Ostfriesische Revanche. Ostfrieslandkrimi -  Andreas Kriminalinski

Ostfriesische Revanche. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2019 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-072-8 (ISBN)
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»Mord mit Meerblick, nur ohne Mord.« Ihren neuen Job in der ostfriesischen Provinz hatten sich die beiden Krummhörn-Cops beschaulich vorgestellt, doch schon am ersten Tag wartet ein ungeklärter Leichenfund. In Pewsum wird der Kleinkriminelle Stefan Osterhues erstochen aufgefunden, kurz nachdem ein Einbruch bei einem reichen Rentner gemeldet wurde. Gibt es einen Zusammenhang?
Ferdi Morthorst und Kalle Petersen, zwei Kommissare, die unterschiedlicher kaum sein könnten, müssen sich jetzt schnell zu einem Team zusammenraufen. Die Spur führt zu einem berüchtigten ostfriesischen Bar-Besitzer, den Osterhues offensichtlich bei seinen kriminellen Machenschaften unterstützt hat. Erhielt das Opfer die Revanche dafür, dass er die Einbruchsbeute nicht ordnungsgemäß bei seinem Auftraggeber abgeliefert hat? Morthorst und Petersen ermitteln in alle Richtungen, und schon bald überschlagen sich in der Krummhörn die Ereignisse …


Die Krummhörn-Cops: Spannung und ostfriesischer Witz in der Krummhörn mit Strand, Küste und Mord!

Kapitel 2


 

Pirat of the Krummhörn


 

Nachmittags gegen drei, an einem heißen Augusttag, packte der eins siebzig messende Endfünfziger mit Rockerkutte, Piratenkopftuch, kurz rasierter Mundmuschi sowie schwarzer Vollrandbrille der Marke Lacoste seine persönlichen Sachen in einen Umzugskarton, um sich wenig später von den Kollegen im Hamburger Polizeikommissariat 15 zu verabschieden. Jener Dienststelle, welche auch als Davidwache bekannt war und sehr häufig und dann fälschlicherweise mit Fugen-s, also Davidswache, geschrieben wurde. Die Wache befand sich auf dem Kiez im Stadtteil St. Pauli an der Reeperbahn, Ecke Spielbudenplatz/Davidstraße, und war durch die Medien zum bekanntesten Polizeirevier der Hansestadt geworden.

Während der schwer schleppende ehemalige LKA-Beamte im Old-School-Rocker-Outfit den Flur entlangschlurfte – er quälte sich seit Wochen mit einer nicht heilen wollenden Schussverletzung im rechten Oberschenkel herum, die er sich im letzten Undercover-Einsatz zugezogen hatte –, riefen ihm die Kollegen aus den angrenzenden Büros freundliche Worte des Abschieds zu: »Määääh!«

Jemand fragte und schickte die Antwort direkt hinterher: »Was ist, wenn der letzte Ostfriese stirbt? Dann sind die Polizisten wieder die Dümmsten im Land.«

Großes Gelächter in der Davidwache – große Freiheit, demnächst, für Kriminalhauptkommissar Karl Otto Petersen, genannt »Bagaluten-Kalle« oder auch nur »Kalle«. Der ausscheidende Kriminalbeamte versuchte, die Sprüche seiner Kollegen einfach zu überhören. Das war bloß Spaß, Schabernack sollte einen erfahrenen Polizisten gar nicht jucken. Insbesondere nicht ihn, der in Hamburg zur Welt gekommen war und als besonnener Hanseat galt, den der Polizeipräsident vorhin in der offiziellen Abschiedsfeier als in sich ruhenden Grand Senior der Ermittlerzunft gelobt hatte und der sich selbst in Anbetracht der neuen Verwendung scherzhaft als emeritiert bezeichnete und damit auf Papst Benedikt XVI anspielte. Der Polizeipräsident hatte gewitzelt: Aber nicht Titularkommissar auf die neue Visitenkarte schreiben!

Sich im Griff haben, in jeder Situation, das konnte Petersen.

