John Sinclair Sonder-Edition 115 (eBook)

Die Maske

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8858-9 (ISBN)

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John Sinclair Sonder-Edition 115 - Jason Dark
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Die Maske

Er kam wie ein Gespenst, begleitet von teuflischen Füchsen, und wo er auftauchte, hinterließ er Tote. Niemand wusste, wer der unheimliche Killer war, denn sein Gesicht verbarg er unter einer abscheulichen Maske. Die Nonnen eines Klosters, in dem es das erste Opfer gegeben hatte, riefen mich, den Geisterjäger John Sinclair, zur Hilfe. Zwischen alten Mauern und Kreuzgängen und schließlich in einem unterirdischen Labyrinth aus halb verfallenen Stollen und düsteren Geheimgängen jagte ich den grausamen Killer, der mit dem Satan im Bunde stand und den man nur 'Die Maske' nannte ...

Nur das Keuchen war zu hören!

Nicht das Rascheln der Blätter oder das Schleifen hastiger Schritte durch hohes Gras, dieses Keuchen durchdrang als einziges Geräusch die Stille der Nacht.

Es drängte voran und erreichte schließlich den Opferplatz!

Er lag mitten im Wald, wo das Gelände leicht abfiel und in muldenartige Vertiefungen mündete, die als Verstecke prima geeignet waren. Da hatte es vor Urzeiten ein Wunder gegeben, von dem nur wenige wussten.

Keine Erscheinung einer Heiligen, nein, genau das Gegenteil war der Fall gewesen.

Der allmächtige Fürst der Finsternis und Herrscher der Dunkelheit war über dieses Land gefahren und hatte eine bestimmte Stelle in seinen Besitz genommen.

Noch heute waren Spuren vorhanden …

Das Keuchen wehte über die sommerliche Vegetation hinweg. Es klang nun lauter, noch hektischer. Fast schien es, als wollten sich die Sommerblumen ducken, weil sie vor diesem schrecklichen Laut Furcht bekamen.

Es hörte sich an, als wäre ein Mensch in höchster Not. Oder als wäre einer dabei, bis weit über seine Kräfte hinweg zu arbeiten und sich anzustrengen.

Das alles kam zusammen. Aber wäre ein Zeuge in der Nähe gewesen, er wäre kaum auf den Gedanken gekommen, die Person zu suchen, die das Keuchen abgab. Denn dieses Geräusch weckte kein Mitleid.

Es rief Furcht hervor, es war mit einer finsteren Botschaft zu vergleichen. Der Teufel holte scharf Luft und »spie« sie wieder aus. Sein Atem roch nach Pest, Schwefeldampf und Verbranntem.

Noch war nichts zu sehen. Nur der dunkle Himmel über dem Land. Tiefblau, mit einem Stich ins Graue. Sterne funkelten und hatten winzige Löcher in den Himmel gerissen.

Auch der Mond war zu sehen, wenn nicht gerade feine Wolkenschleier über ihn trieben und ihn verdeckten.

Die kleine Lichtung strömte noch den Geruch des frühsommerlichen Tages aus. Eine Duftmischung aus Gräsern, Sommerblumen und jetzt – weil es kühler geworden war – würziger Luft.

In sie hinein drang das Keuchen. Am nahen Waldrand verharrte es, hörte auf.

Stille senkte sich über die Lichtung!

Sekunden später war das Konzert der Grillen zu hören. Dieses Summen und Zirpen, ausgebreitet wie ein akustischer Teppich, der sich über das Areal gelegt hatte.

Dann änderte sich das Geräusch. Es war nicht mehr Keuchen oder heftiges Atmen, es war ein Knurren, das über die Lichtung wehte, und eine gefährliche Warnung zugleich.

Da kam etwas …

Die Halme bewegten sich, als sich das Etwas vorschob.

Sie zitterten leicht, der Blütenduft nahm an Intensität zu. Er wehte wie ein starker Schleier.

Auf einmal kam er!

