Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge (eBook)

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2019 | 1. Auflage
209 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7485-9956-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge -  Michael Schenk
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'Die Pferdesoldaten' bietet spannende Western aus der Zeit der nordamerikanischen Indianerkriege. Die in sich abgeschlossenen Abenteuer stellen die U.S. Reitertruppen in den Jahren zwischen 1833 und 1893 vor. Entgegen der üblichen Western-Klischees bietet der Autor dabei tiefe Einblicke in Ausrüstung, Bewaffnung und Taktiken, die sich im Verlauf der Jahre immer wieder veränderten. Schicke gelbe Halstücher und Kavallerie mit Repetiergewehren wird der Leser hier nicht finden, wohl aber Action mit einem ungewohnten Maß an Authentizität.

Michael Schenk, Jahrgang 1955, schreibt Fantasy, Science Fiction, Horror und historische Romane. Seine Militär-Western zeichnen sich durch ein ungewöhnliches Maß an Authentizität aus und bieten Spannung, weit jenseits der üblichen Klischees. Auf seinen Homepages www.michael-h-schenk.de und www.sky-navy.de stellt er nicht nur seine Person und seine Romane vor, sondern bietet auch viele Hintergrundinformationen, Grafiken und ausführliche Leseproben.

Kapitel 3 Der Schlachtplan



Major-General Alfred Pleasonton war nun Befehlshaber der Unionskavallerie und hatte von Hooker Befehl erhalten, der Konföderation eine Niederlage beizubringen. Ausschließlich mit der Kavallerie der Union, was für Pleasonton eine einzigartige Herausforderung darstellte, die er bereitwillig annahm. Er hatte sein Hauptquartier in einem schönen Haus in der Stadt Knox eingerichtet, die in der Nähe zur Rappahanock Bahnstation lag. An diesem sonnigen Tag lud er die Generäle der Kavalleriedivisionen zu sich ein, um mit ihnen die aktuelle Lage zu beraten. Man hatte gut gespeist und saß nun bei Wein und Zigarren zusammen, bei denen lediglich Buford verzichtete, da er seine geliebte Pfeife bevorzugte.

Pleasonton war in mittleren Jahren, mit leicht gelocktem Haar und gepflegtem Vollbart. Er galt als ein wenig eitel und von sich eingenommen. Fraglos war er ein fähiger Kavallerieführer, doch in dieser Überzeugung neigte er gelegentlich zu Selbstüberschätzung. Zudem nutzte er jede mögliche Gelegenheit, die Leistungen anderer Offiziere behutsam anzuzweifeln und die seinen ins „rechte Licht“ zu rücken.

Alfred Pleasonton brachte einen Toast auf die Union aus und kam dann ohne Umschweife zur Sache. „Gentlemen, die Schlacht von Chancellorsville war ein Desaster. Vom 30. April bis zum 06. Mai kämpften wir mit rund 133.000 Mann gegen knapp 60.000 Rebellen. Den Ausgang der Schlacht kennen wir alle zu Genüge. Wir verloren rund 17.000 Mann und die Rebellen 13.000. Wie schon so oft hat unsere zahlenmäßige Überlegenheit uns nicht den Sieg gebracht. In manchen Dingen mag es an widrigen Umständen gelegen haben, doch man muss auch berücksichtigen, dass die Rebellen oft die fähigeren Führer haben. Bei Chancellorsville wollten wir zum ersten Mal die neue Kavallerietaktik der Union umsetzen. Keine kleinen Regimenter und Brigaden, die sich mit den starken konföderierten Reiterverbänden herumschlagen müssen, sondern starke Divisionen, die es mit den Rebellenreitern aufnehmen können. Wir alle sind mit dem Ausgang unzufrieden. Hochwasser behinderte den Vormarsch unserer Kavallerie und…“ Pleasonton machte eine kurze Pause und lächelte hintergründig. „Nun, jedenfalls sah sich unser General gezwungen, meinen wenig glückhaften Vorgänger abzulösen und durch mich zu ersetzen.“

„Mit Verlaub, Sir, ich halte das für eine gute Entscheidung“, warf Captain Custer ein. „Man darf beim Anblick der Rebellen nicht zögern, sondern muss ihnen entschieden begegnen.“

„Hört, hört“, kam es leise von John Buford.

