Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2020
480 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-24373-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang - Mariette Lindstein
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Sie glaubt, sie ist in Sicherheit. Doch die Sekte lässt niemanden gehen.
Sofia Bauman, einst Anhängerin von »ViaTerra«, glaubt sich endlich in Sicherheit. Dank ihr sitzt der teuflische Sektenführer Franz Oswald hinter Gittern - und doch erreicht dessen Rachedurst Sofia sogar aus dem Gefängnis. Ununterbrochen erhält sie Nachrichten, die ihr Angst machen, und findet ihre Kontaktdaten auf dubiosen Internetseiten angegeben. Die Polizei vermag sie vor Oswalds Terror nicht zu schützen. Als sie auch noch in ihrem eigenen Heim eine Kamera findet, die jeden ihrer Schritte aufzeichnet, erkennt Sofia, dass sie in Schweden nicht mehr sicher ist - und flüchtet nach San Francisco. Doch Oswald bekommt stets, was er begehrt, und findet einen Weg, sich Sofia zurückzuholen ...
Der zweite Band der packenden »Sekten«-Reihe!
Alle Bände der Bestsellerserie aus Schweden:
Die Sekte - Es gibt kein Entkommen
Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang
Die Sekte - Dein Albtraum nimmt kein Ende
Die Sekte - Deine Welt steht in Flammen
Die Sekte - Dein Feind ist dir ganz nah
(Alle Bände sind unabhängig voneinander lesbar)

Mariette Lindstein war fünfundzwanzig Jahre lang Mitglied bei Scientology. Sie arbeitete unter anderem im Hauptquartier der Kirche in Los Angeles, bis sie die Gemeinschaft 2004 verließ. Heute ist sie mit dem Autor und Künstler Dan Koon verheiratet. Die beiden leben mit ihren drei Hunden in einem Wald außerhalb von Halmstad. Ihr erster Roman »Die Sekte - Es gibt kein Entkommen« wurde in Schweden mit dem Crimetime Specsavers Award für das beste Debüt ausgezeichnet und für den CWA Dagger Award 2019 nominiert. Aktuell wird ihre Reihe für das Fernsehen verfilmt. Neben dem Schreiben hält Mariette Vorträge über die Gefahren von Sekten.

KAPITEL 2

Franz Oswald saß bereits neben seiner Anwältin im Gerichtssaal, als Sofia hereinkam. Der Augenblick, vor dem sie so große Angst gehabt hatte, war gekommen. Sie verlor den Boden unter ihren Füßen. Ihr drehte sich der Magen um, aber dann gelang es ihr, die Übelkeit hinunterzuschlucken.

Nimm einen tiefen Atemzug.

In letzter Zeit kam die Angst immer seltener, aber wenn sie kam, war es wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hob den Kopf, ihre Blicke trafen sich. Die Erinnerungen überwältigten sie mit einer solchen Kraft, dass sie es kaum aushalten konnte. Sie verabscheute ihn tatsächlich so sehr, wie sie es sich schon gedacht hatte, andererseits hatte die vollkommene Abwesenheit von Hass in seinen Augen etwas Entwaffnendes. Er wandte den Blick als Erster ab. Und gab ihr dadurch wieder Raum zum Atmen, den sie auch dringend benötigte, um sich mit bleischweren Beinen zum Stuhl zu schleppen und hinzusetzen.

Zuerst überkam sie die Erleichterung in Wellen und dann die Wut. Er soll verrotten. Jetzt bin ich es, die das Sagen hat.

Elvira und Sofia waren die Klägerinnen in dem Prozess. Ein ausgesprochen ungleiches Paar. Elvira verbrachte die Vorbereitungen der Verhandlung mit einem nie versiegenden Strom aus Tränen. Sofia hingegen verdrängte alle Gefühle. Stur biss sie die Zähne aufeinander. Sehnte sich nach dem Augenblick, wenn alles endlich überstanden war.

Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Medien rieben sich die Hände bei dieser Sache, die alle anderen Nachrichten in den Hintergrund drängte, Politik, Kriege und Katastrophen. Alle Artikel waren mit Fotos von Oswalds nüchternem und besonnenem Gesichtsausdruck und seinem durchdringenden Blick versehen. Es gab Blogs, Forumsdiskussionen und Internetseiten, die sich für oder gegen ihn aussprachen. Kein Tag verging, an dem der Fall nicht in den Nachrichten erwähnt wurde. Wie Hyänen hatte eine Gruppe von Reportern anfangs das Haus ihrer Eltern belagert, in der Hoffnung, ein schmuddeliges Detail über Oswald aufdecken zu können. Obwohl sie einen weiten Bogen um die Reporter gemacht hatte, waren ihr Attribute angedichtet worden wie »religiöse Fanatikerin« oder »Oswalds Schneckchen«. An die hundert Male wurde sie als »mutig« beschrieben, ein Adjektiv, das die Medien liebten. Aber sie hatte konsequent alle Interviewanfragen abgelehnt. Es war noch zu früh, um so über dieses Thema zu sprechen.

