Vengeful - Die Rache ist mein (eBook)
528 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491118-2 (ISBN)
Victoria (V. E.) Schwab ist die Autorin der »Shades of Magic«-Trilogie, des Bestsellers »Das unsichtbare Leben der Addie LaRue« und des Gothic-Fantasy-Romans 'Gallant'. Ihre Werke wurden in über vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Sie wurde 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren und ist seitdem von unstillbarem Fernweh getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten.
Victoria (V. E.) Schwab ist die Autorin der »Shades of Magic«-Trilogie, des Bestsellers »Das unsichtbare Leben der Addie LaRue« und des Gothic-Fantasy-Romans "Gallant". Ihre Werke wurden in über vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Sie wurde 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren und ist seitdem von unstillbarem Fernweh getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten. Petra Huber ist Übersetzerin aus dem Russischen und Englischen. Sie hat unter anderem Katherine Addison und V. E. Schwab ins Deutsche übertragen. Sara Riffel studierte Amerikanistik, Anglistik und Kulturwissenschaft in Berlin und arbeitet seit vielen Jahren als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin. Zu ihren Autoren gehören William Gibson, Anthony Ryan und Joe Hill.
Sechs Wochen vorher
Merit, Stadtrand
An dem Abend, an dem Marcella starb, bereitete sie ihrem Mann sein Lieblingsessen zu.
Aus keinem besonderen Anlass, sondern einfach weil, wie es so schön hieß, Spontanität das Geheimnis der Liebe ist. So richtig glaubte Marcella nicht daran, aber einen Versuch war es wert. Zumal es mit einem simplen Essen getan war. Nichts allzu Aufwendiges – ein gutes Steak, an den Rändern in schwarzem Pfeffer gewälzt, gebackene Süßkartoffeln und eine Flasche Merlot.
Doch es wurde sechs Uhr und später, und Marcus ließ sich nicht blicken.
Marcella stellte das Essen in den Backofen, um es warm zu halten, und überprüfte ihren Lippenstift im Flurspiegel. Sie löste ihr langes schwarzes Haar aus dem lockeren Knoten, steckte es dann erneut hoch und strich ihr Kleid glatt. Sie galt als natürliche Schönheit, auf die Natur war jedoch nur bedingt Verlass. In Wahrheit trainierte Marcella sechs Tage die Woche zwei Stunden im Fitnessstudio und dehnte jeden einzelnen der schlanken Muskeln an ihrem biegsamen, eins siebzig großen Körper. Und sie verließ niemals ihr Schlafzimmer, ohne sich vorher perfekt geschminkt zu haben. Es war nicht einfach, aber ihre Ehe mit Marcus Andover Riggins – besser bekannt als Marc the Shark, Tony Hutchs rechte Hand – verlangte das von ihr.
Es war nicht einfach, aber es lohnte sich.
Ihre Mutter sagte immer, sie hätte zufällig einen guten Fang gemacht. Sie ahnte nicht, mit wie viel Sorgfalt Marcella den Köder ausgewählt hatte, um am Ende genau den Richtigen zu erwischen.
Ihre kirschroten High Heels klackten über den Holzfußboden, bis das Geräusch von dem seidenweichen Perserteppich verschluckt wurde. Sie deckte den Tisch fertig und zündete alle vierundzwanzig Kerzen in den beiden schmiedeeisernen Kandelabern links und rechts der Tür an.
Marcus konnte die zwar nicht ausstehen, aber das war Marcella egal. Sie liebte die hohen und schweren Kandelaber mit der sich verzweigenden Krone, weil sie sie an die Einrichtung eines französischen Schlosses erinnerten. Sie verliehen dem Haus etwas Luxuriöses, gaben ihrem neureichen Zuhause einen altehrwürdigen Touch.
Sie schaute auf die Uhr – es war schon sieben –, widerstand jedoch dem Drang anzurufen. Eine Flamme löschte man am schnellsten, indem man sie erstickte. Außerdem stand Geschäftliches bei Marcus stets an erster Stelle.
Marcella goss sich ein Glas Wein ein und lehnte sich gegen die Küchentheke. Sie stellte sich vor, wie sich seine starken Hände um jemandes Kehle schlossen. Einen Kopf, der unter Wasser getaucht wurde, eine Faust, die ein Kinn traf. Einmal war er mit blutverschmierten Händen nach Hause gekommen, und sie hatte es mit ihm direkt auf der marmornen Küchentheke getrieben. Seine Waffe hatte noch im Holster gesteckt, und das Metall hatte hart gegen ihre Rippen gedrückt.
