Gespenster-Krimi 18 (eBook)

Bei Vollmond holt dich der Vampir

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8186-3 (ISBN)

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Gespenster-Krimi 18 - Jason Dark
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Bei Vollmond holt dich der Vampir

In dem großen Zimmer herrschte eine unheimliche Stille. Zwei Kerzen warfen ihr flackerndes Licht über die sechs Menschen, die kaum zu atmen wagten. Sie saßen um einen runden Tisch, ihre Hände lagen auf der blanken Holzplatte. Ein Stuhl war frei. Dort würde der Meister sitzen. Der Meister und gleichzeitig das Oberhaupt der Familie.
Draußen tobte der Sturm. Schwere Wolken trieben über den Himmel, Regenschleier legten sich über das Land, und Blitze durchdrangen immer wieder die Nacht, dicht gefolgt von krachendem Donner. Für Sekundenbruchteile waren das Haus und der daneben liegende Friedhof deutlich zu sehen, bis die Dunkelheit alles wieder verschluckte.
Und dann öffnete sich knarrend die große Zimmertür ...

Der Meister kam!

Seine große Gestalt stand wie ein Denkmal im Türrahmen.

Der Meister murmelte ein paar Worte, die niemand verstand. Dann setzte er sich in Bewegung – mit langsamen Schritten und hoch aufgerichtet.

Die Menschen in dem Zimmer hielten den Atem an. Gebannt hingen ihre Augen an der Gestalt des Meisters.

Der Meister setzte sich. Er stellte ein Kästchen auf den Tisch. Seine langen knochigen Finger hoben den Deckel an.

Der Kerzenschein reichte gerade noch aus, dass jede der anwesenden Personen erkennen konnte, was geschah. Die Augen des Meisters glitzerten seltsam, als er in das Kästchen griff. Mit spitzen Fingern zog er einen Gegenstand hervor.

Es war ein Totenkopf!

Ein Aufstöhnen ging durch die sechs Menschen, als sie den bleichen Schädel sahen.

Der Schädel war naturgetreu nachgeahmt. Nur in den Augenhöhlen leuchteten zwei Rubine wie kaltes Feuer.

»Ihr wisst, was das zu bedeuten hat?« Der Meister sprach diese Worte. Seine Stimme klang dunkel und zwingend.

»Der Tod wird uns besuchen!«, flüsterte die Stimme einer Frau.

»Ja, der Tod«, erwiderte der Meister düster.

Er lehnte sich in seinem großen Stuhl zurück. Dieser Stuhl mit der hohen Lehne war immer für ihn reserviert. Niemand durfte dort Platz nehmen. »Wir wollen die Toten rufen«, flüsterte er. »Sie sollen in unsere Mitte kommen, mit uns reden und uns aus dem Jenseits berichten.«

»Hol Ken, meinen ehemaligen Verlobten. Bitte, Meister. Versuche ihn zu holen. Bitte.« Eine gequälte Frauenstimme stieß diese Worte hervor.

»Ich werde es versuchen, Ellen«, erwiderte der Meister mit ruhiger Stimme. »Fasst euch an den Händen. Konzentriert eure Gedanken auf das Jenseits. Macht eure Seelen frei.«

Dann verstummte er. Seine dunklen Augen tasteten über die Anwesenden, über seine eigene Familie.

Dort saß Martha, seine Frau. Daneben Paul und George, seine beiden Söhne. Und dann kamen Ellen und Gloria, die Töchter. Neben Gloria saß noch Bill Sturgess, ihr Verlobter. Bisher wusste der Meister noch nicht, was genau er von ihm zu halten hatte.

Der Meister atmete schwer. Seine knochigen Hände krallten sich um den Totenkopf. Sein hagerer Körper wurde steif, als er mit leiser, monotoner Stimme in einer unverständlichen Sprache murmelte. Seine Lippen bewegten sich wie in Trance, seine Hände zuckten, die Rubine in den Augenhöhlen des Totenkopfs schienen noch mehr zu glühen …

Die anwesenden Personen starrten wie hypnotisiert auf den bleichen Schädel. Eine greifbare Spannung lag über dem Zimmer.