Sie warf einen Blick zu Oswald, der seiner Anwältin Anna-Maria Callini gerade etwas zuflüsterte. Sie war nicht schön im klassischen Sinn, dazu waren ihre Gesichtszüge zu scharf, die Nase zu groß. Aber ihre Kleidung und ihr Make-up betonten die schlanke Figur und die großen, dunklen Augen. Sexy und herablassend wie sonst was. Wenn sie nicht das Wort hatte, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und starrte wahllos Leute an. Wie ein Raubvogel. Die Stimme dieses zarten Wesens war tief und heiser, und wenn sie das Wort erteilt bekam, gab es kein Halten. Es gab überhaupt nichts, das ihre durchdringende Stimme hätte ausschalten können.

Sie saßen eng nebeneinander, sie und Oswald. Seine Hand lag auf ihrer Stuhllehne. Er lehnte sich zu ihr rüber, flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie ein falsches, gekünsteltes Lächeln aufsetzte.

Als Sofia mit ihrer Aussage an der Reihe war, konzentrierte sie sich auf das Gesicht der Staatsanwältin, Gunhild Strömberg. Zwang sich, alles andere auszublenden. Es funktionierte auch. Ihre Stimme blieb fest, sogar während des unerbittlichen Kreuzverhörs von Anna-Maria Callini.

Am schlimmsten wurde es, als Elvira mit ihrer Aussage dran war. Denn um sie ging es in dem Gerichtsverfahren hauptsächlich. Sie war die Vierzehnjährige, die Oswald auf dem Dachboden eingesperrt und zu Strangulationssex gezwungen hatte. Sofias Aussage darüber, wie Oswald mit dem Personal umgegangen war, wurde in den Hintergrund gedrängt, als Elvira mit bebender Stimme zu reden begann. In ihrem geblümten Sommerkleid sah sie wie ein kleines Mädchen aus. Bekam kaum ein Wort über die Lippen. Als Callini sie angriff und ihr unterstellte, dass sie Oswald zu sich auf den Dachboden gelockt und zu den Spielen überredet hätte, fing sie an, so verzweifelt zu schluchzen, dass man sie nur in den Arm nehmen und trösten wollte. Der Richter hatte die Zuschauer während dieser Befragung aus dem Saal geschickt, aber Sofia sah die Träne, die einem der Schöffen über die Wange lief. Der Rechtsbeistand der Klägerin, eine sanftmütige Frau in den Sechzigern, hatte die meiste Zeit ihren Arm um Elviras Schulter gelegt und strich ihr immer wieder über den Rücken. Aber die Tränen liefen ungehindert weiter, wie ein Wasserfall.

Als Gunhild Strömberg an der Reihe war und Oswald ins Kreuzverhör nahm, kam sie ohne Umschweife zur Sache.

»Ich werde den Hintergrund des Angeklagten kurz beleuchten, da ich der Überzeugung bin, dass er einen unmittelbaren Einfluss auf diesen Fall hat«, sagte sie und wandte sich an Oswald. »Erzählen Sie uns doch bitte von dem Geständnis, das Sie auf Band aufgenommen haben und das von Ihrem Leben vor ViaTerra handelt.«

Alle wussten, worauf sie hinauswollte. Oswald hatte eine Tonaufnahme gemacht, auf der er die scheußlichsten Verbrechen gestanden hatte. Wie er als Teenager ein junges Mädchen erdrosselt hatte. Dass er danach von Dimö geflohen war, um seine gesamte Familie in Frankreich zu ermorden und alleiniger Erbe zu sein. Und wie er dann auf den Herrensitz auf der Insel zurückgekehrt war und die Sekte ViaTerra gegründet hatte. Er war klug genug gewesen, die Aufnahme Romanentwurf zu nennen. Nichts konnte bewiesen werden.

Callini protestierte bei Strömbergs Frage. Irrelevant. Das habe nichts mit dem Fall zu tun. Aber Oswald bremste sie mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, also ließ ihn der Richter auf die Frage antworten.