Diejenigen, die diese Witze machten, waren doch noch grün hinter den Ohren, Anfänger, Flachpfeifen. Vor allem waren sie neidisch. Auf ihn, der sich auf eine ruhige Zeit in der ostfriesischen Provinz freuen durfte. Wie hatte sich der Polizeipräsident noch ausgedrückt, als er ihm seinen neuen Posten in einer Miniwache in der Krummhörn erklärte? Verordneter Vorunruhestand, Herr Petersen, Mord mit Meerblick – nur ohne Mord. Sie, so ganz alleine auf dem Deich, das könnte etwas öde werden. Vielleicht nehmen Sie sich einen guten Krimi mit.

Als Antwort auf die Häme in den Fluren – es war doch nur Spaß – verzogen sich Petersens ausgetrocknete Lippen zu einem arroganten Grinsen. Die Kollegen wussten ja nicht, worauf er und nicht sie sich freuen durften: Ostfriesland, Krummhörn, Pewsum. Vermutlich so gut wie nichts los da. Keine Dienstaufsicht. Der neue Chef kilometerweit entfernt und wahrscheinlich kaum daran interessiert, was in Pewsum abging. Was sollte in einem verschlafenen Ostfriesennest auch abgehen? Um vier das erste Bier, Donnerstagmittag hieß es: Hoch die Hände, Wochenende. Petersens Kopfkino zeigte ihm Bilder von ostfriesischer Weite, blauem Meer und blökenden Schafen, die den Deich pflegten.

»Määäääh!«

Weibliches Kichern aus dem linken Büro, nicht zu überhörendes Prusten in tieferen Tonlagen aus dem Büro gegenüber.

Sich im Griff haben, in jeder Situation …

»Ihr könnt mich mal, ihr Flitzpiepen!«

Der scheidende Kriminalhauptkommissar war kurz davor, doch noch auszurasten. Schon wollte er aus Frust seinen Umzugskarton in die Ecke feuern, da trat ihm der in etwa gleichaltrige Kollege Jan Matheisen entgegen, ein »Dirk-Matthies«-Typ mit souveränem Lächeln und ruhiger Ausstrahlung. »Komm mit, Kalle, lass uns zum Abschied noch ene roken«, sagte er in sonorem Bass und legte seinen Arm um Petersens Schulter.

Während die beiden älteren Milieuermittler zur Raucherecke nach draußen zuckelten, wollte eine junge Kommissaranwärterin von ihrem Kollegen und Mentor wissen, wer dieser Petersen, der heute verabschiedet wurde, eigentlich war.

»Kalle Petersen ist eine Ikone in Hamburg, eine lebende Legende!«

Die junge Polizistin nickte anerkennend.

»Kalle hält sich selbst gern für härter als Schimanski, ich halte ihn für einen Poser«, warf ein anderer Kollege ein.

Im rauen Ton schallte es zurück: »Was weißt du denn schon? Ich kenne Kalle länger, als du ihn kennst.« Und zu seiner jungen Kollegin gewandt: »Hör nicht auf den, wenn du etwas wissen willst, frag mich!«

»Tu ich doch. Also, ist Herr Petersen wirklich so ein harter Kerl? Ich bin ja großer Schimanski-Fan!«

Der erfahrene Kollege musste nicht lange überlegen. »Ist er, absolut. Kalle war zuletzt beim LKA im Undercover-Einsatz. Rotlichtmilieu, Rockerszene. Er galt eine Zeit lang als übergelaufen, das gehörte aber zu seiner Tarnung. Ich sag dir, der Kerl hat viel erlebt!«

»Meine Güte, wisch dir mal deinen Sabber aus den Mundwinkeln. Nichts von dem, was du erzählst, ist wahr, du Märchenerzähler.«

»Halt einfach dein dummes Maul, Kollege!«

Die Kommissaranwärterin machte ein nachdenkliches Gesicht. »Frag ihn doch selbst!«, meinte ihr Mentor.

In der Raucherecke traf die junge Kollegin auf Petersen und Matheisen. Sie bat Petersen um Feuer und fragte ihn ungeniert, ob die Legenden, die sich um seine Person rankten, auch wirklich stimmten. Matheisen lachte, trat seine Zigarette aus und verabschiedete sich von seinem langjährigen Kollegen. »Wir sehen uns, Digga!« Dann ließ er die beiden alleine.

