Mord auf Ellis Island (eBook)

(Autor)

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2020
378 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96087-801-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord auf Ellis Island - Rhys Bowen
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Ein unbeabsichtigter Mord, eine kuriose Flucht und eine unfreiwillige Ermittlerin - Molly Murphys erster Fall
Der neue historische Cosy Krimi für mörderisch gute Stunden

Seit ihrer Geburt wusste Molly Murphy, dass sie irgendwann in Schwierigkeiten kommen würde - genau wie ihre Mutter es vorausgesagt hatte. Nach einem Unfall, der mit einem Toten endet, muss sie ihr geliebtes Irland und ihre Identität hinter sich lassen und flüchtet an die anonymen Ufer Amerikas. Doch auch hier scheint das Glück nicht auf ihrer Seite zu stehen, denn als sie in New York ankommt und auf Ellis Island ein Mann umgebracht wird mit dem Molly Streit hatte, wird sie schnell zur Hauptverdächtigen.
Mit ihrem irischen Charme und Witz entkommt Molly Ellis Island und macht es sich zur verzweifelten Mission, ihren Namen reinzuwaschen. Doch ihre Vergangenheit ist ihr dicht auf den Fersen ...

Erste Leserstimmen
'die Spannung bleibt bis kurz vor Schluss erhalten'
'Molly Murphy überzeugt nicht nur mit ihrem Charme, sondern auch vor allem mit ihrer Cleverness'
'gekonnt nimmt der Fall seinen Lauf'
'eine unglaublich wilde Geschichte, die mich bis zum letzten Wort fesselte'
'humorvoller Krimi, den ich nur weiterempfehlen kann, einfach toll'



Rhys Bowen wurde in Bath, England, geboren, studierte an der London University, heiratete in eine Familie mit historischen königlichen Verbindungen und verbringt nun ihre Zeit im Norden von Californien und Arizona. Zunächst schrieb sie Kinderbücher, doch auf einer Reise in ihre malerische walisische Heimat fand sie die Inspiration für ihre Constable-Evans-Krimis. Diese Kriminalgeschichten sind mittlerweile Kult und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Eins


„Dein Mundwerk wird dich eines Tages in große Schwierigkeiten bringen.“

Meine Mutter fing an, das zu sagen, sobald ich sprechen konnte. Es stellte sich heraus, dass sie nicht ganz falsch lag. Als ich zehn Jahre alt war, hatte meine Weigerung, den Mund zu halten, uns beinahe aus unserem Cottage fliegen lassen. Und eine Woche bevor ich dreiundzwanzig wurde, war ich auf der Flucht, gesucht wegen Mordes.

 

Das rhythmische Schnauben der Lokomotive beruhigte meine Sinne wieder. Ich hatte keine klare Erinnerung daran, wie ich zum Bahnhof gekommen war. Aber der Schmerz in meinem Brustkorb, wenn ich zu atmen versuchte, und die Tatsache, dass mein Kleid an meinem Rücken klebte, sagten mir, dass ich jeden einzelnen Schritt der fünf Meilen gerannt sein musste. Über den Zustand der Vorderseite meines Kleides wollte ich gar nicht erst nachdenken. Ich zog mein Schultertuch enger um mich und betrachtete die anderen Menschen in meinem Abteil. Ein altes Bauernpaar mit vom Wetter geröteten Wangen döste bereits in der hinteren Ecke, dazu eine junge Mutter mit zwei lebhaften Kindern und in Erwartung eines weiteren sowie ein Priester. Er erwiderte meinen Blick und ich sah rasch weg, nur für den Fall, dass Priester Gedanken lesen könnten – oder Geständnisse abringen. Wäre er nicht überrascht, jetzt meines zu hören?

Jedes Mal, wenn der Schaffner durch den Zug ging und in mein Abteil blickte, war ich mir sicher, dass er nach mir suchte.

Andererseits war das albern, oder nicht? Justin Hartley lag tot auf meinem Küchenfußboden, aber es würde ihn noch niemand vermissen. Mein Vater und meine kleinen Brüder kämen erst zum Abend zurück und Justin hatte schwerlich jemandem im Herrenhaus erzählt, wohin er ging. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er, während er pikante Hammelnierchen frühstückte oder was auch immer die Oberschicht an diesem Morgen Ekelhaftes gegessen hatte, sagte: „Ich geh dann mal zum Cottage der Bauern, um mir Molly Murphy zu Willen zu machen.“

Also blieben mir noch ein paar Stunden, um zu entkommen. Dieser Zug würde mich bis nach Belfast bringen. Und ich hatte wahrscheinlich gerade so genug Geld für ein Schiff nach England. Was danach käme, konnte ich nicht sagen. Vielleicht wäre ich in der Lage, in einer großen Stadt wie Liverpool unterzutauchen. Vielleicht nicht. Höchstwahrscheinlich würde mich die Polizei bald einholen. Es dürfte nicht allzu schwerfallen, eine junge, irische Frau auf der Flucht zu bemerken, besonders eine mit flammend rotem Haar wie meinem. Da ich niemanden in England kannte, konnte ich mich nirgendwo verstecken. Also war es nur eine Frage der Zeit, aber ich würde fliehen, solange ich konnte. Ich war nie dafür bekannt gewesen, ohne einen ordentlichen Kampf aufzugeben.

