Solange du schweigst (eBook)

Psychothriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
352 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-24137-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Solange du schweigst -  B.A. Paris
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Seine Freundin ist verschwunden. Er hat der Polizei alles erzählt. Die Wahrheit. Aber nicht die ganze ...
Finn und Layla: jung, verliebt, ihr ganzes Leben liegt vor ihnen. Doch auf dem Heimweg von einem Urlaub in Frankreich passiert etwas Schreckliches. Finn hält an einer Raststation und lässt Layla kurz allein im Wagen. Als er zurückkehrt, ist Layla verschwunden und wird nie wieder gesehen. Das ist die Geschichte, die Finn der Polizei erzählt. Es ist die Wahrheit. Aber nicht die ganze.
Zwölf Jahre später hat Finn sich ein neues Leben aufgebaut. Er ist glücklich mit seiner Freundin Ellen - Laylas Schwester. Doch dann erhält er einen Anruf. Jemand hat Layla gesehen. Kurz darauf häufen sich die Zeichen, dass Layla sich ganz in der Nähe aufhält. Doch ist sie wirklich noch am Leben? Finn weiß nicht mehr, was er glauben soll. Vielleicht spielt jemand nur ein grausames Spiel mit ihm - aber aus welchem Grund?

B.A. Paris wuchs in England auf, hat jedoch den Großteil ihres Erwachsenenlebens in Frankreich verbracht. Sie arbeitete in der Finanzbranche und als Lehrerin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Romane erscheinen in 37 Ländern und haben sich millionenfach verkauft. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren fünf Töchtern lebt B.A. Paris heute in England.

1
Heute


Mein Handy klingelt, als ich durch das großzügig verglaste Foyer von Harrys eindrucksvollem Bürogebäude am London Wall gehe. Ich drehe mich um und sehe auf die digitale Zeitanzeige über der Rezeption; es ist erst halb fünf, aber ich habe es eilig, nach Hause zu kommen. Es hat monatelange hartnäckige Anstrengungen erfordert, den prominenten Investor Grant James dazu zu bewegen, fünfzig Millionen Pfund in Harrys neuem Fonds anzulegen, und ich bin in Feierlaune. Als kleines Dankeschön hat Harry für heute Abend im The Hideout, dem besten Restaurant in Cheltenham, einen Tisch für Ellen und mich gebucht, und ich weiß, dass es ihr dort gefallen wird.

Ich sehe ungeduldig auf mein Smartphone und hoffe, dass dies kein Anruf ist, den ich annehmen muss. Der angezeigte Anrufer ist Tony Heddon, ein Kriminalbeamter in Essex. Wir haben uns damals vor zwölf Jahren kennengelernt, als ich unter dem Verdacht, Layla ermordet zu haben, verhaftet wurde, und sind seither gute Freunde geworden. Links neben dem Empfangsbereich steht eine sanft geschwungene Sitzbank aus Stahl, auf die ich meinen Aktenkoffer stelle.

»Tony«, sage ich, als ich den Anruf entgegennehme. »Schön, von dir zu hören.«

»Ich störe hoffentlich nicht?«

»Nicht im Geringsten«, sage ich rasch. Seine Stimme klingt ernst, wie immer, wenn er anruft, um mir mitzuteilen, dass die französische Polizei eine weitere nicht identifizierte Tote gefunden hat. Wahrscheinlich ist es ihm peinlich, deshalb gehe ich in die Offensive. »Ist wieder eine Leiche gefunden worden?«

»Nein, nichts dergleichen«, versichert er mir in seinem beruhigend sanften Devonshire-Akzent. »Thomas Winter – du weißt schon, dein früherer Nachbar in St. Mary’s – war gestern bei uns auf dem Revier.«

»Thomas?«, frage ich überrascht. »Ich hätte nicht gedacht, dass er überhaupt noch lebt. Wie geht es ihm?«

»Körperlich nicht schlecht, aber er ist doch ziemlich alt geworden. Deshalb wollen wir seine Aussage auf keinen Fall überbewerten«, fügt er hinzu, bevor er eine Pause macht. Während ich darauf warte, dass er weiterspricht, analysiert mein Verstand, was Thomas ihnen erzählt haben kann. Aber dann fällt mir ein, dass er Layla und mich nur als sehr glückliches Paar erlebt hat, bevor wir damals zum Skiurlaub nach Frankreich gefahren sind.

»Wieso, was hat er gesagt?«, frage ich.

