Die Kaufmannstochter von Lübeck -  Alfred Bekker

Die Kaufmannstochter von Lübeck (eBook)

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2022 | 1. Auflage
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-2177-9 (ISBN)
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Die Kaufmannstochter von Lübeck Historischer Roman Alfred Bekker & Silke Bekker schrieben als Conny Walden XXX Der Umfang dieses Buchs entspricht 458 Taschenbuchseiten. Johanna von Dören, Tochter eines einflussreichen Lübecker Schonenfahrers, begleitet ihren Vater zum Hansetag nach Köln. Dort soll ein Bündnis gegen den dänischen König Waldemar IV. geschlossen werden, der wichtige Handelsinteressen behindert. Johanna, die als Kind die Pest überlebte, ist entschlossen, ins Kloster einzutreten. Als sie in Köln Frederik von Blekinge kennenlernt, einen jungen Adeligen aus Schonen, entwickelt sich eine große Liebe, und in einem Moment der Leidenschaft gibt sich Johanna Frederik hin. Erschrocken über sich selbst, vertraut sie sich einem Priester an. Ein verhängnisvoller Fehler - denn damit tritt eine dramatische Wende ein, und die Liebenden schweben bald in höchster Gefahr ...

In diesem Moment sprang die Tür auf. Hintz, ein Laufbursche, den Moritz von Dören zur Erledigung diverser Botengänge und Besorgungen angestellt hatte, kam herein. Sein Kopf war hochrot. Er musste tatsächlich ein ganzes Stück gerannt sein. „Herr, die Seehundbraut liegt bei Kopenhagen fest. König Waldemar lässt sie nicht passieren und verlangt einen unverschämt hohen Zoll für die Öresund-Durchfahrt ...“ Hintz rang nach Luft.

„Damit war leider zu rechnen“, murmelte Wolfgang.

„Die Seehundbraut war nicht allein unterwegs“, stellte Moritz fest. „Was ist mit den anderen Koggen des Verbandes?“

„Dasselbe“, keuchte Hintz. „In Kopenhagen festgesetzt, bis bezahlt ist. Der Bote kam gerade vorhin in die Stadt und ist jetzt noch beim Bürgermeister.“

Moritz von Dören ballte die Hände zu Fäusten und in das ansonsten eher weich und freundlich wirkende Gesicht des Kauffahrers trat ein harter Zug, wie Johanna ihn nur sehr selten bei ihrem Vater bemerkt hatte. „Waldemar, dieser dänische Räuber“, entfuhr es ihm. „Es wird Zeit, dass ihm jemand das Handwerk legt! Höchste Zeit wird es!“

Waldemar IV., seines Zeichens König von Dänemark, hatte vor kurzem die südschwedische Provinz Schonen erobert und kontrollierte jetzt beide Seiten des Öresundes. Nur ein paar Meilen war diese Wasserstraße an der schmalsten Stelle breit. Es hing jetzt von König Waldemars Gnaden ab, ob und zu welchem Preis er die Schiffe der Hanse dieses Nadelöhr zwischen Nord- und Ostsee passieren ließ. Und damit saß der Dänenkönig am Lebensnerv der lübischen Fernhändler. Nicht genug, dass der wichtige Handel mit der Küste von Schonen jetzt vollständig unter seiner Kontrolle stand, auch die Schiffe, die Stockfisch in Bergen luden, und der überaus wichtige Schiffsverkehr mit Flandern und England waren davon betroffen.

„Hintz!“, sagte Moritz plötzlich auf sehr energisch wirkende Weise.

„Ja, Herr.“

„Ruf alle Mitglieder unserer Bruderschaft zusammen. Wir treffen uns in zwei Stunden im großen Saal des Rathauses. Und lasst auch unseren Bürgermeister von unserer Zusammenkunft wissen und ihm ausrichten, dass er herzlich willkommener Gast sei.“

Hintz musste jetzt erst einmal tief durchatmen. Einige Dutzend Handelsherren in so kurzer Zeit zusammenzurufen, war auch für einen robusten Laufburschen eine anspruchsvolle Aufgabe, auch wenn Lübeck kein besonders ausgedehntes Stadtgebiet hatte. Seine Lage hatte eine ungehemmte Erweiterung verhindert. Nur ein kurzes Stück verband die Stadt mit dem Land, ansonsten wurde sie von allen Seiten durch die in einem Bogen ins Meer fließende Trave begrenzt. Diese natürlichen Grenzen sorgten dafür, dass man relativ kurze Wege hatte. Ein Umstand, der für den Handel stets eine ideale Voraussetzung gewesen war.

„Ich werde tun, was ich kann, Herr“, versprach Hintz.

„Beeil dich!“, verlangte Moritz mit einer drängenden Ungeduld, die ansonsten eigentlich nicht zu den typischen Eigenschaften des Ältermanns der Schonenfahrer-Bruderschaft gehörte. „Und der Bote aus Kopenhagen – er soll im Kreis der Bruderschaft wiederholen, was er gesagt hat!“

„Jawohl, Herr.“

Hintz verneigte sich leicht. Dann drehte er sich um und brach sofort auf.

Moritz wandte sich an Johanna. „Sorg dafür, dass dieser Schatz gut verschlossen und sicher verwahrt wird, Johanna.“

„Das werde ich“, versprach sie.

„Ich werde jetzt einiges zu tun haben. Sucht mich im Rathaus, wenn irgendetwas sein sollte!“ Mit diesen Worten verließ nun auch Moritz von Dören den Raum. Wolfgang Prebendonk folgte ihm, allerdings nicht, ohne Grete zuvor noch einen Blick zuzuwerfen, den man gegenüber einer verlobten Frau wohl nur als unverschämt betrachten konnte.

