The Colony - ein neuer Anfang (eBook)
528 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45191-5 (ISBN)
Patrick S. Tomlinson lebt und arbeitet in Milwaukee, Wisconsin. Wenn er nicht schreibt, arbeitet er an seinem neuen Bühnenprogramm als Stand-up-Comedian. 'The Ark - Die letzte Reise der Menschheit' ist sein erster Roman.
Patrick S. Tomlinson lebt und arbeitet in Milwaukee, Wisconsin. Wenn er nicht schreibt, arbeitet er an seinem neuen Bühnenprogramm als Stand-up-Comedian. "The Ark - Die letzte Reise der Menschheit" ist sein erster Roman.
Kapitel 1
Die Sterne leuchteten hell. Vor allem die neuen.
Ihnen galt Kexx’ Aufmerksamkeit, ihretwegen hatte sier so spät in der Nacht noch den Schutz der Halobäume rund um G’tel verlassen. Hier draußen mischte sich nicht das Licht der Lagerfeuer mit dem des Nachthimmels. Kexx musterte die beiden neuen, stecknadelkopfgroßen Lichter und fragte sich, was sie wohl bedeuten mochten, während die Wärme der Dorffeuer langsam aus sienem Körper wich.
Ein junges, unerfahrenes Ulik wagte sich auf die Lichtung und verriet damit die Anwesenheit seines Rudels. Kexx ließ kurz Licht über siene Haut schimmern, um die Uliks wissen zu lassen, dass sier sie beobachtete, und um ihnen den Kurzspeer zu zeigen, der neben siem im Boden steckte.
Das Ulik war offenbar jung genug, um sich erwischen zu lassen, aber erfahren genug, um zu wissen, was ein erwachsener Bewohner G’tels mit einer Speerspitze anrichten konnte. Zur Antwort ließ es eine Welle sanften, blauen Lichts über seine Vorderbeine laufen, und das Rudel begab sich zum Strand, um in den Gezeitentümpeln nach weit weniger gefährlicher Beute zu suchen.
Kexx sah ihnen nach. Es waren insgesamt acht. Für ein Ulikrudel eine beachtliche Größe, doch die meisten von ihnen wirkten dürr. Vielleicht hatten sich die Ausgestoßenen gesünderer Rudel zusammengetan, um sich gegenseitig Sicherheit zu bieten. Hätte das Rudel sich entschlossen, Kexx anzugreifen, hätte sier sie wahrscheinlich nicht alle töten können, ehe sie sien überwältigt hätten, aber sier hätte mehr Uliks erledigt, als zu verlieren das Rudel sich leisten konnte, wenn es auch morgen noch Beute machen wollte. Also war es weitergezogen. Die einfache Mathematik des Lebens auf der Oberfläche. Kexx wünschte dem Rudel Glück auf seinen Wanderungen und wandte sienen Blick wieder den neuen Sternen zu.
Drei Jahre war es her, dass der weniger helle erschienen war, und nach drei Umläufen Varrs war dann der hellere aufgetaucht. Sie hatten noch keine Namen, in erster Linie, weil die Ältesten überzeugt waren, es handle sich um Samen von Cuut, die nur darauf warteten, Feuer auf sie herabregnen zu lassen, wie in den alten Legenden. Mehr als eine Familie war in jener ersten Nacht aus dem Dorf geflohen, um in den Schutz von Xis’ Schoß unter der Erde zurückzukehren, und hatte feststellen müssen, dass die Schwarze Brücke versperrt war und von den Bewohnern bewacht wurde, die Flüchtlinge nicht gerade mit offenen Armen empfingen. Das hätte eigentlich niemanden überraschen dürfen. Die Bewohner duldeten ja kaum Händler, geschweige denn weitere Mäuler, die sie stopfen mussten.
Kexx konnte ihnen ihre Angst nicht verdenken, doch sier war nicht überzeugt von der Gefahr. Zwar hatten die neuen Sterne schon nach wenigen Tagen ein Bewegungsmuster gezeigt, und jetzt standen sie Seite an Seite reglos am Nachthimmel – aber das war nicht das Seltsamste, was geschehen war.