»Dass er gestern Layla gesehen hat.«

Mein Herz setzt einen Schlag lang aus. Ich stütze mich mit der freien Hand auf das kalte Metall der Sitzlehne und versuche zu verarbeiten, was er mir gerade erzählt hat. Ich weiß, dass Tony darauf wartet, dass ich etwas sage, aber ich bringe kein Wort heraus und muss es ihm überlassen, die entstandene Pause auszufüllen.

»Er hat gesagt, er hat sie vor dem Cottage stehen gesehen, und als er hingegangen ist, um mit ihr zu reden, ist sie weggelaufen«, fährt er fort.

»Weil sie’s nicht war«, sage ich in neutralem Tonfall.

»Das habe ich auch vermutet. Ich habe ihn daran erinnert, dass er sie seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat, aber er hat behauptet, er würde sie auch nach fünfzig wiedererkennen. Sie hat ein Hoodie mit hochgeschlagener Kapuze getragen, aber er besteht darauf, dass es Layla gewesen ist. Thomas behauptet, sie an ihrer typischen Haltung erkannt zu haben.«

»Aber er hat nicht mit ihr gesprochen?«

»Nein. Er hat gesagt, und ich zitiere: ›Ich habe ihren Namen gerufen, und sie hat sich nach mir umgedreht. Aber als sie mich gesehen hat, ist sie weggelaufen.‹ Sie ist in Richtung Bahnhof gelaufen, aber der Schalter war um diese Zeit geschlossen, und wir können niemanden finden, der eine auf einen Zug wartende Frau gesehen hat. Am Bahnhof gibt es keine Überwachungskamera, deshalb sind wir so klug wie zuvor.«

Ich suche nach der richtigen Antwort. »Du glaubst nicht im Ernst, dass er Layla gesehen hat, stimmt’s? Nicht nach all den Jahren.«

Tony seufzt schwer. »Ich neige dazu, die ganze Sache Mr. Winters allzu reger Fantasie zuzuschreiben. Ich dachte, du solltest davon erfahren, das ist alles.«

»Nun, vielen Dank, Tony.« Ich möchte das Gespräch beenden, aber dazu ist’s zu früh. »Wann gehst du in den Ruhestand? September, richtig?«

»Ja, ich hab nur noch ein paar Monate. Weiß nur nicht recht, was ich dann machen werde.«

Ich gehe dankbar darauf ein. »Du könntest uns zum Beispiel besuchen. Ellen würde sich freuen, dich wiederzusehen.«

»Das tue ich, garantiert.«

Vielleicht versteht er, dass ich nicht länger telefonieren will, denn er behauptet, ein weiteres Gespräch führen zu müssen. Ich bleibe noch einen Augenblick stehen und frage mich, wieso Thomas geglaubt hat, Layla gesehen zu haben. Ich stelle eine rasche Überschlagsrechnung an: Wir hatten seinen Achtzigsten im Jahr 2006 unmittelbar vor unserer Abreise in unseren verhängnisvollen Skiurlaub gefeiert, also ist Thomas jetzt zweiundneunzig – ein Alter, in dem Leute leicht ein bisschen verwirrt sind, ein Alter, in dem man leicht darüber hinweggehen kann, was sie sagen oder was sie gesehen haben wollen. Nur das Geschwätz eines alten Mannes. Ich ziehe beruhigt meine Autoschlüssel aus der Tasche und gehe zum Parkplatz.

Die Heimfahrt im Schneckentempo dauert unglaublich lange, was an einem Freitagnachmittag nicht ungewöhnlich ist. Als ich an dem Schild Willkommen in Simonsbridge. Bitte langsam fahren am Eingang des Dorfs vorbeikomme, kehrt meine ursprüngliche Begeisterung wegen des neuen Deals allmählich zurück. Es war sehr nett von Harry, uns einen Tisch im Hideout zu reservieren; er hat mir das Hirschsteak empfohlen, das ich wahrscheinlich nehmen werde.

Eine Minute später halte ich vor dem Haus, das äußerlich vielleicht nichts Besonderes, aber innen mein Paradies mit dem Garten als Zufluchtsort ist. Unter normalen Umständen würde Ellen, die unser Wiedersehen ebenso herbeisehnt wie ich, auf der Stufe vor der Haustür stehen. Meistens reißt das Knirschen der Autoreifen sie aus der Arbeit an einer Illustration, und sie öffnet die Haustür schon, bevor ich ausgestiegen bin. Diesmal jedoch nicht. Und heute erscheint mir das unheilvoll.

