Die Jägerin - Auftrag (eBook)

Thriller -

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
Heyne Verlag
978-3-641-25087-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Jägerin - Auftrag - Steph Broadribb
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Lori Anderson ist eine toughe Frau, die versucht ihre Karriere als unerschrockene Kopfgeldjägerin in Florida von ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter der leukämiekranken Dakota zu trennen. Doch als ihr die Krankenhausrechnungen über den Kopf wachsen, ist sie dazu gezwungen, ihre Tochter mit auf einen Job zu nehmen, der ihr einen guten Verdienst einbringt. Von nun an laufen die Dinge schief. Der Flüchtige, den sie vor Gericht bringen muss, ist niemand anderes als JT, Loris früherer Mentor - der Mann, der ihr alles beigebracht hat, was sie weiß; und auch der Mann, der die Geheimnisse ihrer düsteren Vergangenheit kennt ...

Steph Broadribb, geboren in Birmingham, hat ein Studium in Kreatives Schreiben von der City University London und eine Ausbildung zur Kopfgeldjägerin in Kalifornien absolviert. Heute lebt sie in Buckinghamshire.

2. Kapitel

Robert Tate. Robert James Tate. Der Mann, den ich nur als JT kannte.

Ich warf noch einmal einen Blick auf das Polizeifoto. Ich hatte mal jeden Zentimeter von JT gekannt. Zehn Jahre war es her, seit er mir die oberste Regel des Gewerbes beigebracht hatte: Vertraue niemandem. Niemals. Das Foto war nicht besonders gut, aber er hatte ganz offensichtlich nichts von seiner herben Schönheit eingebüßt; seine Augen, die je nach Licht azurblau oder kobaltblau leuchteten, waren so eindrucksvoll wie eh und je, auch wenn er sie ein wenig zusammengekniffen hatte. Und seine dunkelblonden Haare waren wie immer ein bisschen zu lang.

Quinn musterte mich und hob eine Augenbraue. »Ein Freund von dir?«

Ich nickte. »Könnte man sagen.«

Bailey stieß einen langen Pfiff aus. »Scheiße, Mädchen. Wen du nicht alles kennst.«

Ich sah ihn finster an. »Er war mein Lehrer. Hat mich ins Business eingeführt. Mir alles gezeigt. Mir bei der Lizenz geholfen, bevor ich nach Florida gekommen bin.«

Bailey musterte mich anzüglich, und ein spöttisches Grinsen entblößte seine gelben Zähne. »Ach ja? Und wieso bist du nicht in Georgia geblieben?«

Eine einfache Frage, deren komplizierte Antwort ich Bailey kaum auf die Nase binden würde. »Er hat immer allein gearbeitet. Meinte, dass das sicherer sei. Er könne klarer denken, wenn er keine Angst um jemand anderen haben müsse. Ich habe das respektiert. Nach dem Training sollte Schluss sein, das war so ausgemacht.«

Quinn schüttelte den Kopf. »Klingt nach ’nem echten Charmebolzen.«

Sarkasmus. Und wenn schon. Trotzdem hatte Quinn recht. JT war charmant. Aber auch hart. Ich erinnerte mich noch an seine Predigt, immer konzentriert zu bleiben, als wir einmal zum Pick-up zurückgetrottet waren – nach einem Job, der um ein Haar in die Hose gegangen wäre. Ich hatte gezögert, einer Frau mit Babykörbchen Handschellen anzulegen. Sie hatte das Körbchen umklammert und gebrüllt, sie könne ihr Baby nicht zurücklassen. Als ich sie zu beruhigen versuchte, war ich ihr viel zu nahe gekommen. Dabei hatte JT mir wieder und wieder eingebläut, dass Mitgefühl eine Schwäche sei und Gefühle nur dazu führten, dass man in Gefahr geriet. Er hatte recht gehabt. Es gab kein Baby. Unter der Korbdecke hatte die Frau einen langläufigen Revolver gehabt, mit dem sie auf mich feuerte. Hätte sie besser gezielt und JT mich nicht zur Seite gerissen, wäre das mein Aus gewesen. Bleib immer objektiv, hatte er mich in unserer Nachbesprechung ermahnt. Konzentrier dich auf den Job. Geh keine engen Bindungen ein. Lass niemanden an dich ran.