Zuerst war der Gesandte in der harten Schale gekommen, um sie durch seine Kristallaugen zu beobachten. Für welches Mitglied ihres Göttertriumvirats er als Beobachter fungierte, war Gegenstand anhaltender erhitzter Diskussionen. Nichtsdestoweniger hatten die Ältesten angeordnet, ihn in den Tempel des Cuut zu schaffen, damit man ihm Speise- und Trankopfer darbringen und dafür sorgen konnte, dass er nur zu sehen bekam, was er sehen sollte.
Dann, fast ein Jahr später, hatte der kleinere Stern einen Lichtstrahl ausgesandt, lang und gerade wie die Kante eines Kristalls, der den größeren Stern berührt und sich langsam auf den Ozean weit im Osten herabgesenkt hatte.
Sosehr sich die Ältesten auch bemüht hatten, sie hatten keinerlei Erwähnung eines solchen Ereignisses in den Liedern und Schriftrollen gefunden. Auf ihrer verzweifelten Suche nach Antworten hatten sie sogar einen Abgesandten zu den Bewohnern geschickt, die mit Xis in der Tiefe kommunizierten, doch selbst deren Weisen waren uneins über die Bedeutung des Omens gewesen. Manche glaubten, es handle sich um Cuut, dier gekommen war, um sienen langen Kampf mit Xis ein für alle Mal zu Ende zu bringen. Andere vertraten die Auffassung, die neuen Sterne seien Boten Varrs und der Lichtstrahl sei eine Einladung, Xis’ Schoß endgültig zu verlassen. Natürlich hatten Kexx’ Dorf und die drei Handvoll anderen das schon vor Generationen getan, als sie sich aus den Höhlen der Bewohner herausgewagt hatten und nie zurückgekehrt waren. Eine Versammlung der Dorfältesten hatte darauf beharrt, das Omen sei nur für sie allein bestimmt und ginge die Bewohner einen Dreck an.
Kexx war kein Ältester des Glaubens und empfand sich nicht als qualifiziert, deren Aussagen infrage zu stellen, aber sier wurde das Gefühl nicht los, dass nicht genügend Informationen zur Verfügung standen, um mit der unerschütterlichen Gewissheit, wie sie die Ältesten so oft an den Tag legten, solche genauen, widersprüchlichen Schlüsse zu ziehen.
Ein kühler Wind vom Meer her ließ Kexx frösteln. Die Haut auf den Armen und in den Falten sienes flachen Schädelkamms war noch feucht vom abendlichen Reinigungsritual. Eine neue Sturmfront bewegte sich auf das Dorf zu, das spürte Kexx in den Luftblasen. Sier hob die Hände in den Wind und spreizte die Finger, um sie von der salzigen Meeresbrise liebkosen zu lassen.
Etwas im Wind erregte siene Aufmerksamkeit. Ein unbekannter Duft mischte sich mit dem Geruch des Meeres. Kexx spreizte die Arme weit und versuchte auszumachen, woher der seltsame Geruch kam, doch der Wind verwirbelte ihn zu sehr, um das festzustellen. Egal. Einen Augenblick später zerriss ein warnendes Heulen die Stille der Nacht. Ein Ulik hatte etwas bemerkt, was ihm überhaupt nicht gefiel.
Kexx sprang auf und packte den Schaft sienes Kurzspeers. Das Rudel befand sich gleich unterhalb von siem am Strand. Zuckende Lichtwellen huschten über die Haut der Uliks, ein typisches Zeichen für eine Bedrohung. Wovon auch immer der Geruch stammte, es hatte ein ganzes Ulikrudel erschreckt. Vorsichtig ging Kexx in die Hocke und huschte geduckt Richtung Strand, während das hellblaue Licht auf siener Haut auf Stecknadelkopfgröße zusammenschrumpfte. Das Rudel hatte sich parallel zum Strand aufgereiht, mit Blickrichtung aufs Meer, und versuchte, so groß und bedrohlich wie möglich zu wirken.
Kexx ließ den Blick über die Wellen schweifen, versuchte zu erkennen, was dem Rudel solche Angst einjagte. Augenblicke später sah sier das Loch im Wasser. Eine schwarze Leere, dunkel wie eine bewölkte Nacht, trieb auf der Oberfläche. Sie war mindestens so groß wie ein Bulo-Kadaver. Aus dem Rücken der Kreatur erhob sich ein riesiger, durchscheinender, dreieckiger Kamm, der sich im Wind bauschte.
