Sturmflut (eBook)
480 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99294-7 (ISBN)
Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's - eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.
Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch "Mir langt's – eine Lehrerin steigt aus". Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre turbulenten Sylt-Krimis um die temperamentvolle Mamma Carlotta erobern regelmäßig die SPIEGEL-Bestsellerliste, genauso wie ihre erfolgreichen Italien-Romane. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch "Déjàvu".
Felix verzog sich...
Felix verzog sich schnell wieder, als er hörte, dass die Staatsanwältin erwartet wurde. Mit dieser Frau, die sein Vater nicht ausstehen konnte und die ihm ständig Schwierigkeiten machte, wollte er nicht am Tisch sitzen. Carolin schloss sich seiner Meinung umgehend an. Auch sie wollte nicht dabei sein, wenn ihr Vater von der Staatsanwältin mit Fragen gelöchert wurde, die er nicht beantworten konnte, oder wenn doch, nicht schnell genug. Dass die Staatsanwältin darum gebeten hatte, auch Antonia Schäfer zum Abendessen mitzubringen, hatte sie sogar regelrecht in die Flucht geschlagen. Dabei hatte ihre Nonna ihr immer wieder zugeredet und ihr vorgehalten, dass dieses Beisammensein eine wunderbare Gelegenheit war, der Verlegerin ihre Vorzüge vor Augen zu halten und auf ihre Gedichte zu sprechen zu kommen.
Pampig fragte Carolin: »Soll ich ihr in Reimform antworten, wenn sie eine Frage an mich richtet?« Und dann äußerte sie sogar frank und frei den bösen Verdacht, dass ihre Oma vermutlich nach jedem zweiten Satz das lyrische Talent ihrer Enkelin hervorheben würde, während Antonia Schäfer an nichts anderes dachte als an ihre entführte Tochter. »Das wäre ja so was von peinlich!«
Mamma Carlotta betonte immer wieder, dass sie selbstverständlich besonders zartfühlend wäre, wenn die Rede auf Carolins Lyrik kommen würde. Aber das wollte ihre Enkelin nicht glauben. »Schlimm genug, dass du sie gezwungen hast, mich noch auf die Liste der Wettbewerber aufzunehmen. Zwei Tage nach Anmeldeschluss!«
»Come?« Nun war Mamma Carlotta wirklich empört. »Schlimm?« Sie hatte Carolin zu einer großen Chance verholfen! Und das war nun der Dank?
Erik und Sören erschienen in der Küche, als sie gerade anfing, sich zu langweilen. Das Essen war fertig, der Tisch gedeckt, der Aperitif war gut gekühlt, der Rotwein atmete bereits. Nichts hasste Mamma Carlotta mehr, als mit dem Essen auf Gäste und Angehörige zu warten, erst recht, wenn niemand gemeinsam mit ihr wartete, mit dem sie sich unterhalten oder zumindest zusammen auf diejenigen schimpfen konnte, die sich verspäteten.
So wurden Erik und Sören mit großer Erleichterung begrüßt, denen sie erzählen konnte, dass nicht nur die Staatsanwältin zum Abendessen erwartet wurde, sondern auch Antonia Schäfer. Tilla Speck hatte die Freundin nicht allein lassen wollen mit ihrer großen Sorge und damit bei Mamma Carlotta offene Türen eingerannt. Selbstverständlich musste man einer Mutter, die um ihr Kind bangte, helfen! Und wenn es ihr guttat, den Abend in angenehmer Gesellschaft zuzubringen, statt allein in ihrem Ferienhaus zu sitzen, dann musste man ihr die Tür öffnen und den Stuhl zurechtrücken. Das war doch klar.
Erik nickte nur. Ihm selbst war es ja lieber, im Kreise der Familie den Tag zu beenden, das wusste seine Schwiegermutter, wobei er Sören längst als Familienmitglied betrachtete. Die Anwesenheit der Staatsanwältin war ihm lästig, auch das wusste seine Schwiegermutter, obwohl er damit gerechnet hatte, dass sie erscheinen würde. Aber nun noch Antonia Schäfer? Nachdem er sich erkundigt hatte, wohin seine Kinder gegangen waren, ließ Mamma Carlotta ihn nicht mehr aus den Augen, weil sie fürchtete, er könnte sich heimlich aus dem Haus schleichen und ihnen zu Gosch oder in die Dönerbude folgen. Nur deshalb unterließ sie es, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass ein frisches Hemd nicht schlecht wäre und er seine bequemen Cordhosen gegen eine der knapp sitzenden Jeans tauschen könnte, die unbenutzt im Schrank hingen, seit Erik sich von Svea Gysbrecht getrennt hatte, der moderne Kleidung wichtig gewesen war.
