Das Rubicon-Protokoll (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-24668-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Rubicon-Protokoll - James Swallow
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Ein neuer Fall für Agent Marc Dane: »Die britische Antwort auf Jason Bourne.« Daily Mail
Nachdem sich auf der ganzen Welt schockierende Anschläge ereignen, braucht Agent Marc Dane all seine Fähigkeiten und seinen Scharfsinn, um den mysteriösen Drahtzieher aufzuspüren - eine gesichtslose Verbrecherin, die nur unter dem Namen 'Madrigal' bekannt ist und mithilfe einer Gruppe von Hackern einen skrupellosen Rachefeldzug führt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lucy Keyes und dem restlichen Rubicon-Team begibt Marc sich auf eine gefährliche Verfolgungsjagd. Doch kann er all seinen Mitstreitern vertrauen? Und wie können sie den Terror stoppen, bevor er die Welt in den Krieg stürzt?

James Swallow wurde für seine Drehbücher unter anderem für einen BAFTA Award nominiert und hat zahlreiche erfolgreiche Video- und Hörspiele, Kurzgeschichten und Science-Fiction-Romane verfasst. Mit »Die Rubicon-Verschwörung« legte er seinen ersten Thriller um den britischen Agenten Marc Dane vor. James Swallow lebt und arbeitet in London.

Kapitel 1

Panik erfüllte ihn. Dickflüssig und zäh sickerte sie in seine Lunge und sammelte sich in seinem Magen, der sich zu einem schweren Klumpen formte. Die schwüle Mittagsluft wurde immer drückender, aber Lex setzte einen Fuß vor den anderen, so lange, bis seine Knie nachzugeben drohten. Er musste unbedingt für einen Moment verschnaufen, musste wieder zu Atem kommen, also rettete er sich in den Eingang einer Apotheke in den etwas kühleren Schatten, wo er Schutz vor der hochstehenden Sonne fand. Die Belegschaft machte bereits Siesta.

Er duckte sich und versuchte, seine Angst und seine Schwäche wieder in den Griff zu bekommen, strich sich die Haare aus dem rundlichen Gesicht. Entsetzen lag in seinem Blick. Er blinzelte, rückte seine Brille zurecht und verschmierte dabei die Gläser.

Lex ließ den Blick an sich hinabgleiten.

Jetzt nahm er zum ersten Mal die winzigen rostroten Flecken auf dem weißen T-Shirt wahr, das er unter seiner weiten schwarzen Kapuzenjacke trug. Der Schraubstock, der sein Herz umklammert hielt, zog sich noch ein bisschen fester zusammen. Er legte die Hand an seine Wange. Danach war sie mit rubinroten Streifen beschmiert. Hastig rieb er sein Gesicht mit dem Ärmel sauber, zerrte an dem Reißverschluss seines Hoodies und zog ihn ein Stück hoch, um die Spritzer zu verstecken.

Es war das Blut des Griechen. Lex hatte nicht einmal gemerkt, dass er etwas davon abbekommen hatte, so sehr war er mit all seinen Sinnen auf die Flucht konzentriert gewesen.

Es ist alles so rasend schnell passiert. Als Treffpunkt hatten sie eine große Piazza am südlichen Rand der Altstadt von Rabat abgemacht. Lex war schon seit Tagen auf der Mittelmeerinsel, die mit jeder Stunde ein wenig zu schrumpfen schien. Er wollte nur noch weg. Als die Nachricht endlich eintraf, hatte er gar nicht schnell genug zum Treffpunkt kommen können.

Die Nachricht bestand lediglich aus einer digitalen Zeichenfolge und wurde auf einen verschlüsselten Tor-Server geleitet, den Lex gleich am Tag seiner Flucht eingerichtet hatte. Sie enthielt die Zusage eines griechischen Schmugglers, der bereit war, ihn aus Europa zu schaffen und in ein Flugzeug nach Kanada zu setzen. Kyrkos, so hieß der Mann. Sie waren sich einig gewesen, der Ablauf genauestens geplant.

Sie wollten sich in Rabat treffen und gemeinsam nach Valetta fahren, wo Kyrkos ein Boot liegen hatte. Lex hatte alles genau vor Augen gehabt: Den Abend würden sie schön auf See verbringen, wo er sich den Sonnenuntergang im Meer anschauen würde. Anschließend wollte er ein kleines Ritual abhalten und seine sämtlichen Ausweispapiere verbrennen (und die Aschereste ins Wasser streuen). Ein Neubeginn.