»Selbstverständlich stimmt das, mien Deern.«

Mit funkelnden Augen hörte die junge Polizistin dem alten Hasen eine Weile zu. Petersen schwärmte von seiner Zeit in der Rockerszene – als V-Mann war er bis zum Pressesprecher eines berüchtigten Motorradclubs aufgestiegen. Auf die Frage, ob der Undercover-Einsatz nicht manchmal gefährlich war und er sich einen ruhigeren Dienst gewünscht hätte, antwortete er: »Niemals! Da war Action, Bewegung.« Augenzwinkernd fügte er hinzu: »Es gab immer frische Girls und nebenbei ein paar Mark auf Tasche.« Es folgten zum Abschied eine Umarmung und der Austausch von besten Wünschen für die Zukunft. Dann brach Petersen auf, Ziel: die Krummhörn in Ostfriesland.

 

Gleicher Tag, andere Gegend. Gegend traf es ziemlich genau, viel Gegend. War Petersen vor drei Stunden noch mitten in der Großstadt Hamburg gewesen, in seinem Kiez, so stand er jetzt auf dem Deich und betrachtete bei untergehender Sonne die Gegend. Genauer gesagt befand er sich an dem Wahrzeichen der nördlichen Krummhörn bei Greetsiel, dem kleinen rot-gelb gestreiften Pilsumer Leuchtturm. Er hatte sich verfahren, eigentlich wollte er nach Downtown Pewsum, direkt zur Polizeistation. Offensichtlich hatte er seinem Navigationsgerät schon lange kein Update mehr gegönnt. So etwas rächte sich schnell. Zur Strafe hatte es ihn in die Pampa geschickt. Doch jetzt ließ er Wind, Salz und Restsonne auf sich einwirken und rauchte die dritte Reval in kurzer Folge. Er fand, das von Natur aus Würzige seiner Zigarettenmarke passte gut zu diesem Landstrich. Das deutlich hörbare Schleimrasseln in den Luftwegen ignorierte er. Eine noch, dann war die Schachtel leer. War erst seine zweite heute, was auf einer Stressskala von null bis zehn einen Wert zwischen zwei und drei repräsentierte. Ein praktisch stressfreier, ein guter Tag.

Die Lippen schmeckten nach Salz. Er nahm das Piraten-Kopftuch ab, sofort fegte der Wind durch seine ergrauten Haare. Er schaute sich um. Er war alleine, weit und breit keine Menschenseele zu sehen. In nicht allzu weiter Entfernung grasten Schafe. Mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen drehte er sich langsam um die eigene Achse. Herrlich, dieser Wind, es haute ihn fast um. Als er die Augen öffnete, genoss er für einen Moment die unendliche Weite der Nordsee.

Den Pilsumer Leuchtturm hatte er sich größer vorgestellt. Mit knapp zwölf Metern Höhe war der Turm eher ein Zwerg unter seinesgleichen. Immerhin hatte er fast einhundertzwanzig Jahre auf dem Buckel, diente des Öfteren als Filmkulisse und inzwischen auch als Hochzeitslocation für das Standesamt Krummhörn.

Ins ohrenbetäubende Rauschen des Windes mischte sich die Rocky-Fanfare, sein Handy meldete sich. Unbekannte Nummer, trotzdem nahm er das Gespräch an.

»Petersen«, röchelte er. »Ja, Frau Reents, moin, moin. Einen Moment mal, ich kann Sie schlecht verstehen, der Wind pfeift so stark.« Geräuschvoll zog er die Nase hoch und überlegte, wie er das Problem lösen konnte. »Was? Am Deich stehen? Ich steh am Deich, das ist ja das Problem«, schrie er und verstand seine Gesprächspartnerin dadurch nicht. »Was? Ach so,...

Erscheint lt. Verlag 3.10.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-072-0 / 3965860720
ISBN-13 978-3-96586-072-8 / 9783965860728
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