Dorian Hunter 24 - Horror-Serie (eBook)

Der Kopf des Vampirs

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8398-0 (ISBN)

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Dorian Hunter 24 - Horror-Serie - Earl Warren
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DER KOPF DES VAMPIRS

Professor Hendrik Vermeeren sah in den sauber geöffneten Leib des Patienten - als die OP-Schwester einen erstickten Schrei ausstieß!
»Halten Sie den Mund!«, rief der dunkelhäutige Fremde, der unbemerkt den Operationssaal betreten hatte. »Und Sie, Vermeeren - schneiden Sie dem Patienten das Herz, die Leber, die Milz und die Blase heraus. Jetzt auf der Stelle!«
Die schallgedämpfte Waffe, die der Mann auf Vermeeren gerichtet hielt, ließ diesem keine Wahl. Der Operateur begann mit dem Herz. Die anderen Organe folgten. Fein und säuberlich legte Vermeeren sie neben dem Leichnam auf den Operationstisch.

2. Kapitel

Die ältere Frau schlummerte friedlich. Thören Rosqvanas Augen funkelten vor Gier. Wie lange war es schon her, seit er zum letzten Mal die Vampirzähne in eine Halsschlagader geschlagen hatte, dass er den warmen, erquickenden Lebenssaft geschlürft hatte? Zu lange, viel zu lange.

Rosqvana ließ durch magische Kraft die Vorhänge zum Gang hin zugleiten, so dass man von außen nicht in das Abteil sehen konnte. Er spürte, wie seine Gesichtszüge sich verkrampften, wie das Verlangen immer größer wurde. Er öffnete den Mund. Die langen Zähne näherten sich der Kehle der schlafenden Frau. Einige köstliche Augenblicke genoss Rosqvana noch die Vorfreude, dann biss er zu. Seine Vampirzähne zerbissen die Halsschlagader der Schlafenden, und Rosqvana trank ihr Blut.

Die Frau riss die Augen auf, schloss sie aber gleich wieder halb. Sie leistete keine Gegenwehr. Der Biss des Vampirs lähmte ihren Körper und ihren Verstand.

Gierig trank Rosqvana, doch dann merkte er, dass das herrliche Gefühl der Sättigung ausblieb, dieses herrliche Hochgefühl, das ihn sonst immer überkommen hatte. Er verdrehte die rotglühenden Augen. Zum Teufel, das Blut strömte aus seinem Halsstumpf! Er hatte keinen Körper mehr, der es aufnehmen und verarbeiten konnte; so genoss er zwar den süßlichen Geschmack, der nagende Hunger jedoch blieb. Thören Rosqvana war wie ein Fass ohne Boden.

Er fluchte zu allen Unheiligen. In wütender Gier trank er das Blut seines Opfers, bis die unglückliche Frau keinen Tropfen mehr im Körper hatte. Am Boden des Abteils bildete sich eine große Blutlache.

Rasend vor Zorn und Gier ließ Rosqvana schließlich von seinem Opfer ab. Da wurde die Tür aufgerissen. Ndoyo stürmte herein. Der Vampirkopf schoss fauchend auf ihn los, doch das kleine goldene Kreuz am Hals ließ ihn zurückfahren. Thören Rosqvana schwebte etwas zurück und murmelte eine magische Beschwörung, die Ndoyo zu einem wehrlosen Opfer machen sollte. Rosqvana wollte ihn in seinen Bann schlagen, ihn dazu bringen, sein Kreuzchen abzulegen und sich ihm zu ergeben. Doch Ndoyo war gegen die Magie Rosqvanas gefeit, weil ihn sein dämonischer Herr und Meister gegen jede andere Zauberkraft immun gemacht hatte.

Ndoyo schloss die Abteiltür. Er hatte mit Schwierigkeiten seitens des Vampirkopfes gerechnet und trug in den Taschen bei sich, was er brauchte. Thören Rosqvana wusste nicht, dass Ndoyo der Gehilfe Johan Zaanders war; er hatte zwar mit diesem eine telepathische Traumverbindung gehabt, doch Zaander war nur Empfänger gewesen und hatte nichts übermitteln können.

