Blutige Gnade (eBook)

Ein Mara Billinsky Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
444 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-6895-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blutige Gnade - Leo Born
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Ein Einbruch ohne Diebstahl. Eine Mordserie ohne Spuren. Ein toter Journalist, der kurz davor war, eine brisante Story zu enthüllen. Mara Billinsky sieht sich mit mehreren mysteriösen Verbrechen konfrontiert. Zugleich wird sie von einem Schatten aus der Vergangenheit verfolgt, der ihr ebenfalls Rätsel aufgibt. Als sie erkennt, dass alle Ereignisse in Verbindung stehen und wer im Hintergrund die Fäden zieht, ist es fast zu spät: Ab jetzt kämpft Mara um ihr Leben ...

'Extraklasse! Ein Thriller, der einem unter die Haut geht!' (Gina 1627, thalia.de über 'Lautlose Schreie')

'Achtung: Suchtgefahr!' ('Tweed, Lesejury über 'Lautlose Schreie')

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


3


Sie bildeten ein eigenwilliges Duo. Die schwarz gekleidete Frau mit den stechenden dunklen Augen, dem hellen Teint und der aufsässigen Punk-Ausstrahlung – und der gutmütige, gemütlich wirkende Altachtundsechziger.

Weder vom Aussehen noch vom Alter her passten sie auch nur annähernd zusammen, aber es gab wohl kaum jemanden, in dessen Gesellschaft Kommissarin Mara Billinsky sich wohler fühlte. Hanno Linsenmeyer war für sie immer eine wichtige Stütze gewesen – die einzige. Ihr Halt in den harten Zeiten, als sie als Teenager, einsam, orientierungslos und rebellisch, beinahe auf die schiefe Bahn geraten wäre.

Hanno war inzwischen deutlich über fünfzig, mit zu langen, strähnigen mausgrauen Haaren, schlaffen, stoppelbärtigen Wangen und abgetragener Kleidung. Er war als Sozialarbeiter tätig, seit Urzeiten, wie es schien, und engagierte sich auch weit über den Feierabend hinaus, vor allem für straffällig gewordene Jugendliche. Ein Mensch mit Idealen und dem großen Herzen, sich für diese einzusetzen. Das Leben hatte sie beide in seiner Unvorhersehbarkeit nicht nur zusammengeführt, sondern regelrecht zusammengeschweißt.

Sie befanden sich in einem von Bornheims rustikalen Fachwerkkästen, dem Restaurant Sonne, gelegen im oberen Teil der Berger Straße, die den Stadtteil wie eine Lebensader durchzog. Schief aufgehängte Gemälde aus vergangenen Zeiten zierten die Wände. Eine tief hängende wuchtige Holzdecke drückte den Gastraum zusammen. Kerzen leuchteten auf roh gezimmerten Langtischen, die auch spät am Abend meistens voll besetzt waren. In jeder Ecke erschallte der breite hessische Zungenschlag. Echte Frankfurter kehrten hier ein, kaum Touristen. Es roch nach Sauerkraut, Rippchen und gekochter Ochsenbrust.

Mara und Hanno sprachen über den inzwischen fast achtzehnjährigen Rafael Makiadi. Noch so ein Teenager, der zunächst den falschen Weg eingeschlagen hatte: Wohnungseinbrüche und einiges mehr hatte er auf dem Kerbholz gehabt, als er im letzten Moment von Hanno und Mara vor einer trostlosen Zukunft bewahrt worden war. In einem Förderprogramm für jugendliche Straftäter, in das er dank Hannos Fürsprache aufgenommen worden war, erhielt er Unterricht, um die größtenteils verpasste Schulzeit nachzuholen. Und die kürzlich aufgrund der Einbrüche erfolgte Verurteilung war zum Glück auf Bewährung ausgesetzt worden.

»Also, was meinst du? Müssen wir uns Sorgen um Rafael machen?« Maras Stirn war nachdenklich gerunzelt.