GRETE ERRÖTETE LEICHT, aber es war unübersehbar, dass ihr die Aufmerksamkeit gefiel, die Wolfgang ihr nach wie vor zuteil werden ließ.

Sie wischte sich mit einer schnellen Bewegung über die erröteten Wangen und sagte dann: „Es scheint, als seist du die Einzige im Raum gewesen, der unser Vater die innere Stärke zugetraut hat, der Versuchung zu widerstehen, die auf diesem Tisch steht, und tatsächlich dafür zu sorgen, dass der Schatz, wie er ihn nennt, sicher verwahrt wird.” Sie lächelte breit während sie das sagte und richtete etwas ihre Frisur, um die Verlegenheit zu überspielen.

„Hättest du diese innere Stärke denn nicht, Schwester?”, fragte Johanna.

„Du hast doch gesehen, wie sehr ich dieser klebrigen, zuckersüßen Masse verfallen bin, Johanna.”

„Und was ist mit den anderen Versuchungen?”

Grete sah Johanna geradewegs in die Augen.

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst”, behauptete sie schmunzelnd.

„Ich hatte das Gefühl, Wolfgang wusste das sehr genau.“

„Denkst du, wir sind wirklich so verschieden, wie du manchmal tust, Johanna?“

„Sind wir nicht?“

Grete schüttelte zögernd den Kopf. „Nein, ich denke nicht. Ich glaube, tief hinter deinem gottgefälligen Äußeren verbirgt sich ein Vulkan der Sünde, stets in der Gefahr auszubrechen.“

„Ach ...“

„Als ich in Antwerpen war, hat Pieter mir vom Vesuv erzählt, einem Vulkan in Neapel. Weißt du, er ist schon einige Male bis dorthin gereist, um die Handelsinteressen seines Hauses zu vertreten, und träumt davon, eines Tages den Venezianern und Genuesen ein Schnippchen zu schlagen und den Handel mit Konstantinopel und den Ländern der Muslime direkt abwickeln zu können – ohne dass die Zwischenhändler in Italien den größten Teil des Gewinns einstreichen.”

„Es scheint, als hätte dein zukünftiger Gemahl ehrgeizige Pläne“, stellte Johanna fest.

„Ja, das hat er. Aber darauf will ich jetzt nicht hinaus.“

Johanna hob die Augenbrauen. „Und worauf dann?“

„Niemand weiß, wann der Vesuv das nächste Mal ausbrechen wird. Er hat in der Vergangenheit schon mehrfach seine Feuersbrunst emporsteigen lassen und ganze Städte unter Asche und geschmolzenem Gestein begraben. Nur Gott allein weiß, ob und wann das wieder geschehen wird. Pieter sagt, dass die Gegend jetzt ruhig und friedlich aussieht. Manchmal steigt etwas Rauch auf, aber ansonsten ließe sich nicht einmal erahnen, welche Gewalt unter dem Krater schlummert.“

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ein Vulkan in Italien mit mir zu tun haben sollte.“

„Könnte es nicht sein, dass du genauso bist, Schwester? Äußerlich scheint alles ruhig und friedlich, aber unter der der Oberfläche brodelt es und niemand weiß, was sich da tief unter der Oberfläche zusammenbraut.“

Johanna lächelte kurz und verlegen. „Du redest Unsinn“, behauptete sie kurz und knapp.

Grete zuckte mit den Schultern. „Da bin ich mir gar nicht so sicher ... Auf jeden Fall wärst du nicht die Erste, die nach außen hin so heilig tut und in deren Inneren es in Wahrheit ganz anders aussieht.“

Johannas Gesicht wurde jetzt sehr ernst. Gretes Worte hatten sie bis ins Mark getroffen. Die Worte ihrer Schwester ärgerten sie über die Maßen. „Wie kannst du wissen, wie es in meinem Inneren aussieht!“, empörte sie sich. „Und überhaupt! Die einzige Macht, der ich gehorchen will, ist die Macht Gottes. Ihm habe ich mich ganz und gar unterworfen.“

„Wirklich?“, fragte Grete und in ihren ansonsten so weich wirkenden Gesichtszügen stand nun ein hintergründiges, durchtriebenes Lächeln. Sie zuckte mit den Schultern. „Dann bist ja vielleicht tatsächlich eine Heilige, Johanna!“

Auch wenn die Schwestern sich meistens gut verstanden und einander sehr nahestanden, blieb doch immer eine gewisse Rivalität zwischen ihnen, die ab und zu in Form von spitzen Bemerkungen hervorbrach.

Für Grete war es bislang immer schwierig gewesen zu akzeptieren, dass Johanna für ihren Vater eine so herausragende Rolle als Vertraute und Gehilfin in Geschäftsdingen spielte. Die Begabung für die Rechenkunst war Grete nun einmal nicht gegeben – und der Heiligenschein einer von der Pest Genesenen hatte das Schicksal ihr auch nicht zuteil werden lassen. Allein dieser Umstand schien Moritz von Dören seine zweite Tochter mit anderen Augen sehen zu lassen, als seine erste. Doch nun, da Grete sich anschickte, die Frau eines der bedeutendsten Fernhändler der ganzen Hanse zu werden, schien die Waagschalen der beiden Schwestern noch einmal gehörig in Bewegung zu bringen. Eine gute Heirat fiel mehr ins Gewicht, als alles Geschick in geschäftlichen Dingen oder die Fähigkeit, große Zahlen zu überblicken und den Profit frühzeitig zu erkennen, den ein Handel einbrachte.

Königreiche waren durch Hochzeiten schneller erobert worden als durch irgendeinen Feldzug – und dasselbe galt wohl auch für...

Erscheint lt. Verlag 21.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-2177-X / 373892177X
ISBN-13 978-3-7389-2177-9 / 9783738921779
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