Rosqvana murmelte uralte Beschwörungsformeln. Silben und Worte waren es, die keiner menschlichen Sprache entstammten. Ndoyo trat näher an den Vampirkopf heran und zog ein kleines Netz aus der Jackentasche, an dem einige Knoblauchzehen und –blüten befestigt waren. Blitzschnell warf er das Netz über den Vampirkopf.

Rosqvana stieß einen Schrei aus. Ndoyo zog das Netz zusammen und verknotete die Enden miteinander.

»Ruhig!«, sagte er zu Rosqvana. »Ich will Ihnen nichts Böses. Ich bin im Auftrag Johan Zaanders hier und soll Sie zu ihm bringen.«

»Mach mich los!«

Ndoyo schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Instruktionen.«

Zaander wollte Rosqvana wegen der jahrhundertelangen Feindschaft etwas leiden lassen.

»Öffnen Sie den Mund! Ja, so. Schon geschehen.«

Ndoyo drückte den großen Daumen auf eine Stelle am Halsansatz des Vampirkopfes. Rosqvana riss den Mund auf, und er stopfte ihm ein paar Knoblauchzehen hinein. Der Vampir würgte vor Ekel; er war halb betäubt, bekam rasende Kopfschmerzen und konnte seine Umgebung nur noch verschwommen wahrnehmen. Er vermochte weder etwas zu unternehmen noch eine Abwehrformel aufzusagen; er war völlig hilflos und starb tausend Tode vor Abscheu, Ekel und Schmerz.

Ndoyo verbarg den Vampirkopf unter seinem Jackett, das er lose über dem Arm hängte. Er war guter Laune. Der erste Teil seines Auftrages war erfüllt. Der Vampirkopf war in seiner Gewalt. Nun musste er noch für seinen Herrn und Meister das Gehirn des Dämonenkillers beschaffen, und vielleicht ergab sich dabei die Gelegenheit, nebenbei noch Coco Zamis umzubringen.

Ndoyos Schuhe waren voller Blut, wie er jetzt bemerkte. Er nahm sein Taschentuch und reinigte sie. Dann lehnte er den breiten Rücken gegen die Tür und überlegte. Er sah die Blutlache am Boden und starrte die reglose Frau an. Wenn sie entdeckt wurde, gab es Schwierigkeiten. Niemand würde den Zug verlassen dürfen, die Reisenden würden von der Polizei kontrolliert, ihr Gepäck durchsucht werden. Das war aber gar nicht in Ndoyos Sinn.

Die Tote und das Blut mussten verschwinden, und zwar sofort. Die Leiche ließ sich leicht aus dem Fenster werfen, doch wie sollte er fünf oder sechs Liter Blut beseitigen?

Er holte den Vampirkopf wieder unter dem Jackett hervor, nahm sein goldenes Kreuz vom Hals und zog Rosqvana die Knoblauchzehen aus dem Mund. Der Vampirkopf spuckte und fauchte und stieß einen Schwall von Flüchen und Verwünschungen aus. Ndoyo hielt ihm das Kreuz vor die Augen. Gepeinigt kniff Rosqvana die Augen zu.

»Bringen Sie das Blut zum Verschwinden!«, sagte Ndoyo. »Ich möchte Sie nur ungern dazu zwingen, indem ich Ihnen das Kreuz mitten auf die Stirn drücke. Also tun Sie es freiwillig!«

»Du wagst es, Thören Rosqvana, den Vampir-Dämon und Ziehvater der Dämonen-Drillinge, zu bedrohen? Das wirst du bitter büßen, du Hund. Wenn du nicht sofort meinen Befehlen gehorchst …«

»Ich gehorche den Befehlen von Mijnheer Johan Zaander, meinem Herrn und Meister. Ich tue nur, was in seinem Sinne ist, Herr. Tut mir leid. Wollen Sie nun das Blut zum Verschwinden bringen, oder muss ich Gewalt anwenden?«

Rosqvana fluchte und schimpfte in allen Sprachen, die er kannte. Dann aber musste er einsehen, dass er keine Wahl hatte.

»Öffne das Fenster!«

Ndoyo gehorchte, und Thören Rosqvana sprach eine Beschwörung. Das Blut auf dem Boden warf Blasen und wurde zu einem dichten, rötlichen Dunst, der aus dem Fenster zog und sich verflüchtigte. Der kalte Fahrtwind pfiff ins Abteil und zerrte an den Gardinen. Lichter und Häuser rasten draußen vorbei, Autostraßen und Felder.

