Notruf Deichklinik. Stürmische Küste -  Edna Schuchardt

Notruf Deichklinik. Stürmische Küste (eBook)

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2017 | 1. Auflage
100 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-95573-716-0 (ISBN)
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Behutsam nähern sich Immo und Leefke an, ihre Liebe ist gerade am Entstehen, doch noch bangt sie nach den Geschehnissen um seine Gesundheit... Zur selben Zeit überschlagen sich im ostfriesischen Dreieck zwischen Norddeich, Emden und Greetsiel die Ereignisse. Die Seenotretter haben mehr als einen nächtlichen Einsatz auf der stürmischen Nordsee zu meistern, Karrieren sind in Gefahr, Beziehungen gehen zu Bruch. Und auch die Polizei aus Norden hat alle Hände voll zu tun. Am Ende trotzen vor allem die Ärztinnen und Ärzte der Deichklinik den Gefahren des rauen Alltags und versuchen mit vereinten Kräften, Ordnung in die stürmischen Angelegenheiten ihrer Patienten zu bringen. Wird es ihnen gelingen?

4. Kapitel


 

Sein Körper reagierte gnädigerweise auf die scheußlichen Schmerzen mit immer wiederkehrenden kurzen Ohnmachten, die ihm etwas Erholung schenkten. So bekam Fenko zwar alles mit, was mit ihm und um ihn herum geschah, doch es erreichte sein Bewusstsein nur in nebligen Schemen. Auch die neue Umgebung, in die man ihn gebracht hatte, blieb irgendwie unwirklich für ihn. Erst als jemand mit einer Stablampe in sein rechtes Auge leuchtete, kam Fenko gänzlich zu sich und äußerte seinen Unmut über die unangenehme Störung mit einem ärgerlichen Brummen.

Das Licht verschwand, stattdessen erschien ein Gesicht in seinem Blickfeld.

"Hallo", sagte eine weibliche Stimme, die wohl zu dem Gesicht gehörte. Jedenfalls bewegten sich die Lippen darin. "Können Sie mich hören?"

Fenko brachte ein krächzendes "Ja" heraus, das ihn selbst erstaunte. Wieso hörte er sich so komisch an?

"Ihr Name ist Ohlsen, Fenko Ohlsen, richtig?", forschte das Gesicht weiter. Fenko bejahte die Frage erneut. "Ich bin Dr. Zimmermann. Was ist Ihnen passiert?"

Fenko schluckte mühsam.

"Mein Bein …" Seine Stimme krächzte immer noch. "Schmerzen, bitte, ich brauch' was gegen Schmerzen."

Ein Zeigefinger erschien in seinem Blickfeld. Langsam wanderte er erst nach links, dann nach rechts, dann in die Mitte.

"Sie bekommen sofort etwas", versprach die Stimme. "Wo genau haben Sie Schmerzen?"

"Bein, links." Fenko stöhnte leise. Der Schmerz löste eine neue Welle an Übelkeit und Schwäche aus, der er sich widerstandslos überließ, während um ihn herum hektische Betriebsamkeit herrschte. Es schien, als würden tausend Hände nach ihm greifen, ihn befühlen, an ihm ziehen oder herumwischen, etwas an ihm festklipsen oder ihm etwas umbinden und in ihn hineinstechen. Doch dann – endlich! – ließen die fast unerträglichen Schmerzen nach. Die Übelkeit ging ebenso wie die Schwäche, und Fenko konnte endlich seine Umgebung wahrnehmen.

Erstaunt stellte er fest, dass man ihn inzwischen an einen Tropf angeschlossen hatte. Zwei Schwestern und eine Ärztin standen an seiner Liege. Die Ärztin nickte ihm aufmunternd zu.

"In der Infusion ist eine Nährlösung", erklärte sie ihm. "Sie waren ziemlich dehydriert. Außerdem ist der Lösung ein Schmerzmittel beigefügt. Es müsste Ihnen bald besser gehen."

