Vespasian: Das zerrissene Reich (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
528 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00630-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vespasian: Das zerrissene Reich -  Robert Fabbri
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Das britische Bestseller-Epos über das Leben des Kaisers Vespasian geht weiter! Exakt recherchierte Historie und packende Action für Fans von Bernard Cornwell und David Gilman. A.D. 58: Das Römische Reich wird von innen erschüttert: Kaiser Nero hat einen Tross von Speichelleckern um sich versammelt, und zusammen wüten sie des Nachts in Roms ungeschützten Straßen. Neros Ausgaben steigen ins Unermessliche, zugleich ist die Kontrolle über Britannien kaum noch zu bezahlen. Kann Nero sich aus der Provinz zurückziehen, ohne als Verlierer dazustehen? Panisch versuchen die römischen Investoren, ihren Reichtum aus Britannien abzuziehen. Vespasian muss noch einmal auf die Insel. Dort wird er in eine tödliche Rebellion verwickelt, angeführt von der unerbittlichen und furchtlosen Königin und Heerführerin Boudicca. Während der Aufstand um sich greift, muss Vespasian seinen Auftrag erfüllen - bevor ganz Britannien in Flammen aufgeht ...

 Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot - I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten - und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.

 Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot – I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten – und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor. Anja Schünemann studierte Literaturwissenschaft und Anglistik in Wuppertal. Seit 2000 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin der verschiedensten Genres und hat seitdem große Romanprojekte und Serien von namhaften Autorinnen und Autoren wie Philippa Gregory, David Gilman sowie Robert Fabbri aus dem Englischen ins Deutsche übertragen. Historische Romane sind eines ihrer Spezialgebiete: Von der Antike bis zum Mittelalter, in die frühe Neuzeit sowie bis ins 20. Jahrhundert verfügt sie über einen reichen Wissensschatz, der ihre Übersetzungen zu einem gelungenen Leseerlebnis macht.

Prolog


Rom,
November A.D. 58

Nur wenige konnten Neros Gastmähler genießen. Sie schienen kein Ende zu nehmen, und der heutige Abend bildete keine Ausnahme.

Es lag nicht an der endlosen Abfolge der Speisen, die allesamt köstlich angerichtet waren und von Dutzenden spärlich bekleideter – sofern denn überhaupt bekleideter – Sklaven beider Geschlechter sowie solcher ohne Geschlecht aufgetragen wurden. Es lag auch nicht an der geistlosen Konversation oder den künstlerischen Darbietungen, die aus einer ganzen Reihe heroischer Oden in den vom Kaiser bevorzugten Stilrichtungen bestanden. Sie wurden teils auf Griechisch, teils auf Latein von einem unerträglich selbstgefälligen Leierspieler vorgetragen, der keine Zweifel an seinen eigenen Fähigkeiten kannte und wusste, dass er hoch in der Gunst des Kaisers stand. Selbst die vulgär anmutende Größe der Veranstaltung wäre noch verzeihlich gewesen – auf dreißig Speisesofas lagen jeweils drei Gäste an niedrigen Tischen, die u-förmig um den Gastgeber angeordnet waren –, doch seit Nero regierte, waren derartige Festessen nichts Ungewöhnliches mehr.

Nein, nichts von alledem war der Grund dafür, dass Titus Flavius Sabinus jeder Moment dieser Veranstaltung zur Qual wurde und er zu seinem Herrn Mithras betete, der Abend möge bald zu Ende gehen. Es war ein gänzlich anderer Faktor: Angst.

Die Angst hielt alle im Raum gefangen wie ein unsichtbares Netz, wie wenn bei den Gladiatorenspielen der Retiarius sein mit Bleigewichten beschwertes Netz auswarf und es zuzog, sodass niemand mehr daraus entkommen konnte. Die meisten Gäste waren in diesem Netz der Angst gefangen, auch wenn niemand es sich anmerken ließ. Denn nach gut vier Jahren unter diesem Kaiser hatte die Elite Roms gelernt: Wenn man vor Nero Angst zeigte, stachelte ihn das nur zu noch schlimmeren Exzessen an.

