Genom - Die Extinction-Serie 2 (eBook)

Roman

(Autor)

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2020
Heyne Verlag
978-3-641-22408-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Genom  - Die Extinction-Serie 2 - A. G. Riddle
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Der Kampf um die Zukunft der Menschheit geht in die zweite Runde
Im Jahr 2003 wurde das erste menschliche Genom zerlegt und analysiert: Ein historischer Moment. Aber nur ein Wissenschaftler kennt die Wahrheit, die in unserer DNA verschlüsselt ist. Dieses Geheimnis kann alles ändern: Unsere Vergangenheit - und unsere Zukunft! Wer es besitzt, hat Macht über die gesamte Menschheit. Dr. Peyton Shaw, die das Vermächtnis des legendären Wissenschaftlers Paul Kraus erforscht, kommt einer globalen Verschwörung auf die Spur ...

A.G. Riddle wuchs in North Carolina auf. Zehn Jahre lang hat er diverse Internetfirmen gegründet und geleitet, bevor er sich aus dem Geschäft zurückzog. Seitdem widmet sich Riddle seiner wahren Leidenschaft: dem Schreiben. Riddle lebt in Parkland, Florida.

1

Dr. Peyton Shaw wurde von lauten Stimmen geweckt. Sie wickelte sich enger in die dicke Wolldecke. Ein Heizlüfter brummte neben ihr, aber in dem kleinen Büro war es trotzdem eiskalt.

Hinter der geschlossenen Tür gingen die Rufe in eine aufgeregte Unterhaltung über. Peyton schnappte nur einzelne Bruchstücke auf.

»Keine genetische Übereinstimmung.«

»Definitiv kein Neandertaler.«

»… eine neue menschliche Spezies.«

Das einzige Fenster im Büro bestand aus einer breiten Glasscheibe, durch die man auf den Laderaum des Schiffs blickte. In der riesigen Halle, die für diesen Einsatz zu einem Forschungslabor umgebaut worden war, herrschte immer rege Geschäftigkeit. Der Schein der Leuchtstoffröhren drang in das Büro und tauchte es in ein fahles Licht, wie die Straßen Londons in einer nebligen Nacht. Peyton wollte hinübergehen und nachsehen, was die Unruhe ausgelöst hatte, aber sie war noch immer erschöpft von ihrem letzten Tauchgang zum Schiffswrack. Also blieb sie im Bett liegen und lauschte, während ihr Blick über die Fotos von Knochen und Leichen schweifte, die an den Wänden hingen. Es sah aus wie bei einer Mordermittlung.

Peyton war unbequeme Quartiere bei ihren Forschungsarbeiten gewohnt. Sie hatte ihr halbes Leben lang Seuchenausbrüche in den betroffenen Regionen untersucht. Die größte Herausforderung hatte sie letzten Monat erlebt, als die X1-Pandemie die Welt verwüstete. Milliarden waren infiziert worden. Dreißig Millionen waren gestorben, darunter viele von Peytons Kollegen beim CDC und Studenten ihres EIS-Programms. Es war ein schwerer Schlag gewesen, besonders als sie die Wahrheit über die tödliche Seuche erfuhr.

Peyton hatte herausgefunden, dass es sich bei dem Ausbruch um einen Terroranschlag handelte. Yuri Pachenko und seine Organisation, Kition, hatten den Erreger nur aus einem Grund auf die Welt losgelassen: um ein Heilmittel anbieten zu können. Aber das Heilmittel war mehr, als es schien. Es bekämpfte den Erreger, enthielt jedoch auch eine Nanotechnologie namens Rapture.

Über Rapture war nicht viel bekannt, außer dass es zu einem größeren Vorhaben gehörte, das als Spiegel-Projekt bezeichnet wurde. In Kombination mit zwei anderen Technologien, Rook und Rendition, würde Yuri mit Rapture und dem Spiegel-Projekt jeden Menschen auf der Erde kontrollieren können.

Die Regierungen sämtlicher Staaten, die schon durch die Millionen Toten der Pandemie ins Wanken geraten waren, versuchten nun verzweifelt, die Vollendung des Spiegel-Projekts zu verhindern. Sie suchten auf der ganzen Welt nach Kition, aber da es kaum Spuren gab, hatten sie bisher keinen Erfolg.