Fenko lächelte, es wirkte ein bisschen verwackelt.

"Oh, es ist sogar schon viel besser."

Die Miene der Ärztin wirkte zufrieden. Wahrscheinlich war das die Person, die sich als Dr. Zimmermann vorgestellt hatte, überlegte Fenko.

"Was genau ist Ihnen denn passiert?", fragte Sarah indessen weiter, um zu testen, ob sich ihr Patient bei seinem Sturz eventuell Traumata zugezogen hatte, die seine Hirntätigkeit beeinflussten.

"Ich bin gejoggt", antwortete Fenko ohne offensichtliche Beeinträchtigungen. "Da ist mir urplötzlich so ein Minihund zwischen die Füße gelaufen. Ich habe noch versucht, wegzuspringen, aber der Kerl war so wuselig. Der war irgendwie überall."

"Sie sind also gestolpert und gefallen?" Zwischen den Brauen der hübschen Ärztin stand eine steile Falte, so als würde sie an Fenkos Aussage zweifeln.

"Ja." Fenko wollte sich aufrichten, doch Dr. Zimmermann zwang ihn mit sanfter Gewalt auf die Liege zurück.

"Ich möchte, dass sich mein Kollege Dr. Kreuzer Ihre Verletzung ansieht", teilte sie ihrem etwas ungeduldigen Patienten mit. "Er ist Orthopäde und wird dann sowieso die weitere Behandlung übernehmen."

Fenko runzelte unzufrieden die Stirn. Das bedeutete wohl, dass die ganze Geschichte noch länger dauerte, womit zumindest der Samstag – aber eigentlich das gesamte Wochenende – ruiniert waren. Na gut, wenn er dafür am Montag wieder arbeiten konnte, würde er das aushalten. Also versuchte er, sich zu entspannen und an etwas Schönes zu denken. Von draußen klangen die Geräusche der Umgebung zu ihm herein. Irgendwo sprachen mehrere Personen miteinander, irgendetwas wurde durch den Gang gerollt, woanders klapperte es und die Uhr über der Arbeitsplatte zählte laut tickend die Sekunden, die verstrichen während Fenko hier wartete.

Zum Glück wurde seine Geduld nicht allzu lang auf die Probe gestellt, denn nur circa zehn Minuten später kehrte die Ärztin in Begleitung eines schlanken, hochgewachsenen Mannes zurück, den Fenko aufgrund seines Habitus in die Kategorie 'Arzt' einstufte. Tatsächlich stellte ihn Dr. Zimmerman als Dr. Kreuzer vor.

Der Orthopäde blieb neben der Untersuchungsliege stehen und reichte Fenko die Hand.

"Herr Ohlsen, ja? Aha …", machte er, als Fenko bejahte. "Bitte, erzählen Sie mir auch mal, was passiert ist." Gehorsam schilderte Fenko noch einmal den Unfallhergang, während der Orthopäde aufmerksam lauschte. "Und danach konnten Sie nicht aufstehen?"

"Nein." Fenko seufzte leise. "Das heißt, zuerst habe ich gar nichts gemerkt. Erst, als ich aufstehen wollte, schoss mir ein solcher Schmerz durchs gesamte Bein, dass mir schlecht wurde."

Der Arzt wandte sich um und beugte sich über Fenkos verletztes Bein, das inzwischen enorm angeschwollen war.

"Haben Sie die Schmerzen nur im Knie oder strahlt der Schmerz bis in den Oberschenkel aus?"

"Nein, er ist eigentlich im ganzen Bein, vom Knöchel bis in die Hüfte hinein", antwortete Fenko bereitwillig. "Aber momentan ist es viel besser."

"Wir haben gute Schmerzmittel", teilte Dr. Kreuzer ihm mit einem schmalen Lächeln mit. "Wir werden jetzt eine Röntgenaufnahme Ihres Beines anfertigen", erklärte er ihm dann freundlich. "Danach entscheiden wir, wie wir weiter verfahren."