Eine Gestalt schob sich in die Höhe. Hochaufgerichtet schnellte sie auf die Lichtung zu. Ihre Sprünge wirkten grotesk. Sie wischte durch das hohe Gras, trampelte Sommerblumen nieder, duckte sich noch tief, sodass kaum herauszufinden war, ob es sich bei ihr um einen Menschen oder um ein Tier handelte.

Sie konnte beides sein …

Die langen Sprünge brachten sie bis auf die Mitte der Lichtung, wo ihr Ziel lag.

Dort duckte sie sich, tauchte ein in das Gras und war erst einzige Zeit später wieder zu sehen, als sie sich hektisch bewegte und dumpfe Schläge ertönten.

Erde flog in die Höhe, das Metallblatt eines kleinen Klappspatens blitzte auf. Große Erdbrocken, vermischt mit Gras, flogen zur Seite weg.

Die Gestalt grub. Sie schuftete, sie arbeitete, denn vor dem Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt, und das traf hier wahrlich zu.

Das Loch nahm an Größe und Tiefe zu, und das innerhalb kurzer Zeit, denn die Gestalt arbeitete mit einer kaum zu überbietenden Hektik und Kraft. Keiner hätte es schneller geschafft, innerhalb so kurzer Zeit ein derart tiefes und breites Loch zu graben. Wer so hektisch arbeitete, der wusste von einem bestimmten Ziel, das versteckt im Boden lag.

Es dauerte eine knappe Viertelstunde, da hatte er es geschafft. Das Spatenblatt stieß auf einen weichen Widerstand, der zusammenzuckte. Lebte der Widerstand, den die starke Erde bedeckt hatte, möglicherweise?

Davon ging auch die einsame Gestalt aus, obwohl diese Vorstellung schrecklich war. Das Spatenblatt wurde jetzt vorsichtiger geführt. Es stach nicht mehr so direkt in den Boden. Der angesetzte Winkel war flacher, die Lehmklumpen schabten über die glatte Fläche, viel weniger Erde türmte sich zu beiden Seiten der Mulde auf.

Schließlich legte die Gestalt den Spaten zur Seite und tauchte selbst in die Grube. Ihre Hände wühlten weiter, sie räumten die Hindernisse zur Seite, die den vergrabenen Gegenstand noch einsperrten. Wenig später lag er frei.

Diesmal keuchte die Gestalt nicht, sie atmete tief und fest ein. In ihre Augen trat ein ungewöhnlicher Glanz, als würde sich darin das Licht des Mondes widerspiegeln.

Noch tiefer drückte sie den Oberkörper in die Grube. Mit gespreizten Händen griff sie zu. Zunächst fuhren sie über das feuchte glatte Fell des vergrabenen Gegenstandes, danach glitten sie an den Körperseiten hinab und schoben sich unter den Bauch, und zwar so weit, dass dieses Tier auf den Unterarmen liegen konnte.

Aus dem Mund der Gestalt drang ein Keuchen. Es floss in das Loch hinein, als wollte es dem dort Vergrabenen den nötigen Odem einhauchen.

Ein Ruck lief durch den Körper. Die Gestalt hob den Gegenstand aus der Mulde hervor.

Ein tiefes Seufzen durchwehte die Stille. Er klang zufrieden, denn nach einer langen Jagd hatte es der Unbekannte endlich geschafft.

Sehr vorsichtig, als könnte der Gegenstand zerbrechen, wurde er aus dem Loch gehoben und rechts zur Seite gelegt, neben dem kleinen Erdhügel. Die Gestalt drehte sich noch in der Hocke, schaute für einen kurzen Moment ihre Beute an und nickte.

Sie hatte die richtige Stelle gefunden, und vor ihr lag der Fuchs!

Ein relativ schmaler Körper, lang gestreckt, versehen mit einem buschigen Schwanz.

Der Fuchs lag auf der rechten Seite, die Pfoten von sich gestreckt. Er sah aus wie tot, aber das war er nicht. Die Gestalt nickte zugleich, während sie auch den Kopf schüttelte.

Nein, nicht tot …

Mit beiden Handflächen strich sie über das Fell. Sie reinigte es von den letzten Erdkrumen und Lehmbröseln, bevor sie den Fuchs herumdrehte und auf der anderen Seite das gleiche tat.