»Komm zurück! Komm aus deinem Reich!« Die Stimme des Meisters überschlug sich plötzlich, brach abrupt ab, und nur noch das schwere Atmen der Menschen war zu hören.

Da! Eine Stimme! Klagend, wie von Schmerzen gepeinigt. Sie kam aus dem Nichts. Aus der Unendlichkeit. »Ich komme.«

»Es ist Ken! Ich höre ihn genau. Er ist es. Mein Gott, er ist es!«, stieß Ellen hervor.

Die Stimme wurde deutlicher, schien den ganzen Raum auszufüllen. Die Luft flimmerte. Etwas Unheimliches, Schreckliches, schien auf die Menschen zuzukommen.

Ein Toter wollte zurückkehren!

Das merkwürdige Flimmern verdichtete sich, nahm Gestalt an, materialisierte sich …

»Ken! Ken!«, rief Ellen aufschluchzend.

Die Konturen eines Menschen schienen über dem Tisch zu schweben.

Da! Wieder diese klagende Stimme. »Ich kann noch nicht kommen. Jemand ist unter euch. Ein Fremder. Ein Feind.«

»Nein! Nein!«, schrie Ellen. »Bleib! Bleib! Bitte, bleib hier.«

Sie sprang auf, streckte ihre Hände vor, wollte die Konturen der Gestalt fassen … Ein Stromstoß schien plötzlich durch ihren Körper zu jagen. Mit einem Aufschrei brach Ellen zusammen und blieb mit dem Oberkörper auf dem Tisch liegen.

Die Konturen des Toten schwebten vorbei, lösten sich auf, so, als wären sie nie da gewesen.

Draußen tobte noch immer das Gewitter. Ein gewaltiger Donnerschlag riss die Menschen aus ihrer Erstarrung.

Der Meister war in seinem Stuhl zusammengesunken. Schwer atmend stützte er sich hoch. Sein Blick fiel auf Ellen, die immer noch auf dem Tisch lag. »Bringt sie auf ihr Zimmer«, sagte er zu George und Paul.

Die Söhne gehorchten schweigend.

»Macht Licht!«, befahl der Meister.

Martha, seine Frau, drehte den Schalter. Zwei Wandlampen leuchteten auf und verbreiteten gedämpftes Licht. Die Menschen in dem Zimmer hatten sich alle erhoben. Bis auf Bill Sturgess. Er saß immer noch zusammengesunken auf seinem Stuhl.

»Bitte, Bill. Steh auf«, sagte Gloria leise.

Bill rührte sich nicht. Gloria schickte ein entschuldigendes Lächeln zu ihrem Vater und ermahnte Bill noch einmal.

Wieder rührte sich Bill nicht.

Der Meister sah mit kalten Augen auf die Szene.

Gloria bekam plötzlich Angst. Sie wusste auch nicht, warum. Aber dieses Angstgefühl legte sich wie ein schwerer Druck auf ihren Körper.

Ihre Augen irrten zu den Familienmitgliedern, fragend, Schreckliches vorausahnend.

Im selben Augenblick spürte Gloria neben sich eine Bewegung. Sie fuhr herum.

Wie in Zeitlupe kippte Bull Sturgess, ihr Verlobter, nach vorn. In seinem Rücken steckte ein Messer …

»Aaah!«

Gellend durchschnitt Glorias Schrei die Stille. Aufschluchzend warf sich das Mädchen über den Toten.

Zwei harte Hände rissen sie zurück.

Gloria sah in das Gesicht ihres Vaters. Die kohlschwarzen Augen schienen sie anzuglühen. Gloria sah das hagere Gesicht ihres Vaters dicht vor sich, entdeckte fast jede Falte in der dünnen, pergamentartigen Haut und spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief.

Vergeblich versuchte sie sich aus dem harten Griff zu befreien.

»Ihr habt ihn umgebracht«, flüsterte sie mit erstickter Stimme.

»Es war der Tote«, zischte ihr Vater. »Bill Sturgess war der Feind in unserer Mitte. Der Tote hat es gewusst. Er hat sich gerächt.«

Wild schüttelte Linus Mortimer seine Tochter hin und her.