Ndoyo legte den Vampirkopf, der im Netz mit den Knoblauchzehen und –blüten gefangen nicht schweben konnte, auf einen Sitz und wandte sich der toten Frau zu. Er wollte den Leichnam aus dem Fenster werfen. Das Opfer Thören Rosqvanas war totenbleich und kalt. Kein Tropfen Blut war mehr in den Adern der Frau.

Als Ndoyo sie anhob, öffnete sie die Augen, die rötlich funkelten. Die Frau öffnete den Mund und zeigte fauchend lange, spitze Vampirzähne. Die Hände der Frau fuhren Ndoyo wie Krallen an die Kehle. Das verzerrte Gesicht mit den Vampirzähnen näherte sich seiner Halsschlagader.

Ndoyo hatte das Kreuzchen eingesteckt, nachdem er Rosqvana damit bedroht hatte; es konnte ihm jetzt nicht helfen. Er wehrte sich wie ein Berserker. Die Frau hatte jedoch übernatürliche Kräfte und spürte keinen Schmerz. Ihre Fingernägel malten blutige Kratzer auf seine Brust, und sie kreischte. Schließlich gelang es Ndoyo, das entfesselte Ungeheuer abzuschütteln. Er griff in das Jackett, das auf einem Sitz lag, und riss den kurzen, spitzen Holzpflock heraus, den er für alle Fälle in der Tasche stecken hatte.

Die Vampirfrau sprang ihn wie eine Raubkatze an. Sie packte ihn am Hals und stieß ihn zu Boden. Er setzte den Pflock an und schlug mit aller Kraft zu. Das Monster, das über ihm lag, erlahmte. Der Vampirkörper rollte von Ndoyo herunter, blieb auf dem Rücken liegen und zerbröckelte zu Staub.

Schwer atmend richtete Ndoyo sich auf.

Der Zug raste durch die Nacht seinem Ziel entgegen.

Donald Chapman erwachte und erkannte sofort, dass Marvin Cohen durch dämonischen Zauber ausgeschaltet und der Vampirkopf verschwunden war. Der Puppenmann stieg aus der Reisetasche und kletterte an Cohens Hosenbein hoch. Er schlug vor seinem Gesicht die Hände zusammen, kniff ihn in den Arm, pfiff und schrie.

»He, Cohen, aufgewacht!«

Cohen erwachte aus seiner Erstarrung. Er schüttelte sich wie ein Mann, der unverhofft eine kalte Dusche erhalten hat. Seine glasigen Augen wurden wieder klar.

»Was ist? Oh, verdammt!« Er begriff, was geschehen war.

Chapman sprang von seinem Knie herunter auf den Boden. Cohen fuhr in die Höhe. Er wirkte konsterniert und völlig ratlos, doch dann verzerrte der Zorn seine Züge.

»Dieser elende Vampirschädel! Wenn ich ihn kriege, werde ich einen Pfahl quer durch ihn hindurchtreiben.«

»Das wird Dorian nicht zulassen. Wir müssen ihn sofort verständigen. Geh du in den Speisewagen und sag Bescheid! Ich warte so lange hier.«

Es war kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Eine Dreiviertelstunde noch, dann hatte der Zug Amsterdam erreicht. Draußen war es längst finster.

Wütend stampfte Cohen in den Speisewagen, wo Dorian Hunter und Coco Zamis bei einem exquisiten Dinner saßen. Dorian war gerade mit seiner Forelle blau mit brauner Butter, Spargelspitzen und Petersilienkartoffeln fertig und griff nach der Nachspeise – Eisbombe mit Gebäck –, als er Marvin Cohen zwischen den Tischreihen des luxuriösen Speisewagens hindurchgehen sah. Er machte Coco auf Cohen aufmerksam.

»Seiner Miene nach zu urteilen, gibt es Verdruss.«

Coco antwortete leise: »Wann gibt es den nicht, wenn Cohen in der Nähe ist?«

Cohen trat an den Tisch, neigte sich zu Dorian herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dorian legte den Esslöffel weg. »Wir müssen sofort gehen, Coco. Es ist etwas...

Erscheint lt. Verlag 30.7.2019
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-8398-8 / 3732583988
ISBN-13 978-3-7325-8398-0 / 9783732583980
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