Nordseefalle. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Nordseefalle. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2019 | 1. Auflage
120 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-042-1 (ISBN)
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Nur einen Tag nach seiner Rückkehr ins ostfriesische Norddeich liegt der entlassene Häftling Raik Meggers erstochen im Haus seiner Ex-Frau. Offensichtlich wurde ihm eine tödliche Falle gestellt, denn am Tatort sind keinerlei Kampfspuren zu entdecken. Raik wollte der Kriminalreporterin Dortje Brannum am nächsten Tag seine Geschichte erzählen, doch dazu kam es nicht mehr. Geschah der Mord, um zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt? Und was ist damals vor Raiks Verurteilung in dem idyllischen Nordseeort wirklich geschehen? Die Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Kripo Norden nehmen das Umfeld von Raiks Ex-Frau Svea ins Visier. Dabei stoßen sie nicht nur auf ein skrupelloses Verbrecher-Duo aus Bremen, sondern auch auf eine wertvolle gestohlene Münzsammlung...

1


 

»Heute wird Raik Meggers aus der Haft entlassen.«

Mit diesen Worten eröffnete Hauptkommissar Freden die morgendliche Besprechung mit Kommissar Torsten Köhler und Kommissar Gerrit Wolter. Es versprach wieder ein ruhiger Sommertag an der ostfriesischen Küste zu werden. Die Sonne strahlte in das Dienstzimmer und tauchte es in ein Licht, das Köhler an die Provence erinnerte. Dort hatte er einen deutschen Serienmörder gejagt, als er noch als Zielfahnder des Bundeskriminalamtes tätig gewesen war. Doch diese Phase seines Lebens lag inzwischen schon einige Jahre zurück.

Köhler hakte nach: »Dieser Name sagt mir nichts.«

Der Chef nickte.

»Richtig, die Verhaftung und spätere Verurteilung erfolgte, bevor Sie zu uns gestoßen sind. – Herr Wolter, fassen Sie bitte die damaligen Ereignisse für Ihren Kollegen zusammen.«

Im Gegensatz zu Köhler war Wolter ein gebürtiger Ostfriese und kannte sich in Norden und Umgebung bestens aus. Er verfügte über eine unerschütterliche Ruhe, die von oberflächlichen Menschen oft als Stumpfheit missverstanden wurde. Doch Köhler hätte sich keinen besseren Ermittler an seiner Seite wünschen können. Gemeinsam hatten sie schon einige verzwickte Fälle gelöst.

Freden war an diesem Morgen gut gelaunt, daher hatte er seinen Mitarbeitern Tee angeboten. Wolter nahm einen Schluck von dem ostfriesischen Lebenselixier, bevor er mit seinem Bericht begann.

»Meggers betrieb einen Hausmeisterservice, bevor er straffällig wurde. Er ist so eine Art Allround-Handwerker. In den zahlreichen Pensionen und Hotels in Norden und Norddeich geht ja immer mal wieder etwas kaputt, und dann muss schnell eine Reparatur erfolgen. Meggers konnte man notfalls auch um drei Uhr früh anrufen, wenn eine Dusche nicht funktionierte oder ein Türschloss defekt war. Er kam, arbeitete schnell und zuverlässig, und seine Preise waren nicht übermäßig hoch.«

»Das klingt für mich nach einem Musterknaben. Wie geriet er auf die schiefe Bahn?«

»Vor ungefähr fünfeinhalb Jahren betätigte Meggers’ Schwägerin den Notruf. Sie hatte ihre Schwester Svea mit einer blutenden Wunde am Kopf in ihrer Küche gefunden. Wir schickten sofort einen Streifenwagen nach Norddeich, wo die Meggers wohnten. Eine Ambulanz machte sich natürlich auch auf den Weg. Als die Frau später zu sich kam, beschuldigte sie ihren Ehemann. Es hätte Streit gegeben, und er wäre mit einem Schraubenschlüssel auf sie losgegangen. Meggers beteuerte seine Unschuld, doch wir fanden das Werkzeug mit seinen Fingerabdrücken und Sveas Blut darauf.«

»Tatzeugen gab es nicht?«

»Nein, Torsten. Dass es zwischen den Eheleuten kriselte, war hingegen ein offenes Geheimnis. Außerdem konnten wir keine weiteren Tatverdächtigen ermitteln. Die Aussage von Svea Meggers war plausibel. Außerdem konnte ihr Mann für die mutmaßliche Tatzeit kein Alibi vorweisen.«

»Wie lautete das Gerichtsurteil?«, wollte Köhler wissen.

»Fünf Jahre Freiheitsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung«, antwortete der Ostfriese. »Eine Tötungsabsicht sah der Staatsanwalt nicht. Meggers’ Anwalt war ein besserwisserischer Jungspund. Er wollte in Berufung gehen, ist damit aber krachend gescheitert.«

Der Hauptkommissar runzelte die Stirn.

»Das klingt so, als ob Sie Zweifel an Meggers’ Täterschaft hätten, Herr Wolter.«

Der Kommissar zuckte mit den Schultern.

»Ich sage nur, dass er nie ein Geständnis abgelegt hat. Die Indizienlage war jedenfalls eindeutig.«

»So ist es«, bestätigte Freden nickend. »Svea Tauber hat sich an mich gewandt. Sie fürchtet sich davor, dass Meggers zurückkehrt und sich an ihr rächen will. Das Ehepaar ist inzwischen rechtskräftig geschieden, also wird er nicht zu seiner Ex zurückkehren können. Meggers’ Bruder wohnt ebenfalls in Norddeich. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass er zunächst dort unterkommt.«

»Sie denken an eine Gefährderansprache?«, mutmaßte Köhler.