Hanno lächelte schmal. »Hast du noch nie Liebeskummer gehabt?«

»Sprich mit mir nicht über Liebe, Hanno, das weißt du doch.«

»Die Geschichte mit Shaqayeg setzt Rafael verdammt zu.«

»Das ist mir auch klar. Aber deswegen stoppt doch nicht das ganze Leben.«

»Für ihn fühlt es sich eben so an.« Hanno musterte sie. »Du findest, ich sollte härter mit ihm umspringen, was?«

»Manchmal schon.«

»Wäre ich härter, würde er sich noch mehr abkapseln.« Schmunzelnd fügte er an: »Und wäre ich früher schon härter gewesen, dann würdest du heute bestimmt nicht mit mir essen gehen.«

Natürlich verstand sie, wie er das meinte. »Touché.«

»Lass ihn uns einfach im Auge behalten, Mara.«

Shaqayeg war Rafaels erste Liebe, ein aus der iranischen Heimat geflüchtetes Mädchen, das in die Fänge einer Bande der Organmafia geraten, knapp mit dem Leben davongekommen war und nun nach einer längeren Zeit in quälender Ungewissheit Deutschland wieder verlassen musste.

Während des Gesprächs ertappte sich Mara dabei, wie sie beiläufig aus dem Fenster spähte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im Schutz einer Hofeinfahrt, hielt sich jemand auf. Eine Gestalt, die an Ort und Stelle verharrte und aufgrund der dunklen Kleidung nahezu mit der Umgebung verschmolz. Lediglich der glühende Punkt einer Zigarette hatte Mara auf die Silhouette aufmerksam gemacht.

Daran war nichts Außergewöhnliches, jemand wartete eben darauf, abgeholt zu werden, oder was auch immer. Dennoch blickte Mara gelegentlich durch die Scheibe, die getönt war, was die Sicht ebenso erschwerte wie die vorbeiziehenden Fetzen aus Nebel.

Eine Bedienung erschien am Tisch, um Teller und Besteck abzuräumen. Mara und Hanno hatten sich bei den typischen hessischen Spezialitäten nicht zurückgehalten. Handkäs mit Musigg, Bernemer Krabbenröstbrot und Himmel und Erd’, Maras Leibgericht in der Sonne: gebratene Blutwurst mit Zwiebeln, Püree und hausgemachtem Apfelmus. Sie mochte es deftig, und es kam viel zu selten vor, dass sie es schaffte, sich zu einem entspannten Abend mit Hanno zu treffen.

»Wenigstens sind jetzt Herbstferien«, nahm Hanno den Faden wieder auf. »Da hat Rafael keinen Druck in der Schule und schafft es vielleicht eher, den Kopf wieder freizubekommen.«

»Hat er noch seinen Job?«

Hanno nickte. »Ich habe ihm eindringlich geraten, nicht das Handtuch zu werfen.«

»Du weißt also auch, dass ihm die Arbeit stinkt.«

»Klar.«

Maras Handy ertönte. Nicht gerade vergnügt betrachtete sie das Display.

»Lass den Job einfach Job sein«, schlug Hanno vor. »Wenigstens für heute Abend.«

»Job? Falsch geraten.« Sie nahm den Anruf mit einem abwartenden Hallo entgegen. Doch schon nach wenigen Worten, die gewechselt wurden, beendete sie das Gespräch.

»Wohl kein Verehrer«, merkte Hanno ironisch an.

»Ein Verwandter«, gab Mara leise zurück, ohne seinen Blick zu erwidern.

»Verstehe.« Er nickte. »Der Herr Papa.«

»Oder wie ich ihn nenne: der egoistische Mistkerl.«

»Cool bleiben, Mara«, versuchte Hanno sie zu bremsen, wie immer, auch damals schon, als sie noch ein Teenager gewesen war. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

»Ich wünschte, das könnte ich. Cool und abgefuckt sein wie er selbst.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte unbedingt nach Frankfurt zurück. Wirklich, ich möchte diese Stadt für nichts in der Welt gegen eine andere eintauschen, so knallhart sie manchmal sein mag. Aber wenn er von hier verschwinden würde, ich hätte nicht das Geringste dagegen.«

»Den Gefallen wird dir Edgar Billinsky kaum tun.« Hanno trank von seinem gespritzten Apfelwein. »Auch wenn es dir nicht passt, er gehört nun mal zu dir.«

»Einen Scheiß gehört er.«

»Ich dachte, es würde besser laufen mit euch. Gab es nicht eine Art Waffenstillstand? Oder gar eine Annäherung?«

