Schraube des Fischerbootes geraten war und sich so lange um den rotierenden Propeller gewickelt hatte, bis dieser blockierte. Und weder Theocharis noch sein Gehilfe konnten schwimmen und schon gar nicht tauchen, und deshalb konnten sie auch die Schiffsschraube nicht befreien.

 

Kurz bevor sie die Livada erreichten, drosselte Pandelis den Motor.

»Übernimmst du?«

Michalis nahm die Ruderpinne des Außenborders und steuerte langsam auf das Fischerboot zu, während Pandelis sein Hemd und seine Hose auszog. Er legte Taucherflossen und die Taucherbrille bereit und schnallte sich über seiner Badehose einen Gürtel um, an dem ein langer dünner Schaft mit einem scharfen Messer befestigt war.

 

»Diese Schildkröten werden immer mehr«, schimpfte Theocharis, als sie die Livada erreicht hatten. »Alle wollen diese Viecher schützen, aber wir haben sie jetzt immer öfter im Netz.«

Tatsächlich war Michalis zu Ohren gekommen, dass sich die Meeresschildkröten, von denen es vor einigen Jahren nur noch wenige Exemplare gegeben hatte, wieder vermehrt hatten. Und weil die Touristen davon so begeistert waren, waren es natürlich jene Kreter, die von den Touristen lebten, auch. Nur die Fischer fluchten.

 

Das Handy von Michalis klingelte. Er warf einen kurzen Blick auf das Display, las »Takis«, den Namen seines Vaters, und hob nicht ab. Bei Hannah wäre er rangegangen, doch er ahnte, was seine Familie von ihm wollte, und das konnte ruhig noch ein paar Stunden warten.

Das blaue Wasser kräuselte sich leicht, und Michalis steuerte das Boot so, dass es sich ganz langsam der Schildkröte, die im Netz hing und sich nur hin und wieder bewegte, näherte.

»Zieht das Netz vorsichtig stramm, dann komm ich besser ran!«, rief Pandelis seinem Vater zu und glitt über Bord.

Aus der Nähe war zu erkennen, dass sich lediglich die hinteren Paddeln sowie ein Teil des Panzers im Netz verfangen hatten. Die Meeresschildkröte hob den Kopf immer wieder über die Wasseroberfläche und wurde unruhig, als Pandelis vorsichtig zu ihr schwamm, sein langes, scharfes Messer aus dem Gürtel nahm und das Netz behutsam so aufschnitt, dass möglichst kein Garn an Paddeln und Panzer zurückblieb. Nach wenigen Minuten war die Schildkröte befreit, hob den Kopf noch einmal aus dem blauen Wasser und verschwand dann in der Tiefe.

 

Den Propeller des Bootes zu befreien war schwieriger, denn das dünne Garn hatte sich nicht nur um die Flügel des Propellers gewunden, sondern sich auch stramm um die Gelenkstange gewickelt. Pandelis musste mehrfach tauchen und fluchte jedes Mal, wenn er mit einem herausgeschnittenen Stück des Netzes zum Atmen an die Oberfläche kam.

Schließlich aber hatte er es geschafft. Theocharis und sein Gehilfe starteten den Motor und holten vorsichtig das Netz ein. Michalis konnte sehen, dass nur wenige Fische im Netz hingen, obwohl Theocharis einige hundert Meter Netz ausgeworfen hatte.

»Das ist nur noch ein besseres Hobby meines Vaters.« Pandelis hatte den Blick von Michalis bemerkt. »Weit draußen, da gibt es noch Fischschwärme, aber hier in Küstennähe fängt er kaum noch etwas.«

Im Netz waren kleinere Brassen und Barben sowie ein größerer Roter Knurrhahn, doch einige sehr kleine Meeräschen warf der Gehilfe sofort wieder über Bord. Immerhin hielt Theocharis winkend eine Languste hoch, als Pandelis schon wieder Kurs auf die Küste genommen hatte.

 

Je näher sie dem schlanken, sandfarbenen Leuchtturm von Chania kamen, desto stärker wurde das ungute Gefühl, das Michalis schon, seit er am Morgen ins Athena gekommen war, verspürte. Normalerweise war die Fischtaverne seiner Familie immer der Ort, an dem er sich am wohlsten fühlte, aber seit einigen Tagen verfielen seine Eltern häufig in vorwurfsvolles Schweigen, wenn er dort auftauchte. Und auch sein Bruder Sotiris, der mit dem Vater zusammen das Athena führte, schien sich wegen Hannah Sorgen zu machen.