Das Hautleuchten des Rudelführers verändert sich abrupt, als die Kreatur mit unverminderter Geschwindigkeit näher kam. Ein Ulik verlor die Nerven, wirbelte herum und suchte panisch Schutz in den Getreidefeldern, dicht gefolgt vom Rest des Rudels. Kexx’ Instinkte drängten sien, ihrem Beispiel zu folgen, doch die Neugier schien sienin Füße auf dem Sandstrand festgenagelt zu haben. Solange sier nicht ins Wasser ging, stellte die riesige Kreatur keine Bedrohung dar.
Das zumindest sagte sich Kexx beständig, während die Kreatur so heftig am Strand anlandete, dass sie eine Furche in den Sand grub. Derart gestrandet, lehnte sich das geheimnisvolle Geschöpf mit einem ächzenden Keuchlaut, der an knarrendes Holz erinnerte, zur Seite. Die Muskeln in Kexx’ Beinen waren angespannt, um schnell fliehen zu können, doch sier beobachtete die Kreatur genau und betete im Stillen zu Xis oder gar Cuut, sie möge nicht plötzlich Beine ausfahren und sien niedertrampeln. Aber der riesige Albtraum blieb reglos.
Tierlaute schallten durch die Nacht. Zuerst leise und verwirrt, als wachten die Tiere gerade auf, dann lauter und zahlreicher. Sie waren schrill, klangen beinahe wie das Geplärr von Kindern. Noch absonderlicher war, dass sie aus der gestrandeten Kreatur zu kommen schienen.
Kexx unterdrückte ein Keuchen und umklammerte den Schaft des Kurzspeers, als die erste Gestalt aus der Kreatur trat. Sier sah nur ihre Silhouette gegen den Nachthimmel, doch sie schien zu klein für einen Erwachsenen zu sein. Sie hatte die Größe und Stimme eines Jugendlichen, doch ihre Proportionen und Bewegungen wirkten … unnatürlich.
Der Gestalt schlossen sich rasch zwei weitere an, dann noch vier. Bald standen mehr als zwei Handvoll von ihnen auf dem Rücken der Kreatur. War das überhaupt eine Kreatur? Ehe Kexx länger darüber nachdenken konnte, flammte in der Hand einer der Gestalten ein gleißendes Licht auf, so hell, dass Kexx den Blick senken musste, um nicht geblendet zu werden. Drei weitere ließen ebenso weißes Licht wie Miniatursonnen aus ihren Händen leuchten, heller und reiner als das Leuchten jedes Lagerfeuers. Sie ließen die Lichtstrahlen über den Strand schweifen, als suchten sie etwas. Strahlen, erkannte Kexx, die dem Lichtfaden sehr ähnelten, der von den neuen Sternen im Westen herabstrahlte.
Kexx warf sich flach auf den Boden und machte sich so klein wie möglich. Kein Tier hatte ein so helles Hautlicht. Was auch immer die Fremden sein mochten, sie waren keine G’tel und auch nicht aus einem anderen Dorf des Straßennetzwerks, ja nicht einmal Bewohner. Mit dieser Erkenntnis durchzuckte Kexx eine Welle markerschütternder Angst. Zu erschrocken, um sich zu bewegen, aber doch zu neugierig, um den Blick abzuwenden, musterte sier die kleinen Wesen, die in den Sand hinuntersprangen und am Strand entlanggingen.
Dann und wann leuchteten sie einander an, wenn sie sich unterhielten, wodurch Kexx sie besser sehen konnte. Ihre Haut war glatt und leichenfahl, ohne die sich...
Erscheint lt. Verlag | 29.7.2019 |
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Übersetzer | Oliver Hoffmann |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | action • Arche • Außerirdische • Bryan Benson • detective • Ermittler-Duo • Ermittlungen • Gesellschaftsroman • G'tel • Kexx • Krimi • Kriminalroman • Massaker • Menschheit • Raumschiff • Reise • Rettung • Science Fiction • science fiction bücher • Science Fiction Reihe • science fiction thriller • SciFi • SciFi-Krimi • Scifi-Roman • Scifi-Serie • SciFi-Thriller • Space Opera • Tau Ceti • Thriller • Weltraum |
ISBN-10 | 3-426-45191-3 / 3426451913 |
ISBN-13 | 978-3-426-45191-5 / 9783426451915 |
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