Parceval - Auf der Flucht (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
416 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-21872-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Parceval - Auf der Flucht - Chris Landow
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Die Täter sind seine Opfer. Sein Name ist Parceval.
Ralf Parceval hat fünfzehn Menschenleben auf dem Gewissen. Nach deutscher Rechtsauffassung ist er ein Mörder. Nach seiner eigenen Rechtsauffassung ist er ein Versager. Denn er hat die falschen Männer erwischt.
Bundesweit wird nach Parceval gefahndet. Der ist nach seinem Ausbruch aus dem Knast in Mannheim untergetaucht, wo er einen Informanten treffen will. Während Parceval auf den Kontaktmann wartet, wird er Zeuge eines blutigen Überfalls auf einen Hochzeitskonvoi. Parceval versucht, unschuldige Passanten zu retten - und zieht damit unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich. In Mannheim tobt ein brutaler Krieg zweier Unterweltbanden, und Parceval gerät zwischen die Fronten ...

Alle Bände der Reihe:
PARCEVAL - Seine Jagd beginnt
PARCEVAL - Auf der Flucht
PARCEVAL - Spiel mit dem Feuer

Chris Landow ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Bestsellerautors, dessen Romane sich über eine Million Mal verkauft haben und in ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden. Mit »Parceval« legt er die actiongeladene Thrillerreihe um Ex-Bundespolizist Ralf Parceval vor.

1


Das Massaker begann keine zehn Minuten, nachdem Parceval seinen Kaffee bestellt hatte.

Zu diesem Zeitpunkt überlegte er gerade, ob er sich einen zweiten gönnen sollte. Er war unschlüssig, weil das Gebräu wirklich gut war. Aber es hatte schon ziemlich lange gedauert, bis man ihm den Kaffee endlich an seinen Platz gebracht hatte, und Parceval war niemand, der gerne lange am selben Platz ausharrte.

Doch da waren noch die drei Soldaten auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Dort war gleich nach seiner Ankunft ein schwarzer SUV vorgefahren, ein bulliger Toyota Land Cruiser, und hatte auf dem Bürgersteig gehalten. Der SUV trug das deutsche Militärkennzeichen, ein Y, das der Bundeswehr vorbehalten war, gefolgt von einer sechsstelligen Zahlenfolge. Links vor dem Y prangte die deutsche Flagge. Das Kennzeichen war schief montiert und passte nicht in die dafür vorgesehene Aussparung im Stoßfänger des Toyota. Dass die Bundeswehr ein derartiges Fahrzeug geleast hatte, empfand Parceval als ungewöhnlich. Die drei Soldaten, die ausgestiegen waren, mussten zu einer besonderen Einheit gehören.

Der Kellner hatte in einer zeitraubenden Prozedur die Bestellung in sein mobiles Orderterminal eingegeben. Er hämmerte mit seiner Stiftspitze auf die Oberfläche ein, als wollte er die Bestellung für die Ewigkeit ins Glas gravieren. Bis er Parcevals Tisch wieder verließ, war eine ganze Minute vergangen.

Die Soldaten gegenüber bestanden aus einer Frau und zwei Männern. Parceval konnte über die Straße an den Rangabzeichen erkennen, dass es sich um zwei Stabsunteroffiziere – die Männer – und einen Hauptfeldwebel handelte. Die Frau war damit ihre Vorgesetzte. Sie hatten sich gereckt und gestreckt und waren dann an den geöffneten Wagentüren stehen geblieben. Parceval schätzte, dass sie auf einen höherrangigen Offizier warteten, den sie hier abholen sollten. Er hatte während seiner Zeit in Afghanistan genug Angehörige der Bundeswehr kennengelernt, um die Dienstgrade identifizieren zu können; mehr noch: Es waren so etwas wie Respekt und kollegiale Gefühle für die Soldatinnen und Soldaten entstanden. Er beobachtete die drei mit freundlicher Neugier, trotz seines Instinkts, so schnell wie möglich seinen Platz wieder zu verlassen.

Das Café hatte Stühle und Tische auf den Bürgersteig gestellt, um Gäste in der Herbstsonne anzulocken. Die Strategie war erfolgreich, auch deshalb kam der Kellner nicht mit den Bestellungen hinterher.