Bufords Kompetenz als Brigade-General war unbestreitbar. Ein fähiger und besonnener Kavallerist. Im Augenblick litt er unter einer leichten Lungenerkrankung, was ihn jedoch nicht am Dienst und schon gar nicht am rauchen seiner Pfeife hinderte. Der große schmale Schnauzbart in seinem hageren Gesicht war an einem Ende etwas kürzer, da er dort der Pfeife zu nahe gekommen war.

Buford nahm die Pfeife aus dem Mund und sah die anderen nachdenklich an. „In gewisser Weise stimme ich Captain Custer durchaus zu. Männer wie Stuart haben von vorneherein erkannt, dass die besondere Stärke der Kavallerie in ihrer Fähigkeit liegt, schnelle Bewegungen durchzuführen und beim Feind, wenn sie massiert genug auftritt, Verheerung anzurichten. Die Raids der Südstaatler führen sie immer wieder weit hinter unsere Linien, wo sie Schrecken verbreiten und unseren Nachschub vernichten. Meist gelingt es ihnen sogar, jede Menge Beute und Gefangene zu machen, und mit ihnen sicher heimzukehren. Unsere Fußtruppen sind viel zu langsam, um gegen sie operieren zu können und unsere eigene Kavallerie viel zu weit verstreut, um wirksam zu sein.“

„Glücklicherweise hat man das endlich erkannt“, knurrte Brigade-General Duffie. Duffie war hager, trug Schnauz- und Kinnbart und hatte als Colonel mit der 1sten Rhode Island Kavallerie bei Bull Run gekämpft. Gegenüber dem üblichen langen Uniformrock eines Generals bevorzugte er ein kurzes Shell-Jackett, an dem die Schulterstücke mit dem einzelnen Stern befestigt waren. „Bei Chancellorsville war unsere Kavallerie zum ersten Mal massiert.“

„Wie ich bereits erwähnte“, zog Pleasonton das Wort wieder an sich. „Der Misserfolg bei Chancellorsville hat uns keine guten Kritiken eingetragen, Gentlemen, und wir brauchen dringend einen Erfolg, um der Union und den Rebellen endlich zu zeigen, was die Unionskavallerie zu leisten imstande ist.“

„Hört, hört“, kam es erneut von Buford.

Pleasonton warf ihm einen irritierten Blick zu, dann nickte er. „Ja, man wird uns hören, John. Diesmal werden wir den Spieß umdrehen. Diesmal werden wir es sein, die ins Gebiet der Rebellen vorstoßen und mit unserer massierten Reiterei Schrecken verbreiten. Werfen wir einen Blick auf die Karte, Gentlemen.“

Die Militärkarte zeigte einen Ausschnitt des Gebietes entlang des Rappahanock River. Entlang seines nördlichen Ufers befanden sich Stellungen und Lager der Union, im Süden die der Konföderation.

„Jetzt, so kurz nach der Schlacht von Chancellorsville, sind beide Armeen dabei, sich zu reorganisieren und die Verluste auszugleichen“, führte Pleasonton aus. „Es steht außer Frage, das Chancellorsville unseren Leuten zugesetzt hat, während die Rebellen ihrerseits begierig sein werden, den Sieg zu nutzen und bald erneut gegen uns vorzustoßen. Ich gedenke jedoch, mit Zustimmung unseres Befehlshabers, dem Feind zuvorzukommen. Ich werde das Kavallerie-Corps der Army of the Potomac in mehrere Divisionen teilen, die den Rappahanock gleichzeitig und an verschiedenen Stellen überqueren. Unsere Hauptrichtung wird dabei die Stadt Culpepper sein, wo sich Stuart´s Hauptquartier befinden soll. Der wird sicher nicht damit rechnen, dass wir nach der erlittenen Niederlage den Mut haben, gegen ihn vorzugehen. Unser Auftrag wird es sein, die konföderierten Kavallerietruppen massiv zu schwächen und die Nachschubdepots entlang der Bahnlinie der Orange & Alexandria Railroad, hier an der Culpepper Station und hier der Brandy Station, zu zerstören.“

„Schnell rein, hart zuschlagen und schnell wieder raus“, kam es von Custer.

