Palast der Miserablen

Roman

***** 3 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
318 Seiten
2020
Carl Hanser Verlag
978-3-446-26565-3 (ISBN)
23,00 inkl. MwSt
Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad.

Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger.

Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht.

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als "illegaler Flüchtling" in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman Der falsche Inder, es folgten die Romane Die Orangen des Präsidenten (2011) und Brief in die Auberginenrepublik (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Im Hanser Verlag erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016) und Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019).

„Abbas Khiders Figuren sind Entwurzelte, Träumer und Beobachter.“ (F.A.Z.) – In seinem neuen Roman erzählt er die Geschichte eines Jungen aus den Slums von Bagdad. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren. Existenziell und unmittelbar, wie nur Abbas Khider erzählen kann.

"'Palast der Miserablen' geht nahe. Besonders, weil er zeigt, wie Menschen selbst in aussichtsloser Lage ihr Leben mit Hoffnung und Sinn erfüllen können – wenn sie es denn können." Die Presse, 11.12.20

„Ein packendes Panorama irakischer Geschichte. … Politik, Soziologie, Psychologie, Tradition und individuelle Hoffnungen und Wünsche verbinden sich zu einer großen Erzählung über den Zustand des Irak in den Jahren vor dem Sturz Saddam Husseins.“ Franziska Hirsbrunner, SRF 2 Kultur, 10.05.20

"Ein Buch, das über die Geschichte des Iraks weit hinausgeht." Insa Wilke, 3sat Kulturzeit, 08.04.20

"Die vielleicht größte Stärke der Kunstform Literatur, das zeigt Abbas Khider, liegt nicht darin, Handlungsempfehlungen zu geben, sondern zu erinnern, nicht locker zu lassen, die Sprache nicht zu verlieren angesichts des Unsäglichen, sondern es auch dann zu begleiten, wenn es in absehbarer Zeit nicht verschwinden wird, und damit diejenigen zu würdigen, die ihm ausgesetzt sind." Lea Schneider, Süddeutsche Zeitung, 07.03.20

"Abbas Khider schreibt so mitreißend dass es schaudern macht. Doch ist es die Wirklichkeit, die diesem Roman die hoffnungsvollen Seiten verdunkelt." Cornelia Geissler, Frankfurter Rundschau, 27.02.20

"Abbas Khider hat wunderbare Figuren geschaffen, und es tut weh, sie scheitern zu sehen. ... Er hat die Grausamkeiten des irakischen Regimes überlebt, nun lässt er die sprechen, die es selbst nicht mehr können." Leonie Berger, SWR, 29.02.20

"Abbas Khider gehört längst zu den wichtigen deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Literatur ist überraschend nüchtern, mit kurzen Sätzen, einem schonungslosen Blick für die Grausamkeiten von Krieg und Folter und voller Humor, der halb befreiend, halb bitter ist. ... Ein mitreißender neuer Roman." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.02.20

„Khider erzählt mit weltkluger Zärtlichkeit von seinen Figuren. Und begeisternd von der Leidenschaft für Literatur… Der Roman ist das Porträt eines Landes, das bis heute nicht zur Ruhe kommt. Eine irakische Coming of age-Geschichte. Ein Faustschlag gegen eine geschlossene Tür.“ Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 20.02.20

"Wie immer schreibt Abbas Khider unverschnörkelt realistisch und direkt. Seine Sprache ist so geschmeidig und genau geworden, dass man nicht nur atemlos der Handlung folgt, sondern auch dem Rhythmus seiner Sätze. Palast der Miserablen' ist sein bisher bestes Buch." Klaus Hübner, Tagesspiegel, 18.02.20

"Hart ist diese Geschichte und schwer zu ertragen. Es gibt nichts, was ihre Wucht dämpfen könnte. So ist das in diesem wundervollen, traurigen Roman: Immer, wenn irgendetwas auch nur den Anschein erweckt, vielleicht in eine gute Richtung zu gehen, kommt ein gewaltiges 'Doch dann', das alles erschlägt." Alexander Solloch, NDR Kultur, 17.02.20

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Gewicht 400 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Armut • Bagdad • Bildungsroman • Bücher • Bush • Bücher • Clinton • Coming of Age • Embargo • Familie • Folter • Gefangenschaft • Golfkrieg • Irak • Iran • Jugend • Kindheit • Krieg • Kuwait • #ohnefolie • ohnefolie • Saddam Hussein • Slum • Überleben • Überleben • Verfolgung • Verhaftung • Verhör • Verhör • Verrat • Zelle • Zukunftsangst
ISBN-10 3-446-26565-1 / 3446265651
ISBN-13 978-3-446-26565-3 / 9783446265653
Zustand Neuware
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5 Buchhändler-Bewertung