Aber sie hielt sich zurück. Einem Mann, der am Abend am liebsten seine Ruhe hatte und wusste, dass sie ihm nicht vergönnt sein würde, sollte man besser nicht mit Forderungen kommen, denen er schon bei strahlender Laune nur ungern nachkam. Er konnte ja nicht ahnen, was seine Schwiegermutter am Nachmittag zu hören bekommen hatte, als sie zufällig das Gespräch der Staatsanwältin mit Antonia Schäfer belauscht hatte. Erst recht wusste er nicht, dass ihr im Sommer schon einmal etwas ähnliches zu Ohren gekommen war. Sowohl in Italien als auch heute hinter dem Kurhaus war Eriks Name nicht gefallen, aber die Möglichkeit, dass Tilla Speck von ihm gesprochen haben könnte, ließ Mamma Carlotta nicht los. Zu dumm, dass sie mit niemandem darüber reden konnte. Nicht einmal mit Tove Griess und Fietje Tiensch! So was konnte man nur mit einer Frau besprechen! Sie würde warten müssen, bis sie wieder in Panidomino war und dort mit ihrer Freundin Marina darüber beratschlagen konnte, ob es richtig war zu handeln oder ob es besser war, die Sache ihren Lauf nehmen zu lassen und stillschweigend dabei zuzusehen. Wenn sie nur wüsste, wie der Mann hieß, der Tilla Specks Herz erobert hatte, ohne es zu ahnen. Vielleicht gab es ja außer Erik noch andere, die von ihr schlecht behandelt wurden, die sie nicht ausstehen konnten und davon überzeugt waren, dass es umgekehrt genauso war. »Madonna!«
Die Staatsanwältin erschien...
Die Staatsanwältin erschien im Süder Wung, als sei sie soeben aus dem Ei gepellt worden. Die schwarze Jeans war so eng, dass Erik fürchtete, Nähte, Knöpfe und Reißverschluss könnten spätestens beim Dessert schlappmachen und ihre Ämter niederlegen. Ihr Pullover hatte einen so weiten Ausschnitt, dass ihr weißer Spitzen-BH zu sehen war, wenn sie sich vorbeugte. Was sie auch tat, nachdem sie Erik kurz begrüßt hatte, um der Katze, die schnurrend um ihre Beine ging, lange und ausgiebig Aufmerksamkeit zu schenken. Erik zwang sich, auf nichts anderes als auf ihre blonden Locken zu starren, die aussahen, als hätte die Staatsanwältin noch einen Friseurbesuch eingeschoben. Als sie sich wieder aufrichtete, sah er, dass ihre Lippen frisch geschminkt waren, dass ihr Lidschatten blau schimmerte und ihre Wimpern so kräftig getuscht waren, dass sie wie Fliegenbeine aus ihrem Gesicht stachen. Sie duftete nach einem teuren Parfüm, das Erik am liebsten aus der Luft gewedelt hätte. Er ärgerte sich, dass er all das zur Kenntnis nahm, und ärgerte sich noch mehr, als er sah, wie beeindruckt Sören war. Der starrte in das Dekolleté der Staatsanwältin, als hätte er nie etwas Schöneres gesehen.
Antonia Schäfers Anblick war für Erik dagegen reine Labsal. Sie war elegant, aber schlicht gekleidet. Ihr war es augenscheinlich nicht darum gegangen, ihre Vorzüge ins rechte Licht zu setzen. Sie sah sehr formell aus in ihrem dunklen Kostüm, ließ aber erkennen, dass diese Aufmachung ihrer Position geschuldet war. Sie schien der Ansicht zu sein, dass eine Verlegerin, die ein Lyrik-Festival organisierte, angezogen sein müsse wie eine Pastoralreferentin bei ihrer Antrittspredigt.