Michalis hatte ein paarmal versucht, seiner Familie zu erklären, warum seine Freundin trotz der enormen Hitze jeden Tag arbeitete. Hannah stand unter großem Zeitdruck, denn in sechs Monaten musste sie ihre Doktorarbeit über El Greco, den berühmten, auf Kreta geborenen Maler, abgegeben haben. Ihr Doktorvater von der Berliner Humboldt-Universität brauchte Hannah aber auch dringend als Assistentin, da er an der Planung einer großen Ausstellung beteiligt war, die in drei Jahren in Berlin, Athen und im spanischen Toledo stattfinden sollte: El Greco und die Moderne. Ein riesiges Projekt, bei dem Hannah auf einen Job nach dem Abschluss ihrer Promotion hoffte und dafür sogar am Wochenende zumindest einen halben Tag arbeitete.

 

Schon vor der Hafenmole mischte sich in den Geruch von Meer und Algen der intensive Duft, der jetzt im Hochsommer über dem Land lag. Kräftiger Oregano, würziger Thymian und Salbei, und der herbe Duft der Macchia, die überall dort, wo der Boden braun und verdorrt war, wuchs. Und kaum hatten sie den Leuchtturm passiert, da schlug ihnen auch schon die heiße Luft entgegen, die nicht einmal nachts aus den Häusern wich. Trotz der Hitze waren die Uferpromenaden des wunderschönen venezianischen Hafens wie immer voller Urlauber.

Es war bereits halb eins, als Michalis auf den Anleger sprang und das kleine Motorboot vertäute. Vielleicht wäre es besser, überlegte Michalis, gar nicht erst ins Athena zu gehen, sondern gleich in ihre Wohnung in die Odos Georgiou Pezanou, bis Hannah sich meldete. Doch die Familie hatte Michalis natürlich längst bemerkt, und Sofia, die älteste Tochter seines Bruders Sotiris, kam auf ihn zugerannt.

»Dürfen wir mit, wenn ihr nachher an den Strand fahrt? Bitte!«, rief die Neunjährige schon von weitem. »Hier ist es so langweilig!«

Michalis wusste genau, was Sofia meinte. Auch für ihn waren als Kind die Sonntage oft unerträglich lang gewesen, wenn seine Eltern sich im Athena um die Touristen kümmerten und seine älteren Geschwister Sotiris und Elena ihnen dabei helfen mussten. Andererseits gab es nur noch diesen Sonntag und hoffentlich das nächste Wochenende, dann würde Hannah nach Berlin zurückfliegen und sich das nächste halbe Jahr ausschließlich mit ihrer Doktorarbeit und ihrer Zukunft als Wissenschaftlerin beschäftigen.

»Oder mag Hannah mich auch nicht mehr?« Sofia hatte bemerkt, dass Michalis nicht sofort geantwortet hatte.

»Was? Nein, wie kommst du denn auf so was?«

»Weil sie nicht mehr mit uns spielt und immer so ernst ist und kaum noch redet.«

Ja, das stimmte, und seine Familie verstand einfach nicht, warum Hannah mit ihren Gedanken oft woanders war. Für seine Eltern, seine Geschwister und die vielen Nichten und Neffen verhielt Hannah sich eigenartig und nicht so unbeschwert wie sonst. Und auch wenn es niemand direkt sagte, so spürte Michalis, dass seine Familie bezweifelte, ob er auf Dauer mit einer Deutschen, die schon jetzt immer ernster und humorloser zu werden schien, glücklich sein könnte.

»Ich frag Hannah, sobald sie mich anruft, okay?«, sagte Michalis eilig.

Sofia rannte lachend zurück zum Athena, und Michalis ahnte, dass es etwas gab, was Sofia im Gegensatz zu ihm längst wusste.

 

Als Michalis sich kurz darauf im Athena an den Tisch seines Vaters Takis setzte und sein Bruder Sotiris ihm einen Frappé hinstellte, erfuhr er, dass Sofia in der letzten Stunde so lange gequengelt hatte, bis Takis ihr sein Handy gegeben und sie dann erst Michalis, und als er auf dem Meer nicht rangegangen war, Hannah selbst angerufen hatte. Und Hannah hatte erklärt, dass Sofia...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2020
Reihe/Serie Michalis Charisteas Serie
Michalis Charisteas Serie
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Chania • Eifersuchtsdrama • Gil Ribeiro • Griechenland • Hitze • Jean-Luc Bannalec • Kreta • Kreta-Krimi • Michalis Charisteas • Pierre Lagrange • Samaria-Schlucht • Sehnsuchtsort • Sommer • Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-10-491096-0 / 3104910960
ISBN-13 978-3-10-491096-3 / 9783104910963
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