Die meisten Leute glaubten, Marcella würde ihren Mann trotz seines Jobs lieben. In Wahrheit liebte sie ihn gerade deswegen.
Als aus sieben Uhr acht wurde und aus acht kurz vor neun, verwandelte sich Marcellas Ungeduld jedoch langsam in Verärgerung. Und als die Haustür endlich aufging, hatte sich ihre Verärgerung zu Wut verhärtet.
»Tut mir leid, Liebling.«
Seine Stimme veränderte sich immer, wenn er betrunken war, sie wurde träge und gedehnt. Aber das war es auch schon. Weder stolperte noch wankte er, und seine Hände zitterten nicht. Nein, Marcus Riggins war aus härterem Holz geschnitzt – auch wenn er alles andere als perfekt war.
»Schon gut«, sagte Marcella und ärgerte sich über ihren genervten Tonfall. Sie wandte sich der Küche zu, aber Marcus packte sie am Handgelenk und drehte sie so schnell zu sich um, dass sie das Gleichgewicht verlor. Er legte die Arme um sie, und sie schaute hoch in sein Gesicht.
Zwar waren seine Hüften ein bisschen breiter geworden, während ihre Taille noch schlanker war als früher, und sein durchtrainierter Schwimmerkörper hatte sich mit jedem Jahr ein bisschen mehr aufgebläht. Sein sommerbraunes Haar jedoch war nicht dünner geworden, und seine Augen besaßen noch denselben verwegenen Blauton, der an Schiefer oder dunkles Wasser erinnerte. Marcus war immer schon attraktiv gewesen, was vermutlich mit seinen maßgeschneiderten Anzügen zusammenhing und seiner Art, sich zu bewegen, so als erwarte er, dass die ganze Welt ihm Platz machte. Und meistens tat sie das auch.
»Du siehst toll aus«, flüsterte er, und Marcella spürte, wie er sich gegen ihre Hüfte presste. Aber sie war nicht in Stimmung.
Mit den Fingernägeln fuhr sie über seine stoppelige Wange. »Bist du hungrig, Schatz?«
»Immer«, knurrte er an ihrem Hals.
»Gut«, sagte Marcella, trat einen Schritt zurück und strich über ihr Kleid. »Essen ist fertig.«
Ein Tropfen Rotwein lief am Kelch des erhobenen Glases hinab und landete auf dem weißen Tischtuch. Marcella hatte das Glas zu voll gegossen, ihre Hand hatte vor Ärger gezittert. Marcus schien den Fleck nicht zu bemerken. Er schien gar nichts zu bemerken.
»Auf meine schöne Frau.«
Marcus betete nicht vor dem Essen, aber er brachte stets einen Trinkspruch aus. Das tat er schon so lange, wie sie sich kannten. Egal, ob sie zwanzig Leute zu Besuch hatten oder alleine aßen. Bei ihrem ersten Date hatte die Geste Marcella noch entzückt, inzwischen kam sie ihr hohl und einstudiert vor. Sie sollte bezaubern, ohne wirklich charmant zu sein.
Marcella hob ihr eigenes Glas.
»Auf meinen eleganten Mann«, antwortete sie automatisch.
Sie hatte das Glas halb zu den Lippen geführt, als ihr der Fleck an Marcus’ Hemdmanschette auffiel. Anfangs hielt sie es nur für Blut, aber die Farbe war zu hell, zu rosa.
Es war Lippenstift.
Die Gespräche mit den anderen Frauen fielen ihr wieder ein.
Geht sein Blick schon auf Wanderschaft?
Hält er seinen Stängel feucht?
Männer sind Schweine.
Marcus säbelte an seinem Steak herum und redete irgendwas über Versicherungen, aber Marcella hörte nicht zu. Im Geiste stellte sie sich vor, wie ihr Mann mit dem Daumen über geschminkte Lippen fuhr, die sein Handgelenk küssten.
Ihre Finger packten das Weinglas fester. Hitze durchströmte ihre Haut, während sich in ihrem Magen eine kalte Schwere breitmachte. »Was für ein beschissenes Klischee«, sagte sie.
Er hörte nicht auf zu kauen. »Wie bitte?«
»Dein Hemdsärmel.«
Sein Blick glitt träge zu dem rosafarbenen Fleck. Er besaß nicht einmal den Anstand, überrascht auszusehen. »Muss wohl deiner sein«, sagte er, als hätte sie jemals diesen Farbton getragen, jemals etwas so Geschmackloses überhaupt nur besessen …
»Wer ist sie?«
»Ehrlich, Marce…«
»Wer ist sie?«, drängte Marcella und biss die perfekten Zähne zusammen.
Marcus hörte schließlich doch auf zu essen und lehnte sich zurück. Seine blauen Augen richteten sich auf sie. »Niemand.«
»Ach, du vögelst also einen Geist?«
Er verdrehte die Augen, offensichtlich wollte er das Thema nicht weiter vertiefen. Was ziemlich ironisch war, wo es ihm doch sonst immer so gefiel, wenn über ihn geredet wurde. »Marcella, Eifersucht steht dir nicht.«
»Zwölf Jahre, Marcus. Zwölf. Und jetzt kannst du ihn nicht mehr in der Hose behalten?«
Überraschung flackerte über sein Gesicht, und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag – natürlich war es nicht das erste Mal, dass er fremdging. Es war nur das erste Mal, dass er erwischt wurde.
»Wie lange schon?«, fragte sie eisig.
»Lassen wir das, Marce.«
Lassen wir das – als wäre ihr Vorwurf wie das Weinglas in ihrer Hand, das sie jederzeit beiseitestellen konnte.
Es war nicht der Betrug an sich – sie konnte eine Menge verzeihen, im Interesse ihres gemeinsamen Lebens –, es waren die Blicke der anderen Frauen, die Marcella immer für Neid gehalten hatte, die Warnungen, das verhaltene Lächeln. Es war die Erkenntnis, dass alle es gewusst hatten, wer weiß wie lange schon, und sie als Einzige … nicht.
Lassen wir das.
Marcella stellte das Weinglas ab. Und nahm sich das Steakmesser. Ihr Mann besaß die Frechheit, sie spöttisch anzusehen. Als wüsste sie nicht, mit einem Messer umzugehen. Als hätte sie sich nicht all seine Geschichten angehört und um Details gebettelt. Als würde er nicht ewig über seinen Job reden, wenn er betrunken war. Als hätte sie nicht mit einem Kissen geübt. Einer Mehltüte. Einem Steak.
Marcus hob eine Augenbraue. »Was soll das?«, fragte er herablassend.
Wie albern sie in seinen Augen wirken musste, ihre perfekt manikürten Nägel, die den Griff des Messers umklammert hielten.
»Püppchen«, schnurrte er, und das Wort brachte sie zur Weißglut.
Püppchen. Liebling. Schatz. War das, was er nach all der Zeit über sie dachte? Hielt er sie für hilflos, schwach und zerbrechlich? Ein Schmuckstück, eine schimmernde Glasfigur, die man sich ins Regal stellte, weil sie hübsch anzusehen war?
Als sie nicht reagierte, verfinsterte sich sein Blick.
»Richte dieses Messer nur auf mich, wenn du es auch wirklich benutzen willst …«
Vielleicht war sie ja tatsächlich aus Glas.
Aber wenn Glas zerbrach, dann war es scharf.
»Marcella …«
Sie stürzte sich auf ihn, und zu ihrer Befriedigung weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Er wich zurück und verschüttete dabei seinen Bourbon. Aber Marcellas Messer hatte kaum seine Seidenkrawatte berührt, da landete seine Hand schon krachend in ihrem Gesicht. Blut...
Erscheint lt. Verlag | 29.4.2020 |
---|---|
Reihe/Serie | Vicious & Vengeful | Vicious & Vengeful |
Übersetzer | Petra Huber, Sara Riffel |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Crossover Fantasy • Fantasy • Fantasy Bestseller • fantasy buch • Fantasy Erwachsene • Fantasy Serie • Fantasy Thriller • Feministische Fantasy • Feministische Literatur • Mystery Thriller • Nahtoderfahrung • Queer Fantasy • Science Fiction • Superhelden Roman • übernatürlicher Thriller • Urban Fantasy • Victoria Schwab • Vier Farben der Magie • Weltenwanderer • Wild Cards |
ISBN-10 | 3-10-491118-5 / 3104911185 |
ISBN-13 | 978-3-10-491118-2 / 9783104911182 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich