Das Erbe der Kräuterfrau (eBook)

Historischer Roman
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2019 | 1. Auflage
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-19509-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Erbe der Kräuterfrau -  Andrea Schacht,  Julia Freidank
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Das große Finale der Bestsellerreihe um die gewitzte Fährmannstochter Myntha!
Die Kräuterkundige Sybilla wird tot in ihrer Kate aufgefunden. Ein Schock für Myntha, denn sie hatte immer geglaubt, dass die rüstige Alte sie überleben würde. Doch irgendetwas stimmt mit dem Leichnam nicht. Wurde die Kräuterfrau etwa vergiftet? Unter den Bürgern Kölns war Sybilla seit jeher als Zauberin verschrien und hatte viele Feinde. Die Liste potenzieller Mörder ist also lang. Myntha macht sich auf die Suche nach dem Täter und wird plötzlich entführt. Hätte sich die Fährmannstochter doch besser aus allem herausgehalten - schließlich steht eine Hochzeit kurz bevor, und dabei darf genau eine nicht fehlen: die Braut!

Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

1. Kapitel


Eine Biene nahm ihren brummelnden, tänzelnden Anflug auf die weiße Rosenblüte und ließ sich in dem duftenden Kelch nieder. Der üppige Rosenstrauch schmückte die sonnige Südseite der Löwenburg und bildete mit seinem dunklen Laub und seinen hängenden Blüten einen anmutigen Kontrast zu den grauen Steinen des Gemäuers. Myntha schloss die Augen und sog den süßen Geruch ein, der an diesem warmen Septembertag die Luft durchwebte. Der Rosenbusch war ein Wunderwerk, ein Geschenk eines frühen Kreuzfahrers und der Erfolg einer liebevollen Pflege der Burgherrinnen über viele Jahre. Nicht überall wuchs die herbstblühende Damaszenerrose so üppig wie hier auf der Burg.

Und wie auch diese Rose war der Spross derer von der Löwenburg äußerst kräftig und ansehnlich, ein junger Mann, dessen neue Rüstung im Sonnenlicht glänzte. Stolz und aufrecht folgte Henning, der soeben seine Ritterwürde erhalten hatte, der Messe. Stolz stand ihm gut, dem ehemaligen kleinen Taschendieb, dem Gehilfen des Rabenmeisters, dem Falkner und Edelknappen des Herrn von Odenhausen. Er hatte ihn sich durch einen langen, beschwerlichen Weg durch die Abgründe von Demütigung, Verrat und Trauer verdient.

Ritter Henning von der Löwenburg – jetzt war es also so weit.

Myntha erlaubte sich einen neugierigen Blick auf den Mann weiter vorne, der genau wie sie alle kniend die Gebete sprach. Frederic Bowman, Meister der Raben, über ein Jahr der Herr über Hennings Geschick, verlor hier und heute einen Freund. Er schien es mit Gleichmut zu tragen, doch Myntha wusste, dass der junge Mann ihm fehlte. Seit Henning zu Pfingsten als Knappe in den Dienst von Johannes von Odenhausen getreten war, schien der düstere Bogenschütze sich noch mehr zurückgezogen zu haben. Einige Wochen war er aus seiner Kate verschwunden, hatte nur mürrisch bemerkt, dass er sich auf der Burg von Lunecke um die Sperber und Falken kümmern müsse. Jetzt war er zurückgekommen, doch seine Laune hatte sich nicht verbessert.

Deutlich heiterer wirkte indes der Ritter Johannes von Odenhausen. Er hatte ihr zumindest ein Lächeln gesandt, wenngleich seine Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen von der vornehmen Dame Berenice und seiner Begleitung, einer ebenso schönen wie anmutigen Frau, in Anspruch genommen wurde. Johannes’ Schwester hatte auch Myntha durchaus freundlich begrüßt und einige höfliche Worte mit ihr gewechselt, aber dennoch streifte sie das leichte Gefühl, dass die Dame nicht vollends mit der Absicht ihres Bruders einverstanden war, einer Fährmannstochter den Hof machen zu wollen.