von (Buchhändlerin, Lehmanns Media Web-Redaktion), am 30.11.2020


Daniela Jakob
Buchhändlerin
Zuversicht und Optimismus

Abbas Khider erzählt die Geschchte von Shams, einem Jungen, der mit seinen Eltern und seiner Schwester aus dem Süden Iraks nach Bagdad zieht – in der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben. Doch es ist ein anderes Bagdad, als sie sich erträumt hatten. Mit zahlreichen Aushilfsjobs hält sich die Familie über Wasser. Als Shams seine Liebe zur Literatur entdeckt, ahnt er noch nicht, wie gefährlich dies für ihn wird. Von der ersten Seite an weiß man, dass es kein gutes Ende gibt und trotzdem schafft es Abbas Khider auch diesmal, dass man zwischendurch diesen Schmerz immer wieder vergisst, weil die Geschichten des heranwachsenden Shams Zuversicht und Optimismus streuen.

5 Unbekannte Welt

von (Dresden), am 06.04.2020

Irak: Shams lebt mit seiner Familie im Süden des Landes inmitten seines Stammes in einem einfachen Dorf. Alle sind mehr oder weniger arm, versuchen sich aber, bestmöglich durchzuschlagen. Trotzdem ist Shams Kindheit glücklich. Doch mit dem Krieg und dessen Folgen ändert sich das, der Vater beschließt, mit der Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie landen im Blechviertel, eine Art Slum.

Mich hat das Buch beeindruckt. Ein Blick hinter die Kulissen in eine unbekannte Welt. Vom Irak bekam ich nur mit, was über den Krieg und das Embargo berichtet wurde. In dem Buch lernt man das Leben der eher einfachen Leute kennen. Wie viel sie auf sich nehmen, wie viel sie entbehren und wie sie trotzdem immer versuchen, etwas besser zu werden, um die Runden zu kommen. Man merkt, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Alles ist sehr authentisch, auch wenn die Figuren leicht distanziert beschrieben sind. Ich fand nur das (fast) offene Ende ein wenig schade, doch trotzdem hat mich das Buch sehr beeindruckt.

4 Politische Literatur

von , am 01.04.2020

„Palast der Miserablen“ schildert Kindheit und Jugend des Irakers Shams Hussein bis zu dessen Verhaftung. Die Information, dass er in Haft genommen wird, greift insofern nicht vor, als zwischen die Kapitel des Buches immer wieder Berichte über seinen Aufenthalt im Gefängnis eingeschoben werden, die Nöte, Krankheiten und Hunger während der Haft beschreiben.

Sham Hussein wird als Sohn schiitischer Iraker im Süden des Landes geboren, wo er die ersten Jahre seines Lebens in einem kleinen Dorf in der Nähe der Grenze zu Kuwait verbringt. Sein Vater wird in verschiedenen Kriegen als Soldat eingezogen, seine Mutter kümmert sich um die Versorgung der Familie. Als die politische Lage zu gefährlich wird, zieht die Familie, zu der auch noch eine Schwester gehört, nach Bagdad, wo sie schließlich in einem Slum, dem sogenannten „Blechviertel“ nahe der städtischen Müllhalde ein Haus errichtet. Das Viertel wird schließlich legalisiert und an die Infrastruktur angeschlossen – von der Innenstadt Bagdads und einer funktionierenden Stadt bleibt es trotzdem weit entfernt. Shams geht zur Schule und unterstützt die Familie von Kindheit an mit unterschiedlichen Jobs, bis er schließlich seine Liebe zur Literatur entdeckt und mit Büchern handelt. Es ist eine Liebe, die ihn zugleich rettet und gefährdet.

Abbas Khider, so hat man beim Lesen den Eindruck, geht es mit dem Buch in erster Linie darum, Wissen über den Irak zu vermitteln. Die Sprache ist bei diesem Roman zweitrangig. Wissen über den Irak vermittelt er aber gut und fast besser, als es jede politische Berichterstattung in der Zeitung leistet, denn es geht hier nicht um Militärstrategien, Atomwaffen oder Terrorismus, sondern um das Leben der Menschen in einer Zeit, in der der Irak zum Zentrum weltpolitischer Entscheidungen und Ziel der Bomben verschiedener westlicher Staaten – allen voran die USA – wird.

Darüber hinaus stellt der Roman die Frage nach der Bedeutung von Literatur. Bücher und ein literarischer Zirkel, dem titelgebenden „Palast der Miserablen“, werden essentiell für Shams, um durch die Pubertät zu gelangen, sich abzulenken und um in einer politisch absurden und korrupten Gesellschaft zu überleben, ohne vollends zu verzweifeln oder zu rebellieren. Gleichwohl sind die meisten Bücher, die er liest, mit denen er handelt und über die er spricht, verboten und derartige Handlungen werden von der Regierung geächtet. In diesem Spannungsfeld werden die Möglichkeiten von Literatur besonders plastisch und fordern zugleich die Lesenden heraus, ihre Rolle als politischer Mensch zu überdenken.
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