Ich starrte aus dem Fenster des Waggons. Es war ein malerischer Tag, ein Himmel wie blaues Glas, strahlend klar, mit einem Hauch von Frost in der Luft – die Art Tag, die in unseren irischen Wintern nicht oft vorkommt. Die Art Tag, die mich durch meine häuslichen Pflichten hätte eilen, den Eintopf auf den Herd stellen und aufbrechen lassen, um oben auf den Klippen spazieren zu gehen, mit dem Wind im Rücken und dem Ozean zu meinen Füßen. Die Art Tag, an dem der Adel aus wäre, um mit den Hunden zu jagen. Ein Bild von Justin in seinem roten Mantel schoss mir durch den Kopf. Ich hatte ihn in seinem roten Mantel immer sehr attraktiv gefunden. Ich schätze, ich war ein bisschen in ihn verliebt gewesen, als ich jünger war. Gott weiß, ich hatte nie vor, ihn zu töten. Ich konnte beinahe spüren, wie sich der Blick des Priesters in meinen Hinterkopf bohrte, während ich aus dem Fenster sah.

Grüne Felder, auf denen wie hingetupft Pferde standen, rauschten vorbei. Sie schauten alarmiert auf, als sich das feuerspuckende Monster näherte, schwangen die Hufe und rannten davon. Wie schön sie aussahen. Wenn ich so schnell laufen könnte, wäre ich nicht so leicht zu fassen.

Wenn man mich fassen würde, bedeutete das die Schlinge um meinen Hals – darüber bestand kein Zweifel. Meine Hand legte sich mir instinktiv an den Hals und ich erschauderte. Spürte man etwas, wenn sie einen hängten? War alles im Nu vorbei? Würde es wehtun? Sie würden meiner Seite der Geschichte gewiss keine Beachtung schenken. Ich hatte den Sohn eines englischen Gutsbesitzers getötet. Das musste ein Vergehen sein, das mit dem Galgen bestraft wurde, selbst wenn ich nur versucht hatte, meine Ehre zu wahren. Andererseits besitzen Bauernmädchen keine Ehre, oder? Nach Justins Behauptung gehörte ich ihm, so wie seine Nutztiere. Mir fiel niemand ein, der für mich sprechen würde. Nicht mein Vater – er würde vor allem wütend sein, wenn er herausfand, dass ich mich an dem Notgroschen in der Teekanne auf dem Kaminsims bedient hatte. Es sollte ein Geheimnis sein. Wir Kinder wussten selbstverständlich alle davon, aber der Gedanke an Vaters Ledergürtel auf unseren Hinterteilen hatte uns davon abgehalten, uns daran zu bedienen. Jetzt schien ein Ledergürtel auf dem Hintern eine milde Strafe zu sein, im Vergleich zu dem, was mich vielleicht erwartete. Meine Hand verirrte sich wieder zu meinem Hals.

Nein, ich konnte nicht auf das Mitgefühl meines Vaters zählen. Er würde vermutlich sagen, dass ich Justin mit meiner lockeren Art verführt hätte. Meine lockere Art war nie darüber hinausgegangen, an einem Samstagabend tanzen zu gehen und mich vielleicht von einem Jungen nach Hause bringen zu lassen, aber das reichte meinem Vater schon. Zu seiner Zeit gaben Mädchen den Älteren keine Widerworte und gingen nie ohne Anstandsdame tanzen. Ich tat beides. Oft.

Wenn meine Mutter noch am Leben wäre, hätte auch sie gesagt, dass ich darum gebeten hätte – dass ich stets große Ideen gehabt hätte, die über meinen Stand hinausgehen, und ein Mundwerk, das mich in Schwierigkeiten bringen würde. Es ist eine Schande, dass sie nicht lange genug lebte, um zu sagen: „Ich hab’s dir ja gesagt.“ Das hätte ihr gefallen.

Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich ganz allein war. Unsere Verwandten waren entweder tot oder in andere Länder ausgewandert. Ich hatte keine echten Freunde mehr im Dorf von Ballykillin. Die anderen Mädchen, mit denen ich in meiner Kindheit gespielt hatte, waren schon lange mit groben Rüpeln verheiratet und hatten in ihren Köpfen nur noch Raum für Gedanken an Essen, Bier und Bett. Ich bestand auf etwas Besseres, obwohl ich mir nicht sicher war, wo ich es finden würde. Der Witz war, dass diese Mädchen mich bemitleideten – ich war die Junggesellin, zu alt, als dass mich jemand gewollt hätte, eine hoffnungslose alte Jungfer. Wir hatten uns selbstverständlich vor langer Zeit auseinandergelebt, als ich ausgewählt wurde, im Herrenhaus mit den beiden Töchtern des Gutsbesitzers unterrichtet zu werden. Nicht, dass ich Miss Vanessa und Miss Henrietta meine Freundinnen hätte nennen können. Sie schafften es stets, dass ich mich wie ein Eindringling fühlte – auf ihre wohlerzogene, vornehme Art, natürlich. Und jetzt waren sie in die englische Gesellschaft aufgebrochen und hatten lediglich ein höfliches Nicken für mich übriggehabt, als ihre Kutschen an mir vorüberfuhren.

Also hatte ich in der ganzen Welt niemanden, der auf meiner Seite stand. Es war ein beängstigender Gedanke, aber auch herausfordernd. Es bedeutete, dass ich niemandem irgendetwas schuldig war. Ich war frei von Ballykillin, frei von all dem Kochen und Putzen für unsere undankbaren Männer, frei zu sein, wer ich sein wollte ... wenn ich nur weit genug wegkäme, um neu anzufangen. Eine Sache war sicher – ich hatte nicht vor, jetzt schon zu sterben.

Es war später Nachmittag, als wir im Bahnhof von Belfast ankamen. Ich bedeckte meinen Kopf mit meinem Schultertuch und mischte mich unter all die Frauen, die aus den Stofffabriken kamen. Ich erlaubte mir, mit dem Strom fortgerissen zu werden, bis ich zu den Docks gelangte. Niemand hielt mich auf, als ich auf das Schiff ging, aber ich hielt den ganzen Weg bis nach England meinen Kopf bedeckt und mein Gesicht verborgen. Ich schlief die ganze Nacht nicht länger als einen Augenblick lang und als die Küste von England im kalten Morgenlicht auftauchte, war ich hohläugig und erschöpft.

Dann war ich dort, in einer fremden Stadt, einem fremden Land, mit vier Pence in der Tasche und ohne Vorstellung davon, was ich als Nächstes tun sollte. Als ich die Landungsbrücke hinunterkam, erblickte ich ein großes, herrliches Schiff mit zwei schönen Schornsteinen.

„Schau, da ist die Majestic. White Star Linie“, hörte ich eine Frau hinter mir sagen. „Du weißt schon – die, auf der O’Sheas Junge nach Amerika fährt.“

Amerika, dachte ich mit einem sehnsüchtigen Lächeln. Da würde ich hingehen, wenn ich mehr als vier Pence in der Tasche hätte. Irische Jungen flohen stets nach Amerika, wenn sie Schwierigkeiten mit den Engländern bekamen. Ich trat einen Moment aus dem Strom der Passagiere heraus und starrte zu dem schönen Schiff hinauf. Meine Güte, es war riesig. Dort auf den Docks zu stehen und hinaufzublicken war wie zu den größten Klippen aufzuschauen, die ich je gesehen hatte. Man könnte ganz Ballykillin hier hinein verfrachten und hätte immer noch genügend Platz für ein paar Kathedralen.

Der Strom der Menschen drängte sich um mich herum, schob mich vorwärts und weg von den Docks. Dann löste sich die Menge wie von Zauberhand auf und ich war allein, blickte auf eine breite Promenade, gesäumt von großen, eleganten Gebäuden, die ich bisher nur auf Bildern gesehen hatte. Eines von ihnen hatte an der Front sogar Säulen wie ein römischer Tempel. Vor den Gebäuden standen Kutschen und Hansom-Taxen, und Damen mit großen, wunderschönen Hüten und pelzbesetzten Umhängen schlenderten vorüber. Ich vergaß, dass ich...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2020
Reihe/Serie Molly Murphy ermittelt
Molly Murphy ermittelt-Reihe
Molly Murphy ermittelt-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ir-isch-e-r-land • klassisch-Who-done-it • Krimi-nal-roman-fall • New York • Spannung-s-roman • Tod-es-mord-fall-tat-ort-opfer-ermittlung-en-kommissar • US-A-merika-n-er-in-isch
ISBN-10 3-96087-801-X / 396087801X
ISBN-13 978-3-96087-801-8 / 9783960878018
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