Johannes von Odenhausen hatte an dem denkwürdigen Pfingstturnier überraschend Myntha seine Aufmerksamkeit geschenkt, und sie hatte lange darüber nachgedacht, ob sie der Werbung des Ritters nachgeben sollte. Sicher, er war etliche Jahre älter als sie, doch ein stattlicher, ansehnlicher Mann von herzlichen Manieren. Und ganz gewiss war er als Gatte dem einäugigen Mühlen­erben vorzuziehen, der bislang ihr einziger Bewerber war. Dennoch zögerte Myntha noch immer – zu weit lag die Burg von ihrem heimischen Fährhaus in Mülheim entfernt. Weit von ihrem vertrauten Leben, vor allem weit von ihren Freunden und ihrer Familie entfernt würde sie sich vermutlich einsam fühlen, zumal die leise Missbilligung der ritterlichen Familie dann umso deutlicher zu spüren wäre.

Und dann war da noch die verwitwete Dame Berenice, die recht deutlich machte, dass auch sie den Ritter als geeigneten Nachfolger ihres Gatten betrachtete. In den Augen von Johannes’ Schwester eine sicherlich weitaus passendere Wahl, wie Myntha bange bemerkte.

Dennoch, sie sollte sich Hennings Ehrentag nicht durch solche trüben Gedanken verderben lassen.

Die Messe neigte sich endlich dem Ende entgegen, und die Lustbarkeiten begannen. Alle strömten in den Hof der Burg und zu der Außentreppe, die zum oberen Stockwerk führte. Dort, im Rittersaal, erwartete sie ein Festmahl, zu dem der junge Recke seine Gäste nun einlud. An der Schmalseite des Saals war die Ehrentafel mit dem Salzfass aufgebaut, an deren beiden Enden sich U-förmig die anderen Tische anschlossen. Schon jetzt schwatzten aufgeregte Gäste allenthalben, und der Herold, der die Plätze anwies, hatte alle Hände voll zu tun. Agnes, Comtesse von Malesdroit, schubste Myntha in Richtung Ehrentafel.

»Pass auf, dass diese Berenice dir nicht in die Quere kommt. Sie hat ihre hungrigen Augen allzu fest an den Odenhausen geheftet.«

»Ach, ich weiß nicht …«

»Oder willst du dich lieber zu deinem düsteren Rabenmeister gesellen?«

»Um mich in dessen Mantel der Dunkelheit zu hüllen? Nein danke.«

»Vielleicht heitert es ihn auf?«

»Ein paar schwarze Galgenvögel würden ihn aufheitern, doch ich nicht. Dennoch, Agnes, ich denke, mein Platz sollte eher bei Herrn Marian und seinem hübschen Sohn Leander sein. Schau, wie mutwillig die langen Fasanenfedern an seiner Kappe schwanken.«

»Ein kleiner Geck, aber du hast schon recht, beide Männer sind einen zweiten Blick wert. Auch Herr Marian macht eine gute Figur. Wie schön seine Haare unter dem grünen Samt glänzen.«

»Seine Eitelkeit hat Leander sicher von seinem Vater abgeschaut.«

»Sicher, aber seine Frechheit und seine Einbildung hat er selbst erworben.«

»Frau Alyss wird daran noch etwas zu schleifen haben. Aber er ist noch jung, Agnes, und mit den Jahren wird aus ihm hoffentlich ein ebenso standfester Mann wie sein Vater.«

Endlich bemerkte der Herold ihr Winken und geleitete sie zu ihren Plätzen ganz in der Nähe des jungen Ritters, wo sie von der Dame Berenice gründlich beäugt wurden.

Myntha wandte sich demonstrativ ihrer Begleiterin zu. Zwar klapperten schon überall Geschirr und Löffel, doch bis das Festmahl begann und die edle Rivalin ablenkte, würde es noch dauern. Hier drinnen wurden die lebhaften Gespräche zu einem Summen wie dem eines Bienenschwarms.

»Schon nächste Woche wird der Handelszug von Herrn Marian aufbrechen, habe ich gehört. Das fröhliche Ritterleben nimmt dann für unseren Henning ein schnelles Ende.«

»Nun ja, eine Reise nach Venedig – er wird es verkraften. Und es wartet seine Familie dort auf ihn. Oder zumindest seine Mutter und seine Geschwister.«

»Er hat sie lange entbehren müssen. Und, Agnes, ich weiß, dass er in den letzten Monaten oft von Heimweh geplagt war.«

»Ja …«, sagte Agnes leise.