Es war nicht immer so gewesen. In den ersten Jahren seiner Herrschaft hatte Nero sich in Mäßigung geübt, wenigstens in der Öffentlichkeit. Allerdings hatte er seinen Adoptivbruder Britannicus missbraucht und anschließend vergiftet, den leiblichen Sohn und wahren Erben von Kaiser Claudius, der seiner Jugend wegen übergangen worden war. Doch diese Gräueltat konnte, wenigstens soweit es den Brudermord betraf, durch politische Notwendigkeit gerechtfertigt werden: Hätte Britannicus länger gelebt, hätten sich Unterstützer um ihn scharen können, die ihn statt Nero auf dem Thron sehen wollten. Es hätte Zwietracht gegeben, die womöglich eskaliert wäre. Sein Tod, so wurde argumentiert, hatte einem neuen Bürgerkrieg vorgebeugt, Britannicus war also letztlich für das Allgemeinwohl geopfert worden. Deshalb war das Volk bereit zu vergessen, dass der Knabe am Vorabend seines vierzehnten Geburtstags, an dem er das Mannesalter erreicht hätte, ermordet worden war.

Nachdem somit sein einziger ernsthafter Rivale tot war, ebenso wie ein paar weitere weniger bedeutende Widersacher, hatte Nero sich in einem bequemen Leben im Überfluss eingerichtet. Die Regierungsgeschäfte überließ er größtenteils seinem einstigen Lehrer und jetzigen Berater Lucius Annaeus Seneca sowie dem Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus. Er selbst widmete sich indessen seinen beiden Leidenschaften, dem Wagenrennen und dem Gesang, beides selbstverständlich im Privaten. Es wäre undenkbar gewesen, dass ein Patrizier, erst recht der Kaiser, öffentlich solch unwürdigen Betätigungen nachging, die sonst nur Freigelassene und Sklaven ausübten. Nero war sich der Würde seines Standes wohl bewusst, und so hielt er seine Vorlieben vor allen bis auf den engsten Kreis auf dem Palatin geheim. Für das Volk von Rom war der sogenannte goldene Kaiser, dessen Haar strahlte wie die Morgenröte, ein aufrechter und gnädiger Herrscher. Davon zeugten auch die großzügigen Spiele und öffentlichen Festessen, die er stiftete. Nach außen hin führte er eine sittsame Ehe mit Claudius’ Tochter Claudia Octavia und betrug sich ganz und gar wie ein würdiger Römer. Dass die Ehe im Grunde genommen inzestuös war, wurde – wiederum für das übergeordnete Wohl – geflissentlich übersehen. Doch hinter der Fassade sah es anders aus.

Inzwischen hatten allerdings alle, die Nero nahestanden, erkannt, dass niemand anders als er selbst sein Verhalten zügeln konnte. Entschied er, es nicht zu tun, so war das sein Vorrecht. Seneca und Burrus hatten sich einst die Aufgabe geteilt, den jungen Princeps zu einem maßvollen und gerechten Herrscher zu formen, doch mittlerweile waren sie machtlos gegen die wachsenden Begierden des nunmehr fast einundzwanzigjährigen Nero.

Und diese Begierden waren groß.

Zu groß, um von seiner steifen, patrizischen Gemahlin befriedigt zu werden, die zu seiner Linken lag. Ihr Gesicht war ausdruckslos wie stets in den vergangenen vier Jahren, seit Nero sie demütigte, indem er sich eine Freigelassene ins Bett holte und ihr, seiner Ehefrau, die Möglichkeit vorenthielt, einen Erben zu empfangen. Doch nicht einmal die Reize der Freigelassenen Acte stellten den wollüstigen jungen Mann zufrieden, der erkannt hatte, dass er alles tun konnte, was ihm beliebte.

Wie sich herausstellte, beliebte ihm so einiges. Dass er die Elite Roms spontan und ohne Vorankündigung zu üppigen Gastmählern rief, mochte zwar lästig sein, doch es war noch die harmloseste seiner Launen. Es gab weit anrüchigere Betätigungen, an denen Nero noch größeres Vergnügen fand. Einer davon würde der Kaiser nachher wohl wieder einmal nachgehen, wie Sabinus erriet, als Tigellinus, der Präfekt der Vigiles, sich seinem Sofa näherte.

Tigellinus, ein Mann mit dunklen Augen und scharfen Gesichtszügen, beugte sich hinunter, um Sabinus ins Ohr zu flüstern: «Von der vierten Stunde an auf dem Quirinal.» Mit einem Grinsen, das dem Ausdruck eines tollwütigen Hundes glich, tätschelte er Sabinus’ Wange, ehe er sich wieder entfernte.

