Zdeněk Adamec
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-42920-4 (ISBN)
Eine wahre Begebenheit? »Mit wahren Begebenheiten könnt ihr mich jagen. Und lang genug nun im Leben war ich ein Gefangener all der Aktualitäten«, sagt einer. Ein anderer hat recherchiert und liefert Fakten. (»Recherchen, du? Ganz was Neues!«)
Wie erzählen von Adamecs Leben und Sterben angesichts einer über oder falsch informierten Welt, die Zdeněk Adamec dennoch vergessen hat? Wie überhaupt leben, wenn der Blick in die Welt Empörung erzeugt, Scham oder den Wunsch, auszusteigen. Handkes Figuren sind Profis im Über- und Umspielen, ihr letztes Gespräch ist ein leichtes, temporeiches einander ins Wort Fallen, Korrigieren, Kalauern, ein Spiel vom Fragen. Nebenschauplätze dieses Welttheaters beschreiben sie, Träume, Anekdoten: Wie Adamec seinem Vater, dem Steinmetz, zur Hand ging, die Werkzeuge aber nie an ihren Ort zurückstellte, ganz so als ließe sich so eine neue, weltverändernde Ordnung herstellen. »Alleinspieler« wird Adamec von ihnen genannt oder auch »mutterseelenallein«. In ihrer Zugewandtheit gegenüber Zdeněk Adamec sind diese Spieler mitreißend. Auch darin, wie sie diesen jungen Menschen mit all ihren erzählerischen Mitteln, ins Leben zurückzurufen.
Wie Trainer einer Jugendmannschaft am Spielfeldrand, begleiten sie Zdeněks letzten Weg mit einem »Schrei, Zdeněk!« und »Augen auf, Zdeněk!«. Fast möchte man glauben, dieses Spiel auf Erden sei noch nicht verloren.
Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann. Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfaßt, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013). Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016). Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy. Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.« 2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
»Die Wahrheit, die Handke den hämmernden News in seinem eigenen Newsroom-Chat entgegensetzt, ist eine der Schönheit, der Sprache und der Fantasie, eine des Innehaltens, des Schauens und Gewahrwerdens.« Christine Dössel Süddeutsche Zeitung 20200804
»Die Wahrheit, die Handke den hämmernden News in seinem eigenen Newsroom-Chat entgegensetzt, ist eine der Schönheit, der Sprache und der Fantasie, eine des Innehaltens, des Schauens und Gewahrwerdens.«
»... ein eindrucksvolles poetisches Ereignis.«
»›Eine Szene.‹ Knapper geht es nicht. Aber auch nicht freigeistiger, vieles wollend, noch mehr könnend, alles zulassend. ... 70 luftig gedruckte Seiten füllt der gedruckte Text, den man schnell und genussvoll liest.«
»... ein flirrendes, äußerst melancholisches Vergnügen.«
»Handke fordert uns auf, genau hinzusehen, nachzudenken, sich selbst ein Bild und einen Reim auf das Gezeigte und Gesagte zu machen. Er beschwört die Kraft des Wortes, die Möglichkeiten der Kunst. Es ist laute Totenklage und stiller Nachruf, unbeirrbares Herbeirufen und Erinnern, fröhliches Fest und dumpfes Begräbnis, quälendes Oratorium und freudige Wiedergeburt, alles ist offen, nichts steht fest.«
»... höchst kunstvoll und von hintergründiger Ironie, auch als Lektüre ein Vergnügen für gehobene Ansprüche.«
»Dieses Sprachkunstwerk ist vielschichtig, ein aufs Wesentliche reduzierter Text voller sinnlicher Eindrücke und raffinierter Anspielungen. Diskret entsteht ein Spannungsbogen, dem man sich kaum entziehen kann. Jammer, Schaudern und Katharsis in geringen Dosen.«
»Peter Handke setzt dem Einzelgänger, der es vorzog, auf globale politische Dummheit mit unwiderruflicher Stummheit zu reagieren, mit viel Empathie ein herausragendes Denkmal.«
Erscheinungsdatum | 13.07.2020 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 165 x 247 mm |
Gewicht | 190 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
Schlagworte | Am Felsfenster morgens • Die Unschuldigen • Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand d • Die Unschuldigen ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten • Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten • Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten • Drama • Handke-Bibliothek • ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße. Ein Schauspiel in vier Jahreszeiten • Kärntner Landesorden in Gold 2018 • Literaturnobelpreis • Nestroy-Preis 2018 • Nobelpreis • Nobelpreis für Literatur 2019 • Obstdiebin • Prag • Protest • Selbstmord • Suizid • Theaterstück • Theaterstück • Verbrennung • Wahre Begebenheit • Wenzelsplatz |
ISBN-10 | 3-518-42920-5 / 3518429205 |
ISBN-13 | 978-3-518-42920-4 / 9783518429204 |
Zustand | Neuware |
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