"Oh je." Fenko verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. "Einen Krankenhausaufenthalt kann ich mir beruflich momentan absolut nicht leisten. Wir arbeiten gerade an der Entwicklung eines total neuen Produkts, ein absolutes Novum, das es so noch nicht gibt. Da kann ich mir keine Fehlzeiten leisten."

Dr. Zimmermann, die neben dem Orthopäden stand, schenkte ihm noch einmal eines ihrer Lächeln, von denen ihr Freund Dr. Volker Hauptmann sagte, dass sie 'bezaubernd' seien und Männerherzen zum Schmelzen brächten. Auch Fenko lenkte es für eine kurze Zeit von seinen Sorgen ab.

"Wir müssen die Aufnahmen abwarten", wiederholte sie die Worte ihres Kollegen. "Schwester Gaby bringt Sie jetzt erst einmal in die Radiologie."

Fenko seufzte zwar, widersprach aber ansonsten nicht weiter. Da er ein starkes Analgetikum erhalten hatte, löste das Umbetten auf die fahrbare Liege keine neuen Schmerzattacken aus.

Auf dem Gang wartete Nils Hanson. Er war zwar ein ganzes Stück vorausgelaufen, hatte jedoch die Sirenen des RTWs und des Polizeiautos gehört und sich, einer unguten Vorahnung folgend, bei Passanten erkundigt, was passiert war. Als er wenige Minuten später am Unfallort eintraf, keuchend vom schnellen Lauf, hatte er gesehen, wie die Sanitäter Fenko auf die fahrbare Liege gebettet und in den RTW gebracht hatten. Es war Nils gelungen, einen der Sanis anzusprechen, der ihm verriet, dass man seinen Fenko in die nahegelegene Deichklinik fahren würde. Sofort hatte Nils seinen Dauerlauf wieder aufgenommen und war zum Krankenhaus gejoggt. Als Fenko nun aus dem Untersuchungsraum geschoben wurde, sprang Nils von seinem Stuhl auf und eilte zu ihm.

"Mensch, Junge, wie geht es dir?"

"Es geht so. Hab ein Schmerzmittel bekommen", informierte Fenko den befreundeten Kollegen. "Die wollen mich jetzt röntgen und dann hoffe ich, dass es mit einem Gips oder einer Schiene getan ist. Drück mal die Daumen."

"Mache ich", versprach Nils, während er neben der Liege herlief. "Aus der Party und unserem Sport-Arbeitswochenende wird da aber wohl nichts werden."

"Na ja, die Jubiläumsparty ist für mich wohl gestorben. Aber vielleicht können wir morgen wenigstens über die geplanten Strategien beraten", meinte Fenko in medikamentös bedingter Zuversicht. "Geh am besten nach Hause. Ich ruf dich an, wenn ich hier fertig bin."

"Nee, ich warte, bis du die Diagnose hast", widersprach Nils entschlossen. "Der Nachmittag ist so oder so versaut."

"Beschwer dich bei dem doofen Köter, der mich gefällt hat", knurrte Fenko, doch es war nicht wirklich ernst gemeint. "Echt, typisch. Je kleiner, desto gefährlicher."

"Wir sind da", unterbrach Schwester Gaby die Unterhaltung der beiden Männer. "Sie dürfen leider nicht mit hinein" – das galt Nils. "Gehen Sie am besten in die Wartezone zurück."

"Okay." Nils versetzte seinem befreundeten Kollegen einen leichten Stups gegen die Schulter. "Mach’s gut Alter, bis gleich." Dann trat er zurück, damit die Schwester die Tür zum Röntgenraum aufstoßen und die Liege hinein rollen konnte. Als sich die Tür hinter beiden...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95573-716-0 / 3955737160
ISBN-13 978-3-95573-716-0 / 9783955737160
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