Lex Wetherby würde auf See bestattet werden und wäre für immer verschollen. Genau so war es vorgesehen gewesen, weil niemand wusste, wo er war. Er war in Sicherheit.

Aber nachdem er sich dem Griechen gegenüber an einen Cafétisch gesetzt hatte, hatte der bullige Leibwächter in seiner Nähe plötzlich gestutzt, als hätte er etwas Ungewöhnliches bemerkt. Nur eine Sekunde später riss es ihn ruckartig nach hinten, als hätte ihn ein Pferd getreten.

Lex hatte schon öfter gesehen, wie jemand erschossen wurde, und jedes Mal hatte er dabei einen Schuss, einen lauten Knall gehört. Aber dieses Mal nahm er gar nichts wahr, was das ganze Geschehen seltsam unwirklich machte.

Kyrkos sprang von seinem Stuhl auf und stieß ein Weinglas um. Er hatte gerade noch Zeit, um Lex zu beschimpfen, dann zerfetzte das nächste Projektil – ebenfalls schallgedämpft – sein Gesicht. Der Grieche brach an Ort und Stelle zusammen. Ein Tourist an einem Nachbartisch bemerkte das Blut, ein Kind kreischte laut auf.

Lex ergriff die Flucht. Instinktiv, aus reinem Selbsterhaltungstrieb, kippte er dabei den Tisch zur Seite. Die dritte Kugel riss eine Ecke aus der hölzernen Tischplatte. Während er auf die nächste Gasse zustürmte, die ihm als vages Versprechen auf Sicherheit erschien, blickte er sich um, auch das eine instinktive Handlung, völlig unwillkürlich.

Touristen und Einheimische standen völlig erstarrt da, mit entsetzten Mienen, die Hände vor den Mund geschlagen. Die einzigen Menschen, die in seine Richtung blickten, waren ein Mann und eine Frau. Beide waren durchschnittlich groß und trugen identische Baseballmützen sowie große schwarze Sonnenbrillen, die die Hälfte ihres Gesichts verdeckten. Er sah die dunklen, kantigen Pistolen in ihren Händen, und dann setzte sein Verstand einfach aus. Dafür kochte die Panik in ihm hoch wie ein ausbrechender Geysir.

Er lief durch eine enge, stickige Gasse voller widerlicher abgestandener Gerüche und stieß etliche Häuserblocks nördlich der Piazza auf die Kbira Street, folgte dem Verlauf der Straße an den altehrwürdigen Mauern der Kollegiatskirche St. Paul vorbei. Rabat lag auf einem Hügel, und durch die mittelalterlichen Straßen wehte eine gleichmäßige Brise, die ihm die Haare zerzauste und Papierfetzen an den Randsteinen entlangblies. Zu allen Seiten standen dicht gedrängt sonnengebleichte Gebäude, und jetzt, am Nachmittag, waren die meisten Geschäfte geschlossen.

Lex rannte weiter, wie auf Autopilot, bis ihm klar wurde, dass er beinahe einen verhängnisvollen Fehler begangen hätte. So war er mit weichen Knien vor der Tür der Apotheke zum Stehen gekommen. Jetzt versuchte er, seinen Verstand wieder einzuschalten und sich an all das, was er über die Stadt wusste, zu erinnern. Nicht weit von hier entfernt, dort, wo Rabat auf die Mauern der alten Festungsstadt Mdina traf, gab es einen Busbahnhof. Er musste lediglich in einen der Nahverkehrsbusse schlüpfen und sich unter die Fahrgäste mischen, dann würde er ungesehen entkommen. Den Rest konnte er sich dann unterwegs überlegen, aber im Moment war er vor allem damit beschäftigt, sich nicht erschießen zu lassen.

Das zerfetzte Gesicht des Griechen tauchte vor seinem geistigen Auge auf, und als er versuchte, das Bild wieder loszuwerden, musste er würgen. Nestor Kyrkos war gut vernetzt und hatte Feinde gehabt, das wusste Lex. Vielleicht hatte das Killerpärchen mit den Baseballmützen ihn ja wegen einer ganz anderen Sache getötet, einer Sache, von der er, Lex, nicht einmal etwas ahnte. Vielleicht waren sie überhaupt nicht an ihm interessiert.

