Dorian Hunter 22 - Horror-Serie (eBook)

Das Dorf der Verfluchten

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8308-9 (ISBN)

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Dorian Hunter 22 - Horror-Serie - Charles Fleming
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DAS DORF DER VERFLUCHTEN

»Lass uns gehen, Vater«, sagte Sheldon Bloom.
Er war der älteste der drei Söhne und wollte die Sache schnell zu Ende bringen. Die vier Blooms stiegen die Treppe hinauf, schweigend, düster, von kalter Wut erfüllt. Oben angekommen, warf Sheldon sich gegen die Tür, die aus den Angeln flog - und erstarrte, als er seine Schwester Clara auf dem Bett erblickte.
Sie war nackt, und ihre weiße, zarte Haut war besudelt.
Auch die Krallenhände des Monstrums, das neben ihr hockte, waren voller Blut!

2. Kapitel

Es tat gut, einmal nur die Sonne zu sehen, die Menschen zu betrachten, den Londoner Herbst zu genießen, sich dem schillernden Leben hinzugeben, ohne daran zu denken, wovon es bedroht wurde. Seit den Ereignissen in New York waren mehrere Wochen vergangen – Wochen, in denen die Schwarze Familie anscheinend eine Ruhepause eingelegt hatte. Wir hatten bisher nichts von Olivaro gehört, der es anscheinend immer noch nicht geschafft hatte, Asmodis Platz einzunehmen. Es schien, als warteten die Dämonen darauf, dass an der Spitze der Familie endlich klare Verhältnisse herrschten. Die Inquisitionsabteilung hatte nur einige harmlose Fälle zu erledigen gehabt. Außerdem galt es, das Informationsnetz weiter auszudehnen. Eine Arbeit, für die hauptsächlich der Observator Inquisitor verantwortlich war. Ich nutzte die Ruhe, genoss die Tage und fand endlich Zeit, die Trennung von Coco aufzuarbeiten.

Sie hatte in ihrem Telegramm durchblicken lassen, dass ein Mann in ihrem Leben gewisse Besitzansprüche geltend machte, die früher einmal mir zugestanden hatten, aber ich nahm das Ganze nicht sonderlich ernst. Coco war schön und leidenschaftlich. Sie würde anlässlich unseres Wiedersehens rasch vergessen, was sie dem anderen zu schulden meinte. Ich schlenderte, die Hände in den Hosentaschen, die Straße hinab zu dem Café, in dem wir uns verabredet hatten.

Aber als ich Coco in dem kleinen Café gegenübersaß, das wir als Treffpunkt gewählt hatten, wurde mir mit einem Schlage bewusst, dass ich gut beraten sein würde, dieses erhoffte Amüsement als unerfüllbar zu betrachten, als ein Stück Wunschdenken, das mit der Wirklichkeit nicht in Einklang zu bringen war.

Sie sah, wie ich fand, noch schöner und faszinierender aus als sonst, aber sie zögerte nicht, geradewegs zur Sache zu kommen.

»Kennst du einen kleinen irischen Ort namens Cruelymoe, Dorian?«

»Ja.«

»Ja?«, murmelte sie überrascht.

»Er ist in unserer Happening-Kartei enthalten«, sagte ich.

»Mein Freund stammt aus dem Ort. Sheldon Bloom. Kennst du ihn?«

Die Art, wie sie das Wort Freund aussprach, konnte mir gar nicht gefallen. »Ich meine, den Namen Clara Bloom in einer Akte gelesen zu haben«, sagte ich reserviert.