Das war nicht die einzige seiner Regeln, gegen die ich verstoßen hatte.

Quinn musterte mich. »Willst du den Job immer noch?«

Ich nickte. Zögerte keinen Moment. Fünfzehntausend Dollar würde ich mir nicht durch die Lappen gehen lassen, ganz egal, wie die Geschichte mit JT geendet war. Ich hatte einen hohen Preis gezahlt. Aber deswegen würde ich bestimmt nicht die Gesundheit meiner Tochter riskieren.

»Gut.« Quinn füllte ein Formular in seinem Computer aus und druckte den Auftrag aus, ein schriftliches Dokument, das mich autorisierte, JT für CF Bonds festzunehmen. Als er mir das Papier gab, streiften sich unsere Finger. Mich ließ die kurze Berührung kalt, aber Quinn schien plötzlich noch irgendetwas Weltbewegendes sagen zu wollen.

Darauf konnte ich gut verzichten. Also wandte ich schnell den Blick ab, nahm das Foto und schob es mitsamt der Auftragsbestätigung in die Aktenmappe. »Drei Tage also.«

Quinn seufzte. »Genau.«

Ich winkte Dakota durch die Tür zu. »Komm, Süße.«

Sie verabschiedete sich von Mrs. Valdez und kam angehüpft. Ich nahm sie an die Hand. Bevor ich die Eingangstür öffnete, drehte ich mich noch einmal zu Quinn um. »Ich schreib dir ’ne Nachricht, wenn ich ihn habe.«

Die Fahrt nach Yellow Spring, West Virginia, würde rund vierzehn Stunden dauern, also sollte ich kurz vor Mitternacht dort ankommen, wo Merv JT festhielt. Selbst bei wenig Verkehr würde ich für den Trip hin und zurück an die zwei Tage brauchen. Vorher musste ich noch Verpflegung und Klamotten zum Wechseln holen, außerdem Krista überzeugen, ihre Reise zu verschieben und sich um Dakota zu kümmern.

Unser Zuhause ist eine Zweieinhalbzimmerwohnung im Clearwater-Village-Komplex. In der Anlage wohnen Dauermieter, keine Feriengäste, und die Nachbarschaft ist für den Preis in Ordnung. Dennoch fielen mir auf dem Weg in den zweiten Stock einige frische Zigarettenkippen auf dem Absatz der Betontreppe auf. Vermutlich hatte dort mal wieder Jamie-Lynns halbwüchsiger Sohn mit seinen Freunden abgehangen. Nach meiner Rückkehr würde ich mit ihnen reden.

Vom Treppenhaus aus ist unsere Wohnung die zweite, direkt neben Kristas. Ihre Jalousien waren unten, kein gutes Zeichen. Ich klingelte trotzdem und betete, dass sie zu Hause wäre.

Vergebens. Vielleicht war sie nur einkaufen, so unwahrscheinlich das vor einer längeren Reise auch war. Ich wartete.

Nichts. Während Dakota noch einmal auf die Klingel drückte, schloss ich bei uns auf, erst das Sicherheitsschloss, dann die Türriegel oben und unten. Ich stieß die Tür auf und lauschte.

Da fiel mein Blick auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Es musste während unserer Abwesenheit unter der Tür durchgeschoben worden sein. Ich faltete es auseinander und las. Shit. Ich drehte mich zu Dakota um. »Bringt nichts, Süße. Sie ist nicht da.«

Dakota sah mich enttäuscht an. »Dann kann ich also nicht bei ihr bleiben?«

»Leider nein.« Krista schrieb, dass sie die nächsten drei Wochen bei ihrer Familie verbringen würde, und bat mich, ihre Pflanzen zu gießen.

»Und deine Arbeit, Mama?«

Verdammt gute Frage. Es gab niemanden, dem ich Dakota sonst anvertrauen würde – keine Freunde und erst recht niemanden aus meiner Familie. Den Auftrag hatte ich bereits angenommen. Ein Rückzieher würde mich in einem ziemlich schlechten Licht dastehen lassen, außerdem würde ich Bailey damit nur neue Munition für seine Sticheleien liefern. Vor allem aber müsste ich die fünfzehntausend Dollar abschreiben, ohne die Dakotas Behandlung nicht weitergehen konnte.