»Ja, genau. Ich möchte, dass Sie sich Meggers zur Brust nehmen und ihn eindringlich davor warnen, wieder Unsinn zu machen. Er hat jetzt die Chance, in ein normales Leben zurückzukehren.«

»Wo hat der Mann seine Strafe abgesessen?«, fragte Köhler.

»In der JVA Lingen«, erwiderte der Chef.

»Wissen Sie, um welche Uhrzeit er entlassen wird?«

»Das müsste jetzt, in diesen Minuten, geschehen.«

»Angenommen, Meggers kommt direkt von Lingen hierher. Die Bahn benötigt für die Strecke nach Norddeich fast zweieinhalb Stunden. Herr Wolter und ich könnten ihn also am Bahnhof abpassen.«

»Ja, das ist eine gute Idee«, sagte Freden. »So können Sie ihm ins Gewissen reden, bevor er auf dumme Gedanken kommt. Verdeutlichen Sie ihm eindringlich, dass die Polizei ihn im Auge behält und neuerliche Straftaten unterbinden wird.«

Die beiden Kommissare verfügten über genügend Diensterfahrung, um bei einem Verdächtigen die passenden Worte zu finden. Sowohl Köhler als auch Wolter wussten, dass ihr Vorgesetzter sich gern wichtigmachte. Also ließen sie die überflüssige Belehrung über sich ergehen, ohne eine Reaktion zu zeigen.

Köhler hatte von seinem ostfriesischen Kollegen gelernt, sich nicht aufzuregen, wenn es irgendwie vermeidbar war. Viele Dinge erledigten sich sozusagen von selbst, wenn man nur beharrlich genug blieb. Seit der ehemalige BKA-Zielfahnder nach dieser Devise lebte, kam er mit seinem Alltag viel besser zurecht.

»Wenn wir noch so viel Zeit haben, können wir erst bei Meggers’ Ex-Frau vorbeifahren und sie beruhigen«, schlug Wolter vor.

»Ja, meinetwegen«, murmelte der Chef. »Die Hauptsache ist, dass es keine neuen Vorfälle gibt.«

Die Unterredung war beendet. Die Ermittler stiegen in ihren Dienstwagen, der hinter dem Kommissariat am Markt in Norden geparkt war.

»Ich wundere mich, dass Dortje mir von diesem Fall noch gar nichts erzählt hat«, sagte Köhler, als sie Richtung Norddeich fuhren. »Es gibt doch normalerweise kein Gewaltverbrechen in Norden und Umgebung, über das sie nicht bestens Bescheid weiß.«

»Zu der Zeit, als wir Meggers verhafteten, war deine Freundin noch im Volontariat, Torsten. Sie ist erst ein Jahr später beim Friesenblatt Kriminalreporterin geworden. Und so spektakulär war der Fall ja gar nicht. Zum Glück hat es keine Toten gegeben.«

Norddeich war ein Ortsteil von Norden. Dort konnte man auf die Inseln Juist und Norderney übersetzen. Auch an diesem Tag wurde die Straße Richtung Küste von zahlreichen Fahrzeugen mit auswärtigen Nummernschildern verstopft. Die Kommissare kamen nur langsam voran.

»Warum hat Meggers nie gestanden?«, dachte Köhler laut nach.

»Womöglich war er gar nicht der Täter.«

Wolter gab diesen Satz so gelassen von sich, wie sein Kollege es von ihm kannte. Köhler wurde stutzig.

»Du sagst das so ruhig, Gerrit – habt ihr denn gar nicht versucht, einen anderen Ermittlungsansatz zu finden?«

Kaum hatte der ehemalige BKA-Zielfahnder diese Frage gestellt, als er sie schon bereute. Wolter war kein Dummkopf, auch wenn einige Menschen ihn dafür hielten. Zum Glück schien er nicht gekränkt zu sein.

»Selbstverständlich hielten wir nach anderen möglichen Tätern Ausschau. Allerdings blieb Svea felsenfest bei ihrer Aussage, dass ihr Ehemann sie angegriffen hätte. Meggers hatte ein Motiv, er schien grundlos eifersüchtig zu sein. Und es gelang uns nicht, einen weiteren Tatverdächtigen aufzutreiben.«

»Wo fand die Attacke eigentlich statt?«, wollte Köhler wissen.

»In der Küche des Einfamilienhauses, in dem die Meggers lebten. Svea wohnt immer noch da.«

»Hat das Ehepaar Kinder?«

»Ja, der gemeinsame Sohn heißt Michel. Er lebt bei Svea und müsste jetzt siebzehn oder achtzehn Jahre alt sein«, sagte Wolter.

Während ihres Gesprächs näherten sie sich der Küstenlinie. Die Prielstraße war eine ruhige Wohnstraße ohne viel Durchgangsverkehr. Wie überall in Norddeich hatten viele Häuser ein Schild mit der Aufschrift ZIMMER FREI im Fenster.

Wolter stoppte das Auto vor einem kleinen Friesenhaus, das nach Köhlers Schätzung vor mehr als fünfzig Jahren erbaut worden war. Heckenrosen rankten sich an der dem Meer abgewandten Seite der roten Backsteinmauer empor.

»Svea ist daheim«, brummte der Ostfriese. Er deutete auf einen blauen Skoda Kombi, der in einem Carport neben dem Gebäude stand. Auf der Beifahrertür war die Aufschrift TAUBER GEBÄUDEREINIGUNG angebracht.

Wolter klingelte. Im Haus herrschte Totenstille. Köhler schaute sich um. Ob der Chef sich geirrt hatte, was den Zeitpunkt der Haftentlassung betraf? Hatte Meggers womöglich einen früheren Zug genommen und befand sich längst in...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-042-9 / 3965860429
ISBN-13 978-3-96586-042-1 / 9783965860421
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