Lin Shaw, Peytons Mutter, hatte eine andere Lösung vorgeschlagen. Ihrer Meinung nach boten die Forschungsergebnisse eines konkurrierenden Kition-Projekts die einzige Hoffnung, Yuri aufzuhalten. Dieses Material befand sich an Bord der Beagle, eines U-Boots von Kition, das Yuri vor dreißig Jahren versenkt hatte. Lin hatte auf der Beagle gearbeitet und wusste mehr über das U-Boot als jeder andere lebende Mensch. Sie glaubte, die Daten und Proben an Bord würden einen im menschlichen Genom verborgenen Code enthüllen und zu einer Entdeckung führen, die die Geschichte der Menschheit neu schrieb.

Viele zweifelten an Lins Behauptungen, und das aus gutem Grund: Bis vor Kurzem war sie Kition-Mitglied gewesen. Außerdem gab sie sich geheimnisvoll und weigerte sich, ihr Wissen preiszugeben. Aber Peyton genügte ihr Versprechen. Wenn auch nur die Chance bestand, dass die Forschungsergebnisse auf der Beagle Yuri und das Spiegel-Projekt aufhielten, würde Peyton bis ans Ende der Welt gehen, um sie zu finden. Und auf gewisse Weise hatte sie das getan.

Vor zwei Wochen war sie mit ihrer Mutter in Alaska an Bord des russischen Eisbrechers Arktika gegangen und Richtung Polarkreis gefahren. Nach vier Tagen hatten sich alle an Deck versammelt, um die Sonne ein letztes Mal über dem Horizont auftauchen zu sehen. Danach arbeiteten sie in ständiger Dunkelheit. Es fühlte sich an, als befänden sie sich in einer anderen, zeitlosen Dimension, wo die Gesetze des Planeten nicht galten. Die einzige natürliche Helligkeit stammte von den Polarlichtern, die die Umgebung noch fremder wirken ließen. Die phosphoreszierenden grünen, blauen und orangefarbenen Streifen erinnerten Peyton an die Shetlandinseln, wo sie vor drei Wochen zum ersten Mal eine solche Erscheinung gesehen hatte. Dort hatte sie sich mit ihrem Vater wiedervereint. Und hatte nach dreizehn Jahren wieder mit Desmond Hughes Zeit verbracht. Jetzt kam es ihr vor wie ein anderes Leben. Ein Traum, und zwar ein guter.

Für die Forscher auf der Arktika ging es bei diesem Einsatz darum, Kition aufzuhalten und eine wissenschaftliche Entdeckung historischen Ausmaßes zu machen. Für Peyton ging es um viel mehr. Yuri und Kition hatten ihr ihren Vater, ihren Bruder und Desmond genommen. Ihren Vater hatten sie getötet, Desmond entführt. Die Beagle war der Schlüssel, um Kition zu stoppen, aber sie hoffte, sie würde sie auch zu Desmond führen. Ihre Mutter hatte es ihr versprochen.

Peyton drehte sich auf die Seite und sah zur breitesten Wand des Büros, die zur Hälfte von einem Plan des U-Boots eingenommen wurde. Die Bereiche, die sie erkundet hatten, waren markiert, und obwohl sie schon seit zehn Tagen von der Arktika zur Beagle tauchten und alle Funde katalogisierten, hatten sie das riesige Atom-U-Boot nicht einmal zur Hälfte erkundet.

Unter der Karte stand die altersschwache Kaffeemaschine. Peyton hätte gern eine Tasse getrunken, aber sie traute sich nicht, das laute Gerät einzuschalten. Ihre Mutter lag nur ein paar Schritte entfernt in dem anderen schmalen Bett und schlief fest. In letzter Zeit hatte Lin sehr wenig Schlaf bekommen – und ihn auch niemand anderem zugestanden.

Peyton streifte die Decke ab und zog einen dicken Pullover an. Sie schlüpfte in die Hose und steckte ein kleines gläsernes Herz in die Tasche. Es war der einzige persönliche Gegenstand, den sie aus Atlanta mitgebracht hatte, das Einzige, was ihr von Desmond geblieben war. Sie trug es mit sich, um sich daran zu erinnern, warum sie hier war – und warum sie weitermachen würde, um jeden Preis.