»Es ist wie gesagt ein Romanentwurf, kein Geständnis. Meine Lebensphilosophie. Die Grundlage von ViaTerra basiert auf meiner Überzeugung, Energie aus der Vergangenheit zu ziehen. Das ist ein langwieriger Prozess und erfordert echte Anstrengung, bis man sich der schädlichen Energie entledigen kann. Niemand ist auf diesem Gebiet so weit gekommen wie ich …«

Sofia sah zu Elvira hinüber und verdrehte die Augen, was dieser ein kleines Lächeln in einem Meer aus Tränen aufs Gesicht zauberte. Gunhild Strömberg unterbrach Oswald ungeduldig.

»Aber ist es wahr, dass Sie Ihre Familie in Frankreich umgebracht haben?«

Callini explodierte, doch Oswald bremste sie ein zweites Mal mit seinem Blick. Er hatte die volle Aufmerksamkeit. Und war in seinem Element.

»Was ist los mit diesem Land? Darf man nicht mehr über das schreiben, was man möchte? Meine Familiengeschichte ist tragisch. Ich hatte große Schwierigkeiten, über den Verlust hinwegzukommen. Habe durchgespielt, wie es wäre, wenn ich die Schuld dafür auf mich nehme. Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich jemandem etwas antun könnte? Mein Handwerk ist es, Menschen Leben zu schenken, aber doch nicht, sie zu vernichten. Ich würde keiner Fliege etwas zuleide tun.«

Sofia schielte zu den Schöffen hinüber, einer von ihnen nickte unbewusst mit dem Kopf. Im Saal war es mucksmäuschenstill. Alle Blicke waren auf Oswald gerichtet. Seine Stimme wirkte klar und ruhig und verbreitete eine fast hypnotische Stille im Raum.

Gunhild Strömberg räusperte sich und starrte Oswald an.

»Gehört etwa auch erzwungener Strangulationssex mit einer Minderjährigen zum Konzept Leben schenken? Wir anderen, wir normalen Menschen nennen das Vergewaltigung.«

»Ich bin kein Vergewaltiger. Ich führe heilende Rituale durch. Elvira hatte mir gesagt, dass sie schon sechzehn ist. Sie war bis über beide Ohren in mich verliebt, also kann man das wohl kaum Vergewaltigung nennen. Aber jetzt möchte ich gerne auf Ihre Frage antworten, Gunhild, denn so heißen Sie doch, oder?«

Er sprach ihren Namen so aus, dass er sonderbar und altmodisch klang.

»Soweit ich weiß, ist es in Schweden legal, Sexspiele zu praktizieren, solange beide Partner einvernehmlich ihre Zustimmung geben. Sex mit Würgen kann einem ein fantastisches und befreiendes Gefühl geben. Vielleicht würden Sie das auch gerne mal ausprobieren, Gunhild?«

Unter den Zuschauern brach Gelächter aus, und Gunhild Strömbergs Wangen überzog eine sanfte Röte. Im Saal entstand Chaos, bis der Richter alle zur Ruhe rief.

Dann kamen die Zeugen. Nur Benjamin, Sofias Freund, und Simon, der Chefgärtner in ViaTerra, hatten gewagt, gegen Oswald auszusagen. Die anderen vom Personal hatten sich nicht getraut, vielleicht hatte ihnen einer der Blogger mit der Hölle auf Erden gedroht, wenn sie sich gegen Oswald stellten. Es hatte keine Bedeutung, wie viel Negatives über Oswald in den Medien stand, er verfügte über eine Gruppe von ergebenen Anhängern, die ständig wuchs. Außerdem gab es viele Prominente, die ihn verehrten.

Viele vom Personal sagten allerdings explizit für ihn aus. Einige davon hatte Sofia als ihre Freunde bezeichnet. Madeleine, Oswalds Sekretärin, und Bosse, seine rechte Hand. Benny und Sten, zwei abgestumpfte, aber energische Wachen. Doch am schlimmsten war die Aussage von Mona und Anders, Elviras Eltern. Sofia warf ihnen hasserfüllte Blicke zu, aber ihre leeren Augen sahen durch sie hindurch.

Einer nach dem anderen kam in den Saal und gab seine Aussage zu Protokoll. Sie beteuerten alle, dass Oswald der sympathischste Sektenführer auf der ganzen Welt sei. Er habe sich um sie gekümmert. Ihnen dabei geholfen, einen Job zu finden. Er habe Tag und Nacht gearbeitet, damit die Geschäfte gut liefen,...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Reihe/Serie Sofia Bauman
Sofia Bauman
Übersetzer Kerstin Schöps
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Sekten som återuppstod (Fog Island 2)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Claire Douglas • Cult • eBooks • emma cline • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kult • Nr. 1 Bestseller Schweden • San Francisco • Schweden • Scientology • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-641-24373-4 / 3641243734
ISBN-13 978-3-641-24373-9 / 9783641243739
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