Sabinus griff seufzend nach seinem Becher und leerte ihn in einem Zug, dann hielt er ihn hinter sich. Ein nackter junger Sklave, der am ganzen Körper silberfarben geschminkt war, schenkte ihm nach. Indessen wandte Sabinus sich mit leiser Stimme an seinen beleibten Nachbarn. «Du solltest rasch nach Hause gehen, sobald das Mahl beendet ist, Onkel – sofern es denn jemals endet. Er plant, heute Nacht wieder auszugehen. Tigellinus hat mir mitgeteilt, dass seine Vigiles ab der vierten Nachtstunde nicht mehr auf dem Quirinal patrouillieren, natürlich abgesehen von dem Trupp, der Nero heimlich folgt, um für seine Sicherheit zu sorgen.»

Sein Onkel, Gaius Vespasius Pollo, strich sich eine sorgfältig gekräuselte Locke seines schwarz gefärbten Haares aus den geschminkten Augen und schaute Sabinus an. Er war sichtlich bestürzt, dass die Nachtwachen Roms aus seinem Viertel abgezogen wurden. «Doch nicht schon wieder auf dem Quirinal, lieber Junge? Die Gegend hat sich von seinem Streifzug im vergangenen Monat noch nicht wieder erholt.»

Sabinus nickte und trank nachdenklich einen Schluck aus seinem Becher. «Ein Block mit Mietwohnungen und zwei Häuser sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt, außerdem gab es ein halbes Dutzend Vergewaltigungen, unzählige gebrochene Knochen und mehrere Morde. Und Iulius Montanus wurde gezwungen, sich selbst zu töten, weil er es gewagt hatte, sich zu wehren. Er hielt seinen Angreifer für einen Sklaven mit einer albernen Perücke.»

Gaius’ feiste Wangen und sein Doppelkinn zitterten vor Entrüstung. Er nahm sich noch eine Sardellenpastete. «Einen Mann von senatorischem Rang für so etwas zum Selbstmord zu zwingen. Dabei hat er sich entschuldigt, sobald er erkannte, dass der Gegner, den er inzwischen im Schwitzkasten hatte, in Wirklichkeit der Kaiser war. Das ist wirklich unerhört. Es geht nun schon über ein Jahr so. Wie lange müssen wir dergleichen noch erdulden?» Das Gebäck verschwand in Gänze in Gaius’ Mund.

«Du kennst die Antwort: so lange, wie es Nero gefällt. Es ist seine Vorstellung von Vergnügen, und da sein Freund Otho und andere junge Böcke ihn noch ermutigen, kann es nur schlimmer werden.» Sabinus schaute zu dem hochgewachsenen, gutgebauten und überaus attraktiven Mann hinüber, der zur Rechten des Kaisers lag: Marcus Salvius Otho, drei Jahre älter als Nero, war seit dessen zehntem Lebensjahr immer wieder zeitweise der Geliebte des Kaisers.

«Und als Stadtpräfekt, der für Recht und Ordnung verantwortlich ist, stehst du am Ende als der Dumme da, lieber Junge.» Gaius fiel in den stürmischen Applaus ein, den der hemmungslos weinende Nero anführte, nachdem der Leierspieler seinen letzten Vortrag beendet hatte.

Sabinus hob die Stimme, um den übertriebenen Beifall zu übertönen. «Du weißt sehr wohl, dass ich nichts dagegen tun kann. Tigellinus gibt mir Bescheid, von wo er seine Patrouillen abzieht, damit ich eine Centurie der Cohortes urbanae in der Gegend in Bereitschaft halten kann für den Fall, dass Nero schnell in Sicherheit gebracht werden muss oder sein Treiben einen Aufruhr verursacht. Er sagt, er versucht, die Gewalt auf ein Minimum zu begrenzen.»

«Von wegen!», schnaubte Gaius und nahm sich noch eine Pastete. «Ich verwette mein fettes Hinterteil darauf, dass es ihm gar nicht gewalttätig genug zugehen kann. Ihm ist es doch nur recht, wenn wir alle in Angst leben, denn je mehr wir Nero fürchten, desto sicherer ist er in seiner Position und Tigellinus ebenfalls. Glücklicherweise stehen vier von Tigrans Jungs bereit, um mich nach Hause zu eskortieren. Seit er von Magnus die Führung der Bruderschaft vom südlichen Quirinal übernommen hat, muss ich solche Dienste allerdings mit...

Erscheint lt. Verlag 19.5.2020
Reihe/Serie Die Vespasian-Reihe
Übersetzer Anja Schünemann
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Ben Kane • Bernard Cornwell • Boudicca • Britannien • David Gilman • Historischer Roman • Intrige • Italien • Kaiser • Nero • Politik • Rom • Römisches Reich • Schlacht • Simon Scarrow • Thron • Vespasian
ISBN-10 3-644-00630-X / 364400630X
ISBN-13 978-3-644-00630-0 / 9783644006300
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