Es hatte fünf Minuten gedauert, bis Parcevals Kaffee serviert wurde – in einer dickschaligen, italienischen Kaffeetasse mit dem Schriftzug des Lokals. Parceval trank seinen Kaffee schwarz, aber er war sicher, dass er, hätte er ihn mit Milchschaum bestellt, eine kleine Verzierung darin vorgefunden hätte – ein Blattmuster oder ein Herz oder sonst etwas, womit ein guter Barista bewies, dass er auch in der größten Hektik seinem Berufsstolz treu blieb.

Parcevals Rastlosigkeit hatte einen Grund: Er war seit Sommer auf der Flucht und Deutschlands meistgesuchter, entflohener Strafgefangener. Es war nicht sehr schwer, unerkannt zu bleiben, wenn man sich unauffällig gab, nirgendwo lange verweilte, sich auf Plätzen mit Videoüberwachung immer inmitten der Menge hielt oder eine Kopfbedeckung trug, keine Bankschalter oder Geldautomaten benutzte und für die unvermeidlichen Einkäufe nur Geschäfte betrat, bei denen er sich halbwegs sicher sein konnte, dass keine Überwachungskameras installiert waren.

Die Fahndungsplakate wiesen nur noch marginale Ähnlichkeit mit ihm auf. Die Fotos waren sechs Jahre alt, Parcevals Gesicht war härter geworden und hatte eine Narbe davongetragen, die seine rechte Braue teilte und nicht auf den Fahndungsfotos abgebildet war. Mithilfe der Identi-Kits hatten die Phantomzeichner der Polizei Parceval mit verschiedenen Haar- und Barttrachten dargestellt, wobei sie derart übertrieben hatten, dass sie eine Wiedererkennung Parcevals eher noch erschwerten.

Dennoch musste man aufpassen. Parceval konnte es sich nicht leisten, wieder geschnappt zu werden. Seinetwegen nicht – und nicht wegen der Mission, die er sich auferlegt hatte.

Parceval hatte den Kaffee in zwei Minuten getrunken. Als er die leere Tasse abstellte, hörte er von fern das Gehupe einer Autokavalkade – ein Hochzeitskorso. Er wusste, dass der Korso hier am Café vorbeikommen würde. Tatsächlich saß er nur deshalb hier. Er hatte vor zwei Tagen mit dem Fahrer des Brautwagens telefoniert. Dieser hatte ihm erklärt, dass alle Autos zwei- oder dreimal den Friedrichsplatz umkreisen würden, so sei es in Mannheim üblich. Dann ging es für die Gäste in ein exklusives Hotel in der Nähe, das Brautpaar würde mit dem Fotografen am Wasserturm posieren, und er – der Fahrer – hätte dann eine halbe Stunde Zeit, um Parcevals Fragen zu beantworten. Man konnte dabei gemeinsam um die Wasserspiele schlendern. Der unauffälligste, weil alleröffentlichste Platz in ganz Mannheim.

Der Hauptzweck des Treffens war allerdings nicht eine zwanglose Unterhaltung. Zwar hatte der Fahrer bereits erklärt, dass er nur über wenige Informationen verfügte; aber er hatte einen guten Kontakt zu jemandem, der angeblich wusste, was aus Parcevals Schwester Birgit und seiner Nichte Miray geworden war. Die beiden waren vor sechs Jahren entführt worden und seitdem spurlos verschwunden. Parceval war fest entschlossen, sie wiederzufinden. Das Treffen mit dem Fahrer sollte dazu dienen, Parceval und den Informanten zusammenzubringen.

Der Fahrer kam aus Afghanistan, genauer gesagt aus Kunduz. Parceval kannte ihn nicht persönlich, doch er hatte seine Familie gekannt, damals, vor sieben Jahren. Auch der Fahrer wusste, wer Parceval war, womit das Treffen zum Risiko wurde. Aber Parceval war sich sicher, dass der Mann ihn nicht verraten würde. Sein älterer Bruder war einer von Parcevals Polizeischülern gewesen. Parceval erinnerte sich an ihn. Er erinnerte sich auch, wo er gelegen hatte in dem Schlachthaus, in das sich die einstige Polizeistation verwandelt hatte. Er erinnerte sich an jeden einzelnen Toten in den blutbespritzten Räumen. Von manchen der Leichen hatten sich zwei Standorte in seinem Gedächtnis eingeprägt – der des Körpers und der des Kopfes.