Leise öffnete sie die Tür und trat in den Frachtraum. Sie blinzelte im grellen Licht. An den vor dem Büro aufgereihten Computerarbeitsplätzen blickten mindestens zehn Techniker auf die großen Bildschirme, tippten, schlürften Kaffee und lehnten sich gelegentlich auf ihren Drehstühlen zurück. Fünf Forschungsassistenten standen hinter ihnen und zeigten auf die Bilder und Texte auf den Monitoren.

»Könnte sich vor dem anatomisch modernen Menschen abgespalten haben.«

»Oder es ist eine isolierte Bevölkerungsgruppe wie der Homo floresiensis.«

»Wir könnten ihn Homo beagalis nennen …«

»Wir geben ihm noch gar keinen Namen, meine Damen und Herren. Es ist Probe 1644 – so haben die Forscher auf der Beagle ihn bezeichnet, und dabei bleibt es vorläufig.«

Peyton erkannte die letzte Stimme: Dr. Nigel Greene. Er war ein Evolutionsbiologe, der das Team leitete, das die Proben von der Beagle analysierte.

Als er Peytons Schritte vor der Metalltür hörte und sich zu ihr umdrehte, lächelte er sofort.

»Klingt, als hätten Sie alle den Super Bowl gewonnen.«

Der englische Wissenschaftler legte den Kopf schräg. »Was ist das?«

»Nichts.« Sie nickte zu den Bildschirmen. »Irgendwas gefunden?«

Er zog die Brauen hoch. »Allerdings.«

Nigel beauftragte die anderen Wissenschaftler und Techniker großspurig »weiterzumachen«, dann legte er Peyton sanft die Hand auf den Rücken und schob sie zu einem freien Computerterminal. Er sprach mit gedämpfter Stimme, als verriete er ihr ein gut gehütetes Geheimnis.

»Wir haben gerade die ersten Daten von Rubicon zurückbekommen. Die Proben aus Gruppe eins stammen alle von ausgestorbenen Arten – wie Ihre Mutter vorhergesagt hat.« Er beugte sich vor und rief auf dem Computer das Bild eines langen Knochens in einer Metallkiste auf. »Wir haben vermutet, dass Probe 1642 der Oberschenkelknochen eines Tiers aus der Familie der Canoidea ist. Wir hatten recht.«

Das Bild, das jetzt auf dem Monitor erschien, erinnerte an einen großen Wolf.

»Er stammt von einem Canis dirus. Die Tiere haben Nordamerika von vor 125 000 Jahren bis zu ihrem Aussterben vor 10 000 Jahren bewohnt. Einige der besten Fossilien wurden in den La Brea Tar Pits bei Los Angeles gefunden.« Nigel betrachtete die Darstellungen. »Es waren prächtige Tiere. Stellen Sie sich einen Wolf vor, der über fünfzig Kilo wiegt und ein riesiges Gebiss hat. Die Art ist mit der Megafauna des Pleistozäns ausgestorben, am Ende der letzten Kaltzeit. Dachten wir jedenfalls.«

Er rief eine Grafik auf, die Peyton als Radiokarbondatierung erkannte.

»Die Probe, die von der Beagle geborgen wurde, ist ungefähr 9.500 Jahre alt«, sagte er. »Das bedeutet, sie stammt von einem Tier, das 800 Jahre nach dem jüngsten bekannten Canis dirus gelebt hat. Die zeitliche Einordnung der Spezies muss korrigiert werden.«

Nigel klickte mit der Maus. »Und das ist noch nicht alles.«

Ein Foto von vier Rippenknochen erschien.

»Irgendeine Vermutung?«

Peyton schnaufte. Jetzt hätte sie wirklich einen Kaffee gebrauchen können.

Sie hatte darum gebeten, dass Nigel und sein Team sie auf dem Laufenden hielten. Es gehörte nicht zu ihrem Fachgebiet, aber es lag in...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2020
Reihe/Serie Die Extinction-Serie
Die Extinction-Serie
Übersetzer Marcel Häußler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Genome
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Clive Cussler • Der Marsianer • DNA • eBooks • Ridley Scott • Thriller
ISBN-10 3-641-22408-X / 364122408X
ISBN-13 978-3-641-22408-0 / 9783641224080
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