»Lass mich los!«, schrie Gloria auf. »Loslassen!«

Mit einem Ruck schleuderte Linus Mortimer seine Tochter von sich.

Gloria fiel auf den Boden. Sie raffte sich wieder auf und lief aufschluchzend aus dem Zimmer.

Mit verzerrtem Gesicht sah Mortimer ihr nach. »Sie wird das nächste Opfer werden«, flüsterte er heiser …

»Scheißwetter!«, fluchte Jeff Spencer und starrte durch die Windschutzscheibe.

Es goss wie aus Eimern. Literweise klatschte das Wasser gegen die Scheiben des alten Chevrolet, sodass die nicht mehr ganz intakten Scheibenwischer die Wassermassen kaum bändigen konnten.

»Man sollte am besten stehen bleiben«, murmelte Jeff Spencer und zündete sich die dreißigste Zigarette an diesem Tag an.

Du rauchst auch zu viel, dachte er und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, da der Rauch seine Netzhäute reizte.

Jeff Spencer öffnete das Seitenfenster einen Spalt und bekam prompt nasse Knie.

»Scheiße«, fluchte er wieder und starrte mit rot umränderten Augen durch den dichten Regenvorhang auf die Straße.

Jeff Spencer war Vertreter. Genauer gesagt, Vertreter für Damenunterwäsche. Das hört sich zwar gut an, doch der Job war verdammt hart, außerdem schlief die Konkurrenz nicht, und die eigenen Fabrikanten ließen sich auch nichts Neues mehr einfallen. Aus diesem Grunde hatte Jeff Spencer auch gekündigt. Er hatte nur noch fünfzehn Tage und sogar noch ein gutes Abschlussgeschäft vor sich.

Jeff Spencer zockelte mit seinem Chevy in Alabama herum. Im Augenblick befand er sich auf einer Landstraße, etwa fünfzig Meilen östlich von Montgomery, der Hauptstadt des Staates, entfernt.

Er wollte unbedingt noch in dieser Nacht die Stadt erreichen und hatte sich bereits in einem billigen Hotel ein Zimmer reservieren lassen.

Nach wie vor klatschte der Regen gegen die Scheiben. Jeff Spencer schnippte die Zigarette aus dem Fenster. Durch Schaden klug geworden, kurbelte er die Scheibe schnell hoch, schaltete in einen anderen Gang, und dann wurde der Wagen plötzlich langsamer. Jeff gab mehr Gas. Nichts tat sich.

Der Motor erstarb mit einem komischen Geräusch. Der Chevy blieb stehen.

Jeff schluckte. Er sah vorsichtig auf die Benzinuhr. Der Zeiger stand ganz auf der linken Seite. Linker ging’s schon nicht mehr.

Jeff wusste, was das zu bedeuten hatte. Tank und Reservetank waren leer.

»Scheiße«, sagte er zum dritten Mal. Er hatte noch vorgehabt, zu tanken, es aber dann wieder vergessen.

Wo sollte er um diese Zeit Benzin herbekommen? Außerdem herrschte auf dieser Straße so gut wie gar kein Verkehr. Ihm war erst ein Wagen entgegengekommen.

Jeff starrte angestrengt durch die Frontscheibe.

Die grauen Regenschleier verwischten alles. Aber, Moment, was war das?

Entschlossen kurbelte Jeff die Scheibe herunter. Sofort waren sein Gesicht und Teile seiner Schulter klatschnass.

Aber er hatte sich nicht getäuscht. Am linken Straßenrand sah er ein Schild. Es war an einem Baum befestigt. Ob hier in dieser Gegend Menschen wohnten?

Jeff zögerte nicht länger. Nachdem er die Wagentür geöffnet hatte, trafen ihn Regen und Sturm mit voller Wucht. Im Nu war der Vertreter bis auf die Haut durchnässt.

Sich gegen das Unwetter anstemmend, stapfte er auf den Baum zu. Das Schild war ungefähr in Kopfhöhe angebracht.

Jeff musste sich zweimal das Wasser aus den Augen wischen,...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2019
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-8186-1 / 3732581861
ISBN-13 978-3-7325-8186-3 / 9783732581863
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