»Sie war seine Schwester. Ein Dämon hat sie getötet.«

»Ich erinnere mich. Eine wilde Geschichte. Wir haben sie aus zweiter Hand. Die Dorfbewohner kapseln sich gegenüber jedem Fremden ab. Es ist schwer, Informationen von ihnen zu bekommen. Die Leute aus Cruelymoe führen offenbar einen harten, mitleidslosen Kampf gegen einen Dämon.« Ich zuckte die Achseln. »Uns fehlte es bisher an Personal, dem Hinweis nachzugehen.«

»Sheldon könnte deine Hilfe brauchen. Wir könnten deine Hilfe gebrauchen.«

Ich blickte sie kühl an. »Ich habe Marvin und Steve bereits gebeten, nach Irland zu reisen. Eine Routinesache.«

»Und du?«

»Ich habe hier zu tun.«

»Bei seinem letzten Auftreten hat der Dämon geschworen, eine besonders dramatische Blutnacht inszenieren zu wollen. Nach allem, was er bereits angerichtet hat, besteht leider kein Anlass, seine entsetzlichen Drohungen zu bagatellisieren.«

»Hat er Einzelheiten genannt?«, fragte ich und blickte durch das Fenster nach draußen. Mein Blick kreuzte sich mit dem eines dunkelhaarigen, vollbärtigen Mannes von schwer schätzbarem Alter. Seine stechenden, flackernden Augen verrieten, dass er uns beobachtet hatte.

Die Serviererin trat an unseren Tisch. Sie war jung und wirkte ungemein adrett, trotzdem roch sie leicht nach Schweiß. Coco bestellte Kaffee, ich entschied mich für Tee.

Der Mann mit dem schwarzen Vollbart ging weiter, langsam, beinahe widerwillig. Vielleicht war sein prüfender Blick eher zufällig gewesen, aber sein Auftauchen hatte meine innere Spannung erheblich vergrößert.

Die Serviererin ging mit klickenden Absätzen davon. Ich schaute ihr nach und fand einen gewissen Trost in der Erkenntnis, dass ich mich an ihren hübschen schlanken Beinen zu erfreuen vermochte.

»Einzelheiten?«, echote Coco, der mein sachkundiger Blick nicht entgangen war. »Ja. Er will diesmal die Fremden und die Einheimischen attackieren.«

Ich schaute ihr in die Augen, wieder voll konzentriert.

»Er will sie aufeinander hetzen. Er will erreichen, dass sie sich gegenseitig umbringen. Er will sie zu seinen Gehilfen machen.«

»Warum hilfst du ihm nicht? Immerhin bist du eine Hexe.« Ich sah sofort, dass ich zu weit gegangen war. Coco hatte mit ihrem Leben in der Schwarzen Familie endgültig abgeschlossen.

»Ich versuche ihm zu helfen, aber ich kann nicht überall sein, Dorian. Ich glaube auch nicht, dass Martin und Steve ausreichen. Außerdem hast du von euch die meiste Erfahrung im Kampf gegen die Dämonen.«

»Ich muss den Observator Inquisitor fragen. Dieser Fall sprengt meine Kompetenzen.« Ich blickte Coco an und begriff, dass ich mich wie ein borniertes Ekel benahm. »Okay, ich werde versuchen, mit ihm zu reden«, fügte ich zögernd hinzu.

Angst kann man sich einreden; man kann sie fühlen; man kann auch daran ersticken.

Ich meinte, etwas von der Angst zu wittern, als ich mich mit dem Wagen langsam Cruelymoe näherte. Es regnete. Die alten krächzenden Scheibenwischer hatten Mühe, die peitschenden Tropfen zu bändigen. Ich fragte mich, was Touristen bewegte, diese Gegend aufzusuchen. Sie war von beinahe trostloser Schwermut erfüllt, so dass schon die niedrigen, weißgetünchten Häuser in den braunen Hügeln ein tröstlicher Anblick waren.

Marvin Cohen und Steve Powell waren vorausgefahren. Sie hatten sich in Lance O’Neills Gasthaus einquartiert, während ich aus taktischen Erwägungen ein Privatzimmer zu nehmen beabsichtigte. Cohen und Powell waren nicht unerfahren im Kampf gegen das Dämonenunwesen, aber es wäre übertrieben zu behaupten, dass ich in ihnen liebenswerte Freunde und Kollegen sah. Besonders Marvin Cohen, der grobschlächtige Zweiunddreißigjährige, war keineswegs ein Mann, der Sympathien verdiente. Aber er war clever und furchtlos; man konnte darauf vertrauen, dass er stets sein Bestes gab, auch wenn er gelegentlich Züge von Brutalität erkennen ließ. Doch um mit unseren bestialischen Gegnern fertigzuwerden, musste man oft brutal sein.