Myntha legte ihre Hand auf die der Comtesse.

»Ja, du auch. Aber dein Mann lebt, er weiß, wo er dich findet, und es wird nicht mehr lange dauern, bis er dir Nachricht sendet. Dann kehrst auch du zurück in deine Heimat.«

»Der heiligen Ursula sei Dank. Sicher. Aber mir hat auch das Leben bei euch gefallen, Myntha. Diese wundervollen Geschichten, die dein Vater uns erzählt, werden mir fehlen.«

»Und die Hühner und das Unkraut im Garten und die schweren Einkaufskörbe, die rauen Kittel und die trunkenen Gäste …«

Agnes’ trübe Stimmung verflog, und sie musste lachen. »Unsinn, um all das habe ich mich zu Hause auch gekümmert. Und auch nur an hohen Festtagen wie diesem habe ich mich in Samt wie diesen gekleidet. Mir wird Lore mit ihren Giftzähnen fehlen und deine bärtigen Brüder, die alte Enna mit ihren ewig gemurmelten Versen von Königsbrut und Rheingold, Gevatterin Ellen mit ihrem lustigen Geschwätz – und ja, auch der düstere Rabenmeister. Er ist kein übler Kerl, Myntha. Aber das weißt du selbst.«

»Ist er nicht. Aber er lässt sich inzwischen nicht einmal mehr von meinen spitzen Bemerkungen reizen. Er schweigt einfach dazu.«

»Hat man in der letzten Zeit etwas von dem Feuerteufel gehört, der ihn verfolgt? Seit dem Pfingstturnier weiß er doch, wer dahintersteckt.«

»Wenn überhaupt mag er vielleicht mit Ritter Arnold über ihn gesprochen haben, nicht mit mir.«

»Aber dann weiß möglicherweise Bilke mehr darüber.«

»Dann hätte sie es mir bestimmt schon erzählt. Obwohl – seit sie weiß, dass sie ein Kindlein erwartet, interessiert sie sich für kaum etwas anderes mehr.«

»Sie hat es gut getroffen mit deinem Bruder.«

»Und umgekehrt. Selbst seine Zunge hat sich inzwischen entknotet. Jetzt muss nur noch Witold ein passendes Weib finden.«

»Du wirst das schon richten.«

»Ich dachte eine Weile, dass Frau Alyss’ Tochter Jehanne recht gut zu ihm passen würde, aber natürlich kann ich verstehen, dass ihre Eltern sie nun doch zu ihren Verwandten nach King’s Lynne schicken.«

»Wo sie gewiss einen hübschen jungen Lord finden wird.«

»Oder einen Tuchhändler.«

»Beides dürfte Master John eher gefallen als ein bärtiger Fährmann.«

»Ich weiß nicht. Ich halte Master John für einen Mann ohne großen Standesdünkel.«

»Und dennoch ist er ein Vater.«

»Sei’s drum, es wird mindestens zwei Jahre dauern, bis Jehanne wieder in Köln ist, und so lange sollte Witold nicht mehr warten. Das Fährhaus braucht eine Herrin, ganz gleich, ob ich dem Odenhausen oder dem Mühlenerben mein Ja-Wort gebe.«

»Ja, ganz gleich, Myntha. Du hast in den letzten Jahren viel für andere getan, hast Ehen gestiftet und den Opfern von Verbrechen letzte Gerechtigkeit verschafft. Es wird Zeit, dass du einmal an dich selbst denkst. So, und nun lass uns auf das Wohl des jungen Ritters trinken.«

Das geschäftige Summen der Stimmen verstummte, als Arnold von Lunecke aufstand, um seinen Becher zu erheben.

Alle stimmten in seinen Segenswunsch ein. Hennings Blicke flogen durch den Saal, seine...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2019
Reihe/Serie Myntha, die Fährmannstochter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Bienen • eBooks • fährmannstochter • Gift • Heimatkrimi • Historische Kriminalromane • Historische Romane • Historischer Roman • Hochzeit • kleine geschenke für frauen • Köln • Kräuterfrau • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mittelalter • Mittelalter Romane • myntha • Rhein
ISBN-10 3-641-19509-8 / 3641195098
ISBN-13 978-3-641-19509-0 / 9783641195090
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