Doch dann erkannte er im Schaufenster der Apotheke das Spiegelbild eines olivfarbenen Gesichts, halb verdeckt von einer schwarzen Sonnenbrille. Jetzt wusste Lex mit absoluter Sicherheit, dass er das eigentliche Ziel war – und nicht Kyrkos und der Leibwächter. Kollateralschäden, bedauerlich, aber nun ja. Die Attentäter hatten die beiden nur getötet, um jede mögliche Gefahr auszuschalten, bevor sie sich ihrer eigentlichen Beute zugewandt hatten.

Lex huschte aus dem Schatten des überdachten Eingangs und schob sich durch eine Gruppe betagter englischer Touristen, die in der entgegengesetzten Richtung unterwegs waren. Trotz ihres leisen Murrens über seine Rücksichtslosigkeit hörte er das tiefe Dröhnen einer Unterschallkugel einen Sekundenbruchteil, bevor in einem sandfarbenen Steinblock in der Mauer neben ihm auf Kopfhöhe plötzlich ein Einschusskrater aufplatzte. Die Touristen reagierten mit zurückhaltender Verblüffung auf das laute Geräusch, während Lex sie bereits hinter sich gelassen hatte und sich nun dicht an die gelben Steinmauern der Nachbargebäude presste, um vor den Blicken der Attentäter geschützt zu sein, bis er die nächste Ecke erreicht hatte.

Kein Knall, nichts. Die Waffen, die die beiden benutzten, waren so gut wie lautlos. Außer ihm schien niemand zu begreifen, was sich hier gerade abspielte.

Lex hastete weiter, so schnell es nur ging, aber ohne zu rennen. Er wollte der Panik auf keinen Fall nachgeben, aus Angst, dass sie ihn ins Verderben führen würde. Bei seinem überstürzten Aufbruch aus dem Café hatte er seine Kuriertasche zurückgelassen, aber sie enthielt nur wenige Dinge, die unersetzlich waren. Das Wichtigste, das unschätzbar Wertvolle, trug er bei sich. Seit er Berlin den Rücken gekehrt und seine Kameraden zurückgelassen hatte, hatte er den Anlass für diesen Verrat immer in seiner unmittelbaren Nähe gehabt.

Bei diesem Gedanken zuckte seine Hand und krampfte sich kurz zusammen. Nervös strich Lex mit den Fingern der anderen Hand über die Narben an seiner Handfläche, kratzte an der alten, längst verheilten Wunde. Sein rechtes Bein fing an zu schmerzen, wie immer, wenn es schwierig wurde, doch er verdrängte den Phantomschmerz, indem er die Taschen seiner Cargohose und seiner Kapuzenjacke abklopfte, um sich zu vergewissern, was er alles bei sich hatte.

Nicht viel. Säuerliches Adrenalin sammelte sich in seinem Mund und hinterließ einen metallischen Nachgeschmack. Das war nicht die Art von Angst, die er kannte, nicht dieser Rausch der Geschwindigkeit, wenn er mit dem Fallschirm von einer Felsenklippe sprang oder auf dem Surfbrett eine Welle ritt. Damit kam er klar, weil er in diesen Situationen immer noch die Kontrolle hatte. Aber diese Angst jetzt kam brachial und schroff und überwältigend daher, und er musste sich zusammenreißen, um halbwegs klar denken zu können.

Diese Leute wollen mich ermorden. Jetzt traf ihn die Erkenntnis mit voller Wucht und presste ihm die Luft aus der Lunge.

Die schicksalhafte Entscheidung, die er vor Wochen noch in Deutschland getroffen hatte, fiel ihn jetzt von hinten an. Die Menschen, mit denen er zusammengelebt, mit denen er gefeiert, die Menschen, die er zu kennen geglaubt hatte … Er fragte sich, ob er sie überhaupt jemals wirklich...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Reihe/Serie Marc Dane
Marc Dane
Übersetzer Leo Strohm
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Ghost (Marc Dane 3)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Agententhriller • Berlin • Cyberterrorismus • eBooks • Hacker • Homeland • Jack Ryan • Jason Bourne • Korea • Politthriller • Robert Ludlum • Technologie • Terrorismus • Thriller • Verfolgungsjagd
ISBN-10 3-641-24668-7 / 3641246687
ISBN-13 978-3-641-24668-6 / 9783641246686
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