Ich ermahne mich, kein dummes Zeug zu denken. Auch wenn sie nicht immer die Haustür öffnet, würde sie natürlich auf der Schwelle auf mich warten, wenn ich vorher angerufen und ihr die gute Nachricht mitgeteilt hätte. Aber ich wollte sie ihr persönlich überbringen und erleben, wie sie bewundernd sagt, wie clever ich sei, statt es nur am Telefon zu hören. Ich weiß, wie das klingt, aber dahinter steckt nicht, dass ich ein riesiges Ego habe, sondern eher, dass ein Deal dieser Größenordnung zu den Höhepunkten meiner Karriere gehört. Ein Erfolg wie die Vereinbarung mit Grant James erzeugt einen Adrenalinschub, der selbst das Hochgefühl übertrifft, das ich empfinde, wenn ich wieder einmal cleverer als die Märkte bin.

Auch als ich den Schlüssel ins Schloss stecke, erscheint sie nicht an der Haustür. Und ebenso wenig Peggy, unser roter Setter, was noch ungewöhnlicher ist. Statt zu rufen, mache ich mich von leichter Sorge erfüllt auf die Suche nach Ellen. Als ich die Wohnzimmertür öffne, sehe ich sie mit angezogenen Beinen in einem Sessel sitzen. Sie trägt mein blaues Jeanshemd, das sie ständig aus meiner Garderobe stibitzt. Aber das stört mich nicht; im Gegenteil, ich liebe es, wenn sie es trägt. Sie hat die Knie bis zum Kinn angezogen und das Hemd wie ein Zelt über die Beine gezogen.

In meine stille Erleichterung mischt sich Beunruhigung, weil sie, wie auf eine ferne Vergangenheit fokussiert, blicklos aus dem Fenster starrt. Es ist ein Blick, den ich eine Zeit lang nicht mehr bei ihr wahrgenommen habe, aber ein Blick, den ich nur allzu gut kenne. Er erklärt auch, weshalb Peggy – immer für Ellens Stimmungen empfänglich – stumm zu ihren Füßen liegt.

»Ellen?«, frage ich leise.

Sie wendet mir den Kopf zu, und als sie mich bemerkt, steht sie rasch auf.

»Sorry«, sagt sie reumütig und hastet auf mich zu. Peggy, der man ihr Alter anmerkt, folgt ihr langsam. »Ich war meilenweit weg.«

»Das habe ich gemerkt.«

Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst mich. »Wie war dein Tag?«

»Gut«, sage ich und verzichte vorerst darauf, den großen Vertragsabschluss zu erwähnen. »Wie war deiner?«

»Auch gut.« Aber ihr Lächeln ist ein kleines bisschen zu heiter.

»Und woran hast du gedacht, als ich reingekommen bin?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nichts.«

Ich lege den Finger unter ihr Kinn und hebe ihren Kopf sanft an, damit sie meinem Blick nicht ausweichen kann. »Du weißt, dass das bei mir nicht funktioniert.«

»Es war wirklich nichts«, beteuert sie.

»Erzähl’s mir.«

Sie zuckt kaum merklich mit den Schultern. »Ach, weißt du, als ich heute Nachmittag von einem Spaziergang mit Peggy zurückgekommen bin, habe ich das hier gefunden …« Sie greift in die Hemdtasche, zieht etwas heraus. »Es hat auf dem Gehsteig vor dem Haus gelegen.«

Als ich auf die bemalte Holzpuppe auf ihrer Handfläche hinuntersehe, durchfährt mich ein Schock, dem rasch aufflammender Zorn folgt, weil ich einen unwirklichen Augenblick lang glaube, sie habe mein Büro durchsucht. Aber dann fällt mir ein, dass Ellen so etwas nie tun würde, und ich konzentriere mich darauf, den roten Nebel zu verdrängen. Hat sie nicht gesagt, sie habe die kleine Puppe auf dem Gehsteig vor dem Haus gefunden?

»Irgendwer muss sie verloren haben«, sage ich so beiläufig wie möglich. »Wahrscheinlich ein Kind...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2020
Übersetzer Wulf Bergner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Bring me Back
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Äußere Hebriden • eBooks • Geburtstagsgeschenk • Geschenk Frau • Geschenk Freundin • Geschenk Mann • Geschenk Mutter • Geschenk Ostern • Insel • Joy Fielding • Krimis und Thriller deutsch • London • Lügen • Megan Miranda • Ostergeschenk • Psychothriller • Ratzeputz • Schottland • Schwestern • spannende Bücher für Erwachsene • spannender Thriller • "Sunday Times"-Bestseller • Thriller • Thriller Bücher • thriller london • verschwundene Frau
ISBN-10 3-641-24137-5 / 3641241375
ISBN-13 978-3-641-24137-7 / 9783641241377
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