Widerwillig nickte sie. »Ja, zuletzt kamen wir besser miteinander aus. Aber er ist schon wieder dabei, alles kaputtzumachen. Er ruft öfter an – allerdings nur, wenn er zu viel Rum gebechert hat. Wie gerade eben. Dann suhlt er sich in Selbstmitleid. Das nervt.«

»Du wirst ihn nicht aus deinem Leben herausschneiden können wie eine Figur in einem Film.«

Mara rollte mit den Augen. »Spar dir dein schlaues Gerede, ich bin keine fünfzehn mehr.«

»Ich würde mich freuen, wenn ihr beide besser miteinander auskämt. Das ist alles.«

»Du gibst die Hoffnung nie auf, stimmt’s?«

»Du kennst mich doch.«

Sie schmunzelten einander an.

Mara spähte nach draußen. Von der Gestalt, die sich zuvor dort aufgehalten hatte, war nichts mehr zu entdecken.

Kurz darauf bezahlten sie und Hanno ihre Rechnung. Als sie sich vor dem Gasthaus voneinander verabschiedeten, sah Mara ihm noch hinterher, wie er auf seinen in der Nähe geparkten, beinahe schrottreifen VW-Bus zuschlenderte und davonfuhr.

Dann überquerte sie die Straße, um sich die Hofeinfahrt anzusehen, die nur schwach beleuchtet war. Sie zog ihr Handy aus der Jackentasche und erhellte damit den Boden. Fünf ausgetretene Kippen von selbst gedrehten Zigaretten lagen an der Stelle, wo vorher jemand gestanden hatte.

Nach wie vor: nichts Außergewöhnliches. Jemand hatte gewartet. Na und? Du siehst wohl Gespenster, sagte sie sich.

Sie steckte das Handy weg und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung, die nur ein paar Fußminuten entfernt lag.

Ziemlich spät war es geworden. Durch die Straßen pfiff ein rauer Herbstwind, immer mehr Nebelschwaden zogen auf. Es war kaum jemand unterwegs, Maras Doc-Martens-Stiefel raschelten im Laub der Kastanienbäume auf dem Weg.

Ein merkwürdiges Gefühl veranlasste sie dazu, mehrmals über die Schulter nach hinten zu sehen. Eigentlich hatte sie ihre Nerven immer im Griff, doch die Ermittlungen gegen eine russische Gruppierung des organisierten Verbrechens einige Monate zuvor hatten Mara ziemlich zugesetzt – auch wenn sie sich das nur ungern eingestand. Sie war ins Visier der Gangster geraten und gefangen genommen worden. Man hatte sie misshandelt.

Letztlich hatte nicht viel gefehlt, und es wäre aus gewesen mit ihr. Ein Erlebnis, das jedes Mal, wenn sie annahm, es abgeschüttelt zu haben, doch wieder unter ihre Haut kroch. Hinzu kamen die alltäglichen Blicke in den Spiegel, die ihr die Narbe auf der Wange offenbarten – zugefügt mit einem Gasanzünder, ein hässlicher kleiner Krater, der nicht an ihrer kaum vorhandenen Eitelkeit kratzte, aber manchmal an ihrer Selbstsicherheit.

In ihrer kleinen düsteren Altbauwohnung angekommen, verspürte sie kaum Müdigkeit. Während der vergangenen Wochen, als der Sommer in den letzten Zügen gelegen hatte, war es auf dem Revier eher ruhig gewesen, was dazu führte, dass sie sich unausgelastet fühlte. Sie verabscheute Verbrecher und Verbrechen, doch sie liebte es, Polizistin zu sein, im Brennpunkt des Geschehens zu stehen. Nervenkitzel und Gefahr zogen sie auf eine Weise an,...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2020
Reihe/Serie Ein Fall für Mara Billinsky
Ein Fall für Mara Billinsky
Ein Fall für Mara Billinsky
Ein Fall für Mara Billinsky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Franz • Arno Strobel • Brutal • Dania Dicken • Fleischmafia • Fleischskandal • Folter • Frankfurter Bahnhofsviertel • Frankfurt Krimi • Hard boiled Krimi • Jakob Arjouni • Kommissarin • Lisbeth Salander • Mafia • Mainhattan • Mordserie • Oliver Becker • Stieg Larsson • Tatort • Tattoo • Thriller • Verblendung
ISBN-10 3-7325-6895-4 / 3732568954
ISBN-13 978-3-7325-6895-6 / 9783732568956
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