Noch drei Minuten in diesem Countdown, von dem Parceval nichts wusste. Er rückte die Tasse auf ihrem Unterteller so zurecht, dass sie genau in der Mitte der Mulde stand. Das Hupen wurde lauter. Es war früher Samstagnachmittag, der normalerweise dichte Verkehr um den Friedrichsplatz floss spärlich dahin. Parceval dachte daran, dass er aller Voraussicht nach niemals wieder in einem Brautauto sitzen würde. Nicht als Fahrer und schon gar nicht als Bräutigam. Er war der Fahrer gewesen, als seine Schwester Birgit und sein bester Freund Saïf geheiratet hatten. Saïf war einer der Toten in der Polizeistation gewesen, und von Birgit und ihrer Tochter fehlte seit sechs Jahren jede Spur.

Eine Mitarbeiterin der Mannheimer Verkehrsüberwachung trat nun auf den Land Cruiser zu, und die Soldatin sprach mit ihr. Beide lächelten und zuckten mit den Schultern. Die Politesse nickte und zog wieder ab, ohne die Soldaten zur Weiterfahrt aufzufordern.

Zwei Minuten. Das Hupen des Konvois war jetzt so laut, dass überall Passanten stehen blieben und sich nach den Fahrzeugen umdrehten. Die meisten grinsten, ein paar schüttelten genervt die Köpfe. Parceval blickte nach unten, als er eine Berührung an seinem Stuhl spürte. Ein höchstens zweijähriger Junge stand neben ihm und hielt sich an seinem Stuhlbein fest. Er nuckelte an einem Schnuller und starrte mit ernster Miene zu Parceval hoch. Seine Mutter saß zwei Tische weiter und tippte auf ihrem Smartphone herum. Parceval lächelte den kleinen Jungen unsicher an. Der Junge blinzelte, ohne seine ernste Miene zu verziehen.

Die Soldatin drüben telefonierte. Es war ein kurzes Telefonat. Sie steckte das Telefon weg und gab ihren Untergebenen ein knappes Zeichen. Alle drei stiegen wieder in den Toyota. Wahrscheinlich hatte der Offizier, den sie abholen sollten, Bescheid gegeben, dass sie woanders auf ihn warten sollten. Oder dass er sich verspätete. Oder dass er sie nicht mehr brauchte. Parceval kannte den Spruch, der in abgewandelter Form auch in der Bundeswehr kursierte und nichts als Resignation ausdrückte: Die Hälfte seines Lebens wartet der Soldat vergebens.

Eine Minute. Der kleine Junge verlor das Interesse an Parceval und stapfte auf unsicheren Beinen weiter. Seine Mutter merkte nicht, dass er sich noch mehr von ihr entfernte. Parceval fragte sich, ob er sie darauf aufmerksam machen oder den Jungen aufhalten sollte. Es lief seinem Instinkt, möglichst wenig Kontakt mit der Öffentlichkeit zu haben, völlig zuwider, doch wie es aussah, steuerte der Kleine direkt auf die Straße zu. Die Friedrichstraße war eine Einbahnstraße, die dort, wo das Café lag, nur in nordwestlicher Richtung befahren werden konnte. Direkt vor dem Café verlief die Busspur – aber dennoch drohte Gefahr.

Vor allem, wenn der Konvoi vorbeifuhr, der sich von der Augustaanlage her näherte. Die Fahrer würden abgelenkt sein und einen Zweijährigen, der zwischen parkenden Fahrzeugen heraus auf die Fahrspur lief, mit Sicherheit zu spät erkennen.

Parceval warf der unachtsamen Mutter einen Blick zu, dann stand er auf, um den Jungen aufzuhalten.

Der Konvoi bog in die Friedrichstraße ein. Die Fahrer hatten die Fenster und Autodächer geöffnet und brüllten und jubelten, die Hupen gellten ihm in den Ohren. Das Brautauto war ein Audi A8 mit nachtblauer Perl-Lackierung und riesigem Blumen-Bukett auf der Motorhaube. Die nachfolgenden Fahrzeuge waren ebenfalls große...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2020
Reihe/Serie Ralf Parceval
Ralf Parceval
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte action • Afghanistan • Bestsellerautor • Deutscher Thriller • eBooks • Entführung • Jack Reacher • Lee Child • Mafia • Mannheim • Politthriller • Rache • Selbstjustiz • Thriller
ISBN-10 3-641-21872-1 / 3641218721
ISBN-13 978-3-641-21872-0 / 9783641218720
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