Mir fiel wieder ein, was Quinn gesagt hatte: Nimm sie mit, du hast doch eine Transportzelle. Die hatte ich, aber wenn ich Dakota mitnahm, würde sie unweigerlich JT kennenlernen – den Mann, der mein schlimmstes, dunkelstes Geheimnis kannte und das Leben zerstören konnte, das ich uns hier in Florida aufgebaut hatte. Den Mann, der niemals von Dakota erfahren sollte, das hatte ich mir geschworen. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass er die Wahrheit herausfinden würde. Aber was hatte ich für eine Wahl? So oder so war sie in Gefahr. Ich lächelte gezwungen und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich weiß es nicht, Kleines.«

Dakota löste sich von Kristas Tür und kam zu mir, schob ihre Hand in meine. Sah mich aus ihren großen blauen Augen an: »Ich könnte dir helfen.«

Ich dachte an die erste Zeit, als die Krankheit bei ihr ausgebrochen war. An die schlaflosen Nächte an ihrem Bett im Krankenhaus, an die ganzen Medikamente, die in ihren geschwächten Körper gepumpt worden waren, an ihre Schmerzen und meine Machtlosigkeit. Mit der Angst zu leben war nie leichter geworden. Selbst als es ihr wieder besser ging, hatten die Ärzte nur von einer Remission gesprochen und gesagt, dass der Krebs jederzeit erneut ausbrechen könne. Bisher war das nicht passiert, aber trotzdem hielt ich immer noch Ausschau nach dem kleinsten Anzeichen.

Meine Entscheidung stand fest. JT war zu vielem fähig, aber niemals würde er einem Kind etwas antun. »Weißt du was, Schatz? Dieses eine Mal könntest du vielleicht wirklich mitkommen.«

»Echt?« Dakota strahlte. Sie umarmte mich, dann schlüpfte sie durch den Spalt zwischen mir und Türrahmen. »Das wird super. Ich mach uns ein Picknick.«

»Stopp!« Meine Stimme klang strenger als gewollt, auch wenn Dakota nichts dafürkonnte. Meine Angst ging mir an die Nieren. Die Angst, ob es die richtige Entscheidung war, und die Angst, JT nach so vielen Jahren wiederzusehen. Die Angst vor der Erinnerung daran, was ich – und was er – gemacht hatte. Die Angst davor, noch einmal die furchtbare Sache mit Sal durchleben zu müssen.

Ich versuchte zu lächeln und hätte es sogar fast geschafft. Zwang mich zu einem heiteren Tonfall. »Die Sneaker, Schatz.«

Sie trippelte zurück zur Tür, streifte ihre Turnschuhe ab und stellte sie ordentlich nebeneinander auf die Matte unter den beiden Metallhaken für unsere Jacken. Sie schaute betreten hoch zu mir. »Tut mir leid, Mama.«

Ich lächelte – ein echtes Lächeln diesmal. »Na los, und jetzt bereitest du unser Picknick vor.«

Unsere kleine Wohnung war vielleicht nichts Besonderes, trotzdem achtete ich auf Sauberkeit. Ich hatte sie für eine niedrige Miete bekommen, weil beim Hurrikan ein Jahr zuvor das Dach beschädigt worden war. Es war ausgebessert worden, aber das halbe Zimmer hatte schlimm ausgesehen, voller großer Wasserflecke, wo es reingeregnet hatte und man die feuchten Wände einfach hatte trocknen lassen. Aber das hatte ich wieder hingekriegt und den kleinen Raum mit ein paar Dosen Farbe und ein wenig Schweiß in Dakotas Zimmer verwandelt. Die hartnäckigsten Flecken hatte ich mit fröhlichen Bildern verdeckt und das Zimmer mit zwei süßen Perlenlampen und...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Reihe/Serie Lori-Anderson-Serie
Lori-Anderson-Serie
Übersetzer Sven Scheer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Deep Down Dead (1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alleinerziehende Mutter • alleinerziehende Mutter (23) • Anna Tell • Auslieferung • Clan • eBooks • Kinderhandel • Kopfgeldjägerin • kranke Tochter • Lee Child • Miami / Florida • Thriller
ISBN-10 3-641-25087-0 / 3641250870
ISBN-13 978-3-641-25087-4 / 9783641250874
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