Pleasonton nickte seinem Protege lächelnd zu. „Genau das ist der Plan. Die Rebellen rechnen nicht mit einem Vorstoß unsererseits. Nach den Informationen unseres Nachrichtendienstes hat Stuart viele Regimenter in die Etappe verlegt, wo sie regenerieren sollen. Sicherlich weil er beabsichtigt, sie bald wieder in einem massierten Raid gegen uns einzusetzen. Oberkommandierender Robert E. Lee und die Masse der konföderierten Infanterie lagern ebenfalls in der Gegend von Culpepper. Doch wir alle haben aus bitterer Erfahrung gelernt, wie schwerfällig Infanterie auf Kavallerie reagiert. Nur dass wir diesmal den Spieß umdrehen“, brachte Pleasonton in Erinnerung. „Es gibt sechs Furten entlang des Rappahanock. Sie ziehen sich ungefähr im Halbkreis vom Norden zum Osten.“ Er tippte auf die jeweilige Markierung auf der Karte. „Welford´s Furt, Beverly´s Furt, Rappahanock Furt, die auch als Cow Furt bezeichnet wird, da sie von Rinderherden und schwerem Gerät passiert werden kann. Dort befindet sich auch die Brücke der Eisenbahnlinie. Dann folgen die Furten von Norman, Wheathy und Kelly. Diese sechs Furten verteilen sich auf ungefähr sechs Meilen der Länge des Rappahanock und liegen somit dicht beieinander.“

„Die Rappahanock Furt sollten wir meiden, Alfred“, meinte John Buford. „Sie wird sicherlich besonders gut gesichert sein, da sie die einzige ist, an der man auch schweres Gerät und Artillerie rasch übersetzen kann. An den anderen Furten müssten wir für Gespanne allerdings Pontonbrücken errichten oder Niedrigwasser abwarten.“

„Natürlich werden die Rebellen die Furten im Auge behalten. Dazu werden sie, wie üblich, kleine Vorposten und Kavalleriepatrouillen nutzen. Ich denke nicht, dass diese besonders stark sind. Die Rebellen wissen sehr genau, dass wir eine Menge Zeit und Vorbereitung benötigen würden, um eine Armee überzusetzen und solche Vorbereitungen blieben nicht unbemerkt. Das gäbe den Rebellen ihrerseits ausreichend Zeit, Verstärkungen aus Culpepper heranzuführen und die Furten zu schützen. Doch diesmal kommen wir mit schneller und massierter Reiterei. Damit nehmen wir dem Feind die Möglichkeit, sich auf uns vorzubereiten.“

Zum ersten Mal meldete sich David McMurtrie Gregg zu Wort, ein Brigade-General mit sehr üppigem Vollbart und weitem Schlapphut, der aus Pennsylvania stammte. „Bei allem Respekt, Sir, aber die Rebellen werden die Furten auch durch Infanterie und vor allem Artillerie sichern. Knapp drei Meilen jenseits der Furten von Welford und Beverly liegt der bewaldete Fleetwood Hill. Trotz der dichten Bewaldung bietet er eine ausgezeichnete Artillerieplattform. Von dort aus könnten uns die Rebellen beharken.“

„Dieser Hügel wird eines der ersten Angriffsziele sein“, versicherte Pleasonton. „Zudem werde ich der Kavallerie zwei Eliteregimenter unserer Infanterie und berittene Artillerie beigeben. Ich weiß, Gentlemen, Fußtruppen sind nicht so schnell und beweglich wie die Reiterei, können aber hervorragend als Wellenbrecher fungieren, wenn die Rebellen Verstärkungen heranführen wollen.“

„Nun, Alfred, vielleicht sollten wir die Einzelheiten angehen“, schlug Buford vor. „Welche Einheiten sollen eingesetzt werden und mit welchem Auftrag?“

„Sie, John, werden mit der ersten Kavallerie-Division die Furt von Beverly nutzen. Ihr Ziel ist es, möglichst schnell in südlicher Richtung auf den Fleetwood Hill vorzustoßen, die Rebellen von dort zu vertreiben, den Hügel mit eigenen Truppen und Artillerie zu sichern und die beiden anderen Divisionen...

Erscheint lt. Verlag 9.7.2019
Reihe/Serie Pferdesoldaten
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
ISBN-10 3-7485-9956-0 / 3748599560
ISBN-13 978-3-7485-9956-2 / 9783748599562
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