Erst jetzt war sie zufrieden.

Dann hob sie den Kopf des Tieres an. Die Schnauze war leicht geöffnet, zwischen den beiden Hälften schimmerten die Zähne perlmuttartig. Er hockte jetzt vor dem Tier und schaute gegen seine Augen.

Waren sie tot? Lebten sie?

Jedenfalls sahen sie dunkel aus wie zwei Tümpel und hatten einen schwachen Glanz, ganz so, als wäre der Fuchs noch am Leben, obwohl er tief begraben worden war.

Die Gestalt merkte genau, dass es kein normales Tier war, auf das ihr Blick fiel. Es hatte eine gewisse Kraft, trotz seiner Starre. Diese Kraft steckte tief in ihm, und sie war auch nicht von dieser Welt. Das stimmte.

Der rechte Arm bewegte sich, eine Hand verschwand unter der Kleidung. Sehr schnell wurde sie wieder hervorgezogen, und die Finger umklammerten ein Messer.

Es war eine Klinge, wie es sie nicht oft gab. Jäger oder Wildhüter wurden mit ihr ausgerüstet, aber auch Fallschirmjäger, denn dieses Messer hatte zwei Schneiden, sah etwas plump aus, war nicht so elegant wie ein Stilett, aber für die Aufgabe genau das richtige Werkzeug.

Dann setzte die Gestalt die Klinge an. Sie begann mit ihrer Arbeit in Höhe des Halses und fing an, den Fuchs zu häuten. Sehr schnell und zielsicher setzte sie die Klinge an, der das Fell kaum Widerstand entgegensetzte.

Die Gestalt arbeitete geschickt, als hätte sie nie etwas anderes getan als zu häuten.

Eigentlich hätte der Boden mit dem Blut des Fuchses getränkt werden müssen, was aber kaum der Fall war. Zwar fielen ein paar Tropfen ins Gras, mehr aber geschah nicht. Der Fuchs sah so aus, als wäre er innerlich ausgeblutet, vielleicht sogar verbrannt, durch Kräfte, die anderen Angst einjagten.

Die Gestalt ließ sich nicht beirren. Innerhalb kurzer Zeit hatte sie das Fell vom Körper des Fuchses abgezogen, sodass vor ihr das rohe Fleisch lag.

Doch auch nicht so, wie es hätte sein müssen. Kein dampfendes Blut, kein Geruch, abgesehen von einem leichten Gestank nach Schwefelgasen, was wiederum auf etwas anderes hindeutete.

Nur der Kopf war nicht enthäutet worden. Dort spannten sich Haut und Fell noch über Schnauze und Knochen, und das beließ der Unbekannte auch so.

Er kümmerte sich um den Rest des Fells. Mit der Außenseite nach unten lag das Fell im Gras.

Mit dem Messer maß der Mann die bestimmten Stellen ab. Er markierte sie, maß noch einmal nach, nickte und lächelte ein böses, kaltes Lächeln. Die Größe stimmte.

Dann setzte er das Messer an. Obwohl er seine Finger sehr hart um den Griff geschlossen hatte, sah es beinahe spielerisch leicht aus, wie er die Spitze durch das Fell zog und einen bestimmten Ausschnitt herausschnitt.

Es war ein Rechteck, breiter als lang, und es war für ihn wie geschaffen.

Aus seiner Kehle drang ein tiefes Knurren. Es hörte sich befriedigend an. Lange hatte er gekämpft und gesucht, endlich hatte er es gefunden. Seine weitere Existenz würde durch diesen Fuchs bestimmt werden. Einem Tier, das nur äußerlich so normal aussah, in seinem Inneren jedoch etwas hatte, das mit dem Begriff Seele nicht umschrieben werden konnte, sondern mit dem Begriff Teufelsatem.

Er legte das Messer zur Seite und hob...

Erscheint lt. Verlag 29.10.2019
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-8858-0 / 3732588580
ISBN-13 978-3-7325-8858-9 / 9783732588589
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