Der sechsundzwanzigjährige Steve Powell war dagegen aus anderem Holz geschnitzt. Er konnte seine irischen Wurzeln nicht verleugnen, weder im Aussehen – er war rothaarig, sommersprossig und imponierte durch seinen leuchtenden Vollbart – noch im Temperament. Auch er kannte bereits sein Metier recht gut, obwohl er neben dem im Secret Service geschulten Marvin eher als Anfänger eingestuft werden musste. Steve besaß jedoch Gespür, Rückgrat und Stehvermögen. Angst war ein Fremdwort für ihn.

Außer Steve und Marvin war noch Coco im Dorfgasthaus abgestiegen. Sie wusste, dass wir sie unterstützten, aber sie hatte den Auftrag, nichts davon verlauten zu lassen. Wir hatten nur dann eine Chance, dem Dämon ein Bein zu stellen, wenn er nicht wusste, welche Gegner ihn erwarteten.

Die Dorfstraße wirkte so trostlos wie alles, was sich meinen Blicken bot. Ich stoppte vor einem Haus, an dem ein Schild Zimmer frei hing. Von Coco hatte ich erfahren, dass der Fremdenhass der Dorfbewohner sich dem kommerziellen Streben untergeordnet hatte. Die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, hatte sie dazu gebracht, sich mit einem bescheidenen Touristenstrom abzufinden. Die Leute von Cruelymoe begegneten ihren Gästen mit reservierter Freundlichkeit. Sie achteten das Gastrecht, hörten aber niemals auf, in den Fremden Eindringlinge zu sehen. Möglicherweise verdächtigten sie einige der Besucher sogar, als Spitzel und Abgesandte des Dämons zu arbeiten, jedenfalls hatten die blutigen Vorfälle der letzten Jahre trotz des kleinen Touristenbooms keineswegs dazu beigetragen, die alte Aversion abzubauen. Im Gegenteil, sie war eher noch stärker geworden.

Ich schlüpfte vor dem Aussteigen in meinen Regenmantel, huschte zur Tür des flachen, weißgetünchten Hauses und betätigte die alte Glocke.

Die Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen stand ein schwarzhaariger, vollbärtiger Mann. Ich erkannte ihn sofort wieder. Es war der Mann, der mich bei meinem Zusammentreffen mit Coco in London beobachtet hatte.

»Sie wünschen?«, fragte er.

»Ich suche ein Zimmer.«

»Ich bin selbst Pensionsgast«, sagte er, wandte den Kopf und rief nach hinten: »Mrs. Garbae!«

Eine alte Frau schlurfte heran. Sie trug Holzschuhe und eine schwarze Schürze über einem schwarzen Kleid. Der Vollbärtige zog sich zurück. »Ich fürchte, das Zimmer ist nichts für Sie«, sagte sie. »Es hat nicht einmal fließendes Wasser.«

»Ich liebe und suche spartanische Schlichtheit«, log ich unerschrocken und ließ mir das Zimmer zeigen.

Das Beste, was sich davon sagen ließ, war, dass es Sauberkeit ausstrahlte. Ansonsten wäre ihm selbst eine normale Gefängniszelle vorzuziehen gewesen.

»Wunderbar!«, log ich. »Ich nehme es. Bin ich der einzige Gast im Haus?«

»Nein, Sir. Ich vermiete zwei Räume.«

»Ah, dann ist der bärtige Herr ebenfalls ein Urlauber?«, fragte ich.

»Ja, Mr. Kiwibin.«

»Wie bitte?«

»Kiwibin.« Sie kicherte. »Klingt komisch, nicht wahr? Ein Herr aus London.«

»Was treibt er denn beruflich?«

Sie näherte ihren fast zahnlosen Mund meinem Ohr und winkte mir zu, mich zu ihr hinabzubeugen. Ich tat ihr den Gefallen und ignorierte tapfer den Zwiebelgeruch, der ihrem Mund entströmte.

»Er hat mit Leichen zu tun«, flüsterte...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2019
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-8308-2 / 3732583082
ISBN-13 978-3-7325-8308-9 / 9783732583089
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