Sie sah sich um, als könnte Carolin sich irgendwo versteckt haben. »Ist Ihre Tochter nicht zu Hause?«
Ehe Erik etwas entgegnen konnte, hatte schon seine Schwiegermutter das Wort ergriffen. Sie war ja immer schneller im Antworten als er. Voller Erstaunen hörte Erik, dass seine Tochter sich zurückgezogen habe, um an ihrem lyrischen Gesamtwerk zu arbeiten, für das sie angeblich unbedingt den Einfluss der Natur, des Wetters, des Meeres brauche. Er hätte glatt gedacht, sie wäre vor der Staatsanwältin geflohen und hätte sich mit Felix in die Dönerbude gerettet, um dort so lange ungesundes Essen zu sich zu nehmen, bis der Besuch das Haus verlassen hatte.
Während Mamma Carlotta den Insalata alla ligure servierte, hielt Sören sich noch zurück. Erst als die Spaghetti con le zucchine auf dem Tisch standen und Antonia Schäfer fand, dass man die Arbeit der Köchin nun genug gewürdigt hatte und auf das Schicksal ihrer Tochter zu sprechen kommen konnte, sagte Sören: »Ihr Mann ist längst wieder in Deutschland. Ich habe bei den Fluggesellschaften recherchiert.«
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Der Staatsanwältin rutschten die Spaghetti, die sie soeben aufgewickelt hatte, von der Gabel, Antonia schob den Teller ein wenig zurück, als sei ihr der Appetit vergangen. Sören hatte Mühe, sein Strahlen zu unterdrücken und angemessen betroffen auszusehen. »Er hat zwei Tage vor der Entführung einen Flug von Chicago nach München gebucht.«
»Er ist nicht mehr in den USA?« Antonia stöhnte diesen Satz heraus.
Erik mischte sich nicht ein, er wollte Sören den Triumph allein auskosten lassen. »Kommissar Vetterich, der Leiter der KTU, hat herausgefunden, dass sein Handy sich in Deutschland eingeloggt hat. In der Nähe von Kiel. Vermutlich ist er von München nach Kiel mit dem Zug gefahren.«
»Warum behauptet er, dass er in einer Klinik in Chicago liegt?«, fragte die Staatsanwältin, aber niemand antwortete ihr, weil jeder wusste, dass sie die Antwort längst selbst gefunden hatte. Erik war froh, dass er schon Gelegenheit gehabt hatte, sich ein paar Gedanken zu machen. »Kann es sein, dass er so dumm ist? Er hat gesagt, er kenne den Namen der Klinik nicht, in der er liegt. Glaubt er wirklich, dass wir uns damit zufriedengeben?«
Die Staatsanwältin hielt es für möglich. »Er kommt nicht im Traum auf die Idee, dass wir ihn verdächtigen. Irgendwann hätte er uns den Namen einer Klinik präsentiert ...«
»... aber dann wäre er immer noch nicht auf die Idee gekommen, dass seine Angabe kontrolliert wird«, ergänzte Antonia Schäfer.
»Genauso wenig kommt er auf die Idee, dass wir sein Handy kontrollieren.«
Aber Erik schüttelte den Kopf. »Sein Verhalten ist nicht logisch. Er hätte die Polizei nicht verständigt, wenn er die...
Erscheint lt. Verlag | 2.5.2019 |
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Reihe/Serie | Mamma Carlotta |
Mamma Carlotta | Mamma Carlotta |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Bestseller • Bestsellerliste Spiegel • Buch • Bücher Romane für Frauen • Cornelia Kuhnert • COSY • Deutsche Krimis • Dora Heldt • Entführung • Erpressung • Frauen • Friesisch • Humor • humorvoller Krimi • Insel • Inselroman • Klaus-Peter Wolf • Krimi • krimi geschenk • Krimi Geschenkidee • Krimi Humor • krimi lustig • Kriminalroman • Kulinarischer Krimi • Landhauskrimi • Literaturfestival • lustig • lustige • Lustige Romane für Frauen • Mamma Carlotta • Mord • Muttertagsgeschenk • Neuerscheinung • Norderney • Nordsee • Nordsee-Krimi • Ostfriesen • Ostsee • Regionalkrimi • Roman • spiegel bestseller • Sylt • Sylt Krimi • Sylt-Krimi • Taschenbuch • Taschenbücher • unterhaltsame bücher • Unterhaltung • Unterhaltungsromane • Urlaubslektüre • Verwechslung • Wellenbrecher |
ISBN-10 | 3-492-99294-3 / 3492992943 |
ISBN-13 | 978-